Unübersehbar hat uns das alljährliche Sommerloch nach dem Ende von The Clone Wars mal wieder eingeholt. Bevor wir deshalb zur Zeitreise des Tages kommen, noch drei Worte zu liegengebliebenen Restbeständen:
1. LucasArts arbeitet seit geraumer Zeit an einem namenlosen Projekt, dessen Teamleiter Tim Longo (Tomb Raider: Underworld, Tomb Raider: Anniversary) früher bereits an LucasArts-Spielen wie X-Wing vs. TIE Fighter (als Tester), Starfighter und Jedi Starfighter (als Chefdesigner) und Republic Commando (als Kreativchef) gearbeitet hat. Wer daraus jetzt ein Krieg der Sterne-Spiel ableiten will, bitte sehr, faktisch wissen wir aber nix und es könnte genauso gut ein Indy-Spiel oder etwas ganz anderes sein.Und damit zur aktuellen Zeitreise: Heute feiert R2-Cheflenker Don Bies seinen 50. Geburtstag. Wir sagen "Herzlichen Glückwunsch!" und blicken mit einem Artikel der offiziellen Seite vom 14. April 1999 zurück auf R2-D2s Übergang von der klassischen Trilogie in die Prequel-Ära:
2. Am letzten Freitag hat The Old Republic außer einem Aprilscherz kein Update zustande gebracht, aktuell versucht man, durch ein Video von der Penny Arcade Expo in Boston davon abzulenken (danke Thomas für den Hinweis!), dass es noch immer keine harten Fakten zu Kernelementen des Spiels gibt.
3. Das zweite Krieg der Sterne-Onlinerollenspiel Galaxies lebt weiter. Eine aktuelle Entlassungswelle bei Sony Online Entertainment (etwa einem Drittel aller Mitarbeiter wurde gekündigt, mehrere Entwicklungsstudios wurden komplett dichtgemacht) soll sich nicht auf das Spiel niederschlagen. Bereits angekündigte Erweiterungen und Veränderungen (neue Schiffsklassen, Kämpfe in den Spielerstädten, bessere Austarierung der Spielerklassen) sollen planmäßig vorgenommen werden.
4. Das US-Militär will sich C-3PO-Droiden zulegen. Ein Gerät namens BOLT (Broad Operational Language Translation) soll dolmetschen, 250 Gegenstände erkennen, Sensoren für das Sehen und Tasten besitzen und komplexe Befehle ausführen können. Die Entwicklungskosten sollen etwa 10 Millionen Euro betragen, Entwicklungsschwerpunkt ist die Kommunikation Englisch-Arabisch.
Die vielen Gesichter von R2-D2
Von seinen frühesten Abenteuern bis hin zu seinen jüngsten Eskapaden in Episode I hat R2-D2 so einiges erlebt, und stets brauchte es eine Reihe entschlossener Experten, um den kleinen Droiden leinwandtauglich zu machen. R2-D2 begann seine lange Reise als griffiger Name und in Form einiger interessanter Ideen in George Lucas' Drehbuch zu Krieg der Sterne. Lucas leitete die Buchstaben-Zahlen-Kombination von der Abkürzunng für "Reel 2, Dialogue 2" ab, der Überschrift einer Liste mit Anfangs- und Endzeiten für die Filmmusik seines Erstlingswerks THX-1138. Seine Vorstellungen der Figur gab er an Ralph McQuarrie weiter, den Schöpfer vieler visueller Kernkonzepte der Saga. In McQuarries Skizzenbuch wurde aus der Idee die Ikone, die wir heute kennen.
Doch der Weg vom Konzept- zum Metallroboter war lang und steinig. Der Erste, der einen funktionstüchtigen und kameratauglichen R2-D2 baute, war John Stears, der Verantwortliche für alle mechanischen Effekte bei Krieg der Sterne. 1976 bat Stears Animatronikexperten, ihm bei den Droiden für Krieg der Sterne zur Hand zu gehen. Die aber ließen ihn abblitzen und erklärten, es sei ohne mehrjährige Arbeit "faktisch unmöglich" selbst für einen Film mechanische Geschöpfe zu kreieren, die in der Lage wären, die gewünschte Funktionalität zu entfalten. Stears ließ die Experten daraufhin links liegen und entwickelte die Roboter mit seinen Mitarbeitern innerhalb weniger Monate.
Zugegeben, es gab Probleme mit den Originaldroiden, vor allem in Tunesien, wo die Funksteuerung oftmals durchdrehte, aber unterm Strich brachten Stears und seine Kollegen eine überzeugende Riege von Kinodroiden hervor, unter denen R2-D2 als kleines Meisterwerk herausragte.
R2-D2s unverwechselbare Stimme ist ein Produkt von Ben Burtt, der R2-D2 seit langem als "größte Herausforderung" seiner gesamten Arbeit an der klassischen Trilogie bewertet. "Ich musste eine Stimme finden, die einerseits komplett elektronisch klang, andererseits aber Persönlichkeit und Individualität besaß. Der Durchbruch war hier die Idee, Erzwo mit erkennbaren, aber unartikulierten Gefühlslauten kommunizieren zu lassen, ähnlich wie bei einem Säugling. Als ich den elektronischen Geräuschen verzerrte menschliche Quieker und andere Laute beimischte, war Erzwos Stimme geboren. Persönlich fand ich ja immer, dass diese umfangreiche Designarbeit einen einzigartigen Stimmcharakter hervorgebracht hat, aber bis heute fragen mich die Leute immer wieder, ob ich nicht einfach Telefontastentöne benutzt habe."
Genau wie bei seinem Kollegen C-3PO machte der menschliche Schauspieler im Innern der Droidenhülle einen Teil des Charmes der Figur aus. Kenny Baker wurde seit Anfang 1976 in das kleine Fässchen namens R2-D2 hineingelöffelt und kehrt für Episode I in seine alte Rolle zurück. Wenn R2 hin- und herwackelt oder seinen Kopf dreht, ist das Baker. Seine Präsenz macht aus Erzwo ein beinahe menschliches Wesen und aus einem metallischen Wunderwerk eine echte Persönlichkeit.
Anders als C-3PO, der sich stets durch seinen menschlichen Schauspieler bewegt und ausdrückt, wird R2-D2 die meiste Zeit über von einem echten Roboter gespielt. Und seit den Anfangstagen nicht nur von einem, sondern von einer ganzen Kompanie von R2-D2s, denn der Erzwo im Film verfügt über viele Roboterfähigkeiten: Sein Kopf dreht sich, Lichter blinken und wechseln die Farbe, ein drittes Bein kann ausgefahren werden, damit er zügig vorwärts kommt, Erzwo hat mehrere Spezialarme, mit denen er im Brandfall löschen, mit Computer interagieren, schweißen, greifen oder was auch immer tun kann, und er kann über Steine, Sand und feste Oberflächen fahren. Für einen Roboter des 20. Jahrhunderts ist das ein echtes Kunststück, genauer gesagt ein zu großes, um es 1976 mit nur einem Roboterkörper bewerkstelligen zu können - und heute sieht es nicht viel anders aus. In Episode I wird R2-D2 deshalb erneut von mehreren Robotern gespielt, wenn nicht gerade Kenny Baker in seinem Roboterkostüm steckt: 18 Erzwos kamen so bei den Dreharbeiten zum Einsatz.
Der Aufbau der Erzwo-Brigade für Episode I begann mit der Überführung mehrerer Original-Erzwos aus der klassischen Trilogie in die Londoner Leavesden-Studios. Eines von Kenny Bakers Originalkostümen wurde für Episode I praktisch unverändert weiterverwendet, einzig der Komfort wurde etwas verbessert. Die anderen Erzwos wurden von den Spezialisten in Leavesden auseinandergebaut und für neue R2-Einheiten verwendet, die für Episode I komplett neu aufgezogen wurden. Mehrere verfügen über eine spezielle Fähigkeit, beispielsweise die Einheit, die - wie ihr Vorbild aus der klassischen Trilogie - ihr drittes Bein aus- und einfahren kann. Eine andere wurde gebaut, um mit dem Sand in Tunesien ferigzuwerden, wofür sie größere und breitere Räder spendiert bekam, die mit dem unsteten Untergrund fertigwerden, indem sie sich richtig hineinwühlen: Als Folge davon kann Erzwo gewissermaßen durch den Sand "schwimmen". Wieder eine andere ist nur dazu da, mit den Türschwellen der Krieg der Sterne-Gleittüren fertigzuwerden. Dazu setzte man hier auf ein komplexes rotierendes Rollsystem im dritten Fuß. Und natürlich gibt es auch noch andere R2-Einheiten, die nach dem Vorbild zusammengebaut und danach rot, grün oder gelb angemalt wurden.
Zusammenbau, Steuerung und Leitung der Erzwo-Brigade übertrug Produzent Rick McCallum einem Mann mit ganz besonderer Erfahrung: Jolyon Bambridge, der sich in der Welt des Films als Experte für Funksteuerung einen Namen gemacht hat. Bambridge stellte für die Sendung Zoo Family und für verschiedene Werbefilme animatronische Tiere hier, doch wirklich außergewöhnliche Dienste leistete er dem britischen Geheimdienst: Für den James Bond-Film Goldeneye steuerte Bambridge Hubschrauber, Geräte, die in den falschen Händen ein echtes Gesundheitsrisiko darstellen. Zu seinen jüngsten Projekten zählt die Arbeit an einem über 2 Meter großen Modell-Hubschrauber für den neuesten Bondstreifen, der sich aktuell in Produktion befindet. Im Krieg der Sterne-Universum wurde Bambridge zum Chef einer Erzwo-Unterabteilung in Peter Hutchinsons Hauptabteilung für Vor-Ort-Spezialeffekte. Dank seiner Erfahrung ließen sich Kollisionen mit Wänden oder anderen Schauspielern die meiste Zeit über vermeiden.
Eine der neuen Erzwo-Einheiten wurde während der laufenden Produktion des Films von Industrial Light & Magic gebaut. Der erfahrene R2-Lenker Don Bies und eine Gruppe von ILM-Spezialisten setzten beim Bau der neuen Einheit modernste Technik ein. Zu den Besonderheiten des ILM-Erzwos zählten schnell austauschbare Batterien und ein großes steuerbares Vorderrad, ein alternativer Lösungsansatz für die bekannten Probleme Erzwos mit Türschwellen und Bodenwellen. Um Bies die Steuerung dieses Erzwos weiter zu erleichtern, wurde sogar eine Minikamera in die Einheit eingebaut, mit der der Mann am Steuerknüppel durch Erzwos Augen sehen konnte. Die meiste Zeit hindurch war dieser ILM-R2 als gelber Astromechdroide unterwegs, um das breite Spektrum von Robotern abzurunden, die in Leavesden auf Lucas' Einsatzbefehl warteten.
Einen ferngesteuerten Erzwo sicher zu navigieren, verlangt ganz besondere Fähigkeiten. Der fahrbare Roboter wiegt mehrere Hundert Kilo, ist in der Realität nicht ganz so von der Glücksgöttin geküsst wie im Film und steckt nicht selten in größten Schwierigkeiten. Bambridge kann sich an eine Szene erinnern, die in den Wäldern Großbritanniens gedreht wurde, in der der heldenhafte Droide an seine Grenzen stieß. "Wir drehten unsere Szene, und Erzwo sollte gemütlich ins Bild fahren und stehenbleiben, während die Schauspieler ihre Sätze sagten. Stattdessen fuhr er über drei große Baumwurzeln und erreichte schließlich ein Gefälle, mit dem er gar nicht mehr zurande kam. Mitten in der Szene hielt er dann an, kippte um, und sein Kopf löste sich und rollte einen Hügel hinunter! Das Schlimmste war allerdings, dass das nicht nur einmal passierte. Die übrige Zeit hindurch hat er sich aber recht gut betragen." In Tunesien sollte R2-D2 in einem Aufwasch eine Straße hinunterrollen, um eine Ecke biegen und schließlich durch einen Hauseingang fahren. Bambridge fand allerdings keine Stelle, von der aus er Erzwos gesamte Lauf überblicken, also musste ein zweiter Steuermann aushelfen. Mit etwas Einfallsreichtum und Raffinesse gelang es, die beiden Fernsteuerungen auf die gleiche Frequenz auszurichten und den erzwoförmigen Staffelstab fließend zu übergeben.
In Leavesden wiederum sollten Bambridge und seine Kollegen ihre Droiden durch eine Menge bestehend aus Schauspielern und Naboo-Soldaten (und nicht wirklich vorhandenden CG-Kampfdroiden) steuern, wobei die Platzverhältnisse nicht optimal waren. Hätte ein Droidensteuermann hier den Blickkontakt mit seinem Droiden verloren, wären die Statisten, die gerade Tote mimten, von unkontrolliert durch die Weltgeschichte rasenden Droiden überfahren worden. Um die Ausfallquote bei den Statisten möglichst niedrig zu halten, saßen die Droidenlenker deshalb schon bald auf Leitern oder sogar 20 Meter über dem Geschehen an der Decke der Studiohalle.
Und da sie in den Drehpausen nicht einfach herunterkommen konnten, begannen sie schon bald, mit ihren Einheiten zu experimentieren. Einen Plan gab es angeblich nicht, aber nach und nach setzten sich mehr und mehr Droiden in Bewegung. Am Anfang taten die Roboter nicht mehr, als die Kinder von Teammitgliedern durch die Kulissen zu jagen, was diese begeistert mitmachten, später jedoch verfolgte die Erzwo-Brigade George Lucas lautlos durch die Hallen, als wären sie mechanische Fans, denen es vor Ehrfurcht die Sprache verschlagen hatte. "Von solchen Vorfällen weiß ich selbstverständlich nichts.", erklärt Jolyon Bambridge dazu mit mühsam beherrschtem Ernst.
Im Film ist R2-D2 dann einfach eine Filmfigur, ein kleiner Held und Teil von George Lucas' bunter Truppe. All die Menschen hinter den Kulissen verschwinden auf der Leinwand, und aus ihrer gemeinsamen Arbeit entsteht eine perfekte Illusion eines zum Leben erweckten Traums - und doch ist es ihre Arbeit, die Erzwo seine unvergessliche Persönlichkeit gibt.
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