Das Hamburger Abendblatt hat einen Artikel online, der sich zwar nur am Rande mit Star Wars beschäftigt, aber sicherlich auch für viele Fans der großen Multiplex-Kinos interessant sein dürfte:
Die Sternensaga sollte die Branche eigentlich aus dem Tief holen. Doch der Film bleibt hinter den Erwartungen zurück. Für die Multiplexe wird es langsam eng.Tja, da kann man nur hoffen, dass es mit den großen Kinos nicht weiter den Bach runter geht. Ich persönlich gehe zwar auch sehr gerne in's Kino, finde die Preise heutzutage allerdings unter aller Sau...Eigentlich waren die Jedi-Ritter fest als Retter eingeplant. "Star Wars - Die Rache der Sith" sollte in diesem Jahr endlich den ersehnten Durchbruch für die arg gebeutelte deutsche Kinobranche bringen. Doch nach einem fulminanten Start mit fast zwei Millionen Besuchern haben George Lucas' Sternenkrieger nun unvermittelt zum Tiefflug angesetzt.
Auf den Rekord folgte ein Besuchereinbruch um 60 Prozent. "Der Absturz war brutal", sagt der Sprecher der Hamburger Cinemaxx AG, Arne Schmidt, dem Abendblatt. Zwar hing der massive Rückgang vor allem mit dem ersten heißen Sommerwochenende in Deutschland zusammen, doch die hochfliegenden Erwartungen der Branche können Obi Wan, Darth Vader und Senator Palpatine in diesem Leinwandleben wohl nicht mehr erfüllen. "Wir gehen nicht davon aus, daß der letzte Teil der Sternensaga die Zahlen von Episode I und II erreichen wird", sagt der Sprecher des größten deutschen Kinobetreibers Cinestar, Jan Oesterlin, dem Abendblatt.
Dies wäre aber dringend notwendig, wollten sich die deutschen Kinos zumindest noch ein Fünkchen Hoffnung auf ein Umsatzplus in diesem Jahr bewahren. Bis Ende Mai kamen laut einer Erhebung des Research-Unternehmens Nielsen EDI bereits 13,8 Prozent weniger Besucher in die deutschen Filmtheater als im Vorjahr.
Vor allem der April entpuppte sich mit einem Minus von knapp 28 Prozent als wahrer Horrormonat und bescherte der Branche das schlechteste Ergebnis seit 14 Jahren. Schwache Filme und ein für die Jahreszeit recht warmes Wetter machten den Kinobetreibern zu schaffen. "Streifen wie ,Das Schwiegermonster' sind deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben", sagt Cinestar-Sprecher Oesterlin.
Hinzu kommen die grundsätzlichen Probleme der Großkinos, die mit dem Wachstumsmarkt Heimkino und der wieder gestiegenen Sparneigung der Deutschen zusammenhängen. "Zwar ist das emotionale Erlebnis im Kinosaal etwas völlig anderes als auf dem heimischen Sofa, doch die Bürger sind offenbar nicht bereit, dafür zu zahlen", mutmaßt Cinemaxx-Sprecher Schmidt.
Die zweite Jahreshälfte dürfte der Branche kaum Linderung verschaffen. Der nächste potentielle Kassenknüller "Krieg der Welten" mit Tom Cruise startet Ende Juni und damit in der heißesten und kinounfreundlichsten Zeit des Jahres. Der gerade angelaufene Streifen "Per Anhalter durch die Galaxis" nach dem Kultbuch von Douglas Adams wurde von der Kritik zwar hoch gelobt, ist nach Einschätzung der führenden Ketten aber eher etwas für eingefleischte Science-Fiction-Fans. Immerhin winkt zum Jahresende noch die Verfilmung des vierten Buches rund um den Zauberlehrling "Harry Potter" - bislang immer ein Garant für volle Kinosäle.
"Auf Basis unserer Zahlen bis Ende April müssen wir aber davon ausgehen, daß wir das Gesamtjahr sowohl mit einem Umsatzminus als auch mit roten Zahlen abschließen werden", sagt Cinemaxx-Sprecher Schmidt. Die Chance für die Hamburger, nach mehreren verlustreichen Jahren endlich wieder in die Gewinnzone zu kommen, wäre damit ein weiteres Mal vertan. Erst im vergangenen Jahr hatte der Münchner Filmhändler Herbert Kloiber Cinemaxx vor dem finanziellen Ruin bewahrt und war als größter Anteilseigner in die Aktiengesellschaft eingestiegen - ein Engagement, das ihm bislang wenig Freude bereitet haben dürfte.
Auch Konkurrent Cinestar steht unter verschärfter Beobachtung der Eigentümer. Die Kinos gehören zum australischen Unterhaltungskonzern Amalgamated Holdings (AHL), der sich zuletzt wenig begeistert über die deutsche Marktentwicklung zeigte. AHL hatte die Cinestar-Kinos den Lübeckern Geschwistern Heiner und Marlis Kieft abgekauft, nachdem diese sich mit der Übernahme der Hamburger Ufa-Kette übernommen und ihr Unternehmen ebenfalls an den Rand des Ruins geführt hatten. Mittlerweile mußten sich die Kiefts, die noch als Geschäftsführer der Cinestar-Betreibergesellschaft Greater Union fungieren, auf Druck der Australier von einem Teil der Kinos wieder trennen.
Das Image der Geschwister ist seit einigen Wochen zudem angekratzt, weil sie ein Wiener Gericht zur Zahlung mehrerer Millionen Euro Schadenersatz an die österreichische Gruppe Immofinanz verurteilte. Die Kiefts waren 2002 vorzeitig aus einem langjährigen Mietvertrag für ein Wiener Kino ausgestiegen und gut zwei Millionen Euro an Miete schuldig geblieben. "Insgesamt belaufen sich unsere Forderungen auf etwa zehn Millionen Euro", sagte ein Immofinanz-Sprecher dem Abendblatt. Man sei zuversichtlich, auch die Berufungsverhandlung im August für sich zu entscheiden.
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