WER BRAUCHT FEINDE, WENN ES SOLCHE FREUNDE GIBT?
Kolumne von Oliver Denker
In dieser Kolumne fragt sich der Autor, ob Star Wars Fans etwas über die gemeinsame Leidenschaft hinaus verbindet?
Ich hatte schon immer den Verdacht, dass einige meiner Freunde aus dem Fandom nicht ganz normal sind. Natürlich würde ich ihnen das nicht ins Gesicht sagen, aber hier im höflichen Süden der Republik haben wir einige Formulierungen, die die Sache auf den Punkt bringen. Zum Beispiel würden wir über eine solche Person sagen, dass sie nicht alle Tassen im Schrank hat. Oder, dass sie nicht ganz dicht ist. Oder, dass bei ihr alle Lichter brennen, aber niemand zuhause ist. Oder, dass ihr Aufzug nicht auf allen Etagen hält. Solche Redewendungen klingen viel netter, als „Er ist verrückter, als ein geiler Bulle zur Paarungszeit.“
Obwohl ich selten solche Leute zu mir nach Hause einlade, aus Angst sie könnten nicht mehr abreisen, setze ich doch ihre Namen auf meine Weihnachtskartenliste. Zunächst um der Welt und mir selber zu beweisen, wie umgänglich ich doch bin, und außerdem kann man ja nie wissen, ob sich nicht doch noch ein Juwel in dem Gestein verbirgt.
Und so, mit einem Meißel in der Hand, präsentiere ich drei meiner ‘steinigen’ Star Wars-Freunde mit denen das Leben nie langweilig wird.
Ralf und die schlechte Investition
Vor ein paar Jahren war ich nicht sicher, was ich mit meinen bescheidenen Ersparnissen anfangen sollte. Ein paar lukrative Aufträge hatten mich in die Verlegenheit gebracht, Geld ‘übrig’ zu haben. Bis dahin war ich immer ein konservativer Sparbuchanleger gewesen. Zum einen, weil ich mich mit Geldangelegenheiten nicht gut auskenne, zum anderen, weil ich nie über genug Bares verfügt hatte, um mir Gedanken über Anlagemöglichkeiten machen zu müssen.
Auf einem Star Wars Dinner hatte ich mich mit Ralf, einem Aktienanlageberater, angefreundet. Ralf nannte sich selber den ’Banker’ und sammelte Bootlegs asiatischer Star Wars Actionfiguren (wegen der enormen Wertsteigerung!). Wir gingen einen trinken und nach ein paar Bieren offenbarte ich ihm, dass ich mit der Idee spielte, mein Geld vielleicht in Aktien anzulegen.
„Katzenfutter,“ sagte Ralf auf der Stelle.
„Katzenfutter?“ fragte ich.
„Katzenfutter ist eine ganz heiße Sache.“
„Katzenfutter?“
„Immer mehr Singlehaushalte, Oliver,“ sagte er. „Die legen sich alle Katzen zu und diese Katzen müssen gefüttert werden.“
Also investierte ich in einen Konzern, der Katzenfutter produzierte. Eine Woche später zirkulierte ein Gerücht, dass das neueste Katzenfutterprodukt Magenverstimmungen bei den Tieren auslösen würde und meine neun Leben waren plötzlich nur noch 5 Leben wert.
„Du hattest nur Pech,“ meinte Ralf, der dann anregte, mit meinem verbliebenem Geld AOL Stock zu kaufen. Das war noch vor dem Zusammenbruch des neuen Marktes. AOL war ein schnell expandierender Konzern und so gab ich meine Zustimmung.
Kurz darauf gab es Übernahmegerüchte von TimeWarner durch AOL und die Aktie schoß nach oben.
In Erwartung eines ansehnlichen Gewinns rief ich Ralf an und sagte ihm, dass er verkaufen solle.
„Du hast nicht diese AOL Aktie,“ sagte Ralf.
„Welche andere AOL gibt es?“ fragte ich.
„Ich hab’ dir Aktien der Andalusischen Obdachlosen Lotterie gekauft. Die sind 8 Punkte runter, fallen gerade in den Keller. Da solltest du schnell raus.“
Da hätte ich meine Lehre draus ziehen sollen, aber ich tat’s nicht. Ralf rief bald mit einem weiteren heißen Tip bei mir an.
„Ukrainische Wiesel,“ sagte er.
