Müssen wir reden?
Es geht seit einigen Jahren im öffentlichen Diskurs eine traurige Erzählung um über das Star-Wars-Fandom: Es sei toxisch, rassistisch, frauenfeindlich, gegen Neuerungen, gegen alles, das anders ist. Darsteller wie Kelly Marie Tran, Daisy Ridley, John Boyega, Ahmed Best, Hayden Christensen und Jake Lloyd werden als Kronzeugen für diese Sicht herangezogen, ganz zu schweigen von Autoren wie R.A. Salvatore, der dereinst Chewbacca töten musste, und Star-Wars-Vater (und schrulliger -Onkel) George Lucas, der 1999 wagte, Star Wars von Grund auf neu zu denken.
Dieser Tage ist es Moses Ingram, die Anfeindungen ausgesetzt ist. Auf Instagram erklärte die Reva-Darstellerin, sie habe Hunderte von beleidigenden, teils rassistischen Nachrichten erhalten. Lucasfilm reagierte auf Twitter und Facebook:
Es gibt mehr als 20 Millionen fühlende Spezies in der Star-Wars-Galaxis. Entscheidet euch dagegen, ein Rassist zu sein.
Wir sind stolz darauf, Moses Ingram in der Star-Wars-Familie willkommen zu heißen und sind gespannt darauf, wie sich Revas Geschichte entwickeln wird. Wenn jemand beabsichtigt, ihr das Gefühl zu geben, nicht willkommen zu sein, haben wir nur eines zu sagen: Wir wehren uns.
Dies ist die eine Wahrheit: Nein,
Wie auf Rassismus und Frauenhass zu antworten ist, darüber sollte also im Fandom und außerhalb Einigkeit herrschen: Wir sagen nein. Wir sagen: Halt, nicht hier und nicht anderswo. Wir schließen uns Lucasfilm an und sagen: Wir wehren uns. Wir schließen uns Ewan McGregor an und sagen: Das gehört nicht in unser Fandom.
A personal message from Ewan McGregor. pic.twitter.com/rJSDmj663K
— Star Wars (@starwars) June 1, 2022
Aber als Fans, die nicht auf den finanziellen Wert unseres Lieblingsuniversums schielen müssen, sagen wir gleichzeitig auch: Machen wir es uns nicht zu leicht, wenn sich Stimmen gegen Figuren oder Darsteller erheben. Denn wer seit Freitag in den sozialen Netzwerken, in Foren oder auch nur in den Whatsapp-Gruppen seiner jeweiligen Blase unterwegs war, wird dort allerlei Reaktionen speziell auch auf die von Moses Ingram verkörperte Figur gesehen haben. Wo Kritik geäußert wurde, richtete sich diese meist gegen empfundene Logikbrüche, gegen die Grundkonzeption der Figur, gegen ihre Darstellung innerhalb der etablierten Inquisitoren oder gegen ihre schauspielerische Darstellung. Mit Rassismus und Frauenhass hatten solche Äußerungen nichts zu tun, obwohl auch sie geeignet sein mögen, einen Schauspieler zu verletzen. Kritik aber muss jederzeit gestattet sein, nur persönlich verletzend darf sie nicht sein.
Und so könnte dies vielleicht ein Anlass sein, uns die Frage zu stellen, wieso ausgerechnet unser Fandom zu Überreaktionen zu neigen scheint. Sind Batman-, Bond- oder Marvel-Fans einfach entspanntere Menschen? Haben die religiös-mystischen Untertöne von Star Wars Schuld daran, dass mit religiösem Eifer bekämpft wird, was nicht ins etablierte Weltbild passt?
Oder ist es nicht vielleicht so, dass Star Wars ein inhärentes Ventil-Problem hat?
Nehmen wir ein beliebiges Element, das neu in ein Franchise geworfen wird, sagen wir eine nervige, laute, überdrehte Figur, die tendenziell in Baby-Sprache spricht und sich über ihr Happi-Happi-Frühstück mehr freut als darüber, dass sie einem großen Helden in einen großen Konflikt folgen darf. Wie reagieren andere Franchises darauf?
Wird Bruce Wayne diese Figur in einem neuen Batman-Film als Freund in Kindertagen angedichtet, steckt im Franchise selbst schon der Reparaturmechanismus, sollte die Figur zu aller Überraschung auf wenig Gegenliebe stoßen: 2, 3 Jahre später wird ein neuer Film gedreht, in dem ein neuer Bruce Wayne eine neue Variante seiner vertrauten Hintergrundgeschichte erhält, und der alte Film wird zum Kuriosum und über Jahre vielleicht ähnlicher Kult wie Batmans Haispray.
Stößt Bond auf diese Figur, ist die Reaktion die gleiche: Es wird etwas ausprobiert, und es funktioniert oder funktioniert nicht, aber ein neuer Bond ist seit den Zeiten von George Lazenby eher Regel als Ausnahme.
Aber was geschieht in Star Wars? Wir haben eine Geschichte, eine große Kontinuität, und alles, was dieser Kontinuität beigefügt wird, bleibt ihr erhalten. Es gibt nicht 10 Varianten vom Treffen von Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi, sondern eine, in der die oben beschriebene Figur im Nebenraum sitzt und Anakin ein kleiner, teils anstrengender Junge ist. Wir haben eine Version seines Falls zur dunklen Seite, eine Version seines Todes, ein Universum, in dem alles genau auf diese eine Art geschieht.
Und das ist ein großes Geschenk und ein in diesem Umfang und dieser Komplexität einmaliges Werk. Aber es fehlt ihm jedes Druckventil, jede Chance, Geschehenes neu zu überdenken. Nicht alles ist perfekt, aber alles muss aus Fansicht konsumiert werden, weil alles Nachfolgende darauf aufbaut.
Erst vor wenigen Tagen gab die Präsidentin von Lucasfilm zu Protokoll, man wolle über die Sequel-Trilogie hinauswachsen und die Geschichte fortschreiben. Es ist nur recht und billig, dass dies getan wird. Aber es wird, und das lässt sich schon heute sagen, automatisch dazu führen, dass Fans, die Star Wars insgesamt lieben und in seiner Gesamtheit mitnehmen wollen, gezwungen sein werden, sich mit ungeliebten, ja abgelehnten Teilen der Erzählung auseinanderzusetzen, um die Fortführung noch zu begreifen. Und so gräbt sich Star Wars seine eigene Fallgrube, je weiter es sich ausdehnt.
Noch einmal: Nichts davon ist Rechtfertigung für Menschenhass, Rassismus, persönliche Anfeindungen oder – wie R.A. Salvatore dies dereinst erleben musste – gar Morddrohungen.
Aber die Grundkonstellation von Star Wars drängt zur Eskalation. Sie drängt, und in diesem Punkt ist Star Wars tatsächlich religionsartig, dazu, den einen, wahren Glauben an die eine kanonische Wahrheit zu leben oder ausgeschlossen zu werden.
Gesund ist das nicht. Und jenseits der wenigen, wenn auch laustarken Verlorenen im Fandom, die sich ein weißgepanzertes Imperium nicht allein in einer weit, weit entfernten Galaxis zum Ziel erkoren haben, sollten wir als Fans einmal reden. Über die Anpassbarkeit und Erweiterbarkeit eines auf Kanonizität ausgerichteten Universums. Über Ventile. Reparaturen. Und darüber, ob und wie ein in Vielfalt geeintes Fandom langfristig harmonisch ausgelebt werden kann.
