World Enteractive hatte die Gelegenheit, mit Rick McCallum über die dreidimensionale Kinozukunft, die Zusammenarbeit mit IMAX und die Star-Tours zu sprechen:
Rick McCallums lange und abwechslungsreiche Karriere in der Filmproduktion begann 1975 als Assistent von Regisseur James Ivory an dessen Film "Wild Party". Als Produzent entwickelte er enge Beziehungen zu den Filmemachern Nicholas Roeg und George Lucas, für letzteren produzierte er "Radioland Murders - Wahnsinn auf Sendung", die Fernsehserie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones", die "Special Edition" der Episoden IV bis VI von "Krieg der Sterne" und die Trilogie der Vorgeschichte dieser Filmreihe. McCallums jüngster Film "Krieg der Sterne: Episode III - Die Rache der Sith" läuft weltweit am 19. Mai in den Kinos an. Am 3. Mai 2005 sprach McCallum mit Chefkorrespondent Joseph L. Kleiman von World Enteractive.
Joseph Kleiman: Beginnen wir mit Episode I. Das war der erste Film, der digital veröffentlicht wurde. Wieviele Leinwände haben Sie damit erreicht?
Rick McCallum: Es waren nur vier Leinwände in Los Angeles und New York. Den größten Teil von Episode I haben wir auf Film gedreht, 25 Einstellungen digital mit der hochauflösenden Kamera von Sony, und absolut niemand war in der Lage, den Unterschied zu sehen.
JK: Wieviele Leinwände erreichen Sie mit Episode III digital?
RM: Bei Episode II hatten wir 90 digitale Leinwände in den Vereinigten Staaten und 35 in der restlichen Welt. Für Episode III gibt es leider nur noch 80 digitale Leinwände in den Staaten, dafür haben wir auf der ganzen Welt etwa 350.
JK: Warum drängen Sie so darauf, daß die Leute ihre Filme digital drehen?
RM: Genaugenommen ist es uns völlig egal, ob ein Filmemacher seinen Film digital oder auf Zelluloid dreht, wenn ein Regisseur den klassischen Film vorzieht, dann glauben wir allerdings, er sollte wenigstens einen Digitaltransfer machen und den Film digital aufführen. Wir waren die ersten, die mit digitalen Kameras gedreht haben, und wir waren die ersten, die den Schnittprozeß mit nonlinearen Systemen bewerkstelligt haben. Jetzt sind eine Menge Leute begeistert von der Qualität der neusten digitalen Linsen, Kameras und Aufnahmegeräte. Und wissen Sie was? Die Zeit wird kommen, da werden die Studios oder Vorführer keine andere Wahl mehr haben - sie werden sich anpassen müssen, oder sie sind erledigt. Das mag 2 Jahre dauern oder 5 oder noch länger, aber es wird passieren.
JK: Walt Ordway von der Digital Cinema Initiative erzählte mir letzte Woche, daß die Verbreitung des digitalen Kinos aufgrund von Sicherheitsbedenken ein Jahr länger in Anspruch nehmen könnte. Sie sagten auf der Celebration-III-Fanbörse, daß Sie mindestens 3000 digitale Leinwände bräuchten, bevor Episode I in 3D vorgeführt werden könne. Wird das bis 2007 wirklich passieren?
RM: Ich sagte, es wäre phantastisch, wenn wir 2007 3000 Leinwände hätten. Wir sind optimistisch, daß wir genügend haben werden, aber wenn bis dahin nur 1000 oder 2000 zur Verfügung stehen, werden wir einfach sehen müssen, ob das reicht.
JK: Wie steht es mit den Sicherheitsbedenken?
RM: Sicherheit ist seit 10 Jahren für jeden Film ein ernstes Thema und ein Dauerbrenner. Aber einer der Vorteile der digitalen 3D-Präsentation ist, daß man den Film nicht einfach im Kino abfilmen und kopieren kann.
JK: Brad Wechsler, der stellvertretende Geschäftsführer von IMAX sagte dem Hollywood Reporter, man habe eine Szene aus Episode III in 3D konvertiert. Er sagte wortwörtlch "es sieht perfekt aus".
RM: Erstens habe ich den Herrn noch nie getroffen, und zweitens habe ich von Leuten, denen ich vertraue, gehört, daß es nicht gut aussah.
JK: Sie sagen also, Sie sind weder Brad Wechsler noch Rich Gelfond jemals begegnet?
RM: Ja, das ist richtig. Ich habe sie nicht nur nie getroffen, ich weiß nicht einmal, wer sie sind. Ich hatte immer nur mit Greg Foster zu tun. Sie müssen verstehen, daß die Zusammenarbeit mit IMAX bei Episode II nicht gerade großartig war. Ein guter Freund von uns bat uns, wir sollten IMAX mit Episode II helfen. Sie brauchten einen großen Film, und wir wollen ihnen helfen. Aber sie versprachen uns die Welt bei Episode II und haben den Film nie auf so vielen Leinwänden gezeigt, wie sie uns versprochen hatten. Uns gefällt die Idee, Filme auf großen Leinwänden, ob IMAX oder in traditionellen Kinos, zu zeigen, das Problem mit IMAX ist nur, daß sie in ihrer jetzigen Arbeitsweise einfach zu teuer für uns sind. Was David Keighley für uns bei der Schaffung des digitalen Masters getan hat, war großartig, aber solange dieser IMAX-Koloß über ihm schwebt, macht es einfach keinen Sinn, sich den ganzen Ärger anzutun. Soweit ich weiß, hat kein Disney-Großformatfilm den DMR (Digital ReMastering)-Prozeß von IMAX verwendet. Die animierten Filme wurden auf Film entwickelt, auf der Basis der hochauflösenden digitalen Dateien, die Disney für die Archivierung seiner Filme verwendet. [...] Alle Disney-Realfilme, darunter Young Black Stallion, Die Geister der Titanic, Aliens of the Deep und sogar der kommende Mars-Film haben das Originalmaterial in verschiedenen Film- oder Videoformaten verwendet, nicht den DMR-Prozeß. So gut und effizient Davids Arbeit ist, man muß sich fragen, wieso jemand Millionen von Dollar für ihren Verwaltungsapparat ausgeben sollte.
JK: Wieso haben Sie dann eine Zusammenarbeit mit IMAX bei Episode III in Erwägung gezogen?
RM: Der Grund ist einfach: wir arbeiten seit Jahren mit In-Three zusammen, und sie hatten bewiesen, daß sie über eine Technologie verfügen, die funktioniert und kosteneffizient eingesetzt werden kann. Sie können jeden 2D-Film nehmen und ihn mit ihrer einmaligen Technik in einen realistischen 3D-Film verwandeln. Wir gaben ihnen 10 Minuten aus Neue Hoffnung, und nur ein paar Wochen später kamen sie mit dem erstaunlichsten 3D-Material zurück, das ich je gesehen habe. Dann kam IMAX aus dem Nichts auf uns zu, obwohl wir ihnen klargemacht hatten, daß wir nicht daran interessiert waren, mit ihnen in einer 2D-Umgebung zusammenzuarbeiten. IMAX schlug also vor, als Spielerei die letzen 20 bis 30 Minuten von Episode III in 3D zu zeigen und In-Three den Film in die dritte Dimension bringen zu lassen. Wir waren an dem Vorschlag interessiert, aber nur, wenn In-Three die Konvertierung mit ihrem eigenen Prozeß machen würde, von dem wir so beeindruckt waren. Das einzige Episode-III-Material, das ich IMAX direkt gab, waren 3 Minuten, mit denen sie eine Vergleichsprüfung Vollbild-16:9-Verhältnis erstellen sollten, damit wir den Übergang zwischen den 2D- und 3D-Teilen des Films ausarbeiten könnten, wen wir denn auf ihren Vorschlag eingingen. Am Ende war es keine Spielerei mehr, sondern ein Drama. Was eine wahre Schande ist, weil mir die Idee sehr gut gefiel.
JK: Haben Sie den Ausschnitt gesehen, den Wechsler erwähnte?
RM: Nein, und ich will ihn auch gar nicht sehen. Es hat mich maßlos geärgert, daß IMAX die Frechheit besaß, ihn einer Gruppe von Vorstandsmitgliedern eines anderen Studios zu zeigen, ohne uns um Erlaubnis zu bitten oder es uns auch nur zu sagen!
[...]
JK: Glauben Sie, daß IMAX eine realistische 3D-Konvertierung für einen abendfüllenden Film produzieren kann?
RM: Offengesagt habe ich keine Ahnung. Es herrscht eine Menge Unklarheit darüber, wer "Polarexpreß" konvertiert hat. Sony Imageworks hat den Film in 3D gerendert, nicht IMAX.
Aber selbst wenn IMAX es hätte tun können oder getan hat, bleibt das Problem, daß das IMAX-System nur eine begrenzte Zahl von Leinwänden zur Verfügung hat. Fakt ist, daß es jetzt eine Technologie gibt, die es einem erlaubt, 3D-Filme digital in jedem konventionellen Multiplex-Kino zu zeigen, wir haben also Hunderte von Kinosälen und werden bald Tausende haben. Auf der anderen Seite ist das eine sehr komplexe Technik und es wird Jahre brauchen, sie zu entwickeln, ich glaube deshalb nicht, daß irgendjemand plötzlich ein perfektes System vorweisen kann.
