Das Fast Company Magazine hatte Gelegenheit, sich mit J. J. Abrams über seine Pläne für Bad Robot zu unterhalten. Dabei kam das Gespräch auch auf Star Wars 9:
Wie fühlt es sich für Sie an, nach Monaten beim Dreh von Star Wars: Episode IX wieder im Büro zu sein?
Für mich ist das großartig, vor allem – und das habe ich meinen Mitarbeitern auch gerade beim Teammeeting gesagt – all diese Gesichter wiederzusehen. Einige Leute [hier in der Firma] hatten gerade neu angefangen, als ich weg bin, und eine Menge neuer Leute sind seither dazugekommen. Wieder zuhause zu sein, in meinem geschäftlichen Zuhause, ist also leicht surreal, weil ein so hoher Prozentsatz an Leuten neu dabei ist.
Ich meine, im Geiste war ich darauf natürlich vorbereitet, aber dann taucht man auf und plötzlich sind da diese Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren eigenen Lebenserfahrungen und Sichtweisen, und auch wenn Einiges in der Zwischenzeit auch mitbekommen und erfahren habe... Und dann sind da noch die ganzen Praktikanten, und alle persönlich zu treffen, das ist schon...
[Abrams' Ehefrau und Mit-Geschäftsführer] Katie [McGrath] und alle Abteilungsleiter und alle haben so gute Arbeit dabei geleistet, das Team zu verstärken, und es ist einfach toll, wieder hier zu sein. Die einfache Antwort lautet: Ich bin einfach froh, meine Familie wiederzusehen. Ich war lange weg.
Wie war es für Sie, plötzlich die Regie von Episode IX zu übernehmen, nachdem Colin Trevorrow noch in der Entwicklungsphase ausgeschieden war?
Es war keine Rolle, die ich hätte spielen sollen. Ich war einfach nicht der Typ dafür, wissen Sie? Ich war gerade damit beschäftigt, andere Sachen zu haben und es gab ein Projekt, das ich eigentlich als nächstes in Angriff nehmen wollte, und dann rief Kathy Kennedy an und fragte: Könntest Du Dir ernsthaft vorstellen, das zu übernehmen? Und sobald das passiert war, geschah alles andere sehr schnell. Das ganze war eine riskante Nummer, und es gab einen Augenblick, wo ich fast abgelehnt hätte.
Ich war ohnehin schon recht nervös es zu machen, weil mir Star Wars so viel bedeutet. Auf persönlicher Ebene war es beinahe schon gefährlich, zu nah mit etwas zu tun haben, das einem so am Herzen liegt. Und dennoch... Bei Das Erwachen der Macht war es uns aus meiner Sicht gelungen, diese neuen Figuren – und für einige Zuschauer auch neuen Darsteller – einzuführen und eine Geschichte auf eine Weise weiterzuführen, die aus meiner Sicht Herz und Menschlichkeit und Humor und Überraschungen bot. Obwohl ich natürlich weiß, dass der Film auch seine Kritiker hat, aber ich fand, wir waren heil davongekommen. Also wir waren reingegangen und hatten etwas bewegt. Und ich habe dieses Projekt mit der gleichen Liebe zu Star Wars verlassen, die ich vorher hatte. Und auf einer persönlichen, egoistischen Ebene war ich nicht nur aufgeregt, sondern wirklich glücklich, daran teilgehabt zu haben.
Dass das jetzt ein zweites Mal passieren sollte, war für meinen Geschmack ein Spiel mit dem Feuer. Wieso sollte man es noch einmal riskieren? Wir hatten es einmal hinbekommen. Wie kann ich nur darüber nachdenken, das Schicksal noch einmal herauszufordern. Und es gab dann diesen Augenblick, wo ich laut „Nein” sagte, und meine Frau sagte: „Doch, Du solltest es machen.” Mein erster Gedanke war, dass sie mich offenbar dringend aus dem Haus haben wollte, aber dann dachte ich mir, normalerweise liegt sie immer richtig. Und ich glaube, als sie das sagte, sah sie es als Gelegenheit, eine Geschichte zu beenden, die wir begonnen und fortgeführt hatten. Und das leuchtete mir ein, obwohl ich nicht komplett begeistert davon war, wieder lange von zuhause wegzubleiben und neu in diese Geschichte einzusteigen, gerade angesichts des Zeitdrucks, den wir hatten.
Wieso hatten Sie Zeitdruck?
Nun, der Kinostart war bereits angekündigt, und daran orientierte sich alles weitere.
War der Zeitplan ungewöhnlich eng?
Nun, man hat kein Drehbuch und einen Starttermin, und damit hat man ein Zeitfenster von zwei Jahren und hält sich das auch vor Augen: Ich habe zwei Jahre vom Moment, in dem ich zusagen, bis zum Starttermin, und ansonsten habe ich nichts. Keine Geschichte, keine Darsteller, keine Designer, keine Kulissen. Natürlich gab es Mitarbeiter und die arbeiteten an Dingen für die Version vor unserer eigenen, aber wir fingen neu an. Und weil dies so ein Riesenprojekt war, war mir klar, dass ich mindestens einen Koautor brauchen würde, um es hinzubekommen, und ich hatte keine Ahnung, wer das sein würde. Ich hatte gar nichts. Also sprach ich erst einmal einen Autor an, den ich seit Jahren bewundert hatte, Chris Terrio. Und ich kannte ihn noch nicht, aber ich fragte ihn: Hey, hast Du Lust, mit mir Star Wars zu schreiben? Und er schrie laut auf.
Vor Freude oder Schrecken?
Beides vermutlich, aber Aufregung war definitiv dabei. Und bis zu diesem Moment war mir nicht klar gewesen, dass ich jemanden als Partner brauchte, der beim Gedanken, an Star Wars zu arbeiten, aufschreit. Denn ich hatte das ja alles schon erlebt und sah die Sache sehr rational: Ich muss das und das und das machen, um es zu schaffen, das ist die Lage der Dinge. Und er sah die Sache eher mit Kinderaugen: Meine Güte, ich fasse es nicht, mit dieser Welt arbeiten zu dürfen. Und daran musste ich erinnert werden, ich brauchte diesen frischen Blickwinkel, weil ich mental einfach nicht an diesem Punkt war. Natürlich war ich aufgeregt, welche Möglichkeiten wir haben würden, aber mir war dauernd bewusst, wie wenig Zeit wir für einen ziemlich umfangreichen Job haben würden.
Also um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich bin mit viel Gottvertrauen aufs Ganze gegangen in dem Bewusstsein, dass meine Frau mich unterstützt und dass sie glaubte, dass es die richtige Entscheidung ist. Und ihre Voraussicht, was richtig und wichtig ist, war mir eine große Stütze, auch wenn sie nicht in London dabei war, wo der Großteil der Dreharbeiten stattfand. Auf diese Weise hatte ich unmittelbar mit allen Möglichkeiten, aber auch mit dem Druck hinter dem Projekt zu tun. Und ich bitte das nicht falsch zu verstehen: Ich beklage mich nicht. Aber ich musste unmittelbar eine Menge Bauchentscheidungen fällen.
Als Damon Lindelof und ich Lost entwickelten hatten wir im Großen und Ganzen 12 Wochen, um einen zweistündigen Pilotfilm mit einer Menge Darstellern zu schreiben, zu bestzen, zu drehen, zu schneiden und abzuliefern. Das war verdammt wenig Zeit. Der Vorteil damals war, dass wir so auch keine Zeit hatten, das Ganze zu hinterfragen. Es gab keine Zeit für das Studio, uns Vorgaben zu machen oder Änderungen einzufordern, die einen dazu zwingen, alles so umzudrehen, dass man nicht mehr weiß, wie man dorthingekommen ist. Das Gute war also, dass ich einen tollen Autor hatte, den ich bewunderte, und ich hatte Kathy und Callum Greene, einen Produzenten, den ich nie getroffen hatte, und Michelle Rejwan, die Jahre vorher meine Assistentin gewesen war und die Kathy als Co-Produzentin eingestellt hatte. Aber die Handlung war ein Unbekannter.
Ich hatte ein Bauchgefühl für die Richtung, in die sich die Geschichte hätte bewegen sollen. Aber ohne das Episode-VIII-Fass aufzumachen, war das eine Geschichte, die Rian auf Grundlage von Episode VII geschrieben und erzählt hatte, bevor wir uns je getroffen hatten. Er ging damit also in eine andere Richtung. Und wir mussten auf Episode VIII reagieren, also musste unser Film nicht nur dem folgen, was wir selbst begonnen hatten, sondern was wir begonnen hatten und was dann von jemand anderem weitergeführt worden war. Also hatten wir das vor uns und wir mussten einen Abschluss für neun Filme finden. Und es gab da einige Handlungsfäden und größere Ideen, die vor Jahrzehnten angestoßen worden waren, und Ideen, die Lawrence Kasdan und ich entwickelt hatten, als wir Episode VII machten, aber der Mangel an unvermeidlichen Entwicklungen, an einer Gesamtstruktur, stellte angesichts der Art und Weise, wie alles entwickelt worden war, eine enorme Herausforderung dar.
Aber ganz ehrlich: Jetzt, da ich wieder zuhause bin, denke ich, dass wir es hinbekommen haben. Ich meine, das alles hätte zu einem verkorksten Wirrwarr an Ideen führen können und zu einem verzweifelten Zusammengeklempnere von Antworten und Notlösungen und Verknüpfungen. Aber wir waren bei der Handlungsfindung ziemlich gnadenlos und fast schon unerträglich diszipliniert und haben uns förmlich dazu gezwungen, Dinge zu hinterfragen und Antworten zu finden, bei denen ich zu Beginn keine Ahnung hatte, wie wir sie auch nur ansprechen würden. Ich glaube, wir haben einen Punkt erreicht – ohne es zu sehr zu beschreien oder selbstbewusster zu klingen, als ich es sein sollte –, wo ich glaube, dass wir vielleicht etwas unglaublich Besonderes geschaffen haben. Im Großen und Ganzen bin ich also froh, zuhause zu sein und dankbar, dass ich es machen durfte. Und vor allem bin ich aufgeregt, was wir möglicherweise gefunden haben.
Das restliche Interview über Abrams' Pläne für Bad Robot findet ihr bei Fast Company.
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