„Wiesel?“
„Du solltest jeden Anteil an Ukrainischen Wieseln kaufen, den du kriegen kannst,“ meinte Ralf. „Die prognostizieren bei uns einen extrem kalten Winter, und da wird es eine heftige Nachfrage nach Wieselpelzen geben.“
Es dauerte nicht lange, bis auch diese Investition den Bach runter ging. Ukrainische Wiesel entdeckte, dass 75% der männlichen Wiesel, die sie für ihre neue Aufzucht gekauft hatten, schwul waren.
„Kauf’ mir keine Risikoaktien mehr,“ teilte ich Ralf mit.
„Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
„Ich möchte einen Bezug zu meiner Anlage haben. Kauf’ mir was von einem Hersteller mit Star Wars Produkten. Star Wars verkauft sich immer.“ Sofort platzierte er einen Auftrag mit hundert Anteilen an einem mexikanischen Spielzeughersteller, Asbestos Toys. Ich verlor wieder einen Haufen.
„Laß mich in Ruhe,“ sagte ich zu Ralf, als er das nächste mal anrief.
„Du hattest nur ein paar mal Pech,“ meinte er.
„Ich...?“
„Gib’ mir noch eine Chance und ich mache es wieder gut.“
Der Trottel der ich bin, gab ich ihm noch eine Chance. Ralf präsentierte mir ein Portfolio von ‘todsicheren’ Aktien.
Darunter waren Anteile...
...des koreanischen Kirschenherstellers, dem eine seltene Milbenart die gesamte Ernte vernichtete.
...der Firma, die einen Weg perfektioniert hatte, Würmer für Angelköder in halber Zeit und für den halben Preis zu züchten. In einer Nacht krochen alle Würmer aus ihren Schachteln und verschwanden im Boden.
...des Pharmaherstellers, der ein effektives Medikament gegen alle Symptome der Grippe (laufende Nase, kratzender Hals, Gliederschmerzen usw.) gefunden hatte. Unglücklicherweise entzündete es auch deine Hämorriden.
Ich hatte auch Daimler Aktien. Doch bevor die anzogen, geriet ich in Panik und verkaufte alles.
Ralf ist inzwischen aus dem Aktiengeschäft raus und handelt mit Immobilien. Habe ich schon erwähnt, dass meine Frau und ich nach einem Haus suchen?
Tom und die verlorene Heimat
Tom ist ein Typ, der bereit ist, alles einmal auszuprobieren. Und wenn es ihm gefällt, dann probiert er es einige male öfter aus.
Wir hatten vor ein paar Jahren mit unserem Star Wars Dinner einige Standort-Probleme. Unser Stammlokal war verloren gegangen und wir waren auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Klingt zunächst nach keiner großen Sache, ist aber in Wirklichkeit nicht einfach. Ein Star Wars Dinner ist nicht die Art Kundschaft, von der ein Restaurantbesitzer träumt (20-30 Leute, von denen nur ein Drittel speist, ein Drittel nur trinkt und der Rest bringt seine Verpflegung selber mit. Dann sind da noch die Kostüm- und Waffenträger, die das reguläre Publikum verschrecken. Also wir sind irgendwie kein besonders werbeträchtiges Häuflein).
Auf der Suche nach einer neuen Heimat verschlug es uns eines Samstagabends zu einem (noch) ahnungslosem Mexikaner namens El Burritto (oder so ähnlich). Der Abend verlief zunächst angenehm und lustig, das Essen war nicht schlecht und selbst der Besitzer schien uns zu mögen.
Bis jemand eine Runde Tequila bestellte. Nicht alle waren mit dem Getränk vertraut, darunter auch Tom.
„Ich probier alles einmal aus,“ sagte Tom.
Tom hatte schon Fallschirmspringen, Schlangenhypnotisierung, Square Dance, Body Painting und Gott-weiß-was-sonst-noch ausprobiert. Seine Meldung überraschte daher niemanden.
Er spülte seinen Tequila hinunter, mochte ihn und trank darauf ein Dutzend mehr. Bevor er schließlich das Bewusstsein verlor und mit Gesicht voraus in seiner Käse-Enchilda landete, vollführte er noch einen mexikanischen Hut-Tanz auf dem Tisch, sang drei Verse aus ‘La Cucaracha’ und versuchte eine fette Dame mit wirrem Haar zu reiten, weil er sie für einen Ochsen hielt.
Es wird wohl niemanden überraschen, dass unsere Suche nach einem neuen Stammlokal danach weiterging...noch lange weiterging.
Dario und das verlorene Spiel
Mein Freund Dario und ich kannten uns schon seit dem Studium in Los Angeles. Dario war schon immer ein riesiger Star Wars Fan und unter allen Filmstudenten ziemlich beliebt. Das lag natürlich an seinem sonnigen und sympathischen südamerikanischem Naturell, aber auch an der Tatsache, dass er über eine koreanische VHS Widescreenversion von A New Hope verfügte (wohlgemerkt das war 1990 eine heiße Kiste. Zu einer Zeit, in der es noch keine DVDs gab und Letterboxversion von VHS-Kassetten in den USA ziemlich selten waren).
Eines Tages beschlossen wir einen Kurztrip nach Arizona einzulegen und dort den alten Drehort von Return of the Jedi in Yuma aufzusuchen. (Wer ähnliche Gedanken hegen sollte...vergiß es! Da draußen ist nichts). Wir kamen aus der Wüste zurück, wo wir einen mächtigen Durst entwickeltet hatten. Dario hielt unseren Leihwagen am ersten Gebäude über dem ein Schild mit Bierwerbung zu sehen war. Eine Art Zementblock Gebäude, vor dem eine Reihe alter Pickup Trucks geparkt standen.
Ich habe einen sechsten Sinn für Gefahr und meinte, „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“
„Laß uns da reingehen,“ erklärte Dario entschloßen.
„Der Laden gefällt mir nicht,“ murmelte ich.
„Was soll’s? Ich habe Durst.“
„Ich habe da ein mieses Gefühl,“ erklärte ich.
„Ja, ja , ja...“
Zu allererst bemerkte ich drinnen den Billard Tisch. Billard kann sich schon zu einem gefährlichen Spiel entwickeln, wenn es auf einem Kirchenbasar gespielt wird, an einem solchen Ort wie diesem, sollte man Schutzhelme ausgeben.
Die Anwesenden gaben uns den die-sind-nicht-von-hier-Blick, als wir uns vorsichtig zu einem freien Tisch bewegten. Ich bemerkte sofort ein Schild über der Bar, das sagte, „Es ist ein Verbrechen an einem Ort wo Alkohol ausgeschenkt wird, Waffen zu tragen.“ Man hängt kein solches Schild auf, dachte ich, wenn es nicht zuvor schon einen Anlaß (oder Anlässe) dafür gegeben hat.
Ich kann normalerweise einen Typen, der Schwierigkeiten machen will, auf weite Entfernung riechen und in Amerika gibt es in jeder Bar mindestens einen davon. In diesem Fall stand er am Tresen, hatte öliges Haar und lange Seitenkotletten.
Der harte Junge nahm sein Bier und ging auf uns zu.
„Will einer von euch Billard spielen?“ fragte er.
„Nein,“ sagte Dario einen Grad zu schnell und zu entschlossen.
„Nein danke,“ sagte ich.
Der harte Junge grunzte nur. „Werd’ dann wohl mit mir selber spielen müssen.“
Billard kann ein ziemliches Macho Spiel sein. Besonders am Anstoß, wenn ein Mann mit voller Wucht die Kugeln in alle Richtungen krachen läßt.
Der harte Junge wußte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren.
Er kreidete den Billardstock langsam ein, lehnte sich selbstbewußt auf die Kante des Tischs und brachte den Stock in Position. Sorgfältig zielte er mit der blauen Spitze auf den weißen Spielball, schloß ein Auge, holte weit aus und zog mit aller Kraft durch.
Aber da war kein ohrenbetäubender Knall aufeinandertreffender Kugeln. Der harte Junge hatte den weißen Spielball verfehlt.
Im Raum war es totenstill. Niemand wagte es auch nur einen Muskel zu bewegen.
Der harte Junge kämpfte damit seine Coolness zu bewahren und legte so schnell wie möglich erneut an. Diesesmal krachten die Kugeln zusammen.
Dario und ich tranken unser Bier aus, zahlten unsere Rechnung und fuhren davon.
„Wie weit sind wir? fragte ich Dario etwas später.
„Ungefähr zehn Kilometer,“ antwortete er.
„Sind wir in Sicherheit?“ fragte ich.
„Hier gibt es nichts als Sand und ein paar Sträucher,“ antwortete er.
Dann, und nur dann, erlaubten wir uns die großartige Erleichterung von donnerndem Gelächter.
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Resumé Sydney
Die Episode III Dreharbeiten in Sydney sind nun beendet und die Postproduktion hat begonnen. EPIII wird der erste Prequelfilm sein, von den ich unvoreingenommen (ohne vorherige Drehbuchkenntnis und andere Einblicke) im Kino geniesen kann. Darauf freue ich mich wirklich und habe daher all die Spoilergeschichten (offiziell oder inoffiziell) nur mit angezogener Handbremse verfolgt.
Was mich aber überrascht hat, war die Fülle an Informationen die nach Aussen gedrungen sind.
• Darth Vader tritt im Film auf. Diese Tatsache bis zum Filmstart geheim zu halten, wäre im Internet-Zeitalter wohl unmöglich gewesen. Mir persönlich wäre zwar ein Vorstufen-Vader lieber gewesen, aber es ist GLs Geschichte und nicht meine. Ich lasse mich gerne überraschen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie Anakin diese Wandlung in nur einem Film vollziehen wird.
Anmerkung: Mir ist in den letzten Tagen ein weiterer Widerspruch zwischen den Prequels und der OT aufgefallen, der vielleicht durch EPIII aufgelöst wird, aber wahrscheinlich nicht. Vielleicht übersehe ich auch nur was. OK, hier kommt's: Wir befinden uns in der Eröffnungssequenz von ANH. Leia flüchtet sich mit ihrem Blockadebrecher in den Orbit von Tatooine. Sie führt die gestolenen Pläne des Todessterns mit sich, als Vaders Sternenzerstörer (ich glaube es war die Devastator) aus dem Hyperraum auftaucht. Jetzt kommt mein Problem: Warum, warum leuchten bei Vader/Anakin nicht sofort alle Alarmglocken auf, als er merkt, dass Leia sich von allen Planeten in der Galaxis ausgerechnet TATOOINE als Fluchtpunkt ausgesucht hat? Kann mir jemand darauf ein plausible Antwort geben?
•[Spoiler-Warnung] markieren: Padmè stirbt. Keine große Überraschung. Aber der Spion von TFN machte eine Anspielung auf den möglichen Täter. Wird wohl nicht einer der üblichen Verdächtigen sein. Bleibt die Frage zu klären, wie sich Leia an Padmè in ROTJ erinnern konnte.[Spoiler-Ende]
• [Spoiler-Warnung] markieren: Dooku stirbt relativ früh in der Geschichte. Also die Nachricht hat mich völlig überrascht. GL steht doch so auf sich wiederholende Muster. Also ich hätte darauf gewettet, dass er das Duell-Szenario aus ROTJ wiederholt, wo ein junger Luke einen zu alt gewordenen Sith-Lord ablösen sollte. In EPIII hätte dann Anakin den Ersatz für Dooku bilden müssen. Zwei vergleichbare Lebenswege, zwei unterschiedliche Entscheidungen.[Spoiler-Ende]
Es zeichnet sich immer mehr ab, dass EPIII ganz anders wird, als ich erwartet habe. Darüber bin ich nicht enttäuscht. Im Gegenteil, dass macht es richtig spannend.
Die nächste Flut an Spoiler wird wohl erst im Frühjahr 2004 über uns hereinbrechen, wenn der Kreis der Leute, die das Drehbuch lesen dürfen, erweitert wird.
Special & Ultimate Edition
Viele Gerüchte über einen vorzeitigen DVD-Release der Special Edition in 2004. Ich höre aus meinen Quellen hierzu unterschiedliches. Das beweist im Moment nur, dass noch keine Entscheidung gefallen. So wie ich die Entscheidungsprozeße von Lucasfilm kenne, überrascht mich das auch nicht. Tatsache ist, dass Fox unheimlich Druck macht, was den DVD-Release angeht und GL lieber noch warten möchte, bis die Prequels abgeschlossen sind, um dann mit der Ultimate Edition das Thema Star Wars abzuschließen.
Wahrscheinlich läuft es auf einen Deal hinaus wie bei dem Special Edition VHS-Release. Da wurde auch vor der Special Edition recht kurzfristig die klassische Version noch auf den Markt geworfen, um doppelt verdienen zu können. Was ja auch geklappt hat. Ich hätte jedenfalls diesesmal nichts dagegen.
Zur Ultimate Edition kursieren ja wieder die wundersamsten Geschichten. Unzählige ILM-Mitarbeiter und Foxmitarbeiter sollen sich auf Elektronikmessen rumtreiben und haben nichts besseres zu tun, als in den Pausen dem staunenden Publikum überarbeitete Szenen aus der Ultimate Edition auf ihren Notebooks vorspielen. Ja genau...
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