Die offizielle Seite liefert uns diese Woche ein Interview mit der Layout-Künstlerin Megan Dolman. Dolman arbeitet seit 2013 für ILM als Layout-Künstlerin und befasst sich dabei hauptsächlich damit 2D Storyboards und gedrehte Szenen in eine 3D-Umgebung zu übertragen, so dass weitere visuelle Effekte hinzugefügt werden können. Im Interview kommen so ihr Weg zu Industrial Light & Magic, ihre Arbeit an Die Letzten Jedi und welche Fähigkeiten nötig sind, um die reale Welt mit digitalen Elementen zu verschmelzen, zur Sprache.
Können Sie uns erklären, wie Sie zur Arbeit mit visuellen Effekten und dann zur Arbeit bei ILM gekommen sind?
Ich hatte einen längere Weg als die meisten anderen. Mein Weg war definitiv eine Entdeckungsreise. Ich besuchte die Filmschule in Colorado und wurde dort in die Schnittarbeit eingeführt. Sie hatten gerade ein AVID-Schnittsystem bekommen und ich habe mich wirklich intensiv darin eingearbeitet, also war das irgendwie der Anfang davon. Dann habe ich nach meinem Abschluss als Cutterin gearbeitet, und da habe ich mich wirklich entschieden, Film zu machen. Also kam ich zurück nach Kalifornien und ging an die Academy of Art hier in San Francisco. Das war erstaunlich und ermöglichte mir einen Hintergrund, den ich wirklich für das Modellieren, die Anfertigung von Skulpturen und das Zeichnen brauchte. Der nächste Schritt war das Erlernen von 3D-Animation, also nahm ich einige Maya-Kurse und das war wirklich sehr cool. Von dort zog ich nach L.A. und arbeitete in einigen freien Dienstleistern und dann bei Digital Domain. Mein erster Job dort war die Arbeit an The Curious Case of Benjamin Button, der so cool war. Das war eine große Sache und es war wirklich wie ein Sprung ins kalte Wasser, eine sehr große Lernerfahrung. Ich war einige Jahre bei Digital Domain und dann bekam ich einen Anruf von einem Freund, der sagte, dass ILM einstellt. Ich schickte meine Mappe ein und bekam einen Rückruf, was mich wirklich erstaunte. Ich hatte ein Interview und dann boten sie mir den Job an und ich zog nach San Francisco um. Es war wirklich unerwartet, aber wirklich cool, und wir waren froh, wieder in die Bay Area zu kommen.
Was haben Sie studiert, bevor Sie auf die Academy of Art gegangen sind?
Als ich in Colorado war, studierte ich Broadcast Production Management und im Nebenfach Film. Zuerst war es mehr Journalismus, aber dann habe ich viel mit Filmaufnahmen und der Arbeit mit Kameras zu tun gehabt. Das hat mich viel gelehrt, denn ich musste viel arbeiten und den Film physisch schneiden. Ich wurde dann mehr zufällig von der Arbeit mit dem Computer begeistert. Das war es, worum es für mich auf der Academy of Art ging, ich wollte eher visuelle Effekte machen und an Hollywood-Filmen arbeiten.
Was war Ihre Position, als Sie bei ILM arbeiteten?
Ich war in der Layout-Abteilung für einen der Transformer-Filme. Ich habe einen Hintergrund in der Animation, der sich wirklich sehr gut für die Layout-Arbeit eignete, besonders wenn man es mit Match-Animation zu tun hatte und viele Charaktere miteinander interagieren mussten und man verstehen musste, wo sie sich im Raum befinden. Einen Animationshintergrund zu haben, hilft dabei wirklich.
Für jemanden, der nicht viel über den Filmprozess weiß, was bedeutet es ein Layouter zu sein? Wie sieht Ihr täglicher Job aus?
Layout nimmt hier bei ILM wirklich eine Sonderstellung ein, weil man es mit Informationen zu tun hat, die direkt vom Set kommen. Du stehst wirklich am Anfang der Pipeline. Sie haben wahrscheinlich diese "vor visuellen Effekten" und "nach" Fotos gesehen, und das "vor", das ist es, was wir bekommen. Das ist es, was wir sehen, und dann ist es im Grunde unsere Aufgabe, das, was am Set passiert ist, nachzubilden. Das können die Kamerabewegung oder die Charaktere sein. Meistens fängt es mit den Kamerabewegungen an, aber oft muss man auch Umgebungen nachbauen, und dann ist der coole Teil, dass man bei der Nachbildung auch noch mehr Details wie Charaktere und Explosionen, Schilde oder Raumschiffe oder auch nur Bäume hinzufügen kann. Du bist die Person die mit diesem Puzzle anfängt, also bist du irgendwie das erste Teil. Das Layout stellt den Anfang dieses Prozesses dar, bei dem alle diese visuellen Effekte zusammengefügt werden.
Berücksichtigen Sie die Bewegung in der Szene oder sind die Szenen meist statisch?
Sie sind fast immer in Bewegung. Wir bekommen etwas, das man Scheibe (plate) nennt, welche eine unterschiedliche Anzahl von Bildern lang sein kann, zwischen 100 bis 1.000 Bilder. Wir haben es mit unterschiedlichen Kamerabewegung zu tun und wenn wir wissen, dass es Schauspieler am Set vor einem Greenscreen gab und in welcher Entfernung die Kamera zu ihnen stand und in welcher Entfernung sie zum Greenscreen agierten, können wir in 3D nachbilden, was am Set passiert ist. Dann können wir beginnen, alle zusätzlichen Elemente hinzuzufügen. Wenn die Schauspieler neben einem Außerirdischen stehen sollen, wollen wir sicherstellen, dass der Außerirdische so aussieht, als wäre er im selben Raum gewesen. Wir müssen also alle Informationen vom Set richtig kennen und sie dann in 3D nachbilden. Es ist eigentlich ein wirklich interessanter Job und man macht nie das Gleiche zweimal.
Mit welchen anderen Teams arbeiten Sie hauptsächlich zusammen? Von wem erhalten Sie die Informationen und an wen senden Sie sie?
Wir bekommen die Informationen aus einer Datenbank oder von den Leuten, die am Set waren, arbeiten aber manchmal auch mit Editorials. In erster Linie schicken wir es dann an die Animationsabteilung und an die Compositing-Gruppe weiter. Manchmal werden dann Dinge an uns zurückgeschickt und wir müssen die Dinge optimieren, gelegentlich lässt uns die Animationsabteilung wissen, ob es etwas gibt, das wir hinzufügen müssen, oder sagen uns, dass sie wissen müssen, wo dieser Kerl stehen würde oder wo das Auto sein würde, damit sie verstehen können, wie man etwas um das herum animiert. Wir arbeiten mehr als jeder andere direkt mit der Animationsabteilung.
Als du hier angefangen hast, war der allererste Film, an dem Sie gearbeitet haben Transformers: Age of Extinction. Wie war das? War das Umfeld bei ILM anders als an den anderen Orten, an denen Sie gearbeitet haben?
ILM ist einfach so groß. Wo ich vorher gearbeitet habe, waren die Leute sehr professionell und gut in dem, was sie tun, aber hier sind alle so erstaunlich in ihrem Job und sie sind trotzdem sehr bescheiden. Ich habe so viel gelernt. Die proprietäre Software war wahrscheinlich der größte Unterschied, weil sie so etwas wie eine neue Sprache spricht. Man muss wirklich nur eintauchen und mit dem beginnen, was man weiß und jeden Tag etwas dazu lernen und es gibt so viele Dinge zu lernen. Das und das Lernen der Pipeline, der Abläufe, war wohl die größte Herausforderung und ich lerne noch immer! Aber du hast so viele Leute um dich herum, die so sachkundig sind. Es gibt hier Leute, die seit 40 Jahren hier sind. Es ist erstaunlich und diese Ressource zu haben war großartig und die Leute hier sind sehr hilfsbereit.
So Star Wars: The Last Jedi ist der erste Star Wars-Film, an dem Sie gearbeitet haben. Wie hat es sich angefühlt, auch nachdem man schon eine Weile bei ILM gearbeitet hat?
Es war definitiv einer der Filme, die mich beeinflusst haben, weiterzumachen mit Film, Storytelling und visuellen Effekten. Es war fantastisch, als sie mich fragten, ich war so glücklich. Es ist nun definitiv ein Punkt weniger auf meiner Bucket List. Ich war schon eine Weile hier und hatte an anderen Filmen gearbeitet, während ein paar Star Wars-Filme kamen und gingen, aber ich war so glücklich, daran arbeiten zu können. Ich durfte unter John Levin arbeiten, der nur ein wirklich toller Vorgesetzter ist. Ich kann endlich sagen, dass ich an Star Wars-Film gearbeitet habe - woohoo!
Ist die Arbeitsumgebung bei Star Wars anders als bei anderen Filmen, an denen Sie gearbeitet haben?
Absolut. Ich denke, es gibt verschiedene Persönlichkeiten bei jedem Film, aber bei Star Wars kann man schon sagen, dass ich das Gefühl hatte nach Hause zukommen. Ich war zwar ein wenig das "neue Kind", aber ich liebte es mit Leuten zu arbeiten, die schon so lange dort waren. Außerdem hatte man das Gefühl, dass es uns selbst gehört und das es für alle sehr wichtig war, dass wir dem Film gerecht werden und man ihn wirklich genießen kann, weil wir auch selber Fans sind. Du konntest so richtig deinen Geek rauslassen, dann deine Arbeit erledigen und dann wieder den Geek rauslassen. Und du konntest Sachen sagen wie "Ich habe heute mit Lichtschwertern gearbeitet."
Woran hast du bei The Last Jedi gearbeitet?
Ich habe an vielen Kylo Ren Sachen gearbeitet, als er sich mit Luke duelliert. Das war so, so cool. Ich musste dort einiges der Umgebung hinzufügen, wie die AT-M6s und die Mine. Es war sehr aufwendig, da es eine sehr große Umgebung war, mit der man arbeiten konnte. Es ist dabei eigentlich sehr interessant, da die Umgebung im Film ziemlich spärlich ist, aber das fertige Produkt zu sehen und wie schön es mit der Beleuchtung aussieht, ist fantastisch. Wir haben auch an der Fathier-Sequenz gearbeitet. Es war eine große Herausforderung, all diese Elemente zu integrieren. Am Set liefen die Schauspieler und Tiere offensichtlich ja nicht wirklich durch diesen ganzen Raum, sondern waren oben auf einem Gerät, das herumhüpfte. Und dann war es unsere Aufgabe, diese Informationen in eine Umgebung zu bringen, in der sie tatsächlich diese langen Strecken zurücklegen und es so aussehen zu lassen, als wären sie tatsächlich auf diesem Tier. Sie bewegten sich an einigen Stellen mit einer Geschwindigkeit von um die 50 oder 60 Meilen pro Stunde. Das war viel Arbeit, aber es war toll. Es hat Spaß gemacht, die Szene vom Anfang bis zum Ende zu machen, da es so auch eine Art Abschluss gab. Es ist immer schön, an einem großen Teil einer Sequenz von Anfang bis Ende zu arbeiten.
Arbeiten Sie überhaupt mit Regisseuren an der Gestaltung der Aufnahmen?
Auf gewisse Art habe ich das erst kürzlich gemacht. Ich bekam die Chance, an der Battlefront II Werbung zu arbeiten und ich musste mich mit dem VFX Supervisor, Hayden Landis, zusammensetzen, und wir mussten die Aufnahmen durchgehen. Auch wenn sie vor einem Green Screen aufgenommen wurden, gibt es oft auch physische Platzhalter, die wir in dieser größeren Umgebung platzieren und wir dann entscheiden können, was im Hintergrund erscheinen soll.
Sie helfen also, das Storyboarding in eine 3D-Umgebung zu übersetzen.
Genau, wir arbeiten fast ausschließlich in 3D, also nehmen wir dieses 2D-Element und platzieren es in einer 3D-Umgebung, und dann arbeiten all diese Teile zusammen.
Was sind die großen Hürden, die Sie als Layouter bei der Arbeit mit neuen Technologien überwinden mussten? Irgendein Projekt, das schwer zu verstehen war, oder bei dem Sie einen neuen Weg finden mussten die Dinge zu tun?
Es scheint oft so, als würde jeder Film jedes Mal etwas Neues machen. Die Gesichtsaufnahmen sind wirklich aufregend und werden mit jeder Film besser. Wenn man es mit so vielen verschiedenen Kameras zu tun hat, müssen die Dinge genau richtig sein und die Informationen dann auf das Modell zu übertragen kann eine Herausforderung sein. Hier arbeitet man mit vielen Informationen. Ich habe vor kurzem an Ready Player One gearbeitet, was wirklich cool war, und das war eine echte Herausforderung, weil es eine ganz neue Art war, etwas zu tun, was ich in der Vergangenheit nur ein wenig mit Gesichtsaufnahmen gemacht hatte. Es war ein ganz neuer Ansatz.
Sie bekommen also das Gesicht des Schauspielers, und was genau machen Sie dann damit?
Das hängt vom Film und der Einstellung ab. Meistens bedeutet es die Informationen aus den Rohdaten zu nehmen, also die Informationen aus den Aufnahmen des Schauspieler mit den Markierungen auf seinem Gesicht und diese auf die Zielfigur anzuwenden. Es gibt dabei so viele verschiedene Möglichkeiten dies zu tun. Es ist viel Arbeit und es braucht viele Leute und viele Teams, und das nicht nur hier in San Francisco, sondern wir arbeiten auch mit den ILM-Studios in Vancouver, Singapur und London zusammen.
