Wie bereits berichtet, hat Empire die Titelgeschichte seiner Oktoberausgabe Star Wars gewidmet. Hier die wichtigsten Auszüge und Informationen in der Übersicht:
Über Pläne jenseits von Das Erwachen der Macht
„Es herrscht bezüglich [Star Wars] die Vorstellung vor, es gebe ein geheimes Stück Papier, auf dem sie alle im Voraus geplant worden wären”, meint Rian Johnson. „Dies ist jedoch schlicht nicht der Fall. Mir wurde kein Handlungskonzept vorgelegt, wohin sich die Geschichte entwickelt oder auch nur eine Liste von Punkten, die ich abhaken sollte. Es war einfach nur ein: Okay, wohin jetzt?”
Anders als Luke Skywalker hat Regisseur J. J. Abrams keine kryptische Fährte zum nächsten Schauplatz der Handlung hinterlassen, keine Karte, die im Speicher eines katatonischen Droiden versteckt ist. Nachdem er in seiner Geschichte mit Daisy Ridleys Rey einen neuen Machtnutzer eingeführt hatte, endete die Handlung auf dem an Archipelen reichen Wasserplaneten Ahch-To, wo ein von seinen Jahren gezeichneter Jedi-Meister in die Augen jener jungen Frau starrte, die ihm ein lange verlorengeglaubtes Artefakt reichte. Und was war es. Eine Aufnahme aus dem Hubschrauber, eine Fanfare von John Williams, 10 Minuten Abspann. Nicht einmal die Spur einer Andeutung, was als nächstes passieren könnte.
Angesichts dieses buchstäblichen Cliffhangers sah sich Johnson gezwungen, sich den unfreiwilligen Helden von Star Wars in einem neuen Licht zu betrachten.
„Wer ist Luke Skywalker? Und vor allem: Wer ist Luke Skywalker jetzt? Ich bin einer Vorstellung von Luke aufgewachsen, also war für mich die Frage: Wieso ist Luke auf dieser Insel? Luke ist kein Feigling, er verkriecht sich nicht, um einem Kampf auszuweichen, also muss es für ihn einen Grund geben, dort zu sein, der für ihn Sinn ergibt. Das war die erste Frage, die eine Antwort verlangte. Die ganze Geschichte beruhte auf dieser Antwort, ich musste sie nur finden.”Ein roter Faden
„Ich hatte einige Kernideen und fing dann einfach an, rund um die Figuren zu schreiben”, berichtet Johnson. „Was weiß ich über sie? Wohin will ich sie gehen sehen? Was wäre die härteste Prüfung, die sie angehen könnten? Ich schrieb dieses riesige Dokument, das immer weiter und weiter wuchs, und irgendwann wurde ein roter Faden sichtbar.”
Was würde es bedeuten, wenn Luke wirklich den ersten Jedi-Tempel in den heidekrautüberwucherten Felsen von Ahch-To entdeckt hätte? Was wäre darin verborgen? Und vor allem: Wieso brauchte er dieses Etwas? Könnte Luke, nachdem er von seinem Schüler – seinem Neffen Ben Solo – verraten wurde und nachdem all seine übrigen neuen Jedi entweder tot waren oder korrumpiert wurden, wie Obi-Wan vor ihm Trost im Exil gesucht haben? Und was könnte passieren, wenn diese selbstgewählte Isolierung endet?Vom Titel her denken
Der 43 Jahre alte Regisseur, der für seine drei Indie-Filme und die beste Folge von Breaking Bad bekann ist, baute Die letzten Jedi stückweise zusammen. Er hatte einen Titel – „Der entstand sehr früh, er schien einfach offensichtlich zu sein.” –, eine Geschichte und Luke Skywalker, einen einst vertrauten und nun völlig unerwarteten Menschen.Lukes Film
Das Erwachen der Macht mag ein Film über Luke Skywalker gewesen sein, aber Die letzten Jedi ist Luke Skywalkers Film. Nachdem er jahrzehntelang verschwunden war, während sein zuverlässiger X-Flügler unter den Wellen seines Zuluchtsorts verrostete und von der örtlichen Fauna erobert wurde, findet er seine Erlösung in Rey, einer Schrottsammlerin aus der lebensfeindlichen Einöde von Jakku, eine Möchtegern-Padawanschülerin, die schon stark in der Macht ist. Nachdem sie sich bislang alles selbst beigebracht hat und vor Jedi-Kraft nur so überschäumt, sucht sie in Skywalker einen Lehrer, und widerstrebend willigt dieser auch ein, sie auszubilden. Es ist allerdings nicht, wie Hamill betont, die Art von Ausbildung, die wir schon kennen – „Rey rennt nicht mit mir auf dem Rücken durch die Gegend” —, noch ist Skywalker der Lehrer, den sich Rey erhofft hat.
„Luke hat sich stark verändert”, so Hamill. „Ich fand es schockierend, was Rian geschrieben hatte, und ich glaube, dem Publikum wird es ähnlich gehen. Ich war überrascht, wie er Luke sah, dass Luke etwas sagen könnte wie, es ist Zeit für die Jedi zu enden. Ich war nicht sicher, ob ich all dem zustimmen könnte. Als Hüter dieser Figur bin ich auch besitzergreifend, aber auch wenn ich ihn nicht so entwickelt hätte, wurde mir im Laufe der Arbeit klar, dass ich falsch lag.”Johnsons Star Wars
„Dies ist der zweite Teil der Trilogie, also ist es leicht, hinsichtlich der dunkleren Atmosphäre Parallelen zu Empire zu ziehen”, so Johnson. „Und wir sehen uns die Figuren näher an, wir fordern sie heraus, und für alle Beteiligten wird es hart werden. Aber gleichzeitig wollte ich es nicht zu finster angehen. Etwas, das ich von J.J.s Film übernommen habe, ist dieses Gespür für Spaß und Leichtigkeit, denn das ist so sehr Star Wars wie jedes Ich bin Dein Vater.”Ausflug nach Vegas
Johnsons Hauptneuerung ist eine Stadt, die so hell strahlt und pulsiert wie Las Vegas. Canto Bight ist, als würde man das größte Hotel-Casino von Vegas auf die ganze Wüste von Nevada ausdehnen und jede Autobahn durch glitzernde Hallen voller käferäugiger Zockern ersetzen. Diese riesige Casino-Stadt, wo die Elite der Galaxis zusammenkommt, um sich zu präsentieren und ihr Geld auf allerlei Glückspiele zu setzen, ist eines der visuellen Aushängeschilder des Films.
„Ich wollte eine neue Umgebung, die in der Mitte des Films in etwa so funktioniert, wie wenn man seinen Kopf in kaltes Wasser hält”, beschreibt Johnson den Ort. „Von den Prequels einmal abgesehen, sind praktisch alle wesentlichen Schauplätze, die Star Wars ausmachen, schmutzig und schmierig. Ich wollte nun etwas genau anderes und dachte mir: Wie würde Monte Carlo wohl in Star Wars aussehen?