JK: Reden wir über das Fernsehen. Sie haben eine meiner Lieblingsserien produziert, "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones". Werden Sie auch die "Krieg der Sterne"-Fernsehserie produzieren?
RM: Ich weiß wirklich nicht, was ich ich tun werde, wenn das alles vorbei ist. Ich bin nicht sicher, ob ich an der Serie beteiligt sein werde. Im September stellen wir uns neu auf, und dann werden wir sehen, wie wir es handhaben.
JK: 1998 erzählte mit Tony Baxter von Walt Disney Imagineering, daß ein neuer Star-Tours-Film in Arbeit ist. Die Attraktion ist jetzt fast 20 Jahre alt, und George bestätigt, daß, sollte es etwas neues geben, es mit einem digitalen Projektionssystem passieren wird. Wann wird der neue Film herauskommen?
RM: Wir arbeiten seit 16 Jahren daran, einen neuen Film fertigzustellen. Man sieht dem aktuellen Film langsam sein Alter an. Aber Sie müssen Disney fragen, die haben die Kontrolle. Lucasfilm erteilt nur die Lizenzen für die Verwendung von Krieg-der-Sterne-Material.
JK: Irgendwelche letzten Worte?
RM: Letzte Woche hatten wir hier auf Skywalker-Ranch eine digitale Konferenz. 60 großartige Filmemacher waren vollkommen begeistert davon, was In-Three mit unserem Material gemacht hat. Und bei der ShoWest-Konferenz in Las Vegas haben wir Jim Cameron, Robert Rodriguez, Randall Kleiser und Bob Zemeckis vor kurzem 10 Minuten des In-Three-Materials vorgeführt. Sie waren hin und weg, ich denke, alle, die dort waren - auch die Kinobetreiber - waren von der Zukunft der 3D-Filme begeistert.
Uns ist nur wichtig, daß die Filme im Kino besser aussehen, und wir alle - Vorführer, Studios und Filmemacher - müssen zusammenarbeiten, um den Zuschauern eine Kinoerfahrung anzubieten, die gegen die Plasmabildschirme und DVDs zuhause ankommen kann. Der digitale 3D-Prozeß bietet Kinobesitzern eine vollkommen neue Einnahmequelle und den Zuschauern eine aufregende neue Art und Weise, Kinofilme zu erleben.
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Yoda1138
Hies es nicht mal, das bei dieser Vorführung auf der ShoWest-Konferenz in Las Vegas, wo diese 10 Minuten des In-Three-Materials, Jim Cameron, Robert Rodriguez, Randall Kleiser und Bob Zemeckis gezeigt wurde, auch Peter Jackson anwesend war ???
Mensch, ich hätte mich schon auf eine 3D-Version von HERR DER RINGE gefreut... (
Sid
JM-Talon
Mann, solche Interviews ist man von dem Mann ja gar nicht gewohnt. So sachlich, so informationsgehaltvoll...
Dieses 3D-Star Wars wäre wirklich eine Offenbarung. Doch so lange wie das noch dauert.....
Ich find aber erstaunlich das es wieder die Star Wars Filme waren die es geschafft das Filmen an sich zu revoltionieren. Auch wenn die neuen Filme technisch und erzählerisch nicht neue Maßstäbe setzen konnten so ist es doch befriedigend zu wissen das es wieder GL und seine Crew war die es geschafft haben sich in der Filmhistorie erneut zu verankern.
Darth Özzi
Zu 1.: Ich schätze, McCallum meint die Tatsache, daß Lucas nicht plant, dreht und schneidet, sondern plant, dreht, schneidet, dreht, plant, schneidet und nochmal dreht. Reine Mutmaßung meinerseits, aber nichtlinearer geht's kaum.
Zu 2.: Eine Attraktion der Disney-Themenparks. Siehe unter:
http://www.starwars-union.de/index.php?id=startours
Anm. von SWU:
Link zum Link gemacht.
Chris Skywalker
@Darth Özzi:
Zu Frage 1: Mit dem nichtlinearen Schnittsystem meint Rick wohl EditDroid, dass LucasFilm bereits 1982 erfunden hat. Somit wird es den Filmemachern ermöglicht, zwischen verschiedenen Sequenzen, die sich schneiden wollen, innerhalb kürzester Zeit zu wechsel.
Eine Filmrolle wird somit digitalisiert und mittels des EditDroid wird der Film dann geschnitten. Früher musste man noch alle Filmrollen einzeln schneiden.
IO
Darth Özzi
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