TF.N hatte Gelegenheit, mit EU-Altmeister Timothy Zahn - dem Schöpfer zahlloser EU-Lieblinge von Großadmiral Thrawn über Mara Jade bis zur Neuen Republik - über Klassiker und Neuerscheinungen, Helden und Schurken, sowie das Erweiterte Universum an sich zu plaudern. Vor Spoilern, insbesondere aus den Romanen Die Kundschafter und Die Verschollenen, sowie Treueschwur sei an dieser Stelle ausdrücklich gewarnt!
Herr Zahn, in Ihren Romanen bemerkt man über die Jahre einen Wandel hinsichtlich des zentralen Themas. Sie scheinen Ihr Augenmerk heute weniger auf große Raumschlachten und entscheidende interplanetare Feldzüge zu richten als früher in Ihrer Thrawn-Trilogie oder, außerhalb des Kriegs der Sterne, in Ihrer Eroberer-Reihe.
In Schatten der Vergangenheit bemerkt Admiral Pellaeon, daß ihm Gefechte zwischen Großkampfschiffen kein so großes Vergnügen mehr bereiten wie früher. Haben Sich Ihre Interessen als Autor ähnlich gewandelt?
Nein. Es geht mehr darum, daß die Geschichten, die ich erzählen wollte, in letzter Zeit kleinerer Art waren und sich vielleicht etwas mehr auf Personen konzentriert haben als meine früheren Werke. Allerdings gibt es selbst in diesen Geschichten - zum Beispiel in Treueschwur - noch immer eine Menge Action und viele Kämpfe.
Außerdem sollte ich erwähnen, daß es stets eines meiner Ziele als Autor von Krieg der Sterne-Büchern war, etwas zu schreiben, das sich so anfühlt wie Krieg der Sterne, ohne sich in ständigen Wiederholungen zu erschöpfen. Ich habe die großen galaktischen Konflikte abgehandelt und habe jetzt meine Freude daran, einen anderen Aspekt von George Lucas' großem Universum zu erkunden.
Um beim Thema von Action innerhalb persönlicher Geschichten zu bleiben: In zwei Ihrer letzten drei Krieg der Sterne-Romane und in der Kurzgeschichte Ein gefährlicher Handel gab es zwar weniger Sternzerstörer, aber sehr viel mehr Sturmtruppen.
In Ihren Blackcollar-Romanen haben Sie sich bereits vor Ihrer Arbeit an Krieg der Sterne mit Elite-Kommandoeinheiten beschäftigt. Gibt es einen speziellen Grund, weshalb Sie ihnen jetzt wieder solche Aufmerksamkeit schenken?
Auch das hat damit zu tun, daß ich mich kleineren, intimeren Aspekten von Krieg der Sterne zugewandt habe. Die Sturmtruppen fallen in einen Bereich, dem aus meiner Sicht noch nicht die ihm gebührende Aufmersamkeit geschenkt worden ist. Viele Sturmtruppen sind, meines Erachtens, ehrenwerte Profis, die hauptsächlich deshalb als die Bösen dastehen, weil ihre Anführer - von Palpatine abwärts - korrupt sind. In Treueschwur wollte ich mir galaktische Ereignisse aus dem Blickwinkel von fünf dieser ehrenwerten Leute ansehen und ihre Reaktion auf die Ungerechtigkeit in den Brennpunkt rücken, die letztlich so aussieht, daß sie erkennen, zu was sie geworden sind.
Die Sturmtruppen in Treueschwur treten als Freiwillige und nicht als Klone in Erscheinung. Oder sind sie bloß Klone, die glauben, Freiwillige zu sein?
Nein, sie sind Freiwillige, keine Klone. Vor vielen Jahren, lange bevor ich an Treueschwur arbeitete, hat Lucasfilm festgelegt, daß die Sturmtruppen dieser Epoche teils Klone und teils Rekruten sind. Glück für mich, weil diese Geschichte sonst sehr anders hätte ausfallen müssen.
In Ihrer Thrawn-Trilogie haben Sie eine Hintergrundgeschichte über die Klonkriege formuliert, lange bevor diese Ereignisse in Angriff der Klonkrieger zu sehen waren. Wie denken Sie über den Einfluß der entstehenden Prequel-Ära auf Ihre Romane und auf die Kontinuität von Krieg der Sterne an sich?
Ich habe in dieser Hinsicht Glück gehabt. Die Prequels haben mein Material nicht sonderlich beeinflußt, weil meine Verbindungsleute bei Lucasfilm darauf bestanden, daß ich Verweise auf die Zeit der Klonkriege sehr vage halte und nicht auf verbotenes Gebiet vorstoße. Das hat sich bezahlt gemacht, denn meine Vorstellung der Klonkriege sah ganz anders aus als das, was George [Lucas] am Ende zeigte. Ich habe, zum Beispiel, geglaubt, die Klone würden gegen die Republik kämpfen und nicht für sie.
Anderen Autoren ist es da viel schlechter ergangen. Jeder, der sich an die Vergangenheit von Boba Fett gewagt hat, mußte mit ansehen, wie seine Arbeit faktisch als alternative Realität abgestempelt wurde. Das ist bedauerlich, aber wir haben uns alle auf dieses Risiko eingelassen, als wir begannen, an einem Universum zu arbeiten, das noch nicht fertiggestellt war.
Sie hatten Gelegenheit, selbst einige der fehlenden Grundlagen nachzureichen. Mit Die Kundschafter und der Kurzgeschichte Der Held von Cartao sind Sie in die Prequel-Ära vorgestoßen, um Ereignisse einzupflegen, auf die in Ihren späteren Romanen verwiesen. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
In dieser Epoche zu arbeiten, war interessant, und es macht natürlich immer Spaß, über den jungen Obi-Wan und Anakin zu schreiben. Dennoch ziehe ich die Figuren und Ereignisse der klassischen Ära vor, vielleicht, weil es für Han Solo kein Äquivalent in den Prequels gibt.
Sie sind der Autor, der am längsten in die Geschichte der weit, weit entfernten Galaxis involviert ist. Wie bewerten Sie die Veränderungen über die Jahre? Einige der Veränderungen, die Ihre Herausgeber während Ihrer Arbeit an der Thrawn-Trilogie vorschlugen, sind beispielsweise recht bekannt: Die Noghri sollten ursprünglich das Sith-Volk sein, und der wahnsinnige Jedi-Verbündete des Imperiums ein Klon von Obi-Wan Kenobi. Hat es ähnliche Veränderungen in Ihren neueren Romanen gegeben?
Die meisten Veränderungen, auf die Del Rey und Lucasfilm bestanden haben, waren recht geringer Natur, und selbst die größeren Änderungen in den Bantam-Büchern - wie eben die Noghri- und Obi-Wan-Klonideen - wurden mehrheitlich bereits ganz am Anfang des jeweiligen Projekts eingefordert. Ich mußte keines meiner Bücher und keine meiner Kurzgeschichten jemals völlig neu schreiben.
Die größte Veränderung in Treueschwur war, daß einige der Szenen mit Mara Jade und Darth Vader gekürzt wurden und einige Dialoge entfallen sind. Ich weiß nicht, warum das passiert ist, aber das ist das Vorrecht von Del Rey und Lucasfilm.
Kommen wir zur großen Frage: Wie entwickeln Sie die Handlung und Figuren Ihrer Romane? Wir kommen Sie von ersten Ideen zur fertigen Geschichte?
Generell fange ich mit einem Teil der Handlung an, entweder der Vorgeschichte, dem Ende oder einer interessanten Szene irgendwo in der Mitte. Dann entwickle ich den Rest der Handlung, oder zumindest die Grundlagen: Wo fängt sie an, was sind die Probleme, wie sieht die Auflösung aus? Das ist mir sehr wichtig. Ich fange praktisch nie mit dem eigentlichen Schreiben eines Romans an, bevor ich weiß, wie er endet. Die Figuren sind zu anfangs nur sehr grob ausgearbeitet: Da ist zum Beispiel ein Schurke, den wir einmal Thrawn nennen wollen. Wenn sich die Geschichte dann entwickelt und die Handlungslinien in meinem Kopf ein Eigenleben entwickeln, werden aus den groben Vorlagen meiner Figuren echte Persönlichkeiten.
Wenn ich dann mit dem eigentlichen Schreiben beginne, weiß ich schon ziemlich genau, mit wem ich es zu tun habe.
Als Science-Fiction-Autor haben Sie eine Reihe außerirdischer Völker und fiktionaler Zivilisationen erschaffen. In Krieg der Sterne waren Sie an der Entwicklung wesentlicher Aspekte des Mythos beteiligt, darunter die Wookiees und insbesondere die Neue Republik, die sie praktisch komplett erfunden haben.
Wo finden Sie Inspirationen und Ideen dafür?
Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Alles, was ich sehe, höre, lese oder am eigenen Leib erfahre, ist irgendwo in meinem Gehirn gespeichert. Dort wird es zusammengemischt und kommt dann zu den seltsamsten Zeiten in häufig unerwarteteten Kombinationen wieder heraus. Ich überlege häufig, daß ich einen beliebigen Protagonisten habe, der in diesem Augenblick im Buch etwas tun muß, damit er nicht überflüssig erscheint. Was könnte er also tun, das interessant ist? Diese Frage stelle ich meinem Unterbewußtsein, und innerhalb weniger Tage bekomme ich dann den Anfang einer Antwort, die dann natürlich einige der nachgeordneten Handlungselemente verändern wird, oder vielleicht sogar die Haupthandlung selbst.
Auf diese Weise hat Han Solo in Die Dunkle Seite der Macht General Bel Iblis getroffen. Ich habe bemerkt, daß Han im zweiten Teil der Trilogie eigentlich nichts zu tun hatte und habe mir überlegt, was er bloß tun könnte. Mit Bel Iblis' Einführung hat nicht nur Han etwas zu tun bekommen, sondern sie hat einen recht guten Beitrag zum abschließenden Teil der Trilogie geleistet.
Womit wir wieder bei der Wichtigkeit von Han wären. Es scheint, jede klassische Krieg der Sterne-Geschichte braucht einen Schurken.
Doch Sie erwähnten, daß Ihre Figuren zu anfangs nur sehr grob ausgearbeitet seien. Entwickeln sich Aspekte einer Figur wie ihre Rolle und ihr Beruf bereits in diesem Platzhalter-Stadium, oder geschieht das erst in Reaktion auf die Handlung? Und wie funktioniert das mit eingeführten Figuren wie Han, Luke und Leia?
Nun, eine klassische Geschichte mag einen Schurken brauchen, aber das Schurkentum an sich ist für mich nicht so wichtig, wie die Rolle des Schurken, der von seinen Sünden reingewaschen wird. Han ist das perfekte Beispiel hierfür: Am Anfang ist er ein totaler Egoist, aber er muß darüber hinwegkommen und riskiert am Ende alles für ein höheres Ziel. Mara paßt in die gleiche Kategorie, und selbst Talon Karrde wird am Ende - widerstrebend - vernünftig.
Was das Schreiben der zahlreichen Filmfiguren angeht, so habe ich damit allgemein kein großes Problem. Für mich sind sie für gewöhnlich so echt, daß ich weiß, was sie in einer bestimmten Situation sagen oder tun würden.
Natürlich setzten mir eingeführte Figuren Grenzen, aber das gleiche läßt sich über das Krieg der Sterne-Universum sagen. Das gehört alles zur Herausforderung dazu.
Wie sehen Sie, ganz allgemein, die besonderen Anforderungen eines fremden Universums wie Krieg der Sterne gegenüber der Arbeit an Ihren eigenen Romanen? Greg Keyes hat die besonderen Regeln, die beim Schreiben eines Krieg der Sterne-Romans gelten, beispielsweise mit dem Schreiben eines Haikus verglichen.
