Es ist einmal mehr Streik-Zeit in Hollywood: Nach der Autorengewerkschaft, die bereits seit Mai im Ausstand ist, hat gestern auch die Schauspielergewerkschaft den Streik ausgerufen, womit erstmals seit 60 Jahren beide Gewerkschaften gleichzeitig im Arbeitskampf stehen. Die strittigen Punkte sind für beide Arbeiternehmerorganisationen im wesentlichen die gleichen: Beide fordern Tantiemen aus dem Streaminggeschäft, Garantien gegen den Einsatz künstlicher Intelligenz und einen Inflationsausgleich durch höhere Löhne.
Durch die Star-Wars-Brille betrachtet wird sich dieser Doppelstreik dabei zunächst kaum bemerkbar machen, auf längere Sicht dann hingegen deutlich. Am unmittelbarsten sichtbar wird der Arbeitskampf da werden, wo Schauspieler als nächstes zu sehen gewesen wären: Beim Werberummel rund um Ahsoka. Da streikende Schauspieler auch bei Promo-Auftritten außen vor sind, wird diese Werbetour ohne Rosario Dawson und ihre Kollegen stattfinden müssen. Abseits von Star Wars wurde dieser Aspekt des Streiks gestern bereits bei der Oppenheimer-Premiere deutlich, die die Schauspieler fluchtartig verließen, als die Streikentscheidung bekanntgegeben wurde.
Was aktive Dreharbeiten oder Tonaufnahmen angeht, ist bei Star Wars vor allem Andor betroffen. Dort laufen die Dreharbeiten zu Staffel 2 planmäßig noch einen Monat. Da viele britische Schauspieler an der Serie arbeiten, die direkt am Streik nicht beteiligt sind, könnte es allerdings sein, dass Andor mit einem blauen Auge davonkommt. Andererseits beruht die Klasse von Andor natürlich auf ihren starken Drehbüchern und schauspielerischen Qualitäten, insofern hätte es gerade für eine solche Serie wohl kaum schlechter kommen können.
Bei Skeleton Crew und The Acolyte sind die eigentlichen Dreharbeiten vorbei. Die Dialogaufnahmen in der Nachbearbeitungsphase könnten ohne allzu große Auswirkungen für die Produktion mehrere Monate nach hinten geschoben werden.
The Bad Batch scheint die meisten Sprachaufnahmen für Staffel 3 ebenfalls abgeschlossen zu haben. Hier – genau wie bei Tales of the Jedi - könnte eine Lösung ansonsten darin bestehen, nicht, wie sonst üblich, die vorweg aufgenommenen Dialoge zu animieren, sondern die fertig animierten Sequenzen zu synchronisieren, auch wenn dies erfahrungsgemäß für Lucasfilm teurer wäre und für die Schauspieler kreativ weniger Freiräume böte.
Jenseits davon liegen neue Produktionen bei Star Wars ohnehin auf Eis, weil die Autoren im Ausstand sind: An der Filmfront kann sich entsprechend nichts bewegen, und neue Dreharbeiten zu Serien wird es auch erst geben, wenn jemand dafür Drehbücher schreiben kann.
Die große Star-Wars-Ebbe droht insofern nicht dieses Jahr, sondern in 2 bis 3 Jahren.
Was schließlich die Frage angeht, wie lange der Doppelstreik dauern wird, fehlt uns eine funktionierende Kristallkugel. Historisch betrachtet dauerte der letzte Streik ca. 3 Monate. Sehr frische Aussagen gibt es zudem von Disney-Chef Bob Iger, der die Forderungen der Schauspielergewerkschaft als überzogen bezeichnete und die Gewerkschaft dafür kritisierte, in einer für die Branche schwierigen Phase noch zusätzlich für Störungen im Produktionsprozess zu sorgen.
Ob am Ende die „überzogenen Forderungen” die Einigung verzögern oder die „Störungen” sie beschleunigen, bleibt also abzuwarten.
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Der olle Iger muß ja bei 50 Millionen Dollar Jahresgehalt (+ Boni) auch keine Angst haben, daß ihm sein Haus weggepfändet wird. Ich verstehe die Autoren und die Schauspieler, denn die können ihr Leben kaum noch von den Gagen bestreiten. Zur Verteidigung der Studios muß man allerdings auch sagen, daß jeder Strömungskanal horrende Verluste einfährt. Um das und eventuell höhere Gehälter gegenfinanzieren zu können, muß man bei den Managern ansetzen. Disney und Warner Bros. haben das bereits getan und angefangen, Abteilungen zu schließen oder zusammenzulegen. Es geht auch das Gerücht um, daß eventuell Lucasfilm dran glauben muß bzw. mit Pixar zusammengelegt wird. Mal sehen...
Earthcrawler
"The Bad Batch scheint die meisten Sprachaufnahmen für Staffel 3 ebenfalls abgeschlossen zu haben. Hier – genau wie bei Tales of the Jedi - könnte eine Lösung ansonsten darin bestehen, nicht, wie sonst üblich, die vorweg aufgenommenen Dialoge zu animieren, sondern die fertig animierten Sequenzen zu synchronisieren, auch wenn dies erfahrungsgemäß für Lucasfilm teurer wäre und für die Schauspieler kreativ weniger Freiräume böte."
-->Ich sehe hier keine Lösung, da während eines Streiks keine Synchronisationsarbeiten stattfinden können.
https://deadline.com/2023/07/writers-strike-hollywood-studios-deal-fight-wga-actors-1235434335/
Ich zitiere aus dem Artikel:
"Receiving positive feedback from Wall Street since the WGA went on strike May 2, Warner Bros Discovery, Apple, Netflix, Amazon, Disney, Paramount and others have become determined to “break the WGA,” as one studio exec blatantly put it.
To do so, the studios and the AMPTP believe that by October most writers will be running out of money after five months on the picket lines and no work.
“The endgame is to allow things to drag on until union members start losing their apartments and losing their houses,” a studio executive told Deadline. Acknowledging the cold-as-ice approach, several other sources reiterated the statement. One insider called it “a cruel but necessary evil.”
-->Der Artikel ist zwar 3 Tage alt und es ging nur um den WGA-Streik, aber mal schauen, ob das auch die Taktik im Hinblick auf den SAG-Streik wird.
Kaero
-->Ich sehe hier keine Lösung, da während eines Streiks keine Synchronisationsarbeiten stattfinden können.
Natürlich nicht, aber die Animatoren könnten mit Temp-Aufnahmen von Nicht-Schauspielern ihