SciFiNow hatte unlängst Gelegenheit, sich anlässlich des Starts von The Old Republic mit Tales of the Jedi-Schöpfer Tom Veitch über die Bedeutung seiner Arbeit für den Krieg der Sterne auszutauschen:
Als Tales of the Jedi erschien, stach das Projekt unter allen anderen EU-Veröffentlichungen hervor, da sich andere Autoren noch sehr eng an die klassische Trilogie anlehnten. Wie kamen Sie auf den Gedanken, über diesen Tellerrand hinauszugucken?
Es war wohl beim ersten Mal, als ich Obi-Wan Kenobi sagen hörte: "Über tausend Generationen lang sind die Jedi-Ritter in der alten Republik die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen, bevor es dunkel wurde in der Welt, vor dem Imperium."
In Neue Hoffnung deutete Lucas eine praktisch unendliche Hintergrundgeschichte an. Für mich war damit die Frage: Wo fängt man an, sich in so etwas hineinzugraben? Als ich Tales of the Jedi einreichte, nahm ich mir eine völlig willkürliche Epoche vor, 4000 Jahre vor den Filmen. Gleichzeitig machte ich mir aber auch Gedanken über frühere Zeiträume, einerseits für die Arbeit an Tales of the Jedi, andererseits aber auch für die Zukunft und den Fall, dass ich noch eine weitere Geschichte umsetzen würde.
Alle Hauptfiguren von Tales of the Jedi entwickeln sich im Laufe der Geschichte enorm weiter, wodurch die Geschichte besonders episch wirkt. Wieviel davon hatten Sie bereits in Planung, als Sie sich an die erste Geschichte machten?
Der Grundgedanke war, die Geschichten sehr auf ihre Figuren auszurichten und dem Ganzen, mit Hilfe der Zeichnungen, die Atmosphäre eines früheren Technikzeitalters zu verleihen. Diese sogenannte Epik beruhte auf dieser Mischung.
Welchen Einfluss nahm Lucasfilm auf die Geschichte? Gab es Vorschläge, gegen die Lucasfilm ohne weitere Diskussionen ein Veto einlegte?
Es dürfte weithin bekannt sein, dass George damals allem grünes Licht geben musste, das wir machten. Wir reichten lange Listen voller Ideen und Motive ein, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass davon irgendetwas abgelehnt worden wäre. Allerdings müsste ich mir meine Aufzeichnungen noch einmal genauer ansehen, um sicherzugehen.
Waren Sie enttäuscht, wie wenig aus Ihrer Darstellerung der alten Republik in den Prequels zu sehen war? Und wie sehen Sie die Darstellung der Jedi als deutlich ritualisierterer Orden mit festeren Regeln, verglichen mit Ihren Jedi, die eher einem spontanen Mystizismus anhingen?
Es ist verständlich, dass die Jedi sich im Laufe von 4000 Jahren festere Formen gesucht haben, oder nicht? Man schaue sich zum Vergleich nur die katholische Kirche an. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die "modernen" Jedi sich keinen Papst wählen.
Sie waren wesentlich an der Weiterentwicklung der Sith beteiligt und haben sie von einem bedeutungslosen Titel für Vader zu einer eigenen Kultur aufgewertet. Wie eng war Lucasfilm in diese Arbeit eingebunden und wie wollten Sie die Sith ursprünglich darstellen?
Kevin J. Anderson und ich haben in diesem Punkt eng zusammengearbeitet. Soweit ich mich entsinne, hatte er als erster Erlaubnis erhalten, die Sith einzusetzen. Ich lud ihn also sein, seine Erlaubnis mit meinen zu kombinieren, und das klappte auch sehr gut. Allerdings war er zunächst nicht wirklich davon begeistert, Comics zu schreiben, da er damit nie zuvor zu tun hatte. So gut ich es konnte, habe ich ihn aber in dieses Genre eingeführt, und wir hatten einige richtig gute Ideenfindungsrunden in seinem Haus in San Francisco.
Sie haben so manche Pioniertat zu verantworten, also können Sie uns vielleicht etwas über einige der wichtigsten sagen. Der Reihe nach:
Zwei Lichtschwerter, ein Jedi?
Ja, das war meine Idee, und unser wunderbarer Zeichner Chris Gossett hat sie mit Leben erfüllt. Außerdem habe ich das doppelseitige Lichtschwert erfunden, das zunächst in einem Comic auftauchte, an dem ich arbeitete, ohne dass deshalb mein Name auf dem Titelbild stand. Ich habe noch immer eine kleine Skizze dieses Schwerts, und natürlich wurde es später auch in die Filme übernommen.
Der erste nichtmenschliche Jedi?
Rückblickend erscheint es ziemlich logisch, dass es auch nichtmenschliche Jedi gegeben hatte. Es war einfach nur eine Frage der Zeit, bis ein Autor sich einen ausdachte.
Das Holocron in Das Dunkle Imperium?
Ich liebe dieses Teil! Ich meine, es gab keine Bücher, also war die Frage, wie die Leute die Geschichte der Galaxis studieren konnten. Die logische Antwort war das Holocron als dynamische und interaktive Gerätschaft. Es hat so viele Fenster in die Vergangenheit geöffnet, und kein Jedi sollte ohne Holocron aus dem Haus gehen.
Korriban?
Wer es nicht mehr weiß: Korriban ist ein heiliger Planet des Sith-Ordens, auf dem die Grabmäler vieler alter und mächtiger Dunkler Lords der Sith zu finden sind. Wenn ich mich recht entsinne, war das eine der Ideen, die Kevin und ich beim Mittagessen in seinem Haus ersponnen haben.
Mandalorianer?
Da muss ich ehrlich passen. Meines Erachtens hatte das mit der Hintergrundgeschichte und den Ursprüngen von Boba Fett zu tun, die wir uns ausgedacht haben.
Nomi Sunrider war außerdem einige der ersten wirklich starken Frauenfiguren in Krieg der Sterne. Ist das aus Ihrer Sicht ein allgemeines Problem, bzw. eine Lücke, die Sie hier bewusst füllen wollten?
Das war eine sehr bewusste Entscheidung, ja. Damals dachte ich, dass sie vielleicht die erste weibliche Jedi überhaupt sein sollte, also ließ ich sie das Lichtschwert ihres Mannes Andur ergreifen, nachdem der getötet worden war. Sie ist eine Figur, die so viele Möglichkeiten bietet. Leider stellte sich heraus, dass ihr Nachname bereits als Handelszeichen eines anderen Unternehmens eingetragen war, und plötzlich gab es Riesenprobleme. Ich habe den Namen "Sunrider" natürlich als Hommage an "Skywalker" erfunden, und aus meiner Sicht stellte sie auch Lukes Gegenstück aus einer früheren Epoche dar.
Finden Sie es eigentlich auch so cool, dass überall im heutigen Erweiterten Universum Verweise auf Nomi Sunrider, Ulic Qel-Droma, Naga Sadow, usw. auftauchen?
Aber richtig cool!
Bastila Shan sollte ursprünglich Vima Sunrider werden. Ohne jetzt den leidigen Rechtsstreit aufgreifen zu wollen, aber hatten Sie mit dieser ursprünglichen Idee etwas zu tun? Und wieviel von Vima sehen Sie in Bastila? Aktuell spielt Bastilas Nachfahrin Satele eine wichtige Rolle in The Old Republic, also sehen Sie sie auch als Sunrider ehrenhalber?
Was, ich dachte es wäre allgemein bekannt, dass Nomis Tochter Vima 35 Kinder mit sechs verschiedenen Ehemännern hatte und Bastila Shan natürlich einer dieser Verbindungen entstammt.
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"Der erste nichtmenschliche Jedi?
Rückblickend erscheint es ziemlich logisch, dass es auch nichtmenschliche Jedi gegeben hatte. Es war einfach nur eine Frage der Zeit, bis ein Autor sich einen ausdachte."
Die haben doch wohl nicht etwa Yoda vergessen?
Aber ansonsten schönes Interview. Und die letzte Antwort sollte tatsächlich als canonisch eingestuft werden.
Darth Hector
"Die haben doch wohl nicht etwa Yoda vergessen?"
Kommt darauf an, ob man damit innerhalb oder außerhalb der Fiktion meint. Denn zum damaligen Zeitpunkt der Erscheinung könnte es wirklich der erste Nichtmensch gewesen sein. Noch früher spielten ja keine anderen Werke.
Wäre jetzt meine wackelige These. ^^
Master Talon
Yoda war definitiv aus der alten Trilogie bekannt, und die war draußen lange bevor TotJ das Licht der Welt erblickte. Die Aussage stimmt vielleicht, wenn man mit dem Begriff "Jedi" "praktizierender Jedi" meint, Yoda war schließlich sowas wie ein alter Rentner, der sein Wissen weitergegeben hat.
Was TotJ aber definitiv als erstes eingeführt hat (und womit es immer noch ziemlich allein dasteht), ist der erste nicht-humanoide Jedi. Vielleicht hat Veitch auch das gemeint.
Darth Revan Lord der Sith
Tom Veitch? Ich muss gestehen, dass ich diesen Namen noch nie zuvor gehört hatte. Umso erstaunlicher ist dann doch sein großer Beitrag zum Erweiterten Universum. Tales of the Jedi war mir nur von dem deutschen Wiki her bekannt. Die genaue Geschichte kenn ich nicht, aber zumindest die ungefähre, wenn ich mich noch entsinnen kann. Also war diese Reihe praktisch die erste, die sich mit den Sith auseinandersetzte und den bloßen Titel in eine eigene Rasse umfunktionierte. Dass die beiden Autoren dann noch für die Erfindung des Doppel-Lichtschwertes verantwortlich waren, echt schräg. Selbst nichtmenschliche Jedi haben sie eingeführt. Die Sache mit den Holocrons allerdings irritiert mich ein wenig, sind die ersten Würfel und andersformige Objekte erstmals in den Dunklen Imperium Comics aufgetaucht? Das würde mich doch stark wundern. Zählen für diese Pionierarbeit nur die Comics und keine Romane?
Es wird ja immer abgefahrener, jetzt haben Kevin Anderson und Tom Veitch auch noch die Sith-Welt schlechthin ersonnen: Korriban. Erstmals mit diesem Planeten in Berührung gekommen bin ich in Knights of the Old Republic. Wie die Konzeptzeichnungen wohl damals aussahen? Kam der Planet eigentlich auch in der Reihe vor? Vom logischen Standpunkt aus betrachtet schon.
Alles in allem haben Tom Veitch und der Jedi-Akademie-Triologie Autor das EU wahrhaft geformt und neu erfunden!
Marvin1995
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