Fractal Matter hatte kürzlich Gelegenheit, mit Timothy Zahn über seine Arbeit an der Thrawn-Trilogie und seine Sicht auf die gegenwärtigen Entwicklungen im Erweiterten Universum zu sprechen:
Sie sind am besten für Ihre Arbeit im Krieg der Sterne-Universum bekannt, auch wenn diese Arbeit nur einen kleinen Teil Ihres Gesamtwerks ausmacht. Wünschten Sie sich manchmal, sich von Ihrem Image als "dieser Krieg-der-Sterne-Autor" lösen zu können?
Zahn: Ich habe kein Problem damit, daß meine Krieg der Sterne-Bücher die Hauptaufmerksamkeit der Fans auf sich ziehen. Dieses Universum hat immerhin eine eingebaute treue Anhängerschaft. Außerdem haben viele meiner Krieg der Sterne-Leser später auch meine anderen Bücher entdeckt. Vor allem aber hat es mir meine Arbeit an Krieg der Sterne erlaubt, eine Menge phantastischer Menschen kennenzulernen.
Und außerdem: Ich bin auf meine Krieg der Sterne-Romane nicht mehr oder weniger stolz als auf meine anderen Arbeiten. Mein Ziel war bei diesen Büchern dasselbe wie bei jedem anderen Projekt: Die beste, spannendste und unterhaltsamste Geschichte zu erzählen, die ich zu bieten habe.
In der Rückschau kann man Ihre drei Thrawn-Romane zusammen mit Tom Veitchs Das Dunkle Imperium wohl als Geburtshelfer eines ganzen Universums betrachten, das heute Millionen Menschen auf der Welt begeistert. Sie müssen sehr stolz darauf sein. Haben Sie sich damals, als Sie diese Romane Anfang der 1990er schrieben vorstellen können, daß Sie einen solchen Einfluß auf die Fans und faktisch das ganze Krieg der Sterne-Geschäft haben würden?
Zahn: Ich glaube nicht, daß sich damals irgendjemand vorstellen konnte, mit neuen Krieg der Sterne-Romanen derartigen Erfolg zu haben. (Die einzige Ausnahme ist vielleicht Lou Aronica, der damals Chef von Bantam Spectra war und die Entwicklung der Thrawn-Trilogie angestoßen hat. Er hat von der ersten Minute fest an den Erfolg dieses Projekts geglaubt.) Man muß sich dabei vor Augen halten, daß Krieg der Sterne in einem tiefen Dämmerschlaf lag, als Erben des Imperiums und Das Dunkle Imperium veröffentlicht wurden. Niemand konnte ermessen, ob dieses Universum noch irgendwen interessieren würde.
Was das Geburtshelferdasein angeht, so kann ich dem nur zustimmen. Weder Tom Veitch noch ich selbst haben die wachsende Beliebtheit von Krieg der Sterne geschaffen. Populär war das Universum schon, das kann man am sofortigen Erfolg unserer Projekte ablesen. Wir beide hatten nur die schöne Aufgabe, diese Popularität wieder ans Tageslicht zu bringen.
Mara Jade und Großadmiral Thrawn sind zwei der bekanntesten und beliebtesten Figuren des gesamten Krieg der Sterne-Universums. Nur wenige Nicht-Film-Figuren haben eine so große Anhängerschaft. Was glauben Sie ist es, daß diese Figuren so beliebt gemacht hat und wieso glauben Sie ist es seither so wenigen anderen Figuren gelungen, einen ähnlichen Begeisterungstaumel auszulösen?
Zahn: Ich denke, die Beliebtheit von Mara und Thrawn liegt darin begründet, daß beide im Kern Ehre und Anstand verkörpern. Beide sorgen sich um ihre Mitstreiter und Untergebenen, und genau das läßt sich auch von Luke, Leia, Han und Obi-Wan sagen, (auch wenn Han diesen Teil seiner Persönlichkeit so lange er konnte verborgen gehalten hat und zwei Filme lang vermutlich geleugnet hätte, daß er dazu überhaupt fähig wäre.)
Diese Ehrenhaftigkeit bedeutet, daß die Leser sich mit Mara und Thrawn identifizieren und sie bewundern können und, auf einer gewissen Ebene, vielleicht sogar den Wunsch entwickeln könnten, ihnen nachzueifern.
Und was Mara angeht, so glaube ich, daß viele weibliche Fans gerne einige ihrer Charaktereigenschaften besäßen, während die männlichen Fans sie gerne an ihrer Seite hätten.
Oder vielleicht ist es viel einfacher. Vielleicht gefällt den Fans einfach nur die Tatsache, daß sowohl Mara, als auch Thrawn wirklich gut darin sind, den bösen Jungs die Suppe zu versalzen.
Haben Sie Pläne, diese Figuren in zukünftigen Romanen wieder einzusetzen?
Zahn: Zur Zeit gibt es seitens Del Reys und Lucasfilms keine Anfrage an mich, weitere Krieg der Sterne-Romane zu schreiben. Sollte es dazu kommen, werde ich aber natürlich Geschichten vorschlagen, die Mara oder Thrawn oder beide Figuren einbeziehen.
Erst kürzlich ist eine Ihrer bekanntesten Figuren getötet worden, sehr zur Unbill einiger Fans. Finden Sie, daß ihr Tod gut genutzt wurde, um die Gesamtgeschichte voranzutreiben und waren Sie von den Reaktionen der Fans überrascht?
Zahn: Ich bin nicht wirklich mit der Gesamthandlung dieser Reihe vertraut, also kann ich nicht sagen, ob dieses Zutodekommen ein notwendiger Teil der Geschichte war.
Ich finde allerdings, daß es nicht zum Stil und zur allgemeinem Atmosphäre von Krieg der Sterne paßt, Hauptfiguren zu töten. Ich sehe Krieg der Sterne als klassischen Kampf des Guten gegen das Böse, in dem die Helden Unmögliches zustandebringen und am Ende triumphieren. Dabei können zweit- oder drittrangige Figuren auch sterben - im Krieg sterben Menschen nunmal -, aber die Hauptfiguren überleben.
Diese Sichtweise sehe ich in Die Rückkehr der Jedi-Ritter bestätigt: Hätte Lucas eine weniger wichtige Figur sterben lassen wollen, hätten es weder Wedge, noch Lando aus dem explodierenden Todesstern hinausgeschafft. Daß beide überleben beweist mir, daß dieses Universum auf einen allgemein glücklichen Ausgang angelegt ist.
Das sage ich übrigens nicht, weil eine meiner Figuren gestorben ist. Ich war schon aus dem gleichen Grund gegen Chewbaccas Tod.
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