Der Ort ist wie Mos Eisley, nur dass hier nur reiche Typen unterwegs sind, keine schleimigen Unterweltler. Und die Typen sind in Wahrheit noch schlimmer: Sie sind faktisch schleimige Unterweltler in schicken Anzügen und mit Yachten.”Neuzugänge
Benicio Del Toros DJ ist weniger schleimig, als schurkisch. Der finster dreinblickende Neuzugang mit dem gefährlichen Auftreten und dem Trenchcoat mit hohem Kragen erinnert an eine verbrauchte Ausgabe von Deckard aus Blade Runner. Außerdem begegnen wir im Film Vizeadmiralin Amilyn Holdo, einem Offizier des Widerstands mit violettem Haar, der von Laura Dern gespielt wird. Dazu kommen die beherzte Mechanikerin Rose Tico gespielt von Kelly Marie Tran und ihre Schwester Paige gespielt von Veronica Ngo.Kylo Ren
„Kylo Ren zu schreiben, macht unglaublich viel Spaß”, meint Johnson grinsend. „Star Wars dreht sich letztlich um die Phase zwischen Jugend und Erwachsensein. Darum geht es im Kern, und das betrifft Rey, aber auch Kylo. In der klassischen Trilogie geht es komplett um Luke, während Vader als furchteinflößendes Gegenmodell auftritt, als Minotaurus. Faszinierend an Kylo und Rey ist, dass sie zwei Seiten eines Ganzen sind. Wir können uns alle mit Kylo identifizieren: Mit diesem Wut, dem Chaos der Jugend, der Frage, wer man als Mann sein will, dem Zorn und dem Wunsch, sich von seiner Familie zu lösen. Er ist nicht Vader – zumindest noch nicht –, und mit diesem Punkt wollte ich mich besonders befassen.”Snoke
Ren wird zu Beginn des Films von seinem Meister zurückbeordert, um neue Befehle zu empfangen und sich vermutlich eine Strafpredigt anzuhören, und diesen Obersten Anführer, den wir bislang nur als Riesenhologramm kannten, werden wir nun persönlich kennenlernen. Man sollte allerdings nicht erwarten, dass die innersten Seiten der Figur nach außen gekehrt werden. Johnson findet, dass bei den großen Schurken weniger mehr ist. Snoke funktioniert am besten, je mehr er im Schatten operiert.
„Wir haben in den Prequels die ganze Geschichte von Palpatines Aufstieg gesehen, aber in den klassischen Filmen ist er einfach nur, was er sein musste: Der Imperator. Er ist eine dunkle Macht, die erschreckende Sache hinter allem. So bin ich an Snoke herangegangen. Mich hat nicht interessiert, woher er kam oder wie seine Geschichte aussieht, bzw. das nur insofern, als es unserer Handlung dient.”
Was wir im Film hingegen sehen werden, ist, was mit Finn nach seiner beinahe tödlichen Verwundung geschieht, ob die Neue Republik die Zerstörung ihrer Hauptstadt Hosnian Prime überlebt und wie die Erste Ordnung mit dem Verlust ihrer Superwaffe umgeht. Wir werden Echos von Episode V sehen, wenn Rey ihre Ausbildung beginnt und Kampfläufer gegen Widerstandsgleiter auf den Salzebenen von Crait kämpfen. Und wir werden nach Ahch-To zurückkehren, um endlich eine Antwort auf die Skywalker-Frage zu erhalten, mit der alles begonnen hat.Hochdruck
„Episode VII zu machen, wo ich praktisch nichts mache, war eine Sache”, so Mark Hamill. „Wenn der Film implodiert wäre, wäre es nicht meine Schuld gewesen. Aber diesmal ist der Druck außergewöhnlich hoch. Ich liebe es, off Broadway zu arbeiten oder in der Anonymität von Trickproduktionen. Dort fühle ich mich wohl. Bei Star Wars hingegen... Es ist einfach zu viel, und es verlässt einen nie. Es ist erschreckend, und manchmal will ich damit nichts mehr zu tun haben. Es hat Spaß gemacht, als ich in meinen Zwanzigern war, aber heute... Trotzdem, ich bin voll zen. Ich freue mich einfach nur darauf zu sehen, wie die Leute mit dem Film klarkommen. Ich habe jetzt seit 40 Jahren mit Star-Wars-Fans zu tun, und die Reaktionen waren schon immer kompliziert. Aber ich freue mich immer darauf, auf die guten und schlechten Reaktionen.”Die Saga geht weiter
„Sie haben mir keine Vorgaben gemacht, und ich habe Colin kein Konzept für die weitere Geschichte übergeben”, erklärt Johnson. „Er wird auf das reagieren, was ihn emotional berührt und sehen, wo es aus seiner Sicht hingehen sollte.”
Keine weisen Worte also? Kein Ratschlag zum Abschied. Könnte Johnson nicht Trevorrows Jedi-Meister werden?
„Abwarten. Ich hoffe einfach nur, ich bin nicht sein Greedo.”
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