Wenn ihr eine Szene aufgliedert, gibt es dann bestimmte Teile, an denen jeder individuell arbeitet oder überschneiden sich die Szenen mit anderen?
Normalerweise kümmert sich unser Manager, Koordinator oder Supervisor um die Zuweisung der Einstellungen. Ich habe an Filmen gearbeitet, in denen sie dir die Einstellungen in einer Reihenfolge zugewiesen haben, damit du verstehst, was du tust. Oftmals ist es aber einfach das, was gerade verfügbar ist. Manchmal kann man an einer Aufnahme gleichzeitig mit einer anderen Person arbeiten, aber sie arbeitet an einem anderen Aspekt dieser Aufnahme. Es ist eine sehr organisches Vorgehen und wir bekommen die Aufnahmen zurück, nachdem wir daran gearbeitet haben, um etwas zu aktualisieren oder zu ändern. Oftmals gibt es Feedback, um es zu verbessern.
Zurück zum Battlefront II-Werbespot, können Sie ein wenig mehr darüber reden, wie das war?
Wir hatten die Schauspieler am Set vor einem Green Screen. Ich habe hauptsächlich an der zweiten Hälfte davon gearbeitet, aber es war wirklich toll, mich mit Hayden zusammenzusetzen, weil es ganz am Anfang war und ich noch nicht an Werbespots hier bei ILM gearbeitet hatte. Werbespots sind sehr schnell und so setzt man die Dinge in einem so hohen Tempo um. Das war eine der schönen Sachen - sich mit dem Vorgesetzten zusammenzusetzen, seine Idee zu besprechen, wo und wie alles sein sollte, und zu sehen, welche Änderungen durchgeführt werden müssen, nachdem einige der Elemente schon hinzugefügt und angepasst wurden. Das war großartig, weil ich an 12 Aufnahmen arbeitete und so von Anfang bis zum Ende wirklich verstanden habe. Viele Male, wenn man an einem abendfüllenden Film arbeitet, ist man sehr abgeschottet. Man sieht nicht viel von dem, was vor und nach der Aufnahme passiert an der man gerade arbeitet. Oft ist es so, dass ich, wenn ich mir einen Film im Kino ansehe an dem ich gearbeitet habe, es das erste Mal ist, dass ich die Szene in Gänze und im Kontext sehe.
Was sind Ihrer Meinung nach gute Fähigkeiten, die jemand haben sollte, der sich für Layout interessiert?
Ich denke, wenn Sie sich speziell für das Layout interessieren, wäre jede Art von Wissen über die Kameraarbeit hilfreich. Nehmen Sie an einem Fotokurs teil und lernen Sie, wie die Kamera funktioniert und wie sie auf dem Bildschirm erscheint. Je schneller Sie feststellen können, welche Art von Kamera oder mit welcher Geschwindigkeit sie aufgenommen wurde, desto einfacher wird Ihr Leben. Jede traditionelle Kunst, jedes Skizzieren, Zeichnen oder sogar Modellieren in 3D hilft Ihnen, die Dinge räumlich zu verstehen. Das finde ich wirklich sehr hilfreich, vor allem, weil wir fast ausschließlich in 3D arbeiten. Das wäre das Wichtigste: die Kameraarbeit und das Erlernen des räumlichen Vorstellungsvermögens.
Hast du einen Lieblingsfilm oder eine Lieblingsaufnahme, an der du bei Lucasfilm gearbeitet hast?
Ich muss sagen, dass ich an einer Einstellung aus Die Letzten Jedi gearbeitet habe, die den Millennium Falcon enthielt und die ich besonders gut fand. Auch Kylo Ren mit seinem Lichtschwert war sehr cool. Es gibt auch ein paar Einstellunegn aus Marvel-Filmen, die ziemlich episch waren. In Capitan America: Civil War, wenn sie am Flughafen sind, war die Arbeiten an den Aufnahmen mit Ant-Man wahrscheinlich der größte Spaß, denn es war wirklich schwierig zu wissen, wer wo war und den Überblick zu behalten. Es hat Spaß gemacht, das alles zusammen zu tragen. Ich bekam die Chance, an der Zusammenstellung des Flughafens zu arbeiten und es war wie ein riesiges Puzzle. Ich lernte die Besonderheiten dieses Flughafens sehr gut kennen. Es war wirklich toll zu erfahren, wie dieser große Kampf koordiniert wurde und ihn in 3D zu übersetzen.
Seite 1
Rebellion
Akman
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare