Während wir langsam die Tage runterzählen, bis Solo in den heimischen Kinos anläuft, hatte das Esquire-Magazin die Gelegenheit sich mit Alden Ehrenreich zu treffen. Heraus kam ein ausführliches Portrait, aus welchem hier die interessantesten Ausschnitte, thematisch zusammengefasst, präsentiert werden sollen. Den kompletten, sehr lesenwerten Artikel findet ihr hier.
Das Casting
Laut den ursprünglichen Regisseuren des Films, Phil Lord und Christopher Miller, suchte man einen Schauspieler, der in der Lage war Han als stürmischen Neuling zu spielen, der denkt, er wäre bereits eine große Nummer, sich aber in Wirklichkeit noch beweisen muss. "Die Sache mit dem Gesetzlosen ist nur Gepose. Wir wollten jemanden, der sich als Pirat präsentieren kann, aber tatsächlich ein großes Herz hat. Eine Nachahmung von Harrison Ford hätte sich nur wie eine verlängerter Saturday Night Live-Sketch angefühlt. Wir wollten jemanden, der den Geist der ikonischen Performance, an die wir uns alle erinnern, hervorrufen und gleichzeitig etwas neues und frisches mitbringen kann. Wir sprachen ein wenig darüber, wie Chris Pine, der Captain Kirk spielte, keine Shatner-Stimme machte und seinen eigenen Blickwinkel auf die Figur mitbrachte, während er immer noch die Stimmung des Charakters hervorrief. Wir dachten, Alden könne dasselbe mit Han Solo."
Während die beiden Regisseure weiterhin betonen, dass Ehrenreich buchstäblich der erste Schauspieler von über dreitausend war, den sie für Han sahen, gesteht Kathleen Kennedy, die Leiterin von Lucasfilm, ein, dass die Zahl mit 1600 Schauspielern doch etwas weniger extravagant gewesen sei. Sie stimmt aber zu, dass sich Ehrenreich seit "seinem allerersten Filmtest" von den anderen abgehoben habe. Alden blieb vom ersten Tag an die zu schlagende Person. Wir brachten ihn viele Male her und versuchten, seine Bandbreite zu testen, und er war immer bereit dafür und brachte etwas Neues, mit einem großen Sinn für Humor. Er fühlte sich sowohl klassisch als auch zeitgenössisch an. Er schien ein harter Kerl zu sein, der wirklich Angst hatte." Laut Kennedy habe er auch früh eine wichtige Herausforderung gemeistert: einen Screentest mit Chewbacca.
Ehrenreich erzählte im Interview, dass er den Film als "ein Biopic einer fiktiven Figur" betrachtete."Wie wenn du La Vie en Rose oder Walk the Line siehst - du siehst zu, wie sie zu diesem Ding werden. Oder diese Szene in Chaplin, wenn er in den Schrank geht und das Kostüm findet. Das ist das Gefühl." Und auch für Ron Howard ist der Film anders als bisherige Star Wars-Filme.
"Es ist kein Ensemble-Kriegsfilm", sagt Howard, "was traditionell das ist, was sie waren. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden von einem jungen Mann, der sich selbst definiert, sich nach Autonomie sehnt und zum ersten Mal als Individuum mit eigenen Zielen getestet wird."Der Regiewechsel
Über Lord und Miller sagt Ehrenreich: "Sie hatten einen anderen Stil als Ron, was unsere Arbeitsweise angeht." Er sei sich nicht sicher, wie ihr Solo gewesen wäre. Er habe das Drehbuch gemocht. Er mochte sie auch als Regisseure. Er kann nicht sagen, ob sie wirklich einen apatovianischen Ansatz (Filme zu drehen wie Judd Apatow) hatten.
"Vom ersten Screentest an haben wir viel damit gespielt. Wir haben viele verschiedene Dinge ausprobiert und hinter den Kulissen neu gedacht", sagt er. "Das brachte einen anderen Film hervor, als die anderen Fraktionen wollten." Ich wusste, was ich tat, aber was das angeht, bist du als Schauspieler so im Dunkeln. Du weißt nicht, wie es sich entwickelt, wie es bearbeitet aussieht, also ist es irgendwie unmöglich, ohne diese Dinge gesehen zu haben, zu wissen, was der Unterschied gewesen wäre, oder was genau diese Meinungsverschiedenheiten verursacht hat."