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@OvO: Nein, das stimmt so nicht ganz. Rassistische oder sexistische Stereotype sind definitiv verankert und nicht nur „zufällige“ Blitzableiter, um das Gegenüber möglichst einfach zu beleidigen. Das kann man ganz gut nachweisen, indem sich das „positive“ Pendant anschaut, also Situationen, in denen Stereotype für Komplimente dienen. Da wird dann schnell klar, dass rassistischer oder sexistischer bias existiert, ohne dass dieser bewusst missbraucht wird. Gibt dazu eine interessante Studie über die Kollokation von Fähigkeiten-Zuschreibungen bei Fußballspielern. Da wurde empirisch untersucht, welche Begriffe in den Medien oft verwendet werden in Abhängigkeit von ethnischer Herkunft der Spieler. Das Ergebnis war deutlich: Während weißen Spielern Intelligenz, Spielwitz o. Ä. zugeschrieben wurde, waren es bei Spielern of Colour Robustheit, Durchsetzungskraft und Physis. Ich denke, das spricht für sich. Und diese Bilder – ob wir sie als einzelne Personen nun inhaltlich ablehnen oder nicht – sind in uns durch die Gesellschaft verankert. Das macht uns nicht per se zu Rassist*innen oder Sexisten, sorgt aber dafür, dass auch wir als angeblich tolerante und offene Menschen tagtäglich Rassismen und Sexismen in die Welt tragen. Und das hat dann auch weder etwas mti Ventil noch mit Emotionalität zu tun.
CC 09002
@CC 09002:
"Nein, das stimmt so nicht ganz. Rassistische oder sexistische Stereotype sind definitiv verankert und nicht nur „zufällige“ Blitzableiter, um das Gegenüber möglichst einfach zu beleidigen."
Hab ich auch nicht gesagt. Ich habe darauf hingewiesen, dass letzteres auch existiert, weil Makoo meinte, es würde nur ersteres geben.
Und all das was du danach geschrieben hast, hat mit dem wovon ich rede überhaupt nichts zutun. Ich sprach von Straße und Jugend. Nicht von Studien, Stereotypen und Fußballspieler.
Selbes Thema - ganz andere Ebene.
(zuletzt geändert am 01.06.2022 um 20:43 Uhr)
OvO
CC 09002
Nach den ganzen Kommentaren kann ich eigentlich nicht mehr viel dazu sagen, was nicht schon erwähnt wurde. Im Gegensatz zu ein paar anderen sehe ich in der zweiten Hälfte keine Relativierung, verstehe aber warum das so aufgenommen werden kann.
Zum aktuellen Geschehen ist Ewan McGregors Aussage nichts hinzuzufügen. Alles prägnant auf den Punkt gebracht. Für Rassismus und Ausgrenzung ist in Star Wars kein Platz. Da fragt man sich doch unweigerlich, ob diese Personen schonmal irgendein SW Produkt konsumiert haben.
(zuletzt geändert am 01.06.2022 um 21:09 Uhr)
chaavla
@CC 09002:
Wir reden hier alle von unterschiedlichen Dingen. Makoo sprach vom Rassismus aus Überzeugung (wenn ich ihn richtig verstanden habe). Ich sprach vom Alltagsrassismus und du sprichst vom strukturellen Rassismus.
Die haben natürlich ihre Gemeinsamkeiten aber sind auch sehr unterschiedlich und bedürfen unterschiedliche Lösungsansätze. Und ich finde das sollte man nicht so pauschalisierend unter den Tisch kehren. Mehr wollte ich garnicht sagen.
In Fällen wie bei Star Wars leiden die Schauspieler aber sicher unter allen drei Formen, weil die Anonymität des Internets es halt möglich macht.
(zuletzt geändert am 01.06.2022 um 21:12 Uhr)
OvO
@OvO
Für mich würde es als Betroffener (der ich nicht bin, da ich als weißer Kerl mich mit so etwas nicht auseinander setzen musste) keinen Unterschied machen ob es nun "Rassismus aus Überzeugung" oder "Alltagsrassismus" ist. Da ja auch in meinen Augen die Übergänge zwischen beiden Sachen auch fließend sind. Wobei ich auch bezweilfe ob Alltagsrassismus das richtige Wort ist. Da dies doch eher so was wie "Du kriegst keine Wohnung in einem besseren Viertel. Da dein Name türkisch klingt und dies obwohl du Arzt bist." ist und kein "Ich beledige dich aktiv im Internet". Aber Wortklauberei ist bei solchen Themen generell keine gute Idee... .
DerMonte
@DerMonte:
Das es für das Opfer erstmal keinen Unterschied macht ist klar. Aber wie ich schonmal schrieb: Bei der Lösung oder Herangehensweise an das Problem, macht es einen großen Unterschied. Gerade auch für Pädagogen, Streetworker usw.
Um das mal plakativ zu machen: Jemand, der aus Frustration, Leichtsinn, Gruppendruck oder mangelndes Bewusstsein zu solchen Begriffen greift, funktioniert im Kopf ganz anders als ein überzeugter Neonazi.
Oder jemand, der sexistische Sprüche von der Baustelle aus zuruft, funktioniert auch anders wie ein überzeugter Frauenhasser (Incels genannt), Vergewaltiger oder die Typen aus der Pick-Up-Artists-Szene.
Ich finde daher, dass es schon deutlich mehr ist als nur Wortklauberei. Und da muss ich auch ehrlich sagen: Wenn dieses Thema schon angesprochen und ihr alle zujubelt wie gut das ist, dass das mal jemand macht und ihr dann bei näherer Betrachtung aber anfängt zu relativieren und das als Wortklauberei abzutun... da mangelt es euch auch deutlich an Sensibilierung wenn ihr mich fragt. Einfach nur brüllen "Rassismus ist doof" bringt den Kampf gegen Rassimus überhaupt nicht weiter.
(zuletzt geändert am 01.06.2022 um 22:05 Uhr)
OvO
Wie vielleicht der eine oder die andere hier noch weiß, bin ich ja 2018, also vor ca. vier Jahren, nicht nur aus dem SWU-Team, sondern auch aus dem Online-Fandom ziemlich "ausgetreten" - dies hing zwar nicht nur, aber auch mit dem Fandom zusammen. Wenn ich das mit Moses Ingram mitbekomme, weiß ich (wieder) gut, warum ich diesen Schritt damals getan habe.
Ich finde es entsprechend auch sehr gut, dass der Kollege Aaron (ich nenne ihn mit Blick auf die lange gemeinsame Zeit im Team Kollege; ich bin außerdem bis heute mit den Leuten von SWU und Radio Tatooine in sehr gutem freundschaftlichen Kontakt und wir treffen uns immer wieder auch live) dieses aus meiner Sicht wirklich gute Editorial geschrieben hat. Mein Tätigkeitsschwerpunkt war ja immer Literatur, also ein Thema, was innerhalb des Fandoms verhältnismäßig zu Serien und Filmen eher weniger Aufmerksamkeit bekommt, entsprechend gab es unter meinen Beiträgen verhältnismäßig wenig Rassismusthematiken - zumindest habe ich kaum mehr welche auf dem Schirm.
Ich weiß aber noch gut, dass mein Ziel, wenn ich sowas in anderen Kommentarspalten mitbekommen habe, immer war, Rassismus keine Bühne zu bieten - vielleicht war das (teilweise) das, was ihr sinngemäß meintet mit "Diskussionen abwürgen, weil es hier keinen Platz für Politik gibt". Mein Eindruck und meine Erfahrung aus einigen echt unangenehmen Mailaustauschen mit diversen Usern war damals halt - und ist es letztlich auch heute noch - dass man da gegen eine Wand redet und bei den Leuten in den allermeisten Fällen nichts ausrichten kann (weil viele der Leute ja auch mitunter auf Reaktionen aus sind), während die Leute, die gegen Rassismus sind, ja eh schon gegen Rassismus sind. Wenn ich nun aber sehe, dass scheinbar einige Leute wirklich deswegen gegangen sind bzw. aus den Kommentarspalten verschwunden sind, frage ich mich, ob ich nicht stellenweise dezidierter ein Zeichen hätte setzen sollen. Auch, weil einem Thema keine Bühne zu bieten das Thema natürlich nicht aus der Welt schafft. Ich meine damit nicht, mir hier öffentlich Diskussionen mit Rassisten zu liefern (denn bei dem Thema gibt es aus meiner Sicht nix zu diskutieren und, wie gesagt, glaube ich, dass ich damit eh nur sehr eingeschränkt was hätte bewirken können), sondern Maßnahmen wie ein Editorial wie dieses hier - wie viele hier ja auch sagen.
Ein anderes Thema: Ich versteh nicht so ganz (und das meine ich ganz wörtlich, ich will nichts in Abrede stellen), was ihr mit Relativierungen meint. Aaron sagt doch nur, dass sachliche Kritik z.B. gegen eine Figur oder ein Drehbuch (die nicht auf den Schauspieler persönlich abzielt) seiner Beobachtung nach im aktuellen Diskurs teilweise unter dasselbe Label "Rassismus" gestellt wird wie die wirklich rassistischen Dinge gegen eine Person - und, dass das nicht sein sollte. Ich finde, das macht Sinn. Eine sachliche Kritik gegen z.B. unplausibles Handeln einer Filmfigur sollte meines Erachtens nicht unter diesem Label stehen
(zuletzt geändert am 01.06.2022 um 22:23 Uhr)
Byzantiner
Ich werd jetzt mal was in den Ring werfen: dass in dem Artikel hier Rassismus und Shitstorm über unliebsame Film- oder Serienelemente vermischt werden ist mMn durchaus nicht verkehrt. Das SW-Fandom ist vll nicht rassistischer als andere Fandoms oder die sonstige Gesellschaft, aber definitiv leidenschaftlicher. Und das nicht erst seit TLJ sondern mindestens seit den Prequels, vll sogar noch früher. Das führt zu starken Reaktionen jedweder Art und was an rassistischem eh da ist kommt noch stärker raus.
Aber....:
"...die Grundkonstellation von Star Wars drängt zur Eskalation. Sie drängt, und in diesem Punkt ist Star Wars tatsächlich religionsartig, dazu, den einen, wahren Glauben an die eine kanonische Wahrheit zu leben oder ausgeschlossen zu werden."
Der Kanon als Grund für die Leidenschaftlichkeit des SW-Fandoms? Ne, das überzeugt micht nicht. Selbst mit einem existierenden Kanon kann man Sachen ausblenden und darüber hinwegsehen. Bei all der Kritik an vergangenen SW-Werken hab ich nie mitgekriegt dass es den Leuten darum geht dass da etwas in Stein gemeisselt ist und später darauf aufgebaut werden muss. Soweit ging die Reflektion nicht. Der Unmut wie beim Nachgang von TLJ kam von direkter Enttäuschung von dem, was die Leute da gesehen oder gehört haben. Kommentare wie "da ist in mir etwas zerbrochen" und die etwas hässlicheren Äquivalente kommen nicht aus Kanonüberlegungen.
Ausserdem fehlt hier ein anderer Vergleich: wie sieht es denn in anderen Fandoms aus wo es sowas wie einen Kanon gibt und keine x-te Neuinterpretation? Harry Potter oder Star Trek etwa: sind die Leute da genauso gepolt wie in SW? Ich weiss z. B. von heftigen Reaktionen zu ST: Discovery aber davon abgesehen?
Ich habe den Verdacht dass die Emotionalität des SW-Fandoms mit etwas ganz anderem zusammenhängt. Ob seines Stils, seiner Art oder seiner Botschaft berührt es Menschen, idR im jungen Alter, auf eine Weise die andere Franchises vll nicht vermögen. Das führt zu starken Reaktionen. Freude, Ablehnung. Aber auch zu Sachen wie Jediismus oder die Überführung von SW in alltäglichen Begriffen. Ich seh nicht was der Kanon damit zu tun haben soll.
Ansonsten: zum Thema Rassismus und toxische Fans wurde hier alles gesagt. Dem brauch ich nix hinzuzufügen.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 00:14 Uhr)
Darth Revan Lord der Sith
Ist das Star Wars-Fandom toxisch? Hat es ein Problem mit Rassismus, Sexismus, und Morddrohungen?
Meine These lautet: Nein. Das Fandom hat dieses Problem nicht. Das Problem liegt darin, dass das Star Wars-Fandom sehr groß ist und somit sich auch Menschen darin finden, die sich rassistisch, frauenfeindlich und toxisch verhalten. Mit dieser Feststellung möchte ich derartige Fälle nicht relativieren; gäbe es auch nur einen Rassisten unter Millionen, würde auch nur eine Morddrohung ausgesprochen oder ein frauenfeindlicher Kommentar gepostet werden, wäre dies bereits schlimm genug. Fälle wie Ahmed Best oder Kelly Marie Tran bewerten sich nach der Qualität der Angriffe, nicht allein nach ihrer Zahl.
Um das Star Wars-Fandom als Ganzes fair beurteilen zu können, sollte man sich dennoch vergegenwärtigen, dass die extremen Fälle und die Menschen, die sie zu verschulden haben, in der Minderheit sind.
Das Editorial stellt interessante Zusammenhänge her, und ist gleichzeitig als Ratschlag für die Bewertung des Fandoms sowie den Umgang mit Toxizität zu verstehen – denn wie groß das Problem, das man diagnostiziert, tatsächlich ist, hängt auch davon ab, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Deshalb ist hier eine Feststellung so entscheidend – nämlich, dass nicht jede Kritik an Star Wars (selbst wenn sie in der Wortwahl sehr direkt und emotional sein mag) ein Rassismus- oder Sexismusproblem darstellt. Wenn man bereit ist, zu differenzieren, und auch Äußerungen aus der Gleichung herauszunehmen, die einem bitter aufstoßen und so gar nicht die eigenen Überzeugungen widerspiegeln, schrumpft nämlich das Problem. So kann man nur gewinnen: zum einen bildet man sich eine ausgewogene und faire Meinung zum Fandom; zum anderen heizt man Diskussionen nicht mit auf, indem man ihre Teilnehmer Lagern zuordnet, in denen sie bei einer differenzierten Betrachtung nicht landen würden.
Kurz gesagt: Sexismus, Rassismus und Toxizität sind Probleme. Aber was genau konstatiert solche Fälle denn nun?
