FastCodeDesign.com hat Steve Evans, dem leitenden Krieg-der-Sterne-Spielzeugdesigner bei Hasbro, ein Porträt gewidmet, in dem sich Evans u.a. zu den Designabläufen rund um Das Erwachen der Macht äußert:
"Wir sind dafür verantwortlich, Spielzeug für die Kinder zu entwickeln, das etwas aussagt und mit dem man gerne spielt. Außerdem muss es den Kindern dabei helfen, ins Universum des Kriegs der Sterne einzutauchen und es durch das Spielen zu vergrößern", erklärt Evans. Es überrascht nicht, dass er und sein Team dazu eng mit den kreativen Köpfen zusammenarbeiten, die die Filmreihe vorantreiben.
"Dieses Universum wächst ständig, und wir dürfen damit spielen. Wir arbeiten sehr, sehr eng mit Lucasfilm zusammen, und das direkt von Anfang an. Wir sammeln gerne zusammen Ideen, spielen uns gegenseitig die Bälle zu. Wir schauen, was aus Sicht der Spielzeuge, der Geschichte und der Gesamtmarke funktioniert."
Diese Zusammenarbeit führte unter anderem dazu, dass Evans und seine Mitarbeiter zu den Dreharbeiten von Episode VII eingeladen wurden, um sich vor Ort zu neuen Actionfiguren inspirieren zu lassen. Regisseur J. J. Abrams präsentierte den Hasbro-Vertretern die Gesamthandlung und alle wichtigen Wendungen. Und dann gab es natürlich noch einen ausgedehnten Rundgang durch die Studiohallen.
"Es war wie ein Kindheitstraum, der wahr wurde", erzählt Evans. "Es war phantastisch, all das zu sehen, mit Lucasfilm zusammenzuarbeiten, diese Informationen zu haben und in der Lage zu sein, uns mit genug Material an die Arbeit zu machen, um Produkte und Spielzeug zu entwickeln, das Kinder und Fans aller Altersstufen sicher begeistern würde."
Nur einen Haken hatte die Sache: Er durfte über den Setbesuch seines Lebens niemandem etwas verraten, geschweigedenn sein Foto des Rasenden Falken bei Instagram einstellen.
"Dies ist ein so großartiger Film, dass der Regisseur und Lucasfilm aus gutem Grund die Überraschungen unter Verschluss halten wollen", meint Evans. "Das ist wie bei jeder großen Marketingkampagne: Man veröffentlicht Material erst dann, wenn der Zeitpunkt für die Geschichte richtig ist. Im Falle von Krieg der Sterne geht es dabei nicht nur um den einen Film, sondern um die gesamte Marke und ihre öffentliche Darstellung."
Und Thema Überraschungen: Glaubt bloß nicht, ihr hättet am Force Friday alle Produkte zu Das Erwachen der Macht zu sehen bekommen. Zwar wurden Dutzende neuer Actionfiguren vorgestellt, aber die wurden sehr sorgfältig ausgewählt und stammen alle aus dem ersten Drittel des Kinofilms, um nichts zu verraten, das nicht auch schon in den Trailern gezeigt worden wäre.
"Bis zum 17. Dezember geht nur ein Teil von dem, was wir haben, in den Verkauf", so Evans. "Es gibt aber noch einige Überraschungen in unserem Sortiment, von denen noch niemand etwas weiß und die wir bis zum Kinostart, zum Kinostart und nach dem Kinostart veröffentlicht werden."Die Entwicklung einer Actionfigur
Nach der Auftaktbesprechung mit Abrams und gut versorgt mit hochgeheimen Bildern der Figuren und Fahrzeuge aus Episode VII ging es für Evans und seine Mitarbeiter zurück in die Hasbrozentrale nach Pawtucket (Rhode Island), wo die Arbeit an den Actionfiguren erst so richtig begann.
"Wir müssen die Figuren innerhalb der Geschichte verstehen. Auf dieser Basis erstellen wir dann die Spielzeuge", beschreibt Evans sein Vorgehen. "Wir fertigen Skizzen an - wahlweise auf Papier oder digital - und entscheiden dabei, was wir mit diesem Spielzeug überhaupt darstellen wollen. Das besprechen wir dann mit den Kollegen bei Lucas."
Sobald klar ist, wie die Actionfigur aussehen soll, machen sich Evans' Mitarbeiter daran, eine 3D-Version zu erstellen. Während die klassischen Kenner-Spielzeuge und selbst die Actionfiguren der späten 90er und frühen 2000er aber noch handmodelliert wurden, werden moderne Actionfiguren fast ausschließlich am Computer entwickelt.
"Wir arbeiten nur noch selten mit Wachs", berichtet Evans. Stattdessen nutzen seine Designer eine Software namens ZBrush. "Das System funktioniert wie in Michelangelos Zeiten: Man hat einen großen Block und bricht dann punktuell Material heraus, um die Figur auszuformen. Statt Wachs oder Marmor nutzen wir dafür nur eben den Computer."
Michelangelo hatte allerdings nie mit Außerirdischen, Droiden und Jedi zu tun. Welche Art von Figuren ist wohl am schwierigsten zu gestalten?
"Droiden machen uns die wenigsten Probleme, weil sie von Natur aus mechanische Wesen sind und entsprechend geometrische Formen aufweisen", urteilt Evans. "Wenn man es hingegen mit Lebewesen zu tun hat, muss man deutlich genauer arbeiten, egal ob es dabei nun um Außerirdische oder Menschen geht."
Evans gesteht allerdings ein, dass seine Kunden bei einer Han-Solo-Actionfigur genauer hinsehen als bei einem Admiral Ackbar. "Das menschliche Auge akzeptiert ein menschliches Gesicht schneller als ein außerirdisches und schaut im Gegenzug auch genauer hin. Wenn es bei einem Menschen Abweichungen von den Erwartungen gibt, fallen die dem menschlichen Auge auch schneller auf."
Die Episode-VII-Spielzeuge werden allerdings nicht nur freihändig digital erstellt, sondern basieren teilweise auch auf Daten, die bei den Dreharbeiten aufgezeichnet wurden.
"Beim Dreh werden Schauspieler und Requisiten und Fahrzeuge dreidimensional gescannt", berichtet Evans. "Wenn ein Schauspieler in seinem Kostüm entsprechend aufgezeichnet wurde, haben wir Zugriff auf diese digitalen Informationen und können sie dann nutzen, um unsere Spielzeuge zu produzieren."
Und das spart Zeit.
"Es macht uns das Leben einfacher, da es schneller ist und Anpassungen einfacher vorgenommen werden können", meint Evans. "Wir arbeiten parallel zu Lucasfilm: Während sie die Filme drehen, arbeiten wir am Spielzeug. Diese Arbeitsweise ist einfach schneller, effizienter und genauer."
Sobald die digitalen Modelle vorliegen, werden sie in 3D ausgedruckt, und auf der Grundlage dieser Drucke entstehen dann die Gussformen. Sobald damit Modelle gefertigt wurden, gehen diese zur Bemalung an die Künstler weiter, bevor die fertigen Figuren an Lucasfilm weitergegeben werden, wo sie genehmigt werden müssen.
Ist das passiert, gehen die Figuren an die eigentlichen Hersteller in Übersee, wo erste Prototypen produziert werden, die Hasbro dann wiederum genau unter die Lupe nimmt und bei Bedarf anpasst. Danach gibt es schließlich grünes Licht für die Massenfertigung, Verpackung und Verschiffung in die Lagerhäuser, wo die Actionfiguren nur noch darauf warten müssen, in die Spielzeugläden ausgeliefert zu werden, um schließlich - pünktlich zum Kinostart des größten Films des Jahres - im Einkaufswagen zu landen.
Seite 1
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare