Bereits während der Dreharbeiten zu Das Erwachen der Macht gab es mehrere kurze Episode-VII-Beiträge der örtlichen Zeitung The National, nun gibt's von dort zwei Interviews mit den an den Dreharbeiten beteiligten Piloten Andy Nettleton und Andrew Masterson:
Wann haben Sie herausgefunden, dass Sie an Krieg der Sterne arbeiten würden?
Ich arbeite für Helidubai, den führenden Hubschrauberdienstleister von Dubai. Ich und mein Kollege Andrew Masterson sind die einzigen Piloten im Nahen Osten, die für die Arbeit an Kinofilmen zugelassen sind. Im September 2013 bekam ich eine E-Mail und dachte mir nur, das wird bestimmt nichts werden, das ist einfach zu gut, um wahr zu sein. Gedreht haben wir dann im Mai.
Wie war es, dabei zu sein?
Es war die aufregendste Erfahrung meines Lebens. Das Ganze war nicht so stressig wie ein Live-Event - ich bin jedes Jahr bei der Formel 1 im Einsatz, wo 600 Millionen Menschen live zusehen -, denn wenn man dort einen Fehler macht, kann man ihn nicht mehr korrigieren.
Es gab viele Debatten über die Frage, wie wir mitwirken würden. Wir sind ja nicht nur Piloten, sondern Teil des Drehteams, und manchmal gehen sie auf unsere Vorschläge ein. Dann hat man schon das Gefühl, das Drehbuch etwas beeinflusst zu haben, indem der Flug über die Dünen eben etwas anders ausfällt.
Viele der Szenen, an denen ich beteiligt war, spielten in der Wüste. Eine ist auf Youtube zu sehen und wurde bereits von 58 Millionen Menschen angeschaut.
Wie war es, an etwas zu arbeiten, das einen derart großen Geheimhaltungsaufwand betreibt?
Wenn man in dieser Geheimhaltungsblase drinsteckt, konzentriert man sich ganz auf seine Arbeit. Sobald man sie verlässt, kann man ewig nicht darüber sprechen. [Vor dem Drehstart] gab es monatelang Spekulationen, und eines Abends hörte ich dann, wie sich die Leute darüber unterhielten, und ich konnte nichts dazu sagen. Eines Tages hörte ich auf dem Weg zur Arbeit Radio, und dort hieß es: Es gibt Gerüchte, dass sie Krieg der Sterne hier drehen werden. Irgendwer meldete sich dort und meinte, das sei kompletter Unsinn, und ich dachte bloß: Kein Unsinn, Mann, ich bin gerade auf dem Weg zum Dreh. Wenn Du nur wüsstest.
Wie genau läuft so ein Dreh ab?
Alle Flughäfen rund um den Drehort, auch die Militärbasen, überlassen uns den Luftraum, wenn sie wissen, dass wir dort unterwegs sind. Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums ist immer mit an Bord, um sicherzustellen, dass keine Stützpunkte oder Paläste gefilmt werden.
Außerdem ist ein Ingenieur an Bord, und man nimmt Ersatzteile mit, weil man es sich eine Panne mitten in der Wüste natürlich nicht leisten kann.
Es gibt klare Vorgaben für jeden Einsatz, damit man weiß, was genau jetzt gedreht werden soll. Alles muss völlig klar sein, damit keine wertvolle Drehzeit verschwendet wird. Sie haben uns detaillierte CG-Bilder der Szene gezeigt, die sie drehen wollten, d.h. wir wussten im Vorfeld, wie das Ergebnis aussehen sollte.
Nach dem Flug gibt es eine Besprechung, und wir sehen uns das gedrehte Material an. Für Krieg der Sterne haben wir an mehreren Orten in der Wüste gedreht, und über das Material haben sie dann eine Verfolgungsjagd mit Raumschiffen gelegt. Einen Ausschnitt davon haben sie uns gleich gezeigt.
Außerdem hatten wir Zugriff auf Storyboard-Zeichnungen mit Dialogen und Szenenbeschreibungen. Die Schauspieler spielen ihren Part, wir fliegen unseren. Wenn der Kameramann oder ich einen Fehler machen - oder die Beleuchtung nicht stimmt -, versuchen wir das Ganze eben noch einmal.
Andrew und ich haben zusammen wohl etwa 30 Stunden Flugzeit investiert, um anderthalb Minuten brauchbares Material zu erzeugen. Sobald alles abgedreht ist, wird der Film sicher verstaut und dann für den Schnitt in die Staaten zurückgeflogen. Und irgendwer lässt die Filmrollen dabei nie aus den Augen.
Wie war die Zusammenarbeit mit J. J. Abrams?
Mit ihm im Kreis zu stehen und Anweisungen von ihm zu erhalten, war ein echtes Privileg. Ich musste mich förmlich kneifen, als er neben mir stand und mir Fragen stellte. Ich dachte nur: Wow, ich steige gleich in diesen Hubschrauber mit dem Regisseur und seinen Kameraleuten und muss das unbedingt richtig hinbekommen. Diese Millionen Dollar, die sie jede Stunde in diesen Film investieren, liegen in diesem Moment alle auf meinen Schultern.
Er ist ein echter Perfektionist. Einige Regisseure drehen das Ende eines Films zuerst, weil sie gerade im Land sind und ziehen dann in ein anderes Land weiter. J. J. Abrams dreht hingegen chronologisch. Beim Dreh habe ich gehört, dass er, wenn es nötig ist, auch gerne von einer Seite des Planeten auf die andere und zurück fliegt, weil er seine Filme unbedingt in der richtigen Szenenreihenfolge filmen will.
Waren Stars oder Berühmtheiten bei den Dreharbeiten?
Beim Mittagessen saßen J. J. Abrams und Simon Pegg am Nachbartisch. Mit Simon Pegg stand ich auch an der Salatbar. Das ist schon etwas seltsam, denn da sind sie normale Menschen, und auf der Leinwand wirken sie ganz anders.
Wie sahen die Kostüme aus?
Es gab große feenartige Dinger, Bigfoot und Zwerge in zerrissenen Kleidern, genau wie in den anderen Krieg-der-Sterne-Filmen. Zwischen unseren Einsätzen haben wir Sturmtruppen mit weißen Rüstungen, Waffen und Helmen gesehen. Zum Essen geht man dann zusammen mit Komparsen, die das Oberteil ihres Kostüms ausgezogen haben, aber untenherum noch darinstecken. Mit denen sitzt man dann am Tisch und unterhält sich.
Wie würden Sie die Atmosphäre beim Dreh beschreiben?
Großartig. Es gab keine Primadonnen, alle waren sehr konzentriert dabei, egal ob es nun Produzenten, der Regisseur, die Autoren, Schauspieler, Komparsen, Reinigungskräfte oder Techniker waren. Alle waren auf ihren Teilbereich konzentriert, und am Ende traf man sich beim Essen.
Und es war ein bunt gemischtes Team, fast schon wie ein Wanderzirkus. Beim Dreh hier haben sie örtlich ansässige Techniker und Komparsen eingesetzt, anderswo drehen sie dann mit anderen Leuten.
Und wie haben Sie die Sicherheitsmaßnahmen erlebt?
Die waren sehr streng: Es gab eine Absperrung weit entfernt von den eigentlichen Drehorten. Es gab Gerüchte, dass Journalisten aus England und Australien angereist wären und versucht hätten, an die Drehorte zu gelangen. Anscheinend haben sie sich hinter Palmen versteckt und dann mit Teleobjektiven Fotos gemacht.
Bei einer Szene sind wir durch ein Sicherheitstor etwa 15 Minuten lang in die Dünen hinausgefahren. Es gab also für Leute vor Ort keine Chance, uns nachzukommen und Fotos zu machen. Ohne Sicherheitsmarke kam man zudem weder hinein, noch heraus.
Was ist Ihre positivste Erinnerung an den Krieg-der-Sterne-Einsatz?
Das ist wohl diese enorme Aufregung, rasend schnell in Bodennähe durch die Dünen zu fliegen und zu wissen, dass dieser Flug bald von Millionen - wenn nicht Milliarden - Menschen gesehen werden wird.
Besorgen Sie sich Karten für die Premiere?
Mal schauen. Ich würde dafür definitiv freinehmen, aber auch ein normaler Kinobesuch würde mir schon reichen. Nach allem, was ich gesehen habe, glaube ich, dass es ein epischer Film werden wird und hoffentlich der beste Krieg der Sterne aller Zeiten.
Und während die Kinomitarbeiter schon das Popcorn wegsaugen, werden Andrew und ich noch dasitzen, um abzuwarten, bis wir unsere Namen im Abspann sehen. Sie haben uns versprochen, dass wir auftauchen werden.
Und hier noch das Interview mit Pilot Nr. 2, Andrew Masterson aus Dublin:
Welche Schiffe haben Sie geflogen?
Wir waren der Rasende Falke, die X-Flügler und die TIE-Jäger, und sie haben dann das CGI drübergelegt. Im Grunde haben wir all diese dramatischen Eröffnungsszenen übernommen. Die Verfolgungsjagden in der Wüste mit dem Jägern waren toll. Und erst die Explosionen!
Sie haben ernsthaft den Falken gesteuert?
Wir haben mit dem Hubschrauber simuliert, wie er startet und wo sein Flug endet. Beim Falken stand ein Modell davon tatsächlich dort, und ich sollte einen Abflug von hinter dem Falken simulieren, während sie mit CGI auf mich schossen und echte Explosionen um mich herum losgingen, wenn auch natürlich in sicherer Entfernung. Durch die Kameralinsen und -einstellungen sieht das alles aber viel näher aus, und die an sich kleinen Sprengladungen wirken wie große Explosionen. Und natürlich sind diese Explosionen genau berechnet und entladen sich nur in eine Richtung, sodass das Ganze sehr kontrolliert abläuft.
Sobald Action gerufen wurde, sind wir durch diese Szene hindurchgeflogen. Der Rasende Falke wird später mit Hilfe von CGI eingefügt, aber der Flug an sich ist echt.
Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?
Andy und ich haben uns zwei Wochen lang abgewechselt und von morgens bis abends gearbeitet. Einige Aufnahmen haben damit nur er oder ich gemacht, andere Flüge haben wir beide absolviert.
Und wo haben Sie gedreht?
Für Krieg der Sterne waren wir an der Liwa-Oase unterwegs, am Qasr Al Sarab, und in der Rub-al-Chali-Wüste in der Nähe der Grenze zu Saudi-Arabien.
Wie waren Ihre Krieg-der-Sterne-Kollegen drauf?
Die waren alle super. Harrison Ford bin ich leider nicht begegnet, weil der woanders gedreht hat. Ich habe J. J. Abrams getroffen, die meisten Produzenten und den Kameramann, einen Mann namens Adam Dale, der auch an den meisten Harry-Potter-Filmen gearbeitet hat. Ihn kannte ich schon von Mission Impossible 4. Eine gute Truppe.
Wie lief der Dreh ab?
Die Regisseure hören generell auf unseren Rat, aber manchmal müssen wir sie auch einfach einmal mitnehmen, um ihnen klarzumachen, welche Beschränkungen uns die Natur setzt und wieso bestimmte Winkel oder Einstellungen besser funktionieren würden.
Besonders eng arbeiten wir mit dem Kamerateam zusammen. Andy [Nettleton] und ich haben eine gute Arbeitsbeziehung zu den Kameraleuten. Schon bei der ersten Teambesprechung kennen wir die meisten Kollegen, wir wissen, was wir draufhaben und können dann Vor- und Nachteile bestimmter Einstellungen ganz nüchtern durchsprechen.
Der Hubschrauber dient danach faktisch als Kamerawagen, den wir dann steuern, um den Kameramann in die richtige Position zu bringen. Nicht jeder Pilot kommt mit dieser Aufgabe zurecht: Man muss einerseits steuern und andererseits die gewünschte Einstellung im Hinterkopf behalten.
Als Pilot muss man deshalb in der Lage sein, Tiefflüge, Formationsflüge, Nachtflüge und Flüge durch besiedeltes Gebiet, bzw. über Wüsten-, Meeres- und Eisgebieten zu bewerkstelligen und dabei immer einerseits die Zielvorgaben und andererseits das Risiko im Auge zu haben.
Manchmal läuft das nicht sehr harmonisch ab: Es kann da schon heiße Diskussionen geben, aber letztlich verlassen wir uns auf die Erfahrung der Kollegen, um die beste und für alle Beteiligten sicherste Einstellung abzudrehen.
Bei allen Dreharbeiten sind zudem Sicherheitsleute an Bord, die in der Luft bestimmte Einstellungen untersagen können. Das passiert allerdings so gut wie nie, weil ja schon im Vorfeld alle Details abgesprochen werden. Generell machen wir vor dem Dreh einen Aufklärungsflug mit dem Regisseur, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich ein Bild der gewünschten Einstellungen zu machen und nötigenfalls Änderungen vorzunehmen.
Wir fliegen dabei fast immer mit Hubschraubern vom Typ Airbus AS350B3, denn dieses Modell kann praktisch jedes Kamerasystem befördern. Ansonsten kommt noch die größere Ausführung dieses Modells, der AS355NP, zum Einsatz.
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