Dave Brendon sprach unlängst mit John Jackson Miller und Paul S. Kemp über ihre Zusammenarbeit im Rahmen der Lost Tribe of the Sith-Geschichte:
Herr Miller, Herr Kemp, erzählen Sie uns bitte etwas über sich. Wie sind Sie beispielsweise Autoren geworden?
Miller: Ich habe etwa zur gleichen Zeit angefangen Comics und Prosa zu schreiben und zu lesen. Gute Geschichten zu lesen, hat mich dazu inspiriert, es selbst mit dem Schreiben zu versuchen, und ich bin dabei geblieben. Ich habe eigene Kurzgeschichten und kleine Comics für Zeitungen und Magazine geschrieben. Als ich dann später anfing, das zu meinem Hauptberuf zu machen, habe ich erstaunlicherweise viel von diesen Anfangserfahrungen profitiert, aus der Zeit, als ich nur für mich selbst geschrieben habe. Man braucht eine Leserschaft, die aus mehr als nur einem selbst besteht, aber gleichzeitig muss man mit seiner Arbeit auch glücklich sein, sonst wird sie auch niemand sonst mögen.
Kemp: Ich bin Paul S. Kemp. Ich bin seit 17 Jahren mit einer reizenden Rothaarigen verheiratet (meine Mara Jade), und wir haben fünf Jahre alte Zwillingssöhne. Wir leben mit ein paar Katzen in Michigan. Am Tag arbeite ich als Firmenanwalt, was mich zu einem Schurken macht. Des Nachts bin ich Autor, was mich zum Helden macht. Ingesamt bin ich damit also in etwa neutral.
Auf der Uni habe ich angefangen zu schreiben, als mir klar wurde, dass Jura nur etwas für Verlierer ist... Ähm, nein, als mir klar wurde, dass Jura allein mir nicht zu einem glücklichen Leben verhelfen würde. Also habe ich ein paar Sachen an Wizards of the Coast geschickt, deren Einsenderichtlinien es damals noch jedem ermöglichten, Material einzuschicken. Sie mochten mein Zeug und baten mich, an einem Spezialprojekt mitzuarbeiten, aus dem später die sogenannte Sembia-Reihe [Forgotten Realms] wurde. Ich habe ihnen die Figur des Erevis Cale vorgeschlagen, ein Priester und Attentäter. Ihnen gefiel das, und da wären wir...
Die Fate of the Jedi-Reihe, Lost Tribe of the Sith, Legacy und Crosscurrent enthalten alle bereits etablierte Figuren und folgen Handlungsfäden, die sich vielfach überschneiden. Wie hat all das angefangen? Wer hat was entschieden, und welche Rolle haben Sie bei der Entwicklung dieser Geschichten gespielt?
Miller: Ich hatte schon ein paar EU-Geschichten geschrieben, darunter einige Kurzgeschichten, und suchte nach einer Gelegenheit, noch mehr zu machen. Del Rey und Lucasfilm kamen Anfang 2009 auf mich zu und baten mich, eine Zusatzgeschichte zu schreiben, in der die Geschichte der Verlorenen Sith, des Lost Tribe of the Sith also, von Anfang an enthüllt werden sollte.
Die Autoren der Fate of the Jedi-Reihe hatten eine recht detaillierte Vorstellung davon, wie diese Verlorenen Sith in der Gegenwart aussehen sollten, sowie einige Einzelheiten darüber, wie diese Sith überhaupt erst verloren gingen. Die Zeit dazwischen war allerdings noch ziemlich unergründet. Wir haben dann unsere Vorstellungen koordiniert, damit keine unserer Ideen später Probleme bereiten würde und um dafür zu sorgen, dass Crosscurrent und Lost Tribe zusammenpassen. Da ich fünftausend Jahre in der Vergangenheit anfangen und mich dann in Richtung Gegenwart vorarbeiten sollte, war meine Rolle aus meiner Sicht klar umrissen: Ich sollte aufzeigen, wie die Sith von Punkt A zu Punkt B gekommen sind. Die Sith in den Das goldene Zeitalter der Sith-Geschichten hatten keine sichtbare Infrastruktur oder Militärverwaltung von besonderer Komplexität. Sie brauchten aber Häscher, um ihre Aufträge aufzuführen, zum Beispiel die Sache mit den Lignankristallen. Und die Verlorenen Sith haben natürlich eine recht umfangreiche Befehlsstruktur entwickelt. Außerdem war da die Frage, um welches Volk es eigentllich gehen sollte, da die Verlorenen Sith nicht nur Menschen waren, sondern noch dazu als Menschen nach körperlicher Perfektion trachteten. Diese beiden Details legten nahe, dass die Sith ein sehr viel bunterer Haufen waren als in den Comics zu sehen. Es musste unter ihnen Menschen geben und, in einem bestimmten Rahmen, auch Kontakt zu anderen Kulturen, selbst in den Jahren, als die Sith praktisch abgeschottet vom Rest der Galaxis lebten. Die Verlorenen Sith hatten Lichtschwerter ohne externe Energiequelle: Woher hatten sie die?
Solche Sachen wollte ich ansprechen und gleichzeitig einige interessante Geschichte erzählen. Die meisten Eigenheiten der Verlorenen Sith rühren von bewussten Entscheidungen der Figuren in der Vergangenheit her - und von den ungewollten Konsequenzen dieser Entscheidungen. Das Kapitel Paragon ist in dieser Hinsicht ziemlich wichtig.
Kemp: Ich habe in diesem Punkt sehr wenig beigetragen. Ursprünglich hatte ich in meinem Handlungsvorschlag für Crosscurrent ein antikes Schiff eingebaut, das machtsteigerndes Erz transportieren sollte. Daraus wurde später das Lignan. Dieses Schiff hatte es durch ein Versagen der Relativitätsschilde in die Zukunft verschlagen. Ich glaube, es war mein Lektor, der einige denkbare Verbindungen zu der Geschichte erkannte, die das Team von Fate of the Jedi gerade erzählen sollte. Er bat mich, ein zweites Schiff einzubauen, das nicht in die Zukunft springt, sondern nur auf irgendeine Weise falsch springt. Daraus wurden das Lignan und die Harbinger und Omen, welche nun die Verbindungsstücke zwischen Crosscurrent und der sehr viel umfangreicheren Geschichte von Fate of the Jedi bilden.
Nachdem das geregelt war, habe ich E-Mails mit einigen Autoren von Fate of the Jedi und mit John ausgetauscht, um verschiedene Details abzugleichen. Das war eine tolle Erfahrung, denn Christie, Troy und John (und natürlich auch Sue Rostoni, Leland Chee und mein Lektor) sind mit mir als kompletter Krieg der Sterne-Greenhorn wirklich nett umgegangen.
Zwischen Ihren Geschichten liegen Tausende von Jahren. Wie geben Sie einer Geschichte gleichzeitig die einzigartige Krieg der Sterne-Atmosphäre und einen eigenen, epochenspezifischen Touch?
Miller: Oh, ich glaube, der Krieg der Sterne-Part ist einfach immer da. Von greifbaren Dingen wie Lichtschwertern und Phänomenen wie der Macht einmal abgesehen, sind die Zutaten einfach immer im Spiel: Gut gegen Böse, Erlösung und Verrat, usw. Egal in welcher Epoche man auch arbeitet, es ist Krieg der Sterne.
Kemp: Die meiste Zeit, kann man mit historischen Eigenheiten arbeiten. Es gibt offensichtliche technische Unterschiede, die sich beleuchten lassen (antike Lichtschwerter und moderne Lichtschwerter sind beispielsweise recht unterschiedlich), aber auch Anspielungen auf aktuelle Ereignisse in einer bestimmten Epoche betten eine Geschichte gut in ihren zeitlichen Kontext ein.
Wenn Sie eine Geschichte aus dem Krieg der Sterne erzählen, was ist dann die wichtigste Eigenart der weit, weit entfernten Galaxis, die Sie einzufangen suchen?
Miller: Wie schon gesagt: Die Geschichte sollte zu den Filmen passen. Es ist völlig in Ordnung, etwas auszuschweifen und andere Arten von Geschichten zu erzählen, aber das Ganze sollte nicht deplaziert oder völlig aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Die Atmosphäre der Geschichten ist sehr wichtig. Star Trek-Geschichten und Krieg der Sterne-Geschichten sind einfach von Grund auf verschieden. Und die Leser merken für gewöhnlich, ob eine Geschichte in ihr Umfeld passt oder nicht.
Kemp: Ich versuche den Gedanken abzubilden, dass Krieg der Sterne (und das Erweiterte Universum) ein Ort der Mythen ist. Was ich damit meine ist, dass Krieg der Sterne durch die Macht hindurch fundamentale moralische Fragen stellt, wobei die Macht tatsächlich eine Art manichäisches Moralkonstrukt darstellt. Die Grundthemen dieser Welt sind universeller Natur. Und mit Crosscurrent wollte ich zumindest den Versuch unternehmen, darauf einzugehen.
Und natürlich mit Blastern und Lichtschwertern zu spielen.
[...]
Welche EU-Geschichte würden Sie gerne erzählen, wenn Sie könnten?
Miller: Keine Ahnung, aber eine Reality-Show über Landos Leben könnte ernsthaft unterhaltsam sein.
Kemp: Ich habe das schon andernorts mal erzählt, aber ich würde liebend gerne Lukes epischen, letzten Auftritt im EU schreiben (sofern es jemals dazu kommt).
Herr Miller, Herr Kemp, vielen Dank für dieses Gespräch.
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