An jedem Filmset, so Ehrenreich, "sitzen die Schauspieler am Kindertisch, es sei denn, man ist auch Produzent des Films. Also wirst du als Schauspieler wirklich von der ganzen Hinterzimmer-Dynamik des Geschehens ferngehalten."
Ihm sei nicht gesagt worden, dass Lord und Miller ersetzt werden, bis es passierte, sagt er. Die Regisseure hätten es ihm dann aber fast sofort mitgeteilt. Sie sagten: "Wir wurden entlassen", und das war's. Sie hatten zuvor bereits erwähnt, dass es einige Meinungsverschiedenheiten gäbe, aber sie sind nicht weiter darauf eingegangen. Sie wünschten mir das Beste für den Rest des Films.
Auf der persönlichen Ebene war es emotional, dass sie sich auf den Weg machten, nachdem wir uns ursprünglich gemeinsam auf den Weg gemacht hatten. Ich hatte viel Zeit mit ihnen verbracht und wir hatten eine wirklich gute Beziehung - sie haben mich ja auch besetzt. Aber ich denke, zu diesem Zeitpunkt waren sie auch irgendwie mit der Entscheidung einverstanden. Im Sinne: "So läuft das eben." Das ist nicht das, was sie zu mir gesagt haben, aber das war das Gefühl, das ich hatte."
Ehrenreich sagt auch das Gerüchte, dass er es war, der sich Kennedy mit Sorgen wegen Lord und Miller näherte, "nicht im geringsten" wahr seien und dass er sich nicht vorstellen könne, jemals so einen Anruf zu machen, "es sei denn, Menschenleben würden in Gefahr gebracht oder so".
Er beharrt auch darauf, dass die Geschichte das Lucasfilm Lord und Miller gezwungen habe, eine Schauspiellehrerin anzuheuern, welche als Autorin und Regisseurin Maggie Kiley - identifiziert wurde, um an seiner Performance zu arbeiten, falsch dargestellt worden sei: "Sie war Teil von Gesprächen, die ein paar Wochen lang stattfanden", sagt Ehrenreich, "aber das war es im Grunde." Lord und Miller betonten, dass Kiley jemand sei, mit dem sie an früheren Filmen gearbeitet haben und dass sie sie für Solo als Ressource für die gesamte Besetzung und auch für sich selbst geholt hätten.
Auch über die verschiedenen Gerüchte, die davon berichten, dass die Solo-Crew in spontanen Applaus ausgebrochen seien, als man von Howards Ernennung oder (je nachdem, welchen Bericht man liest) Lord und Millers Entlassung hörte, hat Ehrenreich etwas zu sagen:"Das ist Schwachsinn. Für eine Crew würde das bedeuten, dass sie sie [Lord und Miller] hassten, was bei weitem nicht der Fall war."
Die Produktion wurde für fast drei Wochen zwischen Lord und Millers Entlassung und Howards Ankunft unterbrochen. Ehrenreich redete so auch über seine Sorgen zu dieser Zeit. "Was ist, wenn sie jemanden finden, mit dem du nicht klarkommst?" Was, wenn sie jemanden bekommen, der eine völlig andere Vision hat? Aber er fügt hinzu, dass Howard die Besetzung und die Crew schnell überzeugt hätte.
"Ron hatte die Fähigkeit, sich sofort um die Stimmung am Set zu kümmern und alle für das zu begeistern, was wir bereits gedreht hatten, denn ich denke, er hatte das Gefühl, dass vieles von dem, was wir bereits geschaffen hatten, wirklich gut war, und gleichzeitig die Richtung für das nächste Stück davon darzulegen. Er wusste, wie man eine knifflige Situation meistert, und fast vom ersten oder zweiten Tag an wurden alle ziemlich schnell wieder aufgeladen und waren begeistert von dem Film."
Während des Interviews habe man gemerkt, dass es Ehrenreich nicht besonders angenehm ist, über dieses Thema zu reden, aber auch, dass es ihn ein wenig frustriert, dass er zu Geheimhaltung über den Film verpflichtet ist und so auch nicht in der Lage ist, ihn vor bösen Anschuldigungen zu schützen, ohne in Vagheit zu versinken.Sein Weg zum Film
Ehrenreich verbrachte seine Kindheit in Pacific Palisades, die er als eine kleine Stadt beschreibt, die zufällig innerhalb der Grenzen von Los Angeles liegt. Sein Vater starb, als er gerade sieben Jahre alt war, unter tragischen Umständen, über die er nicht sprechen wollte. Seine Mutter ist Innenarchitektin und liebt Filme. Ihr gemeinsames Leben, sagt Ehrenreich, "war sehr oft ein Dialog über Kunst und Ästhetik", obwohl er sich ins Haus seiner Großmutter schleichen musste, um Filme wie Der Pate zu sehen.
Er besuchte die kunstorientierte Privatschule Crossroads in Santa Monica und verfolgte an den Wochenenden lokale Revival-Theater. Wie viele angehende Cineasten begann er bald, eigene Filme zu drehen. "Ich und mein Freund Gianni würden den dämlichsten Mist machen, den wir uns vorstellen konnten, nur um uns selbst zum Lachen zu bringen", sagt Ehrenreich. "Das, was du heute auf YouTube machen würdest."
Aber er und Gianni kannten dieses Mädchen, das mit einem von Gianni's Cousins befreundet war. Sie zeigten ihr ihre albernen Filme und sie lachte. Schließlich bat sie sie, einen zu machen, den sie an ihrem Bat Mitzvah-Empfang zeigen konnte.
"Also gingen wir rüber zu ihrem Haus und filmten mich, wie ich sie herumjagte", sagt Ehrenreich. "Ich bin in sie verliebt, und ich singe ein Lied über sie und sie lehnt mich ab, und ich weine und mir geht es richtig dreckig. Dann gibt es einen Zeitsprung auf zehn Jahre später, und sie heiratet und ich komme in einem Kimono und schreie rum."
Das Video wurde auf der Party in Schleife gezeigt und einer der Gäste war ein Freund der Familie namens Steven Spielberg. Der Regisseur sah an diesem Tag etwas in Ehrenreich - die Bereitschaft, sich für etwas einzusetzen. Sie trafen sich aber nicht, weil - und das ist der beste Teil der Geschichte - Ehrenreich nicht bei der Bat Mitzvah war. Er war auf einer Latin-Club-Veranstaltung. Ja, einem Latin Club.
"Ich erinnere mich, dass diese Mädchen mich anriefen und kicherten und etwas darüber sagten, dass Spielberg hier [auf der Party] sei", sagt Ehrenreich. "Ich dachte, es war nur ein Scherzanruf. Und dann rief Leslee Feldman, die Leiterin der Castingabteilung bei DreamWorks, meine Mutter an."
Ehrenreich bekam nach diesem Gespräch einen Agenten. Dann, für ein paar Jahre, geschah nichts mehr, bis es zu einem Treffen mit dem Produzenten und langjährigen Casting-Guru Fred Roos kam, welches zu einem weiteren Treffen mit Francis Ford Coppola führte. Dieser suchte einen echten Achtzehnjährigen, um den achtzehnjährigen Protagonisten seines nächsten Films Tetro zu spielen.
Coppola sagte später, er habe ein halbes Dutzend Schauspieler für die Rolle gesehen. "Es ist wie im Leben - man geht vielleicht auf eine Party oder ein Event, aber am nächsten Tag bleiben einem ein oder zwei Leute aus irgendeinem Grund im Gedächtnis", sagte er. "Entweder sie haben dich positiv oder negativ beeindruckt, aber du kannst sie nicht aus deinem Kopf bekommen. Das ist normalerweise ein Hinweis darauf, dass das die Person ist, die man besetzen muss. Und so war es mit Alden - er hatte Qualitäten, die bei einem Bestand zu haben schienen."Sein Treffen mit Harrison Ford
Auch sein Treffen mit Harrison Ford, das während der Vorproduktion auf Solo stattfand, wurde thematisiert. "Ich meldete mich zaghaft und sagte: 'Lasst uns ihn kontaktieren'. Weil ich es für richtig hielt dies zu tun."
So fuhr Ehrenreich zum Flughafen von Santa Monica, wo Ford seine wirklich beeindruckende Sammlung von Flugzeugen aufbewahrt. Der jüngere Schauspieler kannte die Geschichte von Fords Auf-und-Ab-Beziehung zum Franchise. Ford hatte sich erfolglos bei Lucas eingesetzt, um Han Solo in Rückkehr der Jedi-Ritter zu töten. Er bekam seinen Wunsch erst in Episode VII und er weigerte sich selbst dann noch den Moment zu sentimentalisieren. Die New York Times fragte ihn, ob er seine Rückkehr als Fackelübergabe betrachtete. "Ich habe das eigentlich überhaupt nicht so gesehen", sagte er. "Ich war da, um zu sterben. Und es war mir scheißegal, wer mein Schwert bekommen wird."
Ehrenreich gesteht, dass er zunächst von Ford eingeschüchtert war, weil "man nie weiß, was man von den Menschen erwarten kann. Aber er war gnädig und unterstützend und sehr freundlich - ein echter Gentleman. Ich glaube nicht, dass er das Projekt so genau verfolgt hat. Er sagte nur: "Hey, was geht ab, Junge?" Mein Eindruck ist, dass er bei Das Erwachen der Macht überrascht war, was für eine gute Zeit er hatte und wie bedeutsam es doch für ihn war."
Nicht, dass sie darüber gesprochen hätten. Sie sprachen wohl vor allem über Coppola und Fred Roos. In Bezug auf Han Solo wird Ehrenreich auch diesmal nur das zitieren, was ihm der ursprüngliche Wookieetreiber selbst geraten hat zu sagen: "Sag ihnen, dass ich dir alles gesagt habe, was du wissen musst, und dass du es niemandem sagen darfst."
Auch wenn das nach einem Treffen, bei dem nichts passiert ist. Ron Howard hat jedoch auch einen weiteren Blickwinkel auf dieses Treffen und auch sein eigenes nach der Übernahme des Regiepostens:
"Harrison gab zu, dass er bei Gesprächen mit mir mitteilsamer war als mit Alden, weil er Alden nicht lähmen wollte. Harrison hielt es für so wichtig, dass Alden den Han Solo des Drehbuchs als seine eigene Figur empfand, mit der er eine Verbindung finden und die er selbst vestehen musste, ohne durch seinen Rat dabei eingeschränkt zu sein."Über seine Entscheidung für die Rolle
"Es ist eine Entscheidung, die man aus eigenem Willen treffen sollte, und nicht nur, weil jeder denken würde, dass du verrückt wärst, wenn du es nicht tätest. Du willst nicht zu dem Schluss kommen 'Oh Gott, vielleicht habe ich das nur getan, weil mein Agent es mir gesagt hat'." Er wisse, worauf er sich eingelassen habe. Es ist schließlich eine tiefere Verpflichtung als nur ein Film. Selbst Harrison Ford habe nicht nach nur einem aufgeben können.
Auf die Frage, für wie viele er unterschrieben habe, antwortet Ehrenreich "drei" und zuckt dann zusammen, als wäre ihm bewusst geworden, welche Erschütterung der Macht diese Aussage auslösen könnte. Er fügt noch an: "Ich weiß nicht, ob das offiziell, äh, öffentlich ist. Aber...ja."
Jedenfalls habe er zwischen den verschiedenen Castings für Solo eine Reise ins Death Valley unternommen. "Ich habe in einem High-End Tipi gewohnt, das man da draußen mieten kann" berichtet Ehrenreich. Es sei zu diesem Zeitpunkt gewesen, als die "Super-Blüte", eine einmalige Explosion von Blumen, die Wüste zum Leben erweckt hätte. Er habe dort entschieden, dass er Han Solo spielen würde, wenn sie ihn denn wollen.
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