Der Kommentarstrang hat im Zusammenhang mit dieser Fragestellung schon ein paar Sichtweisen deutlich gemacht. Ich greife zwei auf:
@ CC09002:
Ich habe auch schon in früheren Kommentaren bemerkt, dass du ein sehr genaues Auge auf die angesprochenen Themen wirfst und die Schwelle für Rassismus oder Sexismus recht niedrig, bzw. früh, ansetzt. Grundsätzlich ist eine „Wehret den Anfängen“-Haltung richtig. Im Sinne der oben von mir genannten Zielsetzung (so man sie denn überhaupt teilt) kann aber auch das problematisch werden, und zwar aus zwei Gründen:
George W Lucas
1.) als aufgeklärter, ausgewogener und sachlicher Diskussionsteilnehmer sollte man Lagerdenken vermeiden. Damit meine ich, dass selbst Äußerungen, die einem zutiefst zuwider sind, legitim sein können. Klassisches Beispiel wäre die Quote. Dass Hollywood auf Quoten setzt, ist keine Unterstellung und auch keine Polemik, sondern Fakt. Große Studios wie Amazon haben ihr Programm offen angekündigt und teilweise entsprechend kodiert. Wenn dies nun jemand kritisiert, hat man nicht gleich einen Fall von Rassismus oder Sexismus vorliegen. Ich kann durchaus Diversität schätzen und trotzdem Hollywood für seine Quotenpolitik kritisieren; denn die Frage, ob dies wirklich nötig ist, oder nicht auch den Künstlern oder Studios selbst überlassen werden kann, verdient mindestens diskutiert zu werden, auch wenn man die Prämisse der Kritik nicht teilt. Unter Kritikern der Quote werden sich, davon muss man ausgehen, viele Menschen finden, die eine Betonung von Diversität in der PR als penetrant empfinden. Damit richten sie sich gar nicht zwangsläufig gegen das Was, sondern das Wie. Sie haben wahrscheinlich gar kein Problem mit Hautfarben und Geschlechtern, sondern damit, dass sich Hollywoodstudios damit – zumindest in ihrer Wahrnehmung – profilieren. Bedenkt man zusätzlich, dass mit einer solchen Studiopolitik schon das ein oder andere Werk beworben wurde, das nach künstlerischen Gesichtspunkten zu wünschen übrig lässt, kann sogar ein gewisser Frust über die zur Schau gestellte Diversität entstehen. Denn dann kann man sich zurecht fragen, was für Prioritäten gesetzt werden, und ob entsprechende Kritiken so nicht schon im Vorhinein, wohl berechnend, in ein zweifelhaftes Licht gestellt werden sollen. Auch oder gerade als aufgeschlossener, liberaler Mensch kann man so zu der Frage gelangen, ob einer eigentlich guten Sache auf die Weise nicht ein Bärendienst erwiesen wird (und überhaupt muss man nicht rechts sein, um so manche Blüten zu kritisieren, die das Hollywoodsystem auch in seiner Selbstgerechtigkeit treibt).
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 00:47 Uhr)
George W Lucas
2.) Man sollte den Begriff der Kunstfreiheit in Erinnerung behalten. Dies scheint mir aufgrund des folgenden Kommentars von dir erwähnenswert:
„Ich habe mich jetzt viel über uns Fans ausgelassen, aber natürlich sind auch die Macher*innen nicht frei von Schuld und haben viel Mist verbockt (siehe Padmés Entwicklung in der PT, die Darstellung von Twi’lek-Frauen oder auch Aliens im Vergleich zu Menschen).“
„Schuld“ und „Mist“ sind so starke Begriffe, dass ich darauf eingehen muss. Es ist nicht besonders förderlich, Kunst nur durch die Ideologiebrille zu betrachten (den Begriff „Ideologie“ meine ich hier nicht negativ). Es gibt verschiedene Schulen der Kunstrezeption und Kunstkritik, und es mag sein, dass unsere Zeit (um nicht „Zeitgeist“ zu sagen…) die eine besonders populär gemacht hat, die einen zu dem Schluss bringt, dass gewisse konservative oder erotische Darstellungen in der Popkultur auf ein zweifelhaftes Menschen- oder Gesellschaftsbild hindeuten. Aber Kunst nur aus diesem Blickwinkel zu betrachten, gleicht dem Blick durch ein Schlüsselloch. Es wird dem, was sich hinter der Tür verbirgt, nicht gerecht. Die Aufgabe eines Autors, wie jedes integren Künstlers, ist es zunächst, sich selbst und seiner Idee treu zu bleiben; und nicht, populäre bzw. potenziell gewinnbringende Narrative zu bedienen. Die Aufgabe der Kunst, oder besser eine Funktion von ihr, ist es wiederrum, das Leben in seiner Vielfalt abzubilden. Und ja, auch das ist Vielfalt: unterschiedliche Lebensentwürfe und Schicksale. Es ist völlig legitim, eine weibliche Figur so zu schreiben, dass ihr Arc sie von einer starken Anführerin hin zu einem verzweifelten „Heimchen“ führt. Es ist die Entscheidung des Autors, diese, und nicht eine andere, fiktive Geschichte zu erzählen. Damit ist nichts über die Frau an sich ausgesagt, und erst recht lässt das keine Schlüsse über das Frauenbild des Autors zu. Ähnliches gilt für die Rolle, die Twi´lek-Damen im SW-Universum einnehmen, oder die Darstellung von Leia als leicht bekleidete Sklavin in RotJ. Solche Elemente haben einen legitimen Platz in einer Saga, deren Inspirationsquellen klassische Mythen sind, und die somit auch archaische Züge trägt. Favreau hat in „Book of Boba Fett“ die in meinen Augen beste „Lösung“ gefunden (obwohl ich ungern von Lösung spreche, da es für mich kein Problem gab): statt seinen SW-Beitrag komplett von erotischen Elementen zu befreien, hat er der bis dahin etablierten Twi´lek-Dirne dezent einen Twi´lek-Callboy zur Seite gestellt. Und wer sind denn wir, dass wir als Fürsprecher einer diversen Gesellschaft Sexarbeitern oder Escortdamen ihren Platz in eben dieser absprechen wollten? Man kann dies natürlich dennoch kritisch sehen; und an anderer Stelle beispielsweise anprangern, dass der Krieg und Kriegshelden glorifiziert werden, ja das ganz grundsätzlich rigoros zwischen Gut und Böse unterschieden wird. Aber was ist mit so einer Betrachtungsweise gewonnen, sowohl beim Thema Krieg als auch Sex?
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 01:08 Uhr)
George W Lucas
Zum einem muss man sich durchaus den Vorwurf gefallen lassen, der Sinnlichkeit latent skeptisch, wenn nicht gar feindlich gegenüberzustehen, aber mehr noch: man zielt mit seiner Kritik am Genre und am Werk an sich vorbei.
@ Snakeshit:
Deine Kritik an Abrams, Favreau und Filoni arbeitet stark mit Unterstellungen. So wie bei CC09002 möchte ich auch hier die Macher aus der Schusslinie nehmen, um das diagnostizierte Problem weiter schrumpfen zu lassen. Den eigenen Missmut über gewisse Franchise-Inhalte über ein am Ende doch konstruiertes Narrativ auf die Vorgänge hinter den Kulissen zu projizieren kann zu keiner sachlichen Kritik führen. Womit wir beim Ausgangspunkt wären: auch an der Stelle befeuert mangelnde Sachlichkeit ein potenziell toxisches Klima im Fandom. Und das sage ich als scharfer Kritiker von Episode IX, für den die ST mit diesem Film auseinandergebrochen ist. Was ich Abrams jedoch ankreide, ist nicht das Zugeständnis an toxische Fans (wie es sich vermeintlich im Falle von Kelly Marie Tran und ihrer Figur zeigt – auch wenn die Außenwirkung fatal ist), sondern dass er mit Episode IX gezeigt hat, was für ein fauler, nur auf den Minimalkonsens bedachter Autor er ist, der zudem nicht genug Respekt vor seinem Vorgänger und dessen Arbeit hatte. Das allein ist schon schlimm genug; ich muss nicht noch toxische Fans als Antreiber hinter seinen Entscheidungen behaupten.
