Nach der Bekanntgabe des vollständigen Titels von Indy 4 herrscht noch immer allgemeines Rätselraten über den mysteriösen Kristallschädel und sein dazugehöriges Königreich. Auf MTV.com meldet sich nun ein Archäologe zum Thema zu Wort:
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Mit der Bundeslade fand er Liebe, mit der Rettung der Sankara-Steine Erlösung und mit einem Schluck aus dem Heiligen Gral Erleuchtung. Welche Reichtümer mögen Indiana Jones auf seinem nächsten Abenteuer, Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull begegnen?
"Bewußtseinserweiterungen, freie Liebe, Sex mit mehreren Partnern ohne Folgen, Drogen, jede Menge Zeug also.", scherzt Harvard-Dozent Marc Zender über die angeblichen Kräfte der Kristallschädel.
Als Professor für Archäologie, Experte für mittelamerikanische Kulturen, vor allem für die Maya, Forscher über die Schrift der Azteken und, sagen wir, Bezieher seltener Artefakte ist Dr. Zender gewissermaßen eine Autorität auf dem Gebiet der Schädel - und weiß viel mehr über die Bedeutung des Filmtitels, als sein obiger Kommentar vermuten ließe.
Obwohl die Kristallschädel einst in Museen auf der ganzen Welt als Beweise für die Schleiftechnik der alten Mayas herhalten mußten, sind sie in Wahrheit allesamt Fälschungen, die aller Wahrscheinlichkeit nach Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland produziert wurden. Zender erklärt, daß die Artefakte damit "ein genauso berechtigtes Kernthema für Indys fiktionale Abenteuer seien wie die Bundeslade oder der Heilige Gral".
Fiktion oder nicht, Anhänger der "New Age"-Bewegung attestieren diesen wunderschönen Kunstwerken besondere Kräfte. Zumindest die Kraft, etwas über die Handlung des nächsten Indy-Films zu verrraten, der seit der Enthüllung des Titels bei der Verleihung der MTV-VMAs 2007 für heiße Spekulationen sorgt.
"Es wird erzählt, daß der [Hohepriester der Maya] die Fähigkeit hatte, mithilfe des Schädels den Tod auf jemanden herabzubeschwören, und derjenige starb dann auch tatsächlich.", erklärt Zender. "Wer diese Geschichte glaubt, für den ist der Kristallschädel ein grausiges und tödliches Artefakt, also genau das Richtige für Indy. Am Anfang der 'New Age'-Bewegung geschah dann aber etwas Lustiges.", meint Zender lachend und erklärt, daß die Schädel von einem Instrument des Schreckens zu einem "luftig-leichten Instrument harmonischer Konvergenz" wurden, mit dessen Hilfe psychische Fähigkeiten verstärkt und konzentriert werden können. "Wer in die Augen des Kristallschädels blickt, sieht dort entweder seine Vergangenheit oder seine Zukunft."
Noch interessanter - zumindest angesichts jüngster Gerüchte, daß der Film Indy direkt auf Außerirdische [oder wenigstens die Insassen von Area 51, wo einige Szenen des Films spielen sollen] stoßen soll - ist Zenders Erklärung für eine weitere Kraft der Schädel.
"Diese Dinger sind riesige Kristalle, und es gibt Leute, die sie für Supercomputer vergangener Zivilisationen halten. Wenn man auf einem Silicium-Chip tonnenweise Informationen und Daten speichern kann, dann möge man sich mal vorstellen, was sich alles auf einem riesigen 6 Kilo schweren Kristall unterbringen läßt.", führt Zender aus. "Also enthalten diese Schädel vielleicht all das Wissen der Maya, der Bewohner von Atlantis oder wenigstens von E.T."
Die Online-Gemeinde scheint sich auf diese Erklärung eingeschossen zu haben, wobei sich das Kaffeesatzlesen hauptsächlich auf Indys angeblich außerirdische Kontrahenten konzentriert. Doch wenn Dr. Jones nach Hause telefonieren will, wird ihm das wohl einiges Kopfzerbrechen bereiten.
So erzählt Zender mit großem Unglauben in der Stimme: "Wenn alle sieben, neun, dreizehn - sucht euch eine Zahl aus - dieser Schädel zusammengebracht werden, leitet dies ein neues Zeitalter ein." Das wenigstens glauben die ganz Überzeugten. "Wahre Gläubige denken, daß jeder Schädel eine ganz bestimmte Fähigkeit besitzt und sie zusammen all diese Fähigkeiten jedermann offenbaren."
Indiana wird vermutlich einen (oder mehrere) dieser Schädel an dem Ort finden, woher sie angeblich stammen sollen: Zentralamerika, und damit geht es zurück auf altbekanntes Territorium aus Jäger des verlorenen Schatzes. Die Geschichte könnte sich sogar auf die tatsächliche Entdeckung der Schädel stützen.
"Frederick Mitchell-Hedges war ein Abenteurer, Entdecker und Atlantis-Fan und behauptete, Anfang der 1920er einen Kristallschädel in der Mayastadt Lubaantun in Südbelize [damals Britisch-Honduras] gefunden zu haben. In Wahrheit hatte er das Ding in den 40ern bei Sotheby's gekauft.", erzählt Zender über den wahren Anfang der Legende der Kristallschädel. "Dieser Schädel soll von seiner Adoptivtochter an ihrem Geburtstag entdeckt worden sein, als er sie an der Ausgrabungsstädte nach ihrem Geburtstatsgeschenk suchen ließ."
Ein junges Mädchen, das einige der Funde ihres offensichtlich durchgeknallten Vaters aufbewahrt, das würde die Rückkehr von Marion Ravenwood (wiederum gespielt von Karen Allen) gut erklären, auch wenn dies natürlich blanke Spekulation ist.
Die Suche nach dem Heiligen Gral ist offensichtlich die Suche nach ewigem Leben, die nach der Bundeslade eine nach Macht. Angesichts derart unterschiedlicher Theorien zur Macht der Kristallschädel [und der bislang verhältnismäßig kurzen Lebensdauer ihrer Legende] versichert Zender, daß es unmöglich sei zu sagen, womit Indy sich am Ende wirklich herumschlagen werde.
"Die Schädel sind mit keiner antiken Tradition verknüpft. Jeder Anhänger [der Schädel-Bewegung] hat seine ganz eigene Meinung darüber.", meint Zender seufzend. "Und wie bei jedem Märchen, muß der Schädel am Ende natürlich zerstört werden und die [antiken] Zivilisationen werden verlieren. Nun müssen wir einfach abwarten, um zu sehen, wie genau das vonstatten geht."
[Spoiler-Ende]
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