Der Vergleich gefällt mir. Mein Vergleich kommt aus dem Sport: Krieg der Sterne zu schreiben, ist wie Football zu spielen. Es gibt genaue Regeln, wieviele Spieler gleichzeitig auf dem Feld sind, es gibt die Spielregeln an sich, es gibt Feldbegrenzungen, usw. Wenn ich an meinen eigenen Romanen arbeite, kann ich alles so machen, wie ich will. Das ist dann eher wie Calvinball (aus Calvin und Hobbes).
Mit diesen Regeln schreiben Sie seit siebzehn Jahren Krieg der Sterne-Romane, doch Ihre Bücher enthalten immer noch Überraschungen, die selbst langjährige Leser in Erstaunen versetzen und sie zwingen, Dinge neu zu bewerten, die zu gut zu kennen glaubten.
In Treueschwur, enthält die Meinung der jungen Mara Jade über Palpatine einen Hauch Kritik, etwas, das in späteren Romanen so nie zu vermuten war. In Die Kundschafter entdecken wir, daß der richtige Jorus C'baoth genauso mental angeschlagen ist wie sein späterer Klon. Und am Ende dieses Buchs wurde enthüllt, daß eines der ersten Elemente, das Sie zur Krieg der Sterne-Kontinuität beigetragen haben, nicht ganz das war, was es zu sein schien.
Hatten Sie diese Ideen von Anfang an im Hinterkopf, oder fielen Ihnen diese Dinge während des Schreibens ein?
Mehrheitlich letzteres. Die ganze Sache mit dem Extragalaktischen Flugprojekt war am Anfang nicht mehr als ein Nebensatz, der bestätigen sollte, daß der C'baoth, mit dem Thrawn in Erben des Imperiums zu tun hatte, nicht das Original war. Wenn ich damals gewußt hätte, daß ich in zukünftigen Romanen wieder auf dieses Ereignis verweisen würde, hätte ich am Anfang wohl eine detailliertere Hintergrundgeschichte entwickelt.
Manchmal zahlt es sich allerdings auch aus, etwas zu warten. Als ich mit Die Kundschafter begann, waren die ersten zwei Prequel-Filme bereits erschienen, und wir wußten, welches Material die Handelsföderation in dieser Zeit einsetzte. Das machte es für mich viel einfacher, die Technologie im Buch mit der der Filme zu koordinieren, als wenn ich das alles Jahre vorher mit völlig anderen Raumschiffen geplant hätte.
[Spoiler-Warnung Wächter der Macht] markieren:
Kommen wir zu einer weiteren großen Frage: Kürzlich wurden in der Wächter der Macht-Romanreihe zwei der beliebtesten Krieg der Sterne-Figuren getötet, die Sie je geschaffen haben: Mara Jade Skywalker und Admiral Pellaeon. Was halten Sie davon?
Nun, zunächst einmal gilt es festzuhalten, daß kein Autor oder Künstler oder Spieleentwickler Rechte an irgendeinem Krieg der Sterne-Konzept besitzt, das er geschaffen hat. Das alles gehört Lucasfilm, und sie haben das Recht, jeden, den sie wollen zu verstümmeln, zu töten oder bei lebendigem Leib auffressen zu lassen. Das war und ist der Preis, den man zahlt, wenn man dieses Spiel spielt.
Aus philosophischen Gründen halte ich nichts von Maras Tod, und das hat nichts damit zu tun, daß ich diese Figur geschaffen habe. Mit Chewbaccas Tod in der Erbe der Jedi-Ritter-Reihe hatte ich das gleiche Problem.
Für mich ist Krieg der Sterne eine altmodische Geschichte über Gut gegen Böse. Helden erheben sich und stellen sich riesigen Herausforderungen, die kämpfen sich mit Schweiß, Mut und unter Opfern durch und gewinnen am Ende. Dazu gehört auch, daß die Guten am Ende leben, um diesen Sieg zu erleben.
Die Filme unterstützen, denke ich, meine Sicht der Dinge. Hätte Lucas Hauptfiguren töten wollen, hätte es in Die Rückkehr der Jedi-Ritter Möglichkeiten gegeben, Han oder Lando zu erledigen. Soweit ich weiß, hat Harrison Ford genau das sogar verlangt, und Lucas hat abgelehnt.
Ich weiß, daß es Augenblicke gibt, in denen Figuren sterben müssen, damit die Geschichte funktioniert. Ein Beispiel dafür ist Obi-Wan Kenobi in Neue Hoffnung, obwohl ich noch immer glaube, daß Lucas mehr mit ihm vorhatte - "Ich werde mächtiger werden, als Du es Dir auch nur entfernt vorstellen kannst." - und es aus irgendwelchen Gründen nicht dazu kam.
Häufig höre ich das Argument, daß es realistischer sei, wenn Hauptfiguren sterben als wenn sie immer überleben. Natürlich stimmt das. Aber ich persönlich möchte gar nicht, daß meine Fiktion unbedingt realistisch ist. Ich will, daß sie unterhaltsam ist. Für mich bedeutet das, daß ich sehen möchte, wie Figuren, die mir etwas bedeuten, Gefahren überstehen und zusammenarbeiten, um die Bösen zu besiegen. Einige Autoren (und Leser) mögen den Nervenkitzel der großen Frage, wer leben und wer sterben wird. Ich ziehe den Nervenkitzel vor, den man spürt, wenn Helden sich aus jeder schwierigen oder unmöglichen Situation befreien, in der sie sich wiederfinden. Wenn ich Realismus und den Tod von Menschen, die mir etwas bedeuten möchte, kann ich Nachrichten schauen.
Natürlich ist das nur meine Meinung. Es kann gut sein, daß die Zuschauer über die Jahre anders geworden sind, "erwachsener", wie man so häufig hört, und daß sie die Sorte Bücher, die ich gerne schreibe, nicht mehr wollen. Wenn das so ist, ist das in Ordnung. Sie kaufen und lesen die neuen Krieg der Sterne-Bücher, und Dinosaurier wie ich verschwinden elegant im Nichts.
Und angesichts von Maras Vergangenheit und Persönlichkeit, war sie als Figur zu hilfreich, um getötet zu werden. Aber das kann auch nur meine Sicht der Dinge sein.
Hatten Sie Kontakt zum Wächter der Macht-Team? In der Vergangenheit haben Sie ja gut mit Mike Stackpole zusammengearbeitet, und ich habe gehört, daß Kathy Tyers Sie bat, ihre Mara-Szenen gegenzulesen, als sie an Planet der Verlorenen) schrieb.
Nein, ich hatte keinen Kontakt zu irgendeinem der Wächter der Macht-Autoren. Bis drei Monate vor Erscheinen des Buchs, als ich dem Herausgeber eine direkte Frage stellte, wußte ich nicht einmal, daß Mara sterben würde.
Aber es stimmt, Mike Stackpole und Kathy Tyers ließen mich ihre Verwendung meiner Figuren gegenlesen. Es ist manchmal sehr schwer, die Figuren eines anderen richtig hinzubekommen, weshalb ich darauf immer verzichtet habe, außer bei Mikes Figuren, wo er meine Szenen dann auch gegengelesen hat. Und selbst da tauchten sie nur in Gastrollen auf.
[Spoiler-Ende]
Gesetzt den Fall, daß die Leser sich nicht verändern haben... Gibt es noch Krieg der Sterne-Geschichten, die Sie gerne erzählen würden? Sie haben einmal gesagt, daß sie gerne ein Skywalker-Familienabenteuer geschrieben hätten, mit Luke, Mara und Ben.
Außerdem haben Sie, glaube ich, in der Vergangenheit einmal bekundet, daß sie Interesse an einer Geschichte über den Krieg zwischen dem Imperiums der Hand und den Yuuzhan-Vong hätten.
Und ich glaube, Sie haben bereits vor einigen eine Kurzgeschichte über die Rückkehr Baron Fels ins Imperium geschrieben. Wie stehen die Chancen, daß man diese Geschichte einmal lesen kann?
Es gibt eine ganze Menge Krieg der Sterne-Geschichten, die ich gerne schreiben würde, darunter Geschichten der Skywalker-Familie, mehr über die Vergangenheit von Thrawn und Mara und weitere Abenteuer meiner Treueschwur-Sturmtruppen. Außerdem habe ich in verschiedenen Büchern kleine Nebensätze eingebaut, auf die ich nie zurückgekommen bin. Die Vorbereitung von Karrdes Suche nach Car'das durch Mara und Lando, zum Beispiel, auf die in Blick in die Zukunft angespielt wurde.
Was Fels Rückkehr ins Imperium angeht, so haben Mike Stackpole und ich vor Jahren einen sechsteiligen Comic erarbeitet, den wir später in eine vierteilige Geschichte umgearbeitet haben. Bislang haben wir weder den Comic, noch die Geschichte unterbringen können. Beide Versionen liegen nach wie vor auf unseren Festplatten, und vielleicht wird ja eines Tages etwas daraus.
Sie scheinen es zu genießen, die Beziehungen zwischen militärischer Macht und Moral zu ergründen und die Möglichkeit, daß die Gegner der klassischen Trilogie zu etwas Gutem werden könnten.
Trifft das auf das Imperium der Hand zu? Sie haben einmal gesagt, daß Sie glauben, daß Ihre Sturmtruppen aus Treueschwur am Ende mit Thrawn in den Unbekannten Regionen enden könnten. Auf der anderen Seite bietet das Imperium aus Treueschwur eine komplexe Vielzahl unterschiedliche Ansichten und Treueverhältnisse, die am deutlichsten in der jungen Mara zum Vorschein kommen. Kinman Doriana ist in Die Kundschafter und Der Held von Cartao ein begeisterter Revolutionär, der den Sith dient, die relativ hohe Ideale verfolgen.
Haben Sie jemals bewußt starke Figuren geschrieben, die nicht bemerken, daß sie böse sind, oder verwenden Sie diese Figuren, um unsere Erwartungen über die Grenzen der "Falschheit" im Imperium und unter den Sith herauszufordern?
Natürlich. Mara ist ein klassisches Beispiel für eine Figur, die nicht weiß, daß sie auf der falschen Seite steht. Doriana ist hingegen eher ein Spieler und Opportunist, der genau weiß, daß er für die Bösen arbeitet und das bereitwillig hinnimmt, solange er persönlichen Profit daraus schlagen kann.
In der wirklichen Welt gibt es meines Erachtens viele Personen, die wirklich für die falsche Seite kämpfen und arbeiten und damit zum Bösen in der Welt beitragen. Ich glaube auch, daß viele dieser Menschen ernsthaft glauben, auf der richtigen Seite zu stehen, was beweist, daß Aufrichtigkeit als Wert an sich nicht besonders brauchbar ist.
Um für einen Moment zu philosophieren, liegt eine der Stärken der Science-Fiction in ihrer Fähigkeit, komplexe Themen der wirklichen Welt zur Diskussion zu stellen, ohne dabei sofort anerzogene Abwehrmechanismen auszulösen, die diese Themen normalerweise verunklären. Die Kundschafter ist da ein sehr gutes Beispiel. Thrawn und andere müssen sich mit den moralischen Problemen von Präventivschlägen auseinandersetzen, vor allem gegen jemanden, der es andauernd auf die Hilflosen abgesehen hat. Ich habe versucht, vernünftige Argumente dafür und dagegen aufzuzeigen, um es dem Leser möglich zu machen, die Frage für sich zu beantworten und ohne ihn dabei in die eine oder andere Richtung zu drängen. Wichtig ist, daß ich über Thrawn und Krieg der Sterne das Thema zur Diskussion stellen konnte, ohne das Wort "Irak" auch nur in den Mund zu nehmen oder mit dem breiten Spektrum an Emotionen, die dieses Thema weckt, zu tun zu bekommen.
