In den EU-Cantina-Foren wurde bereits vor zwei Wochen ein Interview mit Sue Rostoni veröffentlicht, in der die leitende Herausgeberin bei Lucas Licensing über ihre Arbeit, Legacy of the Force und - ganz kurz - auch über Death Star:
Woraus genau besteht Ihre Arbeit?
Ich betreue jedes Verlagsprodukt, das Lizenznehmer in meinem Verantwortungsbereich entwickeln und bin für die Genehmigung jedes einzelnen Elements in diesen Produkten zuständig. Das ist die Theorie. In der Praxis mache ich eine Menge mehr als das, hauptsächlich weil ich hier schon so lange arbeite.
Wie sieht für Sie ein normaler Arbeitstag aus?
Jeder Tag beginnt mit... Kakao. So viel Zeit muß sein.
Danach lese und beantworte ich die E-Mails, die über Nacht hereingekommen sein.
Das kann beispielsweise so aussehen:
Dark Horse: endgültiges Titelbild und Leserbriefe für Legacy 14
Diskussionen mit Legacy of the Force (LotF)-Autoren über einen bestimmten Handlungsaspekt - zieht sich über den ganzen Morgen hin
Werbeseiten von Delcourt für die französischen Comics
Mein Kreditvertrag ist genehmigt worden
Das Manuskript der Jugendromanadaption von Tempel des Todes ist fast fertig (ich sollte mir den Film besser mal wieder ansehen)
Genehmigung des Titelbilds von Legacy 16
Genehmigung der fertigen Titelbildgrafik für Dark Times 10
Dann nehme ich Rezensionsexemplare für Legacy 15 und Rebellion 9 in Empfang und verteile sie weiter.
Danach lese und bearbeite ich Revelation weiter (ich bin jetzt etwa zur Hälfte durch).
Es folgt eine kurze interne Debatte über das Titelbild einer Jahresschrift, die Pedigree in Großbritannien verlegen will.
Noch mehr Lesen, dazwischen E-Mail-Anfragen.
Eine Anfrage von Delcourt kommt herein, die ein bestimmtes Bild als Titelgrafik eines bestimmten Comics verwenden wollen - ich leite die Anfrage weiter, um weitere Meinungen einzuholen.
Ich lese Revelation und esse dazu hausgemachtes Chili.
Ich lese die Inhaltsübersicht für Rebellion 11-14.
Es folgt eine Besprechung der Verlagsredaktion über zukünftige Projekte, Titelbildvorschläge und andere Bildvorlagen (Katalogseiten, Werbebilder usw.)
Abteilungsgeburtstagsfeier für den Monat August. Lecker.
Ein Anruf von Lucasarts über einen Autor, den LA möglicherweise für ein bestimmtes Projekt einspannen könnte.
Feierabend. :-)
Wieviel Einfluß haben Sie auf die Autoren und den Lauf der Geschichten?
Ich arbeite vor allem mit Del Ray (Shelly Shapiro) und Dark Horse (Randy Stradley und Jeremy Barlow) zusammen. Die Autoren arbeiten mit verschiedensten Herausgebern zusammen, um den Ton und die Handlung zu erarbeiten. Auf die Comic-Geschichten habe ich nicht viel Einfluß, es sei denn, es kommen Fragen auf, dann kümmern wir uns gemeinsam darum. Bei den Romanen arbeiten Shelly, die Autoren und ich direkt zusammen, um die Handlungsstränge zu entwickeln. Manchmal gehen Autoren auch mit Vorschlägen auf Del Rey zu. Wenn Shelly und mir ein solcher Vorschlag gefällt, erarbeiten wir mit dem Autor zusammen einen Handlungsvorschlag. Oftmals haben Shelly und/oder ich auch selbst Ideen für ein Buch, und dann reden wir über mögliche Autoren und gehen auf unseren Wunschkandidaten zu, um danach gemeinsam eine Geschichte zu entwickeln.
Mehrheitlich ist es alles ein sehr gruppenorientiertes Arbeiten.
Wieviel Einfluß haben Sie auf eine Reihe oder ein einzelnes Buch, bsp. auf die Legacy-of-the-Force-Romane?
Bei den Legacy-Romanen war es ein Ergebnis der Dark-Nest-Trilogie und ein Vorschlag von Troy Denning, daß Jacen zum Sith-Lord werden würde. Ab da gingen Shelly und ich auf zwei weitere Autoren, Karen Traviss und Aaron Allston zu, um sie für die Reihe zu gewinnen. Wir wollten die Zahl der Autoren niedrig halten, um die Koordination zu vereinfachen. Die New-Jedi-Order hatte uns gelehrt, daß eine lange Reihe mit vielen verschiedenen Autoren sehr schwierig zu verwalten ist.
Was die Handlungsstränge und Leitgedanken angeht, habe ich soviel Einfluß wie jeder andere in unserer Gruppe. Bei Legacy [of the Force] gab es zwei Autorenkonferenzen und viele, viele E-Mail-Unterhaltungen. Einige meiner Vorschläge wurden eingearbeitet, andere wiederum nicht. Den anderen ging es da genauso. Das Anfangsstadium ist der beste Aspekt meiner Arbeit: jeder wirft seine Ideen in den Ring, und dann sehen wir uns an, wie sie zusammenpassen könnten, wohin die Handlung und die Figuren uns führen und ob das die Reihe dahinbringt, wo wir sie haben wollen. Wir sehen uns die Beweggründe der Figuren genau an: wenn wir wollen, daß jemand etwas tut, muß das wirklich aus seinem Charakter herausfließen. Wenn wir die Figuren nicht dahinbringen können, wo wir die Reihe haben wollen, dann stimmt etwas mit unseren Ideen nicht. Also probieren wir alles mögliche aus, verändern Handlungselemente oder halten an ihnen fest und entwickeln daraus eine funktionierende, in sich geschlossene Handlungsübersicht. Natürlich verändern sich Einzelheiten, wenn die Autoren mit ihrer Arbeit beginnen. Die Figuren bringen sie manchmal zu völlig neuen Orten - und per Mail können wir anderen dann darüber reden und Anpassungen vornehmen.
Die einzigen Augenblicke, wo meine Position bei Lucasfilm mehr Gewicht hat als die Vorschläge anderer Leute, ist, wenn etwas definitiv nicht mit dem Grundgedanken von Krieg der Sterne übereingeht (und das ist meist Ermessenssache) oder die Kontinuität widerlegt (das betrifft hauptsächlich die Handlungen und Motive der Figuren). Theoretisch hat Lucasfilm das letzte Wort, das heißt, ich habe das letzte Wort, aber in der Praxis arbeiten wir alle zusammen.
Wie ist es, mit dieser Vielzahl an Autoren und Lucasfilm-Mitarbeitern zusammenzuarbeiten?
Es ist wunderbar. Es gibt nichts Aufregenderes oder Herausfordernderes, als sich mit einer Gruppe begabter Autoren zusammenzusetzen und eine Geschichte und Figuren zu entwickeln. Das ist ein begeisternder Prozeß und noch dazu einer, der mir, der ich kein begabter Autor bin, größtes Vergnügen bereitet. Ich bin sehr glücklich, ein Teil dieses Prozesses zu sein.
Jeder Autor ist unterschiedlich, wir alle sind unterschiedlich. Wir wollen alle das bestmögliche Material produzieren, deshalb arbeiten wir ziemlich konfliktfrei zusammen. Die Autoren sind Shellys und meinen neuen Vorschlägen gegenüber sehr offen, und umgekehrt ist es genauso. Wir arbeiten inzwischen seit langer Zeit mit den meisten Krieg der Sterne-Autoren zusammen, und das hat eine Vertrauensbasis geschaffen, auf der wir offen und ehrlich miteinander umgehen können. Neuer Autoren sind sich manchmal nicht sicher, wie streng Lucasfilm ihre Arbeit kontrollieren wird, und ich habe gehört, daß es mit Erleichterung aufgenommen wird, daß wir hier sind, um den Autoren zu helfen und nicht, um ihnen Handfesseln anzulegen.
Und was nun Lucasfilm angeht, wer würde nicht gern mit Leland zusammenarbeiten? Unsere Mitarbeiter und alle Kollegen bei Lucasfilm sind nur aus einem Grund hier: um die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Es ist sehr motivierend, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die mit Begeisterung bei der Sache sind.
Wenn Sie Death Star bereits zuendegelesen haben, wie war Ihr erster Eindruck?
Das Buch ist unterhaltsam und enthält Züge eines Kriminalromans. Es war schön, die "normalen Leute" kennenzulernen, die auf dem Todesstern unterwegs waren und wie die Geschichte ihr Leben beeinflußt. Das Buch ist eine gutgemachte Mischung aus normalen Arbeitern, Sturmtruppen und anderen Imperialen und Gastauftritten unserer Helden auf der einen und einer spannenden Geschichte auf der anderen Seite.
Wird es in naher Zukunft einen Darth-Plagueis-Roman geben?
Wir haben da keine Pläne... Nach intensiven Debatten im Licht des Romans, den wir vorgesehen hatten, haben wir beschlossen, das Ganze zu vertagen, und ich glaube nicht, daß das Projekt noch einmal zurückkommen wird.
Welche Epoche des Krieg der Sterne ist Ihnen die liebste?
Zur Zeit sind es die Zeit von Knights of the Old Republic und von Legacy, vermutlich, weil die Figuren "jünger" sind und sich noch entwickeln.
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