Wie wir dank der netten Grußbotschaft zum Star Wars Day wissen, befindet sich Rian Johnson mit John Williams gerade im Tonstudio, um dem Soundtrack von Star Wars: Die Letzten Jedi den letzten Schliff zu verpassen. Passend hierzu hatten Kollegen von Finale Music die Gelegentheit ein Interview mit Mark Graham, dem Besitzer von Joann Kane Music, zu führen. Joan Kane Music war und ist an vielen Hollywood Blockbustern in Form der "Music Preparation" beteiligt, so auch am nächsten Kapitel der Star Wars - Saga und hat überdies langjährige Erfahrung was die Arbeit mit John Williams angeht.
An welchen Star Wars Filmen waren sie beteiligt?
Ich habe an den drei Prequels, an Episode VII mitgewirkt und wir sind gerade dabei die Arbeiten an Episode VIII zu beenden.
Können sie uns den Arbeitsablauf für diese Filme beschreiben?
John Williams schreibt in der Regel sehr detaillierte, handschriftliche Skizzen. Bei der Arbeit an den Prequels, gingen diese dann an Orchestrierer. Die Orchestrierer haben daraus dann mit Bleistift Partituren zusammengeschrieben, die wir dann in Teilen in unsere Software Finale kopiert haben. Aber seit den letzten sechs oder sieben Jahren, hat John seine Skizzen direkt an uns geschickt und wir haben sie dann direkt in Finale kopiert. Ich habe sie dann etwas angepasst, geprüft und dann haben wir sie direkt für die Aufnahmen benutzt.
Gibt es dann noch größere Veränderungen oder vertraut er darauf, dass sie wissen was er will?
Ich würde sagen, dass unsere Verhältnis nach 20 Jahren fast durchgängiger gemeinsamer Arbeit von einem großen Vertrauen geprägt ist. Er schreibt seine Skizzen sehr sorgfältig und es ist für uns daher eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit seiner Arbeit sehr respektvoll umgehen, wenn wir sie in Finale übertragen. Er benutzt zwar verschiedene Formen von Kurzschrift, jedoch sind wir inzwischen daran gewöhnt und wissen genau worauf wir achten müssen. Die Holzblasinstrumente stellen jedoch manchmal ein Herausforderung im Hinblick darauf da, wie viele verschiedene Holzbläser benötigt werden. Oft muss ich mich daher entscheiden, welche zusätzlichen Instrumente ich auf Abruf halte, falls er einem bestimmtem Bereich mehr Kraft verleihen möchte. Aber das hat sich inzwischen sehr gut eingespielt, da wir das ja schon so lange machen. Ich war bei allen Aufnahmen seit 1998 anwesend und habe daher ein gutes Gespür dafür wie er arbeitet. Nachdem er seine Skizzen zu uns geschickt hat, schaut er auch nur selten unsere erstellten Partituren an.
Er sieht die Partitur also bei der Aufnahme zum ersten Mal?
In der Regel arbeitet John mit seinen Skizzen und schaut nur in die Partituren um nachzusehen, ob es Aspekte wie Balance gibt, die verbessert werden müssen. Deshalb bin ich auch immer in der Nähe des Dirigentpults während den Aufnahmen und habe sowohl eine Sammlung seiner Skizzen, als auch eine Sammlung der Partituren, die wir vorbereitet haben und die der Tontechniker zum mischen benutzt.
Können Sie uns sagen, wie sich so eine Aufnahme anfühlt? Ist die Stimmung angespannt?
Die Stimmung ist nicht angespannt. Es ist zwar bei vielen anderen Aufnahmen der Fall, das es sehr angespannt sein kann und es erhitzte Gemüter gibt, aber seine Aufnahmen sind sehr professionell. Er lockert die Stimmung zwar mit Humor auf, jedoch kann er auch sehr fordernd sein. Er hat eben sehr hohe Ansprüche. Er hat einen immensen Erfahrungsschatz und vergeudet nicht gerne Zeit. Er ist stets vorbereitet. Wir fangen um Punkt 10 Uhr an und es gibt dann keine großen Ansprachen mehr oder Fragen der Sorte "Ist dies bereit, ist das bereit?". Die Musiker wissen den Ablauf den wir an diesem Tag spielen werden genau. Wir veröffentlichen schwierige Stücke in der Regel online, damit sie sich es schon einmal vorher anschauen können und ein Gefühl dafür entwickeln können. Die Ersten Streicher haben dann ein Gefühl wie es gespielt wird und von da geht es schnell voran. Wir schaffen es in der Regel gut und gern 20 Minuten des Soundtracks an einem Tag aufzunehmen, was für solch epische Soundtracks sehr viel ist. Das liegt daran, dass er sehr effizient arbeitet und alles schon gut vorbereitet und durchdacht ist.
Können Sie uns auch eine Gelegenheit sagen bei der nicht alles wie geplant funktionierte?
Ich erinnere mich an einen Fall bei einem der Harry Potter Filme. Er hatte eine kurzes Motiv für eine ungewöhnlich kleine Gruppe geschrieben und es gab darin keine Streicher. Es gab wohl nur ein Akkordeon oder ein Keyboard. Ich wurde also zum Dirigentenpult gerufen und er sagte, mit gedämpften Ton, zu mir: "Da sind ja gar keine Streicher vermerkt." Wir schauten es uns gemeinsam an und ich sagte:"Nun, Sie haben ja auch keine geschrieben." Also sagt er:" Na, dann wissen Sie ja was noch zu tun ist." Also habe ich aus den Keyboard Noten eine Partitour für Streicher erstellt und innerhalb von 45 Minuten oder einer Stunde, hatten wir Streicher und so haben wir das dann auch erledigt.
Haben sie schonmal Hinweise in der Musik gefunden, die kommende Handlungswendungen vorwegnahmen?
Ja, schon oft. Und unsere Leute hier sind auch sehr darauf sensibilisiert. Wir müssen da echt aufpassen. Solche großen Handlungswendungen können durch kleine Notizen an der Partitour oder durch anderes thematisches Material offenbart werden, welche dann das Erscheinen oder Verschwinden einer Figur andeuten.
Für einen Fan könnte es hart sein, wenn er an dem Projekt arbeitet und so von Handlungswendungen erfährt.
Das stimmt. Die Leute hier sind aber auch interessiert. Ich erinnere mich noch an das Ende der Aufnahmen eines der Prequels. Wir verabschiedeten gerade George Lucas als mein Kollege ihn etwas über eine Figur fragte. George war sehr überrascht, fast schon sprachlos, diese Frage gestellt zu bekommen. Also fragte George, wie er davon wüsste und mein Kollege erklärte ihm darauf seine Sicht auf diese Figur. George hörte sich alles an und lieferte dann eine große Erklärung, wie diese Figur im nächsten Film sehr präsent sein werde. Es war wirklich interessant, diese ausgearbeiteten Gedanken zu hören. Wir hatten natürlich noch nichts davon gesehen, da der Film noch nicht einmal gedreht worden war, aber es war uns schon klar, dass es kommen würde. Mein Kollege hatte das schon im vorhinein abgeleitet und ein paar Jahre später, sahen wir dann den Beweis auf der Leinwand.
Das Erwachen der Macht wurde in den U.S.A aufgenommen, oder?
Ja und Episode VIII ist ebenfalls in den U.S.A aufgenommen worden. Die drei Prequels wurden alle mit dem London Symphony Orchestra in den Abby Road Studios aufgezeichnet. Ich glaube IV und V wurden in Denham, einem alten Filmstudio in London aufgezeichnet, aber das ist vor meiner Zeit. Interessanterweise, sind wir gerade dabei diese ersten Soundtracks für einige Konzerte der New York Philharmonic im September wieder herzustellen. Wir werden die ersten drei und Das Erwachen der Macht als Konzert bringen. Wir werden sie wohl über die Spanne von 2 Wochen mit 2 Konzerten pro Film aufführen. Es ist wirklich interssant dieses Projekt zusammenszustellen.
Können Sie etwas zu den Unterschieden bei der Arbeit an Star Wars Musik mit einem Amerikanischem Orchester in einem anderen Studio sagen?
Das London Symphony Orchestra ist eines der führenden Symphonie Orchester. Sie spielen ständig zusammen, haben daher einen bestimmten Gesamtklang, und die Abby Road Studios liefern auch einen eigenen, einzigartigen Klang. Wir arbeiten hier mit einem ausgezeichnetem Studio Orchester bei Sony auf einer der Aufnahmebühnen in Culver City. Wir haben hier einen großen Raum, der sehr viel Geräusch aufsaugen kann. So haben wir ein dichteres, nicht so helles, Klangbild als in den Abby Road Studios. Es ist eine leicht unterschiedliche Erfahrung. Als wir die Prequels aufgenommen haben, haben wir zudem nur 5 oder 6 Tage am Stück aufgenommen und sind dann wieder heim. Mit John arbeiten wir jetzt so, dass wir nur 1 oder 2 Tage in einer Woche aufnehmen und dann einige Wochen Pause machen. Es ist eine viel entspanntere Geschwindigkeit, welcher zum Teil durch den veränderten Schreibprozess, aber auch durch eine Menge anderer Faktoren bedingt wird. Es funktioniert aber sehr gut. Die Filmschaffenden haben so früher ein Gefühl dafür, was sie in bestimmten Filmpassagen mögen und geben uns so die Möglichkeit unnötiges hin und her zu vermeiden. Es ist also in dem Hinblick eine andere Erfahrung, aber das Orchester hat sich eigentlich nicht verändert. Sie haben sehr gut gespielt. Sie sind das gleiche Niveau an Musikern und es hat sich gezeigt, dass sie der Herausfordrung dieser schweren Musik gewachsen sind.
Gibt es Bemühungen den Klang den alten Aufnahmen anzupassen?
Nein. Sie wollen, dass die Musik die heute geschrieben wurde auch so gut wie es geht aufgezeichnet wird. Ich denke darum geht es bei dem ganzen doch. John Williams ist niemand der sich auf seinen Lorbeeren ausruhen möchte. Er möchte sich konstant verbessern, sowohl im Hinblick auf die Ausführung als auch im Hinblick auf seinen Schreibprozess. Die Möglichkeit thematisches Material leicht anders zu schreiben, leicht anders zu orchestrieren und so das Ergebnis noch ein bisschen feinzujustieren.
Für viele die an diese Musik arbeiten, ist seine Musik ja auch ein wichtiger Teil ihres Lebens.
Keine Frage. Es ist wirklich bemerkenswert. Von Zeit zu Zeit sehe ich Filme und versuche sie mir ohne seine Musik vorzustellen. Man hätte sie auch auf eine andere Weise angehen können, aber Johns Musik ist wie die Sprache dieser Filme und ein sehr großer Teil von ihnen.
Vielen Dank das Sie sich die Zeit genommen haben.
Aber gerne. Ich gebe normalerweise nicht so viele Interviews, aber ich verstehe, dass das für viele Leute interessant ist. Auch hier werden alle sehr aufgeregt wenn es um Star Wars geht. Wenn man diese wundervollen Themen nach 30 oder 40 Jahren mit diesen Musikern hier in Los Angeles hört, erfüllt das einen mit, ich will jetzt nicht Ehrfurcht sagen, aber sicherlich mit einem immensen Respekt gegenüber dieser Musik und dem Verlangen es wirklich gut klingen zu lassen. Die Musik ist einfach eine kulturelle Ikone und ich glaube, dass die Leute daran teilhaben wollen und bei ihrer Beteiligung ihr bestes geben wollen. Das schließt die Tontechniker, die Bühnencrew, die Musiker und alle Leute bei uns im Büro ein. Wir arbeiten hart daran und wir wollen einen großartigen Job machen, da wir wissen, dass eine Menge Leute sich das Ergebnis für sehr lange Zeit anhören werden.
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Es gibt zwei Dinge die ich neben den Film immer gerne habe in meinem Regal. Die Illustrierte Enzyclopädie und den Soundtrack. Daher freue ich mich immer über jeden Schnipsel Musik. Ich mochte die Musik von TFA sehr, besonders Reys Theme. Würde mich aber wieder über die Imperiale Hymne in einer Form oder einem Chor Titel freuen.
(zuletzt geändert am 06.05.2017 um 20:38 Uhr)
DarthSeraph
Jaxxon
MaYo
Tyularik
Redakteur
MaYo
George Lucas
Kexikus
Administrator
@ George Lucas
Es übersetzt immer derjenige, der gerade die entsprechende News schreibt. Die Zeit, die es in Anspruch nimmt, variiert dagegen von Mitarbeiter zu Mitarbeiter. Wenn Aaron für einen Artikel eine halbe Stunde braucht, benötigte ich dafür vermutlich 2 Stunden.
Und da war Kexikus ein wenig schneller als ich.
Anakin 68
STARKILLER 1138
Redakteur
Music Preparation könnte man als die Organisation der Aufnahme bezeichnen. Er und seine Firma übernimmt die Planung: Wie im Interview auch angesprochen erhält er die Entwürfe von Williams und nach der Übertragung in ihr Programm, werden Notenblätter vorbereitet, Fehler korrigiert, die richtigen und genug Musiker organisiert, das Studio und die Tontechniker instruiert etc.
Seine Firma bietet aber auch für "normale" Orchester die Notenblätter von einer ganzen Menge an Filmen an und geben eine Liste von benötigten Instrumenten an.
Tyularik
Redakteur
Wirklich interessant!
Für mich als eher visuellen Menschen ist diese Arbeit an so komplexer Musik völlig fremd, würde mir wünschen noch mehr über diese Prozesse zu erfahren. Zu den Designs und Spezialeffekten gibt es ja immer relativ gute Einsichten, wäre super, wenn es in Zukunft auch so viel zum Thema Musik geben könnte.
Danke für den Artikel.
tN0
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