Sie scheinen es wirklich zu genießen, Ihren Lesern solche Dinge an den Kopf zu werfen und zu beobachten, wie sie damit umgehen. Neben den Herren mit den Sternzerstörern sind das auf der anderen Seite Schmuggler und Piraten, Leute, die begeistert außerhalb des militärischen und politischen Systems agieren.
Krieg der Sterne ohne Han Solo ist unvorstellbar, aber ich glaube, daß Sie es genießen, sich auf derartige Figuren mit ihren ganz eigenen moralischen Fragen zu kozentrieren. Macht es einfach Freude, solche Figuren zu schreiben, oder steckt mehr dahinter?
Über Abschaum zu schreiben, macht definitiv viel Spaß. Aber wie ich bereits erwähnte, finde ich diejenigen Schmuggler und Piraten am interessantesten, die mehr in sich selbst entdecken und auf den rechten Pfad zurückkehren. Wenn ich es mir recht überlege, leben die zwielichtigen Gestalten, die sich nicht ändern, in meinen Büchern für gewöhnlich nicht sehr lange. Noch sind sie besonders erfolgreich.
Ein kurzer Exkurs: Ihre Vorstellung von Baron Fels Sohn Chak in Die Verschollenen hat unter den Fans für einige Verwirrung gesorgt, weil seine Existenz nicht zu dem passen schien, was man in den anderen Büchern über die Fel-Familie erfährt.
Manche Fans halten ihn für den jungen Jagged Fel, andere für einen Klon, und wieder andere für einen älteren Bruder von Jagged Fel, von dem es in Das Verderben hieß, er sei bereits tot. Ein Bruder, der in einigen anderen Geschichten Davin heißt. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?
Das ist eines der Probleme, wenn mehrere Leute gleichzeitig an verschiedenen Büchern arbeiten, ohne zu wissen, was die anderen machen. Ich wußte nicht, daß Fels Familie in der Erbe der Jedi-Ritter-Reihe festgezurrt werden würde, also habe ich einen weiteren Sohn ins Spiel gebracht, der von niemandem sonst je erwähnt wurde. Ich weiß nicht, wie die offizielle Kontinuität damit klarkommt. Aus meiner Sicht ist Chack einfach nur ein anderer Bruder, der aus irgendeinem Grund nicht erwähnt wird. Einem guten Grund, natürlich. Vielleicht schreibe ich eines Tages eine Geschichte darüber.
In Ihren Werken wirkt Palpatine viel gewiefter und kontrollierter als in den Werken anderer Autoren. Ist das eine Reflektion Ihrer Sicht dieser Figur, oder soll uns das mehr über die Leute sagen, aus deren Sicht diese Charakterisierung erzählt wird, also über Mara, Kinman Doriana und - wenn auch nie direkt aus seiner Sicht - Großadmiral Thrawn?
Es ist eher letzteres, zusammen mit Palpatines angeborener Fähigkeit, jedem seiner Diener die Seite seiner Persönlichkeit zu zeigen, die Palpatine am meisten nutzt. Mara, Doriana und Thrawn sind selbst kluge Leute, die Selbstkontrolle hoch einschätzen und von jemandem, der entweder als durchgedrehter Wahnsinniger oder als bösartiger Kontrollfreak auftritt, eher beunruhigt wären. Also tritt Palpatine als jemand auf, den sie respektieren und mit dem sie arbeiten können.
Können Sie uns abschließend verraten, woran Sie dieser Tage arbeiten?
Der sechste und letzte Band meiner Jugendbuchreihe Dragonback - Dragon and Liberator - erscheint im Mai im Tor-Verlag. Außerdem schreibe ich an der Fortsetzung meiner Quadrail-Reihe, Night Train to Rigel und The Third Lynx. Odd Girl Out wird Ende des Jahres erscheinen, und The Domino Murders irgendwann nächstes Jahr.
Außerdem schreibe ich an drei weiteren Cobra-Romanen für den Baen-Verlag, und ich habe eine neue Jugendbuchreihe, Black Cat Crossing in Arbeit, die mein Agent und ich bei einem Verlag unterbringen wollen.
Herr Zahn, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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