Noch deutlicher wird die Unterstellung im Falle von Favreau und Filoni. Der vermeintliche Widerspruch in der Darstellung von Luke Skywalker - und die damit einhergehende Wertung vor dem Hintergrund der Erwartungen „toxischer“ Fans gerade im Zusammenhang mit der TLJ-Rezeption – erscheint doch konstruiert, und löst sich bei einer Betrachtung des Werks an sich auch auf. Mando und TLJ zeigen Luke an zwei ganz unterschiedlichen Punkten seines Arcs; womit wir kein widersprüchliches, sondern ein komplettes Bild durch die Zeit von ihm vorliegen haben.
Also: gelingt die Differenzierung in der Reaktion auf Fans und ihre Kritik, sowie in der Betrachtung von Kunstwerken und ihrer Macher, erscheint das Problem im Fandom nicht mehr so groß, wie es möglicherweise in der Hitze des Gefechts noch wirkte (und ich bin in diese Falle schon sehr oft getreten).
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 01:01 Uhr)
George W Lucas
DomiWan Kenobi
@Byzantiner
"Ich versteh nicht so ganz (und das meine ich ganz wörtlich, ich will nichts in Abrede stellen), was ihr mit Relativierungen meint. Aaron sagt doch nur, dass sachliche Kritik z.B. gegen eine Figur oder ein Drehbuch (die nicht auf den Schauspieler persönlich abzielt) seiner Beobachtung nach im aktuellen Diskurs teilweise unter dasselbe Label "Rassismus" gestellt wird wie die wirklich rassistischen Dinge gegen eine Person - und, dass das nicht sein sollte."
Relativierung war in der Kürze sicherlich ein zu einfacher Begriff. Mein Problem mit dem Abschnitt ist, dass er impliziert, dass dies ein Problem gleichwertiger Natur ist. Und das ist es nicht. Als jemand der Star Wars Content und dessen Entwicklung der letzten drei Jahre sehr kritisch sieht, ist mir dieses Problem noch nicht persönlich begegnet. Und warum? Weil ich mich als Kritiker auch in der Pflicht sehe möglichst vernünftige und nachvollziehbare Argumentation an den Tag zu legen, sodass ich einem potentiellen Rassismus Vorwurf aktiv entgegenwirke. Da muss sich jeder Kritiker, youtuber einfach auch selbst an die Nase fassen und sich mal drei Sekunden einen Kopf machen, warum etwas für ihn nicht funktioniert und dies dann auch mal ausführen. Wenn ich nur schreibe "Die Figur xy funktioniert für mich nicht." dann muss man damit leben, dass auch mal jemand nachhakt, warum das so ist.
Dagegen ist Rassismus ein Riesenproblem, ein gesellschaftliches, ein systematisches und das hätte einfach DAS Hauptthema von Aarons Editorial sein sollen und nicht nur 50:50 mit "ich möchte aber bitte weiterhin Star Wars kritisieren, dass ist mir genauso wichtig!". Und das ist der Punkt, wo SWU und vielleicht immer noch Teile des Fandoms immer noch nicht begriffen haben, wo wir uns mittlerweile wirklich befinden. Bezeichnend für mich auch da die folgenden Ausführungen von GWL:
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 07:02 Uhr)
@GWL
"Was ich Abrams jedoch ankreide, ist nicht das Zugeständnis an toxische Fans (wie es sich vermeintlich im Falle von Kelly Marie Tran und ihrer Figur zeigt – auch wenn die Außenwirkung fatal ist), sondern dass er mit Episode IX gezeigt hat, was für ein fauler, nur auf den Minimalkonsens bedachter Autor er ist, der zudem nicht genug Respekt vor seinem Vorgänger und dessen Arbeit hatte."
Da sind wir uns einig und ich möchte auch verdeutlichen, dass ich weder Favreau, Filoni oder Abrams da entsprechendes Gedankengut unterstelle. Was ich aber unterstelle ist, dass man im Wunsch möglichst vielen zu gefallen diesen Mob unabsichtlich gefüttert hat, im Zweifelsfall sogar das Gefühl gegeben hat im Recht zu sein. Man hat Reddit Foren als Konsultation herangezogen (dazu gibt es, glaube ich, sogar eine Aussage von Chris Terrio), den lauten Mob als Stimmungsbarometer gewählt und völlig ignoriert wie viele ST Fans es wirklich gab bis TROS. Am Ende hat man nahezu jeden verprellt.
"(…)gelingt die Differenzierung in der Reaktion auf Fans und ihre Kritik, sowie in der Betrachtung von Kunstwerken und ihrer Macher, erscheint das Problem im Fandom nicht mehr so groß, wie es möglicherweise in der Hitze des Gefechts noch wirkte (und ich bin in diese Falle schon sehr oft getreten)."
Eine fatale Schlussfolgerung als Teil des Problems. Am Ende zu dem Schluss zu kommen, ist doch alles gar nicht so schlimm ist halt genau das, was das Fandom ins Chaos gestürzt und seinen Ruf begründet hat. So wie Byzantiner zugibt, dass ein dezidierteres Vorgehen seitens der SWU Redaktion notwendig gewesen wäre (vollste Zustimmung, danke dafür), anstatt das Problem nur totzuschweigen, so sind Relativierungen dieser Art für das eigene Seelenheil vielleicht ganz heilsam, es untergräbt aber sämtliche Bemühungen aktiver Fans wirklich etwas zu unternehmen und zu zeigen, Star Wars Fans sind nicht so, wie es mittlerweile der Mainstream denkt.
@DomiWan Kenobi
"Ich würde mir wünschen, dass dieser Beitrag von Euch längerfristig ganz oben gehalten wird und nicht nach einem Monat im Überfluss der täglichen News auf die hinteren Seiten verschwindet.
Das Thema ist einfach zu wichtig und sollte für alle sofort sichtbar sein wenn sie SWU besuchen."
Diesem Wunsch schließe ich mich an.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 07:52 Uhr)
Cantina Fun
Darth Revan Lord der Sith
@George W. Lucas:
Ich verstehe Film auch stark als Kunstform und weniger als Unterhaltungsmedium.
Der übergeordnete, erzieherische Auftrag, den Film immer stärker bekommt, ist problematisch.
Film muss die Welt/Gesellschaft nicht darstellen wie sie ist, auch nicht wie sie sein soll, sondern wie es der Story des Schaffenden entspricht.(Natürlich ohne, dass "toxisches" Gedankengut transportiert wird)
Finde Dein Beispiel mit der Sklaven Leia gut, der Film signalisiert ja nicht, dass das der Platz der Frauen ist, sondern das Gegenteil.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 08:56 Uhr)
Rieekan78
@Byzantiner
Zitat: Wenn ich nun aber sehe, dass scheinbar einige Leute wirklich deswegen gegangen sind bzw. aus den Kommentarspalten verschwunden sind, frage ich mich, ob ich nicht stellenweise dezidierter ein Zeichen hätte setzen sollen. Auch, weil einem Thema keine Bühne zu bieten das Thema natürlich nicht aus der Welt schafft.
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich hätte mir tatsächlich in dem ein oder anderen Fall gewünscht, es wäre intensiver auf solche User reagiert worden. Aus meiner Sicht ist es das schlimmste was passieren kann, wenn Aussage in Richtung Rassismus, Homophobie oder Frauenfeindlichkeit unkommentiert stehengelassen werden. Auch in Hinblick darauf, welche Wirkung das nach außen hat und welches Bild das von SW-Fans zeichnet, zu denen ich mich logischerweise ja auch zähle. Deswegen habe ich mich immer in der Pflicht gesehen, dann dagegen zu reden um zu zeigen, dass nicht alle Fans so sind und es hier auch Leute gibt, die ein anderes Weltbild haben. Da hätte ich mir schon das ein oder andere Mal gewünscht, das wäre gar nicht nötig gewesen, weil diese Rolle vorher ein Admin übernimmt und klar macht, dass sowas hier auf der Seite keinen Platz hat. Ich habe mich dann nämlich irgendwann dabei ertappt, dass die Mehrheit meiner Beiträge solche Scharfmützel oder Verteidigungen, z. B. von Luke in TLJ oder Rose oder weiblichen Hauptfiguren in SW usw, waren. Und das macht mir dann auch keinen Spaß mehr, denn deswegen bin ich nicht hier angemeldet, sondern um mich mit Gleichgesinnten über mein Hobby auszutauschen. Das hat dann dazu geführt, dass ich hier nur noch selten reingeschaut und noch seltener was geschrieben habe, weil ich mich davon lösen und mich nicht triggern lassen wollte. Das hätte man sicher dadurch verhindern können, wenn ich mich nicht oft auf einsamen Posten, immer nur unterstützt durch die gleichen Namen, gefühlt hätte, sondern gemerkt hätte, ich muss da gar nichts sagen, die Admins regeln das schon. Sicher gab es hier eher selten offen rassisische oder sexistische Ausbrüche, aber bei dem ein oder anderen Posting konnte man ja doch ganz klar das Gedankengut dahinter erkennen. Aber das ist natürlich jetzt sehr subjektiv, wollte ich dir als Feedback auf deine Aussage aber mal mitgeben.
Edit:
Ich möchte aber noch dazu sagen, dass ich großen Respekt davor habe, wenn man in seiner Freizeit so eine Seite betreibt und ich es absolut verstehen kann, dass man hier nicht permanent präsent sein kann und da sicher auch mal ein Kommentar durchrutschen kann. Mir ist also schon klar, dass mein Wunsch eine Idealvorstellung ist, die man vielleicht in der Realität mit euren Arbeitsbedingungen nur schwer umsetzen kann.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 09:02 Uhr)
CmdrAntilles
@Snakeshit
Zitat: Was ich aber unterstelle ist, dass man im Wunsch möglichst vielen zu gefallen diesen Mob unabsichtlich gefüttert hat, im Zweifelsfall sogar das Gefühl gegeben hat im Recht zu sein. Man hat Reddit Foren als Konsultation herangezogen (dazu gibt es, glaube ich, sogar eine Aussage von Chris Terrio), den lauten Mob als Stimmungsbarometer gewählt und völlig ignoriert wie viele ST Fans es wirklich gab bis TROS. Am Ende hat man nahezu jeden verprellt.
Ich bin zu 100 Prozent deiner Meinung. Man hat der lauten Minderheit damit das Gefühl gegeben, ja macht ruhig weiter so, dann werden eure Wünsche schon erhöhrt. Das war aus meiner Sicht fatal und selbst nach TROS scheint man da nicht soviel gelernt zu haben. es scheint ja mittlerweile die Marschroute bei Lucasfilm zu sein möglichst wenig zu riskieren und in erster Linie auf Nostalgie, statt auf Weiterentwicklung zu setzen. Und das finde ich gerade aus künstlerischer Sicht sehr schade.
@DomiWan Kenobi
"Ich würde mir wünschen, dass dieser Beitrag von Euch längerfristig ganz oben gehalten wird und nicht nach einem Monat im Überfluss der täglichen News auf die hinteren Seiten verschwindet.
Das Thema ist einfach zu wichtig und sollte für alle sofort sichtbar sein wenn sie SWU besuchen."
Da kann auch ich nur zustimmen!
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 08:59 Uhr)
CmdrAntilles
@GWL
Zitat: Was ich Abrams jedoch ankreide, ist nicht das Zugeständnis an toxische Fans (wie es sich vermeintlich im Falle von Kelly Marie Tran und ihrer Figur zeigt – auch wenn die Außenwirkung fatal ist), sondern dass er mit Episode IX gezeigt hat, was für ein fauler, nur auf den Minimalkonsens bedachter Autor er ist, der zudem nicht genug Respekt vor seinem Vorgänger und dessen Arbeit hatte. Das allein ist schon schlimm genug; ich muss nicht noch toxische Fans als Antreiber hinter seinen Entscheidungen behaupten.
Ich denke ihr habt da beide Recht und die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Ich würde auch eher vermuten, dass Abrams ziemlich Druck von Lucasfilm und Disney bekommen hat und es schon seine vorgegebene Aufgabe war, einen Film zu machen, der "alle" Fans zufrieden stellt. Natürlich eine unlösbare Aufgabe, wie ja das Ergebnis auch zeigt. Denn wir drei sind ja das beste Beispiel dafür, wie man mit TROS selbst große Fans der ST verprellt hat.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 09:16 Uhr)
CmdrAntilles
Uff.
Ein dringed zu dekonstruiernder Mechanismus von populistischer Denkweise ist das angebliche Verbot von objektiver Kritik.
"Ich bin kein Nazi, aber.."
"Das darf man nicht mehr sagen, weil..."
"Das ist jetzt politisch nicht korrekt, aber.."
Damit fängt man nur Leute die einfache Erklärungen brauchen, meist solche die für ihre eigene Mittelmäßigkeit andere beschuldigen, aka "Nazis".
Es ist natürlich unterste Schublade, wenn man bei Missfallen von Figuren in sexistische und rassistische Beleidigungen abdriftet. Warum man Figur und Schauspieler gleichsetzt versteh ich überhaupt nicht.
Es ist aber noch gefährlicher, wenn man diese Menschenverachtung durch die Hintertür als persönliche Freiheit deklariert und wieder salonfähig macht.
"Man darf die nur nicht kritisieren, weil sie schwarz ist"
Damit hat man doch schon bewiesen, dass man aufgrund der Hautfarbe oder dem Geschlecht Unterschiede annimmt, also ein Rassist ist.
Es gibt viele Figuren, vor allem im neueren Star Wars, die für mich recht dürftig angelegt und präsentiert sind, und das sag ich dann auch so.
Generell fährt man beim Breiten Publikum mit weniger (angeblicher) Charaktertiefe und beim Rückgriff auf Archetypen immer recht sicher (Farmboy, Hotshot, Scoundrel, Gambler, Nerd....).
Die Figuren müssen dann selbst nicht mehr viel tun, um als gelungen zu gelten.
RealKTElwood
@CmdrAntilles, @Snakeshit und @DomiWan Kenobi: Bin da voll bei euch.
@George W Lucas:
Kunst ist frei, hat aber auch gesellschaftliche Verantwortung. Und die wird oft nicht wahrgenommen.
„Und wer sind denn wir, dass wir als Fürsprecher einer diversen Gesellschaft Sexarbeitern oder Escortdamen ihren Platz in eben dieser absprechen wollten?“ – Entweder, du hast meine Texte nicht richtig gelesen oder nicht richtig verstanden. Es geht mir nicht um ein grundsätzliches Ob, sondern um das Wie. Hätten wir eine ideale Welt, in der Sexarbeit ausschließlich freiwillig erfolgt und in der das kein dizidiert weibliches Berufsfeld ist, dann habe ich auch kein Problem damit, wenn das künstlerisch – natürlich trotzdem mit der nötigen Angemessenheit – rezipiert ist. Ist es aber alles nicht. Prostitution ist größtenteils unfreiwillig bzw. wird aus Not betrieben. Und wenn mann das dann künstlerisch so aufgreift, dass die einzige weibliche Hauptfigur eines Kinofilms (Leia) sowohl einem Sklaventreiber als auch dem – überwiegend männlichen – Publikum halbnackt ausgesetzt wird, ohne dass durch diese explizite künstlerische Darstellung irgendein Mehrwert für Charakter oder Story generiert wird, dann ist das verherrlichend. Weiß nicht, warum du da mit Begriffen wie Sinnlichkeit oder Kunstfreiheit ankommst. Und zur Entscheidung des Autors: Ist dir aufgefallen, dass vermutlich 90 Prozent der Star-Wars-Autor*innen (zumindest bist vor wenigen Jahren) männlich waren? Und dass damit einhergehend auch die Darstellung von Frauen fast immer männlichen Köpfen entstammten? Denk mal darüber nach und versuch mal, einen Zusammenhang zwischen dieser Tatsache, realen Machtgefügen und Frauen in Star Wars herzustellen.
„Unter Kritikern der Quote werden sich, davon muss man ausgehen, viele Menschen finden, die eine Betonung von Diversität in der PR als penetrant empfinden.“ – Sorry, dann haben die mit ihrem neoliberalen Weltbild halt Pech gehabt. Wer es nervig findet, Frauen, People of Colour, Queers oder be_hinderten Menschen nach tausenden von Jahren endlich Gleichstellung zu ermöglichen, der soll doch bitte eine Zeitmaschine bauen und in eine Ära zurückreisen, in die er besser passt.
@Rieekan78: Zu Leias Darstellung hatte ich ja schon ein paar Posts weiter oben beschrieben, was das Problem ist.
CC 09002
Ich habe es an anderer Stelle erwähnt, aber gerne auch hier: Berechtigte Kritik an schauspielerischer Leistung ist absolut ok. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Im aktuellen Fall wird eben nur ein vermeintlicher Vorwand gesucht, seinem Rassismus freien Lauf zu lassen. Mir tut da Moses Ingram leid, bei soviel bodenloser Dummheit, die ihr da entgegenschlägt.
Und Rassismus ist kein ausschließliches Problem des SW - Fandoms. Auch andere Fandoms - auch die von Aaron erwähnten - haben genau dieses Problem. Somit sehen wir, dass es (leider) nach wie vor ein gesellschaftliches Problem ist.
Wie ich SWU und andere Plattformen hierzu gerne positioniert sehe, habe ich ja bereits in einem vorherigen Post dargelegt.
Cantina Fun
Ich glaube in den meisten Punkten sind sich alle einig. In der Kindheit wurde ich schon relativ früh mit Rassismus konfrontiert. Dabei gings aber nicht um die Form des Rassismus, die man so versteht, andere Menschen aufgrund ihrer Ethnie, Hautfarbe oder Kultur abzulehnen. Ich bezweifle sogar, dass ein Grossteil rassistischer Äusserungen genau auf diesem Gedankengut einer eigenen überlegenen Rasse beruht. Es ist vielmehr die plumpste und billigste Art, jemanden verbal zu attackieren und von sich abzugrenzen. Dabei zielt man möglichst auf Unterscheidungsmerkmale. Also eine Kombination aus Faulheit und Dummheit, wenn man so will. Frauen werden als Schlampen bezeichnet, Übergewichtige als Fettsäcke, Brillenschlange ist auch kein liebevoller Kosename usw. Das Problem ist, dass durch permanente Wiederholung diese Abgrenzung verstärkt und etabliert wird. Und eine Generation gibt es an die nächste weiter. Was mir in dem Zusammenhang auch gar nicht gefällt, ist dieser Begriff des institutionellen Rassismus. Das ist nämlich wieder ziemlich billig und will nur eins, die Verantwortung des Einzelnen auf irgendwelche diffusen Umstände abwälzen. Man kann ja nichts dafür, das System ist schuld. Fuck No. Jedes sogenannte System wird ja von Menschen etabliert, sei es durch Duldung oder Partizipation. Ich nehm mich da gar nicht aus. Wie oft schweigt man selbst, wenn irgendwo unterschwellig rassistische Äusserungen gemacht werden? Es ist nie angenehm die Wahrheit auszusprechen, gerade wenn man die Personen kennt und ansonsten ein positives Bild hat. Es ist sehr viel ambivalenter im Alltag sich gegen Rassismus zur Wehr zu setzen, als das in irgendwelchen Foren, Medien und sonstigen Plattformen der Fall ist. Darauf gibt es keine leichten Antworten. Und leider lehrt die Geschichte, dass die Masse lieber leichte Antworten hat. Nein, mit Rassismus, Sexismus muss man sich schon auseinandersetzen wollen. Das schliesst auch das eigene Weltbild mit ein und bringt uns auch in Widersprüche. Beispw. kommt man schnell in ein Dilemma, wenn es um Religionsfreiheit geht. Ich kann diese jedem Menschen zubilligen unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit. Eine ganze Kultur deswegen zu verdammen, es ist per se rassistisch. Was aber, wenn diese Kultur wiederum frauenfeindlich und rassistisch geprägt ist? Auch da ist es sehr viel aufwendiger zu differenzieren. Und die Kunst, so auch Star Wars, ist genau in diesem Spannungsfeld angesiedelt. Einerseits wird die Vielfalt zelebriert, aber diese soll dann genau in gewünschten Bahnen stattfinden. Damit macht man sich aber wieder genau zum Sklaven der eigenen Denkweise. Sind Fandoms toxisch ist ja hier die Frage. Ich glaube die Fragestellung ist eben genau schon das Problem, wie oben angesprochen. Man delegiert das Problem weg von sich an ein diffuses Etwas, was sich nicht quantifizieren lässt. Fans sind und können toxisch sein. Und man darf ihnen quasi nicht diesen Schutzmantel eines Fandoms, hinter dem sie sich verstecken, überziehen.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 12:30 Uhr)
Wookiehunter
Ewan zeigt hier wieder ganz deutlich, was er für ein guter Kerl ist und er hat ja recht.
Das es wieder zu Anfeindungen in den (A)sozialenmedien gekommen ist, ist unentschuldbar. Aber leider wird das nie aufhören. Solange es Menschen gibt, gibt es auch jene, welche die, die anders sind als sie selber, verurteilen und aussgrenzen. Durch das Internet und dessen Anonymität, ist es sogar noch leichter geworden. Was also tun, einen aussichtslosen Kampf führen, oder akzeptieren, dass es diese Idioten nun mal gibt? Letzteres wird immer als Kapitulation interpretiert. Dabei leben diese Menschen doch der ihnen jetzt gewidmeten Aufmerksamkeit. Sollen sie doch ihren Mist posten. Einfach ignorieren! Es sind nur Worte und Worte können ignoriert werden. Ja das fällt schwer und manche mögen sich dadurch auch verletzt fühlen, aber wenn man diesen Rassisten eine Angriffsfläche bietet, dann werden sie angreifen.
Und wir werden in 10 Jahren noch immer diese Diskussion führen.
@CC
Zu deiner Thematik hätte ich zwar auch noch was zu sagen. Da du aber nicht der Typ bist, der seine Ansichten reflektiert betrachtet und andere Ansichten auch nur in Betracht zieht, erspare ich mir den Ärger.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 18:33 Uhr)
Tauron
Einen kurzen Kommentar möchte ich entgegen meiner vorherigen Pläne jetzt doch noch mal absetzen:
@GWL: Deiner Tapete kann ich vollumfänglich zustimmen. Du hast das deutlich ausführlicher und dennoch präziser formuliert, als ich es je könnte, aber ich bin in jedem Punkt bei dir.
@Tauron: "Das du dieses Thema wieder als Plattform für deine Pseudo-Feministische-Genderdoktrien missbrauchst"
Deine Formulierung finde ich deutlich übertrieben und sie hilft auch weder dabei eine anständige Diskussion zu etablieren, noch deinen Standpunkt zu untermauern. Üblicherweise versuche ich mich hier raus zu halten, weil ich meine Freizeit angenehmer gestalten kann als ziellose Diskussionen zu führen und mich dabei noch beleidigen zu lassen.
Wenn ich deinen Standpunkt aber richtig einschätze (Kenne dich nicht persönlich und bin mir des Inhalts früherer Kommentare von dir nicht 100%ig sicher), teile ich ihn in diesem Punkt.
chaavla
@Snakeshit:
Vielen Dank für deine Erläuterung. Jetzt verstehe ich viel besser, was Du (und vielleicht viele hier) meinen.
Zitat: "Mein Problem mit dem Abschnitt ist, dass er impliziert, dass dies ein Problem gleichwertiger Natur ist."
Das könnte man verstehen als (aber, keine Sorge, ich weiß, dass Du das nicht meinst ) : Aaron hat das bewusst gemacht. Ich bin sehr sicher, dass das nicht der Fall ist und habe das Editorial beim ersten und zweiten Lesen auch nicht so verstanden. Ich kann nun, auf Basis deiner Erklärung, aber durchaus absolut nachvollziehen, dass das so rüberkommen kann. Ich denke, es geht eher darum, aufzuzeigen, welche Kritik geht und welche nicht. Nicht, um zwei Probleme äquivalent darzustellen. Aber ja, ich verstehe jetzt absolut, was wie rübergekommen ist.
Zitat: "Dagegen ist Rassismus ein Riesenproblem, ein gesellschaftliches, ein systematisches und das hätte einfach DAS Hauptthema von Aarons Editorial sein sollen und nicht nur 50:50 mit "ich möchte aber bitte weiterhin Star Wars kritisieren, dass ist mir genauso wichtig!"."
Ich denke, wie gesagt, dass es das durchaus und sehr dezidiert ist. Ich hab das ja im Abschnitt drüber begründet. Aber ich verstehe jetzt absolut, wie das bei dir angekommen ist und damit auch deine Entrüstung. Ich bin aber, wie gesagt, sehr sicher, dass es nicht darum geht, Rassismus klein zu machen, sondern, aufzuzeigen, welche Kritik mit Blick auf Rassismus geht und welche nicht.
@CmdrAntilles:
Vielen Dank für dieses sehr wertvolle, konstruktive und respektvolle Feedback.
Mir wäre gerade nicht bewusst, dass ich Rassismus mal bewusst unkommentiert hätte stehen lassen. Aber wie du schon sagst, hatte ich nie auch nur ansatzweise alles im Blick. Kommentarmoderation war aber auch nie mein Tätigkeitsschwerpunkt. Mein Ziel war immer, wenn ich problematische Beiträge gesehen habe, diese möglichst zu löschen und zwar so (schnell?) zu löschen, dass Rassismus möglichst keine Bühne bekommt - solche Posts unkommentiert und ungelöscht stehen zu lassen war nie mein Ansinnen und ich bin komplett deiner Meinung, dass das absolut die falsche Taktik ist. Krass, dass das zumindest bei Dir aber scheinbar genau so rübergekommen ist. Nehme ich mir für künftige Kontexte unbedingt mit, das anders zu handhaben.
Byzantiner
@Tauron:
So einfach ist es halt leider nicht. Du hast recht, dass dieser Kampf vermutlich ewig bestehen bleibt. Doch dieser Kampf und diese Diskussionen müssen auch geführt werden, damit wenigstens ein Gegengewicht und damit auch ein Schutzraum für Opfer existieren kann. Wenn dieses nicht existiert, können sich negative Tendenzen ungehindert verbreiten und verwurzeln. Und wie man feststellen kann, haben sie es in den letzen Jahrzehnten auch getan, weshalb diese Themen eben wieder auch mehr in den Diskurs gerückt sind.
Leider gibt es in der Gesellschaft sehr viele Menschen aus der älteren Generation, die glauben, die schlechten Zeiten seien vorbei und sie können nicht wiederkommen, weil wir jetz in einer
ach so tollen Demokratie leben und so super aufgeklärt sind. Dass die Propaganda Methoden sich aber ebenfalls weiterentwickelt haben und nicht mehr so plump daherkommen wie in den 30igern, merken sie nicht, weil sie dafür kein Gespür mehr haben.
Jüngere Generationen werden wiederum durch Internet noch deutlich stärker und ungefilterter mit entsprechenden Inhalten konfrontiert und auch manipuliert. Können sie aber oft nicht automatisch richtig und rational einordnen.
Stell es dir einfach vor wie ein Berg voller Äpfel und ganz oben setzt du einen verschimmelten Apfel drauf. Mit der Zeit überträgt der Schimmel sich selbst auf den ganzen Berg. Und das kann man nur verhindern, in dem man die schimmeligen Äpfel rausholt. Man muss nicht gleich den ganzen Apfel wegschmeißen. Aber zumindest die schimmeligen Stellen entfernen.
"Es sind nur Worte und Worte können ignoriert werden."
Für uns Erwachsene, die wir in unseren eigenen Bubbles leben, mag das möglich sein. Aber sag das mal einem 10 Jährigen, der wegen seiner Hautfarbe auf der Schule gemobbt bis verprügelt wird.
Ich mein ich wurde auch gemobbt. Nicht wegen meiner Hautfarbe aber wegen anderen Dingen. Und meine Mutter hat mir immer dasselbe gesagt. Einfach ignorieren. Besser wurde es dadurch nicht. Besser wurde es erst, als ich anfing mich körperlich zu wehren. Und wenn Kinder lernen, dass Gewalt eine funktionierende Lösung ist, kann das entsprechende Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung haben.
Insofern: So unbequem das nunmal ist: Es ist der Kreislauf der Dinge, die zum Leben dazu gehören. Die dunkle Seite der Macht gewinnt, wenn die helle Seite, es geschehen lässt.
PS: Niemand zwingt dich natürlich, ein Gegengewicht darzustellen. Nicht jeder Mensch kann und will sich mit Politik auseinandersetzen. Das find ich auch vollkommen in Ordnung. Aber dann kann man sich diese "nützt ja eh nichts, einfach ignorieren" Attitüde eigentlich auch sparen.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 18:51 Uhr)
OvO
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