Update 2
Die Probleme der Türkischen Kultusgemeinde mit Jabbas Palast, die hier bei uns - genau wie in den Medien - nur verkürzt wiedergegeben wurden, sind auf den zweiten Blick andere als zunächst angenommen. Spoiler-Alarm: Um Jabba geht es den Betroffenen eigentlich gar nicht. Hier die gesamte Argumentation:
Das Modell ähnelt nicht nur einer Moschee, sondern auch einem karolingischen Dom, dem Pantheon in Rom (heute eine katholische Marien-Kirche) oder einem hinduistischen oder buddhistischen Tempel oder einem tibetischen Palast. Tatsächlich wird Jabba's Palace in Star Wars auch von (pseudo-buddhistischen) Mönchen bevölkert. Kurz, das Model ähnelt Sakralbauten, egal ob Kirche, Moschee, Synagoge oder Tempel.
Der Terrorist Jabba der Hutte liebt es, Wasserpfeife zu rauchen und seine Opfer töten zu lassen. Es ist offensichtlich, dass für die Figur des hässlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten (Sklavenhalter, Anführer von Verbrecherorganisationen, Terroristen, Verbrecher, Mörder, Menschenopferung) bedient wurden.
Erschreckend ist auch die rot-schwarze Teufels-Fratze auf der Schachtel rechts oben, die zumindest ein augenfälliges Signal ist, dass das Spiel nicht unter dem Christbaum am Weihnachtsabend - auch Türken feiern Weihnachten - liegen sollte.
Die Türkische Kulturgemeinde Österreich behält sich juristische Schritte vor und überlegt, in Deutschland nach StGB § 300 Volksverhetzung, in Österreich nach StGB § 283 Verhetzung und in der Türkei Klage bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft in Form einer Sachverhaltsdarstellung gegen LEGO einzureichen.
Die Vorwürfe der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich
Die Raketen, Kanonen, Waffen (Laserpistolen, Gewehre und Samuraischwerter) und Falltüren in der LEGO-Burganlage sind pädagogisch bedenklich.
- Die Kombination aus Tempelbau und Bunkeranlage, aus der geschossen wird, kann für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren sicher nicht geeignet sein, vor allem in Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen in Europa.
- Von einem Spielehersteller, der seit Jahrzehnten pädagogisch wertvolle Spielzeuge und Modelle herstellt, darf man sich mehr Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein erwarten.
Gut, völlig rational ist auch diese Argumentation nicht, da nach dieser Lesart auch jede Lego-Ritterburg der letzten 30 Jahre bedenklich für Kinder gewesen wäre (was unsere Redaktionsmitglieder an dieser Stelle einfach mal anzweifeln: Lego-Ritterburgen sind der HAMMER! ;-)). Andererseits geht es der Kultusgemeinde offenbar nicht primär um Krieg der Sterne oder Jabba, sondern um Kriegsspielzeug im Allgemeinen und Besonderen. Und Jabbas Palast passte offenbar gut ins Schema.
Zwei Hinweise an mögliche Mitleser der Kultusgemeinde:
a) Jabba ist kein Terrorist, sondern ein stinknormaler Krimineller.
b) Die "rot-schwarze Teufels-Fratze auf der Schachtel" (in Fankreisen auch Darth Maul genannt) ist das Star-Wars-Verpackungsgesicht der laufenden Saison und hat nichts mit Jabba oder seinem Palast zu tun. Vor kurzem hätte man an gleicher Stelle noch einen Klonhelm gesehen, was die Sache aber auch nicht besser oder schlechter gemacht hätte.
Das aber nur am Rande. ;-)
Die komplette Pressemitteilung zum Selbst-ein-Bild-Machen findet ihr hier.
Update
Erwartungsgemäß hat das Vorgehen der Türkischen Kultusgemeinde auch und gerade unter Türken für Debatten gesorgt. Die Turkish Press berichtet dazu:
Pädagogisch bedenklich oder nicht, darüber wird zur Zeit auch in der türkischen Community debattiert.
In sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook wird die Feststellung der Türkischen Gemeinde Österreich zwiespältig aufgenommen. Während die Befürworter erklären, solche Kriegsspielzeuge hätten nach pädagogischen Gesichstpunkten keinen Mehrwert, kontern Gegner, man könne nicht alles in Frage stellen und dies mit der Religion oder Rassismus verknüpfen.
Was mal wieder beweist: Die Welt ist bunt. ;-)
Originalmeldung
Mit einer Klage der skurrileren Art könnte sich demnächst die Österreichische Volksanwaltschaft konfrontiert sehen. Ein Vater brachte bei der Türkischen Kultusgemeinde eine Beschwerde betreffend des Lego-Bausatzes von Jabbas Palast ein. Dieser sei ein "pädagogischer Sprengsatz" befand der Mann, nachdem seine Tochter das Weihnachtsgeschenk ihrer Tante ausgepackt hatte.
Der Vater kritisiert, dass Jabbas Palast der großen Istanbuler Moschee Hagia Sophia nachempfunden sei und die Figuren sich an rassistischen Klischees von Orientalen und Asiaten als kriminelle Persönlichkeiten orientierten.
Die türkische Kultusgemeinde nahm die Beschwerde ernst und gab dem Vater recht. Dem Hersteller Lego empfiehlt sie:
"Wir fordern Lego auf, pädagogisch und therapeutisch wertvolles Spielzeug nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen für Kinder von 9-14 Jahren zu erzeugen und nicht weiter auf Kriegsspielzeug zu setzen."
Auch für besorgte Eltern gibt es auf dem Homepage Rat:
"Wir fordern Eltern und Pädagogen auf, kein Kriegsspielzeug oder diskriminierendes Spielzeug zu kaufen oder zu schenken, geschweige denn es zu verwenden!"
Juristische Schritte in Österreich, Deutschland und der Türkei behält sich die Kultusgemeinde vor.
Einschätzung aus dem Herz der Alpen: Das Ganze klingt weit dramatischer, als es ist. Zwischen der Kultusgemeinde und manch anderen kontroversen Gruppen gibt immer wieder Schlagabtausche zu etwas absurden Themen, das legt sich meistens sehr schnell wieder.
Welche begeisterten Star-Wars-Fans viele Türken und türkischstämmige Österreicher und Deutsche in Wirklichkeit sind, seht ihr unter anderem bei diesem tollen Trailer für das türkische Fan-Film-Projekt "Rise of The Rebellion" .
Die Geschichte spielt zwischen Episode III und IV. Die noch junge Rebellenallianz sucht eine Möglichkeit, sich Nachschub und Informationen über die "ultimative Waffe" des Imperators zu sichern. Gleichzeitig verbergen sich die Letzten der Jedi in den Äußeren Randgebiete und hoffen, dort der Tyrannei des Imperiums zu entgehen. Im Laufe der Handlung reisen zwei Rebellenspione mit ihren treuen Freunden auf den Planeten Eison, der vom Imperium besetzt ist, wo sie auf neue Verbündete, fremde Wesen und böse Maschinen treffen.
Kommt euch irgendwie bekannt vor? Mit gutem Grund, denn die Beschreibung lehnt sich an den Teaser-Trailer von Das Imperium schlägt zurück aus dem Jahr 1980 an.
Wer nun richtig Lust bekommen hat auf Star Wars Türkçe kann sich hier die vier bisher veröffentlichten Webisoden anschauen :
Webisode 1: "Battle of Eison
Webisode 2: "Leave No Man Stranded
Webisode 3: "Another Happy Landing
Webisode 4: "Jedi Business
Zwei weitere Folgen sind in Arbeit.
Danke vielmals an unsere Hinweisgeber mosesn und Bernd Dötzer!
Seite 1 2
nächste Seite »
Seite 1 2
nächste Seite »
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare