Bald nach der Austrahlung von Empire begannen die Planungen für die Adaption des letzten Teils der Saga, Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Doch die Zeit für ein solches Großprojekt war extrem schlecht, denn Ronald Reagan war zum Präsidenten gewählt worden und hatte einen neuen Wirtschaftskurs vorgegeben, die Reaganomics, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Vereinigten Staaten einen schweren Schlag versetzten und beachtliche Budgetkürzungen zur Folge hatten.
So fand sich über Jahre kein Geld für Die Rückkehr der Jedi-Ritter, bis HighBridge Audio 1995 endlich ein Budget zur Verfügung stellen konnte, wenn auch ein etwas geringeres als National Public Radio dies in den 80er Jahren einbringen konnte. Für die Mitwirkenden der ersten beiden Radio-Adaptionen war der Produktionsstart dennoch eine echte Erleichterung. So erinnerte sich 3PO-Sprecher Anthony Daniels später: "Es gab da dieses ständige Unbehagen, diese Fassung der Trilogie nicht abgeschlossen zu haben." Als er gefragt wurde, ob er wieder mit von der Partie sein wolle, fragte Daniels also nur, ob Autor Brian Daley auch wieder dabei sein würde. Nachdem ihm das bestätigt worden war, sagte er sofort zu.
Doch Brian Daley war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer krank: Seit Jahren kämpfte er gegen den Krebs. Zum Autorentreffen konnte er schon nicht mehr anreisen, weshalb dort nur Lucasfilm-Mitarbeiterin Lucy Wilson, Projekt-Produzentin Mel Sahr, Ton-Ingenieur Tom Voegeli, Regisseur John Madden, Co-Autor John Whitman und Trilogie-Veteran Anthony Daniels zusammenkamen, jeder mit Änderungswünschen und Vorschlägen. Eine dieser Änderungen betraf die Szene, in der Oola für Jabba tanzt und kurz darauf dem Rancor überantwortet wird. Ursprünglich sollte ein Dialog 3POs und Boba Fetts diese Szene begleiten, was aufgrund der sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden jedoch für zu unrealistisch befunden wurde. So wurde aus Boba Fett Mara Jade, die nun in ihrer Rolle als Tänzerin Arica zu hören ist, welche in Jabbas Palast auf Luke Skywalker wartet, um ihn zu ermorden.
Erstaunlich muss man die Besetzung des letzten Teils der Radio-Trilogie nennen, denn fast alle früheren Sprecher waren wieder mit von der Partie: Perry King war erneut Han Solo, Ann Sachs wieder Prinzessin Leia und Brock Peters noch immer ein würdiger Darth Vader. Ebenfalls zurück waren Bernard Behrens als Obi-Wan Kenobi, Daniels als letzter Original-Filmschauspieler wieder als C-3PO und Ken Hiller als Erzähler. Von den Sprechern von Das Imperium schlägt zurück waren John "Yoda" Lithgow und Paul "Palpatine" Hecht wieder mit dabei. Ersetzt werden mussten damit nur Mark Hamill und Billy Dee Williams, wobei Joshua Fardon als Luke Skywalker und Arye Gross als Lando Calrissian einsprangen.
Die Aufnahmen selbst fanden im Februar 1996 statt und nahmen nur 6 Tage in Anspruch, die in entspannter Atmosphäre verliefen. Ein gewisses Problem stellte das neue Tonstudio dar, das, wie Daniels später meinte, "eher für Heavy-Metal-Bands als für gold-metallene Droiden geeignet war, die ihr Dialogbuch sehen mussten". Die schummerige Beleuchtung hatte allerdings den Vorteil, die Falten der Sprecher zu verbergen, die einander damit - ohne allzu sehr zu schwindeln - versichern konnten, in den 13 Jahren seit Das Imperium schlägt zurück keinen Tag gealtert zu sein.
Da das Studio jedoch auch nicht über Einzel-Tonkabinen verfügte, die nötig waren, um all diejenigen Schauspieler einzeln aufzunehmen, deren Stimmen in der Nachbearbeitung verfremdet werden würden - also Droiden, Helmträger und Funksprecher -, wurden bessere Wandschränke und Abstellkammern in Aufnahmekabinen umgewandelt. Paul Hecht musste seinen Auftritt als finsterer Imperator daher in einem winzigen, mit Decken ausgekleideten Lagerraum absolvieren. Erstaunlich war die schauspielerische Leistung von Film- und Fernsehlegende Ed Asner, der später in den Knights of the Old Republic-Spielen als Jedi-Meister Vrook Lamar in die weit, weit entfernte Galaxis zurückkehren sollte und in Die Rückkehr der Jedi-Ritter als Jabba zu hören ist: Ohne technische Überarbeitungen oder Tricks.
Sehenswert waren außerdem die Aufnahmen zu den leidenschaftlichen Liebesszenen von Han Solo und Prinzessin Leia: Während Perry King an seinem Mikrophon seine Hand liebkoste, reagierte Ann Sachs einige Meter entfernt an ihrem Mikrophon mit begeistertem Stöhnen. Da war es nur gut, dass das Aufnahmestudio schalldicht isoliert war, denn das hysterische Gelächter im Raum des Aufnahmeleiters hätte die Szene zweifellos verdorben.
Brian Daley war während der ganzen Aufnahmen per Telefon über den aktuellen Stand auf dem Laufenden gehalten worden. Als am Samstagnachmittag die letzten Szenen aufgenommen waren, begannen die Schauspieler jedoch, ihre eigenen Szenen zu schreiben und diese danach aufzunehmen. Das fertige, mit Toneffekten und Musik abgemischte Band sollte dann an Daley geschickt werden. Hier ein kurzer Auszug:
Leia: Hier ist Prinzessin Leia Organa mit einer Übertragung an Brian Daley auf der Erde. Wir scheinen in einer Art Zeitschleife festzuhängen. Luke wird bei seiner Entwicklung zum Jedi-Ritter immer jünger und...
Han: Leia?
Leia: Han?
Han: Redest Du mit Brian?
Leia: Äh, ja...
Han: Du liebst ihn, nicht wahr?
Leia: Aber ja.
Han: Okay. Na ja, ist schon klar. Fein. Wenn er wiederkommt, dann werde ich euch nicht mehr im Weg sein.
Leia: Nein, es ist nicht so wie Du denkst. Er ist der Autor!
Han: Der Autor? Dann habt ihr nicht... Nun... Aber dann ist Brian nicht...
Leia: Warum hörst Du nicht auf, Dir Sorgen wegen Brian zu machen und küsst mich...
Han: Ah, Leia.. Mmmm...
Leia: Mmmmmm.... [Jabbas Musik wird eingespielt] Urgh, nimm Deine Zunge weg, Du widerliches... Ding, Du! [bricht in Gelächter aus]
Perry King (lachend): Hey Brian!
Perry und Ann Sachs: Wir lieben Dich. Und wir vermissen Dich!
John Madden: Wir vermissen Diiiich...
Noch am gleichen Abend feierten Schauspieler und Mitarbeiter in einem Restaurant in Los Angeles das Ende der Aufnahmen. Während sie auf Brian Daley anstießen und den abwesenden Freund hochleben ließen, erlag dieser am 11. Februar 1996 im Alter von nur 49 Jahren seiner langen, schweren Krankheit. Er hatte seinen Tod wohl vorausgeahnt und Han Solo deshalb in seinem letzten Projekt für sich sprechen lassen: "Glaubst Du denn, so eine kleine Sache wie der Tod kann uns aufhalten?!"
Ganz in Daleys Sinne, brachten Ton-Ingenieur Tom Voegeli und Regisseur John Madden das Projekt zuende. Die Beiden profitierten dabei davon, dass erst kurz zuvor bis dato unveröffentlichte Musik aus dem Kinofilm verfügbar gemacht worden war. Tom Voegeli stand damit genug Material zur Untermalung der Radio-Adaption zur Verfügung. Im Sommer 1996 wurde das Radio-Drama von Die Rückkehr der Jedi-Ritter dann im öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Vereinigten Staaten ausgestrahlt und wenig später auf CD veröffentlicht. Die Trilogie war damit endlich abgeschlossen.
Autor Brian Daley dachte dabei bereits lange im Voraus: "Alle drei Filme enden mit einer sehr visuellen Szene ohne Dialoge, dem Thronsaal in Episode IV, der Rebellenflotte in Episode V und der Ewok-Feier in Episode VI. Entsprechend ließ ich die Radio-Adaptionen immer mit einem Satz von Luke Skywalker enden, weil es letztlich seine Geschichte ist." Den Satz für die Adaption von Episode VI hatte er bereits Jahre vorher fertig: "The Jedi have returned."
Die Radioadaption von Episode VI ist - als Brian Daleys letztes Projekt - seinem Andenken gewidmet.
Daley, Brian: Star Wars: The National Public Radio Dramatization, New York 1994.
Daley, Brian: Star Wars - The Empire Strikes Back: The National Public Radio Dramatization, New York 1995.
Daley, Brian: Star Wars - Return of the Jedi: The Original Radio Drama, London 1996.
The Making Of Star Wars: Radio Drama, St. Paul 1993.
The Empire Strikes Back: A Radio Adventure Continues, St. Paul 1993.
Return Of The Jedi: The Culmination Of A Radio Drama, St. Paul 1996.
AnthonyDaniels.com
Brian-Daley.com
27.04.1964 - geb.: Rob Coleman (ILM)
29.04.1923 - geb.: Irvin Kershner (Regisseur, gest. 2010)
30.04.1948 - geb.: Perry King (Han Solo, Radio Drama)
30.04.2005 - Das Musikvideo von Episode III feiert Weltpremiere.