Morgen erscheint für alle Fans in Deutschland und Österreich Solo: A Star Wars Story endlich auf DVD, Blu-ray, 3D-Blu-ray und als 4K-Auswertung:
In freundlicher Zusammenarbeit mit Disney durften wir uns die verschiedenen Blu-rays vor ihrer Veröffentlichung genauer ansehen.
Die DVD-Version enthält nur den Film, d.h. keinerlei Bonusfeatures. Die gibt es dafür auf allen Blu-ray-Varianten, die inhaltlich identisch sind und das komplette Bonusmaterial mit einer Gesamtlaufzeit von über 100 Minuten enthalten. Die normale Blu-ray kommt im HD-Keep-Case daher, die limitierte Version in einem Steelbook, welches zusätzlich noch die 3D-Version des Films auf einer Extra-Disk enthält.
Zusätzlich bekommen wir von Disney eine 4K-Auswertung präsentiert. In dem schicken schwarzen HD-Keep-Case finden sich neben einer Ultra Blu-ray Disk auch der komplette Film auf Blu-ray und die oben erwähnte Bonusdisk. Wer also noch keinen 4K-Ultra-HD-Player besitzt, aber in naher Zukunft umsteigen möchte, kann sich den Film auf der herkömmlichen Blu-ray ansehen, ohne Solo doppelt kaufen zu müssen.
Der zweite A-Star-Wars-Story-Film brachte leider nicht den erwünschten Erfolg an den Kinokassen. Bis heute konnte Solo weltweit gerade einmal 392,8 Millionen Dollar einspielen (Platz 279 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten) und ist damit mit Abstand der Star-Wars-Streifen nach der Übernahme von Disney, der am schlechtesten abgeschnitten hat. Ob überhaupt die Kosten des Films eingespielt werden konnten, ist leider nicht bekannt, da Disney die Produktionskosten bis jetzt nicht veröffentlicht hat.
Solo: A Star Wars Story war bereits nach dem Rauswurf der beiden Regisseuren Phil Lord und Christopher Miller schwer vorbelastet, doch Ron Howard gab sein Bestes, um den Film noch für Lucasfilm zu retten.
Der Inhalt des Films ist schnell erzählt und soll hier nicht ausführlich behandelt werden. Der Namensgeber des Films, der junge Han Solo, startet hier seine Karriere als Gauner und stößt dabei auf Chewbacca, Lando und natürlich auf den Rasenden Falken, während er sich mit seiner Jugendliebe Qi’ra in ein riskantes Abenteuer stürzt.
Das Bild liegt im Format 2.39:1 (16:9) vor. Nach drei Star-Wars-Auswertungen hat man sich an die Disney-Qualität gewöhnt, doch leider fällt bei Solo in einzelnen Szenen eine sehr leichte Unschärfe auf. Diese ist zum einen auf ein gewolltes Stilmittel von Bradford Young zurückzuführen, zum anderen wird der etwas unsaubere Transfer die Ursache sein. Der Schwarzwert ist in der HD-Version gut, aber auch nicht ganz referenzwürdig.
Ron Howard wählte in den unterschiedlichen Phasen des Films bewusst ein tiefes Farbspektrum. Die Außenaufnahmen leuchten vor Kontrast, die Innaufnahmen wirken etwas glanzlos und sind deutlich von den Greenscreen-Aufnahmen zu unterscheiden. An manchen Stellen wurde etwas unsauber animiert, aber dies ist nicht die Schuld der Blu-ray-Auswertung, sondern Fehlern im Ausgangsmaterial zuzuschreiben. Dazu gibt es hier und da Unschärfen am Bildrand.
Dass der 3D-Film immer mehr ausstirbt, brauchen wir hier nicht zu thematisieren. Trotzdem waren die 3D-Konvertierungen in der Disney-Ära sehr solide und sehenswert. Leider ist bei Solo in dieser Beziehung vieles schiefgelaufen. Häufig mindern störende Ghost-Effekte das 3D-Vergnügen. Das war in einigen Kinos auch schon bei Rogue One der Fall, wurde damals aber auf der Blu-ray wieder behoben. Bei Solo treten die Ghost-Effekte nicht nur im dunklen Bereich auf, sondern auch in hellen Bildbereichen. Dies wirkt sich gerade in den Schneeszenen sehr störend auf das Sehvergnügen aus. Ein zweiter Faktor sind die Pop-Out-Elemente, die (wie bei den anderen Star-Wars-Filmen) nicht extra modelliert wurden und bei Solo nie für Hauptelemente verwendet werden. Auf Mimban und Kessel fliegen die Trümmerteile nur so umher, die gewünschte 3D-Tiefe wird allerdings nie erreicht. Weite Teile des Films kommen sogar komplett ohne solche Effekte aus, sodass man es faktisch mit einer 2D-Version zu tun hat. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.
Solo: A Star Wars Story wurde komplett digital mit Kameras der Arri-Serie aufgenommen. Das Ausgangsmaterial liegt damit in 3.4k bis 6.5k vor, wodurch eine fast nahtlose native Real-4K-Auflösung erreicht wird. Im Gegensatz zur Blu-ray von Die letzten Jedi kam allerdings kein Dolby Vision zum Einsatz, mit dem das teils schlechte Ausgangsmaterial aufgewertet worden wäre.
Wie bereits oben schon erwähnt, hat Bradford Young ein neues, für Star-Wars-Filme untypisches Stilmittel benutzt. Viele Szenen wurden am Set nicht extra ausgeleuchtet (zum Beispiel die Sabacc-Szene oder die Proxima-Szene), sondern verwendet wurden nur die Beleuchtungseffekte, die am Schauplatz „natürlich” vorkamen. Auf einige Zuschauer wirkte der Film deshalb extrem finster, da normalerweise auch dunklere Szenen stärker ausgeleuchtet werden. Doch während dieses Stilmittel im Kino besonders gut zur Geltung kommt, verschluckt das dunkle Schwarz im „kleinen” Heimkino das Bild und es entsteht ein Clipping, das bis hin zur Unkenntlichkeit des Hintergrunds geht. Durch die UHD-Konvertierung scheint im Gegensatz zur BD noch ein Graufilter dazugekommen zu sein, der sogar helle Bilder dunkel wirken lässt.
Wie bereits Die letzten Jedi bekommt der deutsche Ton wieder nur eine Dolby-Digital-Plus-Spur spendiert. Hier macht sich Disney wieder die einfache Umwandlung zu nutzen und verzichtet auf eine HD-Master-Spur.
Im Raumklang fehlt es dem Film an Aktivitäten im Hintergrund. Der Raumklang wird so nicht ganz genutzt. Zwar explodiert beim Korsalflug die 8.1-Anlage, aber genau diese Szenen zeigen deutlich, wie schwach andere Szenen im Klang erfasst werden. Merkwürdig ist auch die Basis-Lautstärke, die deutlich leiser als bei anderen Produktionen wirkt und auch den normalen Fernsehlautstärken-Zuschauer veranlassen wird, zur Fernbedienung zu greifen. Wenn es zu Subwoofer-Einsätzen kommt, lässt es das Han-Solo–Abenteuer auch krachen und der Soundtrack ist zum größten Teil gut abgemischt.
Die 4K-Auswertung kommt zumindestens mit einer englischen Dolby-Atmos-Abmischung daher, die vor allem mit der tollen Filmmusik punkten kann. Hier kommen die Themen der Musik im Raumklang deutlicher rüber und sorgen für viel Hörspaß. Viele Veränderungen zum Blu-ray-Sound sind aber leider nicht festzustellen, sodass auch hier die Möglichkeiten des Mediums nicht voll ausgeschöpft werden.
Auf der zweiten Blu-ray befindet sich das komplette Bonusmaterial zum Film. Die über 100 Minuten liegen komplett im HD-Format vor. Damit ordnet sich Solo vom Umfang des Bonusmaterials hinter den 122 Minuten von Das Erwachen der Macht und vor den 73 Minuten von Rogue One ein. Nach einem Audiokommentar sucht man hingegen leider vergebens. Die einzelnen Specials können auf der Blu-ray nicht mit einer Funktion im Gesamtumfang abgespielt werden, obwohl nach „In den Mahlstrom” sogar eine Minute die Credits laufen. Die Vermutung liegt nahe, dass dies schlicht und einfach vergessen wurde.
Im Gegensatz zum Making-Of von Rogue One, welches sich hauptsächlich an den Charakteren entlanghangelte, hat man hier versucht, auch die Schauplätze und weitere Themen einzubauen. Das erste Video ist ein für Ron Howard typisches Special, welches bei keinem Film von ihm fehlen darf: Der „Runde Tisch”. Hier sitzen alle Schauspieler zusammen und beantworten mehr oder weniger interessante Fragen von Ron Howard. Wie waren die Vorsprechen? Wie würde Lando Han beschreiben? Leider sind es mehrheitlich oberflächliche Fragen, sodass es erst zum Schluss der 21 Minuten interessant wird. Positiv hervorzuheben ist die Chemie unter den Schauspielern, die man im Video beobachten kann.
Viele Extras werden mal wieder nach dem üblichen Making-Of-Schema abgehandelt. Zu Anfang wird sehr oft der Besuch von George Lucas hervorgehoben und die sehr gute Regieleistung von Ron Howard. Die Extras über die Familie Kasdan, dem Millennium Falken und L3-37 bieten leider keine neuen Erkenntnisse. In Flucht von Corellia und Der Zugüberfall wird versucht, tiefe Einblicke in die Produktion zu vermitteln. Besonders bei den Actionszenen wird den verschiedenen Ideen des Films Raum geboten, und zum ersten Mal sehen wir wirklich, was hinter dem Einsatz der verwendeten Stilmittel steckte. Auch das Special über Fort Ypso und die Ausleuchtung des Films zeigt einen interessanten Aspekt.
Ein wiederkehrendes Element (und damit fast ein roter Faden) ist das Sound Department. Die Sound-Kreationen wurde bei den anderen Filmen im Bonusmaterial meistens vernachlässigt, hier aber sind die kleinen Informationsschnipsel sehr interessant präsentiert und spielen gerade in dem Special Team Chewie eine große Rolle, welches nicht nur den sympathischen Joonas Suotamo als Chewbacca näher beleuchtet, sondern auch erklärt, was ein Grizzlybär mit einem Seelöwen gemeinsam hat.
Zu den geschnittenen Szenen, von denen einige den fertigen Film aufgewertet hätten, wäre eine Begründung von Ron Howard wünschenswert gewesen, wieso man sich für den Schnitt der jeweiligen Szene entschieden hat.
Am Ende wird man wie zuvor schon bei Rogue One mit gemischten Gefühlen entlassen. Man hat zwar ein Stück des Kuchens gesehen, aber die wirklich interessanten Teile schlummern wahrscheinlich irgendwo in den Archiven von Lucasfilm und werden nie das Licht der Welt erblicken. Christopher Miller und Phil Lord werden komplett totgeschwiegen, nicht ein einzelnes Bild der Beiden ist in den 103 Minuten Bonusmaterial zu sehen. Die Musik von John Williams und John Powell wird ebenfalls nicht erwähnt, Charaktere wie Dryden Vos oder auch Darth Maul werden nicht beleuchtet, und auch interessante Szenen wie der Droiden-Aufstand fallen unter den Tisch. Darüber hinaus fehlen selbst einfache Specials wie zu den vielen Easter-Eggs oder zu der Substanz Coaxium, um die sich der Film immerhin dreht.
Neben der oben erwähnten DVD ohne Bonusdisk erscheint die normale Blu-ray in einer Amaray-Version. Eigentlich will ich es nicht mehr schreiben, aber auch der vierte Film aus dem Hause Disney verzichtet wieder auf ein Wendecover, sodass man das FSK-Zeichen leider immer auf dem schönen Coverbild anschauen muss.
Die Steelbook-Variante steckt in einem abgeschnittenen Pappschuber, auf dem sich das FSK-Zeichen sowie Angaben zur Ausstattung finden. Entfernt man diesen Schuber, sehen wir auf der Vorderseite den heimlichen Star des Film, den Rasenden Falken, und auf der Rückseite unsere Helden vor einem sonnendurchtränkten Hintergrund. Auf der Innenseite der limitierten Edition sehen wir das Cockpit des Falken.
Das Menü aller Disks ist gleich gestaltet und beginnt mit einem Sonnenaufgang, der sich als Millennium Falke entpuppt. Auf der rechten Seite wird eine typische Bildfolge abgespielt, die sich, untermalt vom Han-Thema, alle 30 Sekunden wiederholt.
Auch wenn sich Solo: A Star Wars Story für Disney als Flop entpuppt hat, hat er seine Fangemeinde gefunden, die den jungen Han Solo in ihr Herz geschlossen hat. Die ansatzweise genutzten neuen Stilmittel sind Segen und Fluch zugleich. Einerseits ist es schön, dass Disney ein wenig Mut beweist, anderseits werden Filme nicht mehr nur fürs Kino gemacht, sondern auch für den Heimkinomarkt.
Die Bildqualität leidet gerade im 4k-Bereich besonders, und selten haben ich einen so schlechten Schwarzwert gesehen. Die 4K- und auch 3D-Auswertung sind leider einfach schlecht transferiert. Die Tonqualität kann sich gerade in Action-Szenen hören lassen, der Ton insgesamt könnte aber gerne einen Ticken lauter erklingen.
Das Bonusmaterial enttäuscht mich zum dritten Mal bei einem Star-Wars-Film (Die letzten Jedi hat neue Maßstäbe gesetzt) und wird leider sehr schnell in Vergessenheit geraten. Im Großen und Ganzen verschenkt die Blu-ray des neuen Star–Wars-Streifen ihr Potenzial, und das hat der Film wirklich nicht verdient.
Aktuell gibt es die DVD bei Amazon für 12,99 €, die Blu-ray (2-Disk-Set) für 17,99 €, das Blu-ray - Limited Edition Steelbook (3-Disk-Set inkl. 3D) für 28,99 € und die 4K Ultra HD Blu-ray (3-Disc-Set) für 32,99 €.
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