Das ging schneller als gedacht! Hier ist Teil 1 des angekündigten großen Interviews mit J.J. Abrams und Kathleen Kennedy, in der vor allem die Geschichte und Themen von Das Erwachen der Macht besprochen werden.
"Nein, niemals werde ich das tun!" Das sagte Luke, als Darth Vader versuchte ihn auf die dunkle Seite zu ziehen und an seiner Seite über die Galaxis zu herrschen, und J.J. Abrams hat im Prinzip das gleiche (vielleicht etwas höflicher) zu Lucasfilms Präsidentin Kathleen Kennedy gesagt, als sie das erste Mal die Fühler nach ihm ausstreckte und ihn fragte, ob er dabei helfen wolle, den ersten neuen Star Wars-Film auf den Weg zu bringen.
Der Regisseur, der 2009 Star Trek rebootet hatte und gerade dabei war das 2013er Sequel Star Trek Into Darkness fertig zu stellen, meinte einfach, dass er sich danach ein paar eigenen Projekten zuwenden wollte. Unbeirrt überredete Kennedy ihn, Star Wars: The Force Awakens zu machen, und das mit einer ganz einfachen Frage. Einer Frage, die unser Grundverständnis der weit, weit entfernten Galaxis erschüttern könnte. "Als wir über die Geschichte und darüber, was wir uns vorstellen, sprachen, stellte ich ihm eine Frage", erinnert sich Kennedy. "Wer ist Luke Skywalker?"
Abrams, jetzt 49, 11 als der erste Star Wars 1977 in die Kinos kam, entschied, dass er die Antwort erfahren müsste, sogar wenn er sie selbst erfinden müsste. "Er sagte 'Oh mein Gott, ich habe Gänsehaut. Ich bin dabei'", sagt Kennedy. "Ich meine, es war beinahe wirklich so prompt."
[...] Es gab eine Menge Möglichkeiten, als Abram dazu kam, aber noch keine finalisierte Geschichte. Lawrence Kasdan, der Das Imperium Schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter geschrieben hat, entwickelte einen Film über den jungen Han Solo, der erst vor kurzem angekündigt wurde, sich aber schon seit Jahren in der Entwicklung befindet. Bei ihm war Michael Arndt, der einen Oscar für sein Drehbuch für Little Miss Sunshine gewonnen hat und Simon Kinberg, der Mr. & Mrs. Smith und X-Men: First Class geschrieben hat, um mit Kennedy zusammen die Möglichkeiten der Trilogie zu erarbeiten.
"Es war alles nur hypothetisch und es wurden eine Menge Was-wäre-wenns umhergeworfen, aber es gab noch keine richtige Geschichte", sagt Abrams. "Es war, ohne Zweifel, ein Respekt einflößender Auftrag. Es gab so viele Möglichkeiten und so viele Wege, die wir einschlagen konnten. Selbst als wir diskutierten - und das war manchmal ganz schön frustrierend und hitzig - war es immer spannend, denn überall wo man hinsah gab es etwas potentiell Außergewöhnlich, was sich sehr nach der DNA von Star Wars angefühlt hat."
Mit Abrams an Bord begann das Story-Team Fragen zu stellen. Sie wussten, dass Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher bereits zugesagt hatten, also konnten sie mit Luke, Prinzessin Leia und Han Solo herumspielen. "Ich glaube, dass wir direkt zu Beginn jede der unzähligen Frage gestellt haben, die man sich nur stellen kann", sagt Abrams.
Ganz wichtig: Wie ist der Stand der Galaxis?
"In jeder guten Geschichte gibt es einen Konflikt", sagt Abrams. "Und wenn alles 30 Jahre nach Jedi rosig wäre, hätten wir Probleme eine interessante Geschichte zu erzählen." Noch ist er nicht bereit die politischen Gegebenheiten in Das Erwachen der Macht zu enthüllen, aber wir wissen bereits: Es gibt keinen Frieden.
Das Imperium hat sich in eine Junta bekannt als die First Order verwandelt, während X-Wing-Piloten wie Oscar Isaacs Poe Dameron jetzt für eine Splittergruppe bekannt als der Widerstand fliegen. Prinzessin Leia ist in den Besitz eines Lichtschwerts gekommen, das einst ihrem Vater, Darth Vader, gehörte und dann Luke abhanden kam, als Vader seinen Arm während des Duells in Das Imperium schlägt zurück abschlug.
Wie lange wir die Skywalker-Zwillinge auf der Leinwand sehen werden, ist noch unklar, auch wenn Lukes Schicksal offenbar ein Schlüsselfaktor ist. Fords Han Solo, der zusammen mit seinem alten Kumpel Chewbacca den Millennium Falcon fliegt, wird jedoch eine der Hauptrollen sein. Zu den Newcomern zählt die Wüstenplünderin Rey und der desertierte Sturmtruppler Finn, die um ihr Leben rennen werden, während der Droide BB-8 versucht, Schritt zu halten. Letztlich landen alle fünf auf dem bekannten Raumschiff.
Im Team der dunklen Seite ist Kylo Ren, der von Darth Vader besessen ist, der gnadenlose General Hux der First Order und die in einer Chromrüstung steckende Offizierin Captain Phasma.
Diese vier Worte aber - Wer ist Luke Skywalker - haben für Abrams für eine Erschütterung der Macht gesorgt. Nach all den Jahren, in denen wir dachten, ihn zu kennen, was wäre da, wenn hinter dem Farmersjungen von Tatooine mehr steckt? Or... vielleicht sogar weniger? Die Antwort könnte nicht nur Einfluss darauf haben, wie die Sicht auf die klassische Trilogie ist, sondern auch auf den Erzählbogen des geplanten Universums, das bislang fünf weitere Filme umfasst.
Keine Frage, der Luke, den wir mit Blick auf die Zwillingssonnen Tatooines gesehen im ersten Star Wars gesehen haben, ist nicht der gleiche, der in den Schatten Endors stand, während seine Freunde den Fall des Imperators, den Tod Darth Vaders und die Zerstörung des zweiten Todessterns feierten. Krieg erschüttert jede Seele und das Älterwerden geht immer mit Kompromissen einher. Jeder der Kompromisse nimmt einen Teil von dir - Teile, die man nicht wie eine kybernetische Hand ersetzen kann.
"Die Themen und Ideen, über die wir immer wieder sprechen, sind die Themen und Ideen, die die klassischen Filme ausgemacht haben", sagt Kennedy. "Wir suchen offensichtlich nach Figuren, die zwischen dem Guten und dem Bösen, dem Dunkel und dem Licht, hin- und hergerissen sind."
Die Leute fragen häufig, welche Rolle George Lucas bei der Erschaffung von Das Erwachen der Macht gespielt hat, nachdem er sein Lucasfilm-Imperium an die The Walt Disney Co. verkauft und seinen Rückzug angekündigt hat. Auch wenn er nicht an der Geschichte oder dem Produzieren des Films beteiligt ist, ist sein Einfluss laut Kennedy nach wie vor wichtig: "George sprach oft über die Spannungen in den Figuren, wenn es darum geht zu entscheiden, was gut und was böse ist. Er war immer der Meinung, dass es leichter sei böse als gut zu sein", sagt sie lachend. "Ich bin mir nicht sicher, dass alle Leute dem zustimmen, aber ich glaube, dass das immer ein interessanter Konflikt ist, den man erforschen kann. Das ist also ein großer Teil der Themen in Episode VII."
Gab es etwas von den klassischen Filmen, bei denen sie Probleme hatten, es in Das Erwachen der Macht wiederzugeben? "Ich glaube, dass wir nicht derart detailliert Probleme wie Hingabe erforschen kann, wie George das in Bezug auf die Werte der Jedi getan hat", sagt Kennedy. "Wir gehen aber in die Richtung, sagen wir mal so. Im Handlungsbogen aller drei Filme wird das Thema zunehmen."
In den Anfängen von Episode VII verließ sich Abrams ziemlich auf Kasdan, gewissermaßen sein eigener, persönlicher Han Solo – ein Veteran der originalen Stories, der mit einem Neuling gemeinsame Sache macht. Sie haben sich nicht gemeinsam hingesetzt, um die Genese der originalen Trilogie zu recherchieren. Dies war nicht nötig. Sie machten einen neuen Kanon und da man auf drei Jahrzehnte EU in Büchern, Spielen und Comics verzichtete, gab es keine andere Geschichte, als das, was sie schrieben.
'Wenn diese Filme ein so wesentlicher Bestandteil ihres Lebens sind, wie für mich und J.J. Abrams, dann muss man nicht viel Recherche betreiben.', meint Kasdan. 'Sie sind ein Teil von dir und du weißt, was du vermisst hast, was du zurückbringen willst, und was die neue Trilogie verkörpern soll.
Kasdan, der von seinen frühen Jahren bei Star Wars dazu überging, unter anderem The Big Chill (1983), The Accidental Tourist und Grand Canyon (1991) zu schreiben, sagt, er habe sich den Prequels in den frühen 90ern nicht angeschlossen, da ihn die Galaxis nicht länger angezogen habe.
"Als George Lucas mich darum bat, an den anderen Filmen zu arbeiten, habe ich das nicht getan.", meint er. "Das war nicht der Punkt, an dem ich mich befand." Doch anderthalb Jahrzehnte später fand sich Kasdan in Abrams Schuhen – nicht dazu imstande, der Frage zu widerstehen, was den klassischen Figuren zugestoßen ist. Erneut angezogen von ähnlichen Fragen, wie beispielsweise: Wer ist Luke Skywalker?.
"Ich dachte mir: Wow, diese Leute haben gelebt – sie befinden sich jetzt an einer anderen Stelle in ihrem Leben, Han und Leia und so weiter. Sie haben dieselben 30 Jahre lang gelebt, wie ich. Wie wäre das? Wie würde man Dinge anders sehen?", sagt Kasdan. "Ich versuchte, herauszufinden, wie ich die Dinge anders sah und eine der Überraschungen ist, dass man eigentlich gar nicht so viel lernt. Man ist gar nicht so viel weiser geworden, dir sind verschiedene Sachen nicht klarer geworden und die Welt ist immernoch so verwirrend, wie sie es früher gewesen ist – und es ist wunderbar, darüber zu schreiben. Das Alter führt nicht notwendigerweise Weisheit mit sich, es bringt Erfahrung mit sich."
Der Enstehungsprozess der Story mit Abrams war buchstäblich ein Schreibmarathon. Die beiden gingen umher. "Wir gingen viele Meilen", sagt Kasdan. Mit einem Handaufzeichnungsgerät entwarfen sie die Galaxis. Schließlich waren sie weit genug gegangen, um zu finden, wonach sie gesucht hatten.
Aber bald schon geben sie das wieder ab. "In Wahrheit bin ich nur zeitweise der Kapitän des Schiffs, das George errichtet hat", meint Abrams.
Nachdem Abrams damit fertig ist, das Star Wars-Universum aufs Neue hochzuziehen, geht das in die Hände von Rian Johnson über, dem Autoren und Regisseur der zeitreise- und Crimesaga Looper aus dem Jahre 2012 und Brick. Johnson hat unterschreiben, Episode VIII zu schreiben und dafür Regie zu führen. Der Film soll im Jahre 2017 in die Kinos kommen, aber wenn man Abrams fragt, wie es um eine Rückkehr zur Trilogie steht, zögert er nicht: "Nein. Ich werde in Episode IX nicht Regie führen, auch wenn ich ziemlich neidisch auf jeden bin, der mit diesem Leuten in der Zukunft an weiteren Filmen arbeiten darf", sagt er. Die Handlungsbögen, die er und Kasdan entworfen haben, werden von Johnson aufgenommen werden, also wird Abrams in gewisser Weise auch ein Geist werden, wie Obi-Wan in den Episoden V und VI – eine Präsenz, ein Einfluss, aber nicht Teil der Handlung. Das gefällt ihm. "Es ist aufregend zu sehen, wie Johnson die Dinge übernimmt und sie über das hinausführt, was wir uns damals erdacht haben", sagt Abrams.
Kennedy sagt, man habe sich der trilogieübergreifenden Story angenähert, aber sie entwickelt sich immer weiter. "Wir wissen, wohin wir gehen, aber nur so ganz grob.", sagt sie. "Als Rian hereinkam und damit begann, sein Skript zu schreiben, fing er von ganz vorne an, außer, dass er wusste, was wir für Episode VII geplant hatten und spann dies weiter. Daraufhin setzte er sich hin, setzte den Stift aufs Papier – es ist 100% er."
Fürs erste muss Episode VII zu Ende gebracht werden und die Veröffentlichung steht in nur 4 Monaten bevor. Absolut keine Ewigkeit. "Ich editiere herum und verfeinere den Schnitt, aber es macht total Spaß, wenn man sieht, wie der Film zusammenwächst. Man geht ihn durch und man stößt auf gewisse Dinge, die man nicht braucht. Dinge, die man entfernen kann.', sagt Abrams. Woher weiß er, dass er damit fertig ist, wann ist das Streben erfüllt? "Ich werde es euch sagen, wenn wir da sind", meint Abrams.
Teil 2 über Kylo Ren folgt in Kürze...
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