Das amerikanische Magazin Premiere brachte kürzlich ein Interview mit John Hurt, der [markieren:] Abner Ravenwood spielen soll. Hurt spricht vergleichsweise offen über die Dreharbeiten, ohne jedoch den Fehler seiner Jungkollegen zu machen, die nicht wissen, wann Reden Ärger bringt. Es folgen einige Auszüge aus dem Interview. Das komplette Interview findet Ihr über den obigen Link.
Wie sind sie im Indiana-Jones-Film gelandet?
Ich wurde eingeladen. Ich habe Steven Spielberg zuvor nie getroffen und er hat mich aus dem Blauen angerufen. Ich war beinahe soweit zu sagen: "Ja, klar, Steven Spielberg... aha..." Na ja, wir hatten ein Gespräch und er sagte: "Möchten Sie für mich einen Film machen?" Ich sagte: "Nun, das klingt sehr einladend." "In Peru..." Ich sagte: "In Peru! Ja, das klingt extrem einladend." Wir haben die Details abgestimmt, da gab es einiges zu klären, zum Beispiel, wann ich am Set zu sein hatte und wo ich dachte: "Nein, das wird nicht klappen." Aber dann hat mir jeder den Tipp gegeben, dass es eine gute Sache sei, dabei zu sein. Und ich habe es genossen. Ich meine, überlegt mal, auf dem Level weiter zu machen, der beabsichtigt war, dass dort weitergemacht wird...
Es gibt nicht viele Schauspieler, die es sich zwei mal überlegt hätten, wie es jetzt fast nach Ihren Worten klingt, wenn es darum geht, eine Rolle in einem Indiana-Jones-Abenteuer zu akzeptieren...
Ich möchte hier vorsichtig sein, weil ich es nicht so klingen lassen möchte, dass ich gegen den Film bin - denn das bin ich kein Stück. Aber wenn ich gefragt worden wäre, was ich gewählt hätte, dann wäre es mir zu seicht gewesen, zumindest bei dem Einsatz von Zeit. Aber wo ich erst einmal akzeptiert hatte, habe ich die Arbeit mit Steven sehr genossen und die Besetzung war toll. Ich wünschte nur, wir hätten etwas miteinander zu spielen gehabt, das von großer Bedeutung ist.
Wurde Ihnen das komplette Drehbuch gezeigt?
Ich sagte: "Ich kann es nicht ohne das komplette Drehbuch machen." Sie wollten, dass es jeder ohne Drehbuch macht, weil Steven - Sie wissen schon: "Gott" - den Film machte. Und ich sagte: "Nun, ich muss schon ein wenig Wissen im Vorfeld haben, auch wenn Gott den Film macht." Also sandten sie einen Kurier mit dem Drehbuch herüber aus Los Angeles, der mich nachmittags um 15 Uhr in London traf, das Drehbuch um 20 Uhr wieder einsammelte und am nächsten Tag wieder zurück nach Los Angeles flog. Das war also schon eine teure Lesestunde.
Natürlich wurde Ihnen unter Androhung von Todesqualen verboten, irgend etwas zu enthülllen...
Nun, wir haben irgend so etwas unterzeichnet. Ich nehme an, dass sie, wenn ich Dinge sagen würde, die konkret sind, auf mich losgehen würden.
Ein kürzlicher Bericht nennt Sie als [markieren:] Abner Ravenwood, den Vater von Marion Ravenwood (gespielt von Karen Allen) und zugleich Indys Mentor. Der Mann, dem Marion in Raiders of the Lost Ark sagt, dass Indy tot ist.
[Ein großes Grinsen breitet sich über Hurts Gesicht aus.] Hmmmm...
Okay, Sie werden nichts ausplaudern. Wie war es, mit Harrison Ford zusammen zu arbeiten?
Ich kann über Harrison nichts Schlechtes erzählen. Er ist guter Hauptdarsteller. Er leitete quasi den Laden. Er kennt das Franchise im Hintergrund, aber darauf bildet er sich nichts ein, er arbeitet hart, ist witzig, selbstkritisch, voller Charme.
Waren Sie erstaunt darüber, was er im Film machen muss, wo er doch praktisch dasselbe Alter hat als Sie?
Er ist jünger als ich. Er ist 65, ich bin 67. [Er lacht] Junior... Er war schon immer zwei Jahre jünger als ich. Ich sagte ihm, wo er Geburtstag hatte: "Du bist noch immer jünger als ich, egal wie alt Du wirst." Aber er war fantastisch und er war fit und all seine Kämpfe hat er selbst gemacht. Ich meine, es war toll anzusehen.
In wie viel Action ist Ihr Charakter zu sehen?
Nun, ich bin nur in der zweiten Hälfte zu sehen. Ich bin einer von jenen, die ich die Berühmten Fünf nenne. Sie wissen schon, [aus Enid Blytons Abenteuerserie] "The Famous Five came home tired but happy." [lacht] (Anm. d. Red. - auf deutsch: Die berühmten Fünf kommen müde aber glücklich nach Hause - bei uns als "Fünf Freunde" bekannt). Da war Harrison. Da war der wundervolle Shia LaBeouf, der ebenfalls sehr beeindruckend war. Er ist sehr scharfsinnig, intelligent, auch er kein Stück eingebildet - er hat keinen dieser altklugen, unglücklichen Charakterzüge. Da war Cate [Blanchett] - ah, nein, sie war nicht bei den Famous Five dabei. Es war Karen [Allen], ich, Harrison, Shia und Ray Winstone, der einer der Famous Five ist, aber etwas zwielichtig.
Wie war es mit Gott alias Spielberg zu arbeiten?
Er hat diese außerordentliche Gabe, dass man sich so fühlt, als hätte man schon zehn mal mit ihm zusammen gearbeitet, als wenn Du ihn schon Dein ganzes Leben kennst. Es ist für einen Regisseur eine große Qualität, so etwas zu besitzen. Und seine Bemerkungen sind sehr gut - sehr einfach, aber sehr gut. Er fackelt nicht lange. Wenn er es hat, hat er es.
Haben Sie George Lucas viel gesehen?
Gelegentlich. George ist wirklich ein wenig sozial verkrüppelt. Nicht gut im Umgang mit Leuten. Also habe ich ihn halt in Frieden gelassen.
Machen sie es auf die altmodische Weise statt sich auf CGI zu verlassen?
Sie haben so viel gedreht, wie man womöglich drehen konnte, aber es gab zum Teil gewaltige Bluescreens. Es wird CGI geben, aber viel basiert auf dem Material, das wir gedreht haben, also ist es nicht reine CGI. Sie wird darüber gelegt usw. Steve dreht so viel wie irgend möglich und das ist beeindruckend. Ich meine, wir haben in fünf Hollywood-Studios gedreht. Wir haben bei Downey, Sony, Paramount, Warner und Universal gedreht, sei es in den Studios drinnen oder auf den draußen gelegenen Orten. Wir haben immer hier zwei Tage gemacht, dann weiter und dort eine Woche und dann wieder zurück hierhin, während die jeweils anderen Sets vorbereitet wurden. Und die Sets waren fantastisch, voller beweglicher Teile und Dinge, die alle funktionstüchtig waren. Man merkte plötzlich, dass man beinahe eine Puppe war. Man kommt auf den Set und macht seinen Teil und dann geht es zum nächsten.
Und wie war Peru?
Wir sind am Ende gar nicht mehr nach Peru gekommen! Sie haben sich nicht getraut, leider. Also waren wir die ganze Zeit auf dem Studiogelände, wobei wir für einige Wochen auch nach Hawaii gegangen sind. Aber das ist nicht Peru!
Ich muss sagen, dass es ein Vergnügen ist, ein derart gutes Interview übersetzen zu dürfen. John Hurt nimmt kein Blatt vor dem Mund, sagt offen seine Meinung (Bravo!), hält sich zugleich an seinen Vertrag und sagt dabei mehr als viele andere, die sich Schauspieler nennen. Und wer es sich antun will, der liest das hier und lernt den Unterschied zwischen "über ein Interview berichten" und eine Botschaft zu kolportieren, die so meines Erachtens nicht von John Hurt gesagt worden ist. Leider wird derartiges Material dann gern von den diversen deutschen Magazinen aufgegriffen und als Fakt verbreitet... Trotzdem vielen Dank an Mauro für die Einsendung des Links, denn sonst hätten wir womöglich dieses erste Interview eines Schauspielers aus Indy IV, wo wirklich etwas gesagt wird, übersehen.
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