Der Boston Globe hat einen Artikel über Mark Boudreaux veröffentlicht, in dem ein wenig hinter die Kulissen des Spielzeugherstellers Hasbro geschaut wird. Für die, die es interessiert, hier die Übersetzung:
In dieser nicht zu weit entfernten Spielzeuggalaxie hängt ein gelber Naboo Jäger im Büro von Mark Boudreaux über Reihen von imperialen Shuttles, Jedi Raumjägern, Snowspeedern und Heerscharen von Sturmtrupplern.
"Star Wars umgibt Dich vollständig," sagt Boudreaux. "Es ist wie die Macht." Bei Hasbro ist dieser Mann allerdings eine andere Art von Macht: Er ist der dienstälteste der Designer für Star Wars-Spielzeuge, quasi der Yoda unter ihnen. Bereits seit 1977 ist er an der Entwicklung von Spielzeugen, Action Figuren und Fahrzeugen von allen sieben Filmen, Ep I-VI und TCW, beteiligt.
Für die aktuellste Produktreihe hat er den neuen 30-Zoll Millenium Falcon erdacht, ebenso den sechsbeinigen AT-TE aus Clone Wars.
Im Konferenzraum bei Hasbro sitzend, der von allen nur die Spaßfabrik genannt wird, beginnt Boudreaux, 53 Jahre alt, ausgelassen zu werden und spricht über seine Arbeit und den andauernden Reiz, den Star Wars ausübt: "Star Wars ist eigentlich ein wirklich klassisches Gut-gegen-Böse-Szenario und noch viel mehr als das," erklärt Boudreaux. "Es ist etwas, dass Dich vollständig in Beschlag nehmen kann, es ist allgegenwärtig, überall."
Ein Teil des Star Wars Universums zu sein, ist für Boudreaux sowohl eine persönliche als auch eine berufliche Leidenschaft: Er sammelt die Figuren und Fahrzeuge, die das 90 Mann starke Team auf Rhode Island bei Hasbro produziert. "Der Job lässt Dir graue Haare wachsen," sagt er, "aber ich wüsste nicht, was ich lieber täte."
Boudreauxs Odysee im Weltraum begann in seiner Heimat Ohio. Dort bastelte er an Modellen von Kampfflugzeugen und sah die Serie "Star Trek" im Fernsehen. 1977 studierte er Industriedesign in Cincinnati, als er einen Job bei der Spielzeugfirma Kenner ergatterte. "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort," meint Boudreaux, der schließlich eine Vollzeitstelle als Designer bekam und so Teil der Truppe wurde, die die klassischen Star Wars Spielzeuge herstellte.
Eine seiner frühen Aufgaben, die ihm sehr gefielen, war die grundlegende Größe und Form von Han Solos Millenium Falcon zu entwerfen. "Über einen Zeitraum von drei Filmen, wurde sie das Heldenschiff," erklärt Boudreaux, während er das originale Modell in der Hand hält. " Daneben entwickelte er auch andere Fahrzeuge, wie z.B. Slave I, das Schiff des berüchtigten Kopfgeldjägers Boba Fett. Als er seinen Job begann, wurde noch alles mit Hand gezeichnet und Prototypen aus Karton gefertigt.
Boudreaux findet, dass dieser Job zwar Spaß macht, aber kein Kinderspiel ist. Ein Spielzeugdesigner muss die Kunst beherrschen, etwas, was die Zuschauer auf dem Bildschirm sehen, in ein Modell zu übetragen, dass sie mit nach Hause nehmen können. "Aber wie bringt man eine Erfahrung nach Hause? Das ist die große Frage unseres Berufs," klärt der bärtige Entwickler auf. "Es muss mehr sein, als ein netter Modelbausatz, der im Regal steht. Wir möchten, dass man Star Wars immer wieder neu erleben kann, so oft man will. Wir stecken viel in die Fahrzeuge, das die Filme neu entstehen lässt. Die Figuren werden zu neuem Leben erweckt."
Mit jedem Film hat Boudreaux in all den Jahren eine Vielzahl von Fahrzeugen und Figuren entworfen, von denen aber nicht alle im Kino zu sehen waren. In den frühen 80ern hat Boudreaux "Mini-Rigs" produziert, kleine Fahrzeuge für kleines Geld. Aber von Mitte der 80er an bis Mitte der 90er gab es für George Lucas eine Pause in Sachen Star Wars. Also hat Bourdeaux während dieser Zeit Spielzeug für andere Marken, wie MASK, The Centurions und Jurassic Park entworfen.
Schließlich wurde 1991 Kenner von Hasbro gekauft und das Büro in Cincinnati im Jahre 2000 geschlossen. Die Firma zog nach Rhode Island und Boudreaux ging mit - samt seiner Frau Judy und ihren beiden Kindern. Für den Umzug brauchte es einen Laster, um die ganze Star Wars Sammlung von Boudreaux zu transportieren - die unter anderem einen R2-D2 Schokoriegel aus dem Jahre 1977 enthält.
"In 30 Jahren hat er eine Menge Zeug gehamstert," meint Judy, die es gewohnt ist, dass die Arbeit ihres Mannes mit nach Hause kommt. Manchmal ist das ein Prototyp für ein neues Lichtschwert oder der neueste der "Galactic Heroes", kleine, klobige Figuren, die für Kleinkinder gedacht sind. Das Design erfolgt allerdings mittlerweile digital.
In einigen Kreationen von Boudreaux kann er sich selbst erkennen. Ein paar Rebellensoldaten haben sein Aussehen oder das von anderen Entwicklern - ein Zugeständnis, das Lucasfilm an die Spielzeughersteller gemacht hat. "Es ist irgendwie eine 3D-Ansicht Deines Lebens," meint Boudreaux über seine Sammlung und seine Entwürfe, die zwei Drittel seines Kellers ausmachen und seinen Arbeitsplatz bei Hasbro vollständig einnehmen. "Ich erinnere mich als Aushilfe angefangen zu haben und die Leute begannen Witze darüber zu machen, dass ich bei Kenner arbeitete," erinnert er sich. "Aber: Ich arbeite an Raumschiffen - wie cool ist das bitte?"
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