Weiter geht es in der neuen Reihe von Blue Milk Blues. Tobi und Katharina besprechen die Folgen 3 und 4. Es gibt eine wachsende Liebe für die Serie zu verspüren!
BMB 49: The Mandalorian 3 & 4
Weiter geht’s: Heute sprechen Katharina und Tobi über Kapitel 3 und 4 von The Mandalorian. Die Serie nimmt Fahrt auf und zieht uns mehr in ihren Bann. Es geht um Werner Herzog, Stuntdoubles, coole Rüstungen und trockene Gewalt. Und natürlich auch um Cara Dune! Viel Spaß damit.
Über euer Feedback freut sich Tobi wie immer auf BlueMilkBlues.de los. Immer gerne gesehen sind außerdem Bewertungen, Weiterempfehlungen oder Rezensionen bei iTunes.
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Kapitel 3: Der Fehler
Die Serie haut einen kultigen Satz nach dem anderen heraus. Hier also: „Das ist der Weg!“ Ich bin immer noch begeistert davon, wie filmisch diese Serie ist. Auch im Kapitel 3 wird wieder schwerpunktmäßig über Bilder und nicht über Worte erzählt. Pedro Pascal gelingt es, trotz seiner Maskierung, seine Emotionen sehr gut zu transportieren. Dass dies so gut gelingt, hätte ich im Vorfeld der Serie nicht vermutet, auch wenn ich bedaure, auf die Dauer nicht direkt seine Mimik wahrnehmen zu können. Er transportiert aber mit seiner Stimme, seiner Körpersprache, unterstützt durch geschickte Beleuchtung, sehr schön seinen inneren Konflikt, seine Emotionen - eine gewisse Projektion von Seiten des Zuschauers findet sicherlich auch statt. Höhepunkt ist die Szene im Cockpit der Razor Crest, in der Mando, mit dem Starthebel spielend, mit seiner Entscheidung hadernd, sich letztlich zu einer Entscheidung durchringt, die im Vorfeld schlüssig aufgebaut wurde. Die Umsetzung seiner Entscheidung wird wiederum schnörkellos gezeigt. Effizienz statt Verspieltheit. Auch die Puppe von Baby Yoda transportiert Emotionen sehr gut, dieses Mal schwerpunktmäßig Unsicherheit und Angst. Es macht wieder sehr viel Spaß, die Figuren zu beobachten. Unter den Nebenfiguren ist erneut Werner Herzog hervorzuheben, der in seiner typischen Art wiederum äußerst charismatisch, ja diabolisch, herüberkommt. Er stielt wieder jeden Moment seiner kurzen Screen Time. Aber auch Greef Karga ist ein interessanter Gegenspieler. Für mich haben sich die ersten drei Kapitel wie eine Folge angefühlt. Der Start der Serie ist sehr vielversprechend verlaufen.
SamRockwell
Kapitel 4: Die Zuflucht
Ein überraschendes Kapitel, da sich die Inszenierung deutlich von den ersten drei Kapiteln unterscheidet. Das Italiowestern-Setting der ersten drei Folgen ist mit Kapitel 4 erst einmal Geschichte. Die stark visuelle Erzählweise der vergangenen Kapitel wird deutlich zurückgefahren, der Dialoganteil nimmt einen wesentlich größeren Anteil ein. Mando selbst interagiert mit seiner Umgebung wesentlich stärker über die Sprache. Wieder gibt es sehr unterhaltsame Momente zwischen ihm und Baby Yoda, die gerade in den ersten Minuten hinreißende Komik generieren. Baby Yoda testet Mando, Mando hat Baby Yoda nicht so recht im Griff, Baby Yoda beginnt Mando zu imitieren, wie es Kinder bei ihren Eltern machen, die Verbundenheit zwischen den beiden hat sich spürbar verstärkt. Ich bin aber gespannt, wie Baby Yoda langfristig funktioniert. Auf den ersten Blick liegt in der Figur innerhalb der Serie kein großes Entwicklungspotential. Seine Niedlichkeit kann sich langfristig auch abnutzen. Passend zur Niedlichkeit Baby Yodas in den späteren Szenen des Kapitels, das Eröffnungs-Setting: Bunte, warme Farben, liebliche Musik, eine kitschige Idylle, eine Idylle in der urplötzlich das Böse eindringt, das dann im weiteren Verlauf bekämpft werden muss. Ein Szenario, auf dass in der Serienwelt gerne wiederholt zurückgegriffen wird, siehe Star Trek, Doctor Who etc. Die Abgegriffenheit des eigentlichen Plots, die Verwendung von Klischees, die erstmals beschleunigte Erzählweise (Zeitsprünge), keine Verluste unter den kampfunerprobten Farmern, kopflose Gegner, sorgen letztlich dafür, dass ich dieses Kapitel zwar etwas schwächer einordne als die vorangegangenen, aber die Szenen an sich sehr schätze. Die Persönlichkeit Mandos erhält in diesem Kapitel weitere Facetten, gerade auch in der Interaktion mit den beiden Frauen. Auch unter der Regie von Bryce Dallas Howard wurde liebevoll und mit Herzblut inszeniert. Noch eine kleine Anmerkung: Anhand dieses Kapitels kann man sehr schön studieren, warum die Macher im Star Wars Universum so gerne auf Planeten ohne gezeigte Vegetation zurückgreifen.
SamRockwell
@SamRockwell:
Wir hatten in der letzten Folge eigentlich vor, auf Kommentare einzugehen und hatten auch ein bisschen was zu Deiner Bemerkung vom verschwenderischen Umgang mit Nebenfiguren gesagt. Nur haben wir dann leider festgestellt, dass das unsere angepeilte Folgenlänge von einer Stunde ziemlich sprengt, also haben wir es doch gelassen. Ich lese Deine Einschätzungen trotzdem sehr gerne. Den letzten Punkt mit der Vegetation finde ich interessant. Was meinst Du damit? Dass der Planet in Kapitel 4 einfach sehr "irdisch" aussah?
Genau, Tobi. Das Dorf liegt inmitten gewöhnlicher irdischer Nadelwälder. Als die Kamera in der Auftaktszene aus dem exotisch anmutenden Teich nach oben schwenkte, blieb mein Blick gleich an den Nadelbäumen am Rande der Lichtung haften und ich musste mir Wehmut an Textpassagen von Charles Darwin und Alexander von Humboldt denken, in denen sie mit Ehrfurcht, mit Begeisterung, ihre Empfindungen beim erstmaligen Betreten des südamerikanischen Dschungels ausdrückten – für sie damals tatsächlich das Betreten einer fremden, völlig unbekannten Welt:
Charles Darwin: "Der Dschungel ist ein einziges großes, wildes, ungeordnetes Treibhaus. Niemand kann unbewegt in dieser Einsamkeit stehen, ohne zu spüren, dass der Mensch mehr in sich hat, als den bloßen Atem seines Körpers. Ich geriet in ein Delirium des Entzückens. Ich war ganz benommen von der Schönheit der Vegetation, der Eleganz der Gräser, dem schimmernden Grün des Laubes. Ich wünschte mir eine Sprache zu finden, die meine Wahrnehmungen ausdrücken kann. Für einen Europäer ist der erste Schritt in den Dschungel wie eine Reise auf einen anderen Planten.“
Alexander von Humboldt schrieb an seinem Bruder Wilhelm: "Welche Farben der Vögel, der Fische, selbst der Krebse (himmelblau und gelb)! Wie die Narren laufen wir bis jetzt umher; in den ersten drei Tagen können wir nichts bestimmen, da man immer einen Gegenstand wegwirft, um einen andern zu ergreifen. Bonpland versichert, dass er von Sinnen kommen werde, wenn die Wunder nicht bald aufhören. Aber schöner noch als diese Wunder im Einzelnen, ist der Eindruck, den das Ganze dieser kraftvollen, üppigen und doch dabei so leichten, erheiternden, milden Pflanzennatur macht."
Konsequenterweise müsste der Besuch jedes Planeten, der eine eigene Evolution durchlaufen hat, einzigartig, fremdartig, unvergleichlich sein. Eine solche Gestaltung ist aber extrem zeitaufwendig und kostspielig, wie die Avatar-Filme zeigen. Insofern ist einfacher, wenn vegetationslose Planeten angeboten werden können.
SamRockwell
Oh wow, dass wir hier zu Darwin und Humboldt kommen hätte ich nicht erwartet! Immerhin haben sie ja Humboldts himmelblauen Krebse in The Mandalorian untergebracht. Das von Darwin erwähnte Delirium des Entzückens trifft definitiv meine Reaktion, als ich als 12-jähriger zum ersten Mal Star Wars gesehen habe. Es hat mich dabei nie gestört, dass alle Planeten irdische Drehorte/Vorbilder hatten, bzw. immer auf einen Aspekt reduziert waren (also Wüstenplanet, Eisplanet, Waldmond, …). Im Gegenteil, ich fand das toll – denn so erschien mir die Welt um mich rum immer ein bisschen magischer: Beim Skiurlaub war ich auf Hoth, beim Waldspaziergang auf Endor, usw.
Du hast es „Ehrfurcht, Begeisterung, Empfindungen“ genannt. Das ist nachwievor das, was ich bei Star Wars empfinden will. Bei mir ist es da aber gar nicht die Fremdartigkeit und Einzigartigkeit der Planeten, sondern etwas anderes, schwerer greifbares. Letztlich finde ich es wichtig, dass mit einer gewissen Liebe an die Schauplätze herangegangen wird. Dass man sich Zeit nimmt, diese Planeten einzuführen. Dass man dem Publikum Zeit gibt, sich umzusehen und den Planeten kennenzulernen. Das finde ich z.B. auch in den LOTR Filmen wundervoll.
(zuletzt geändert am 09.04.2020 um 09:10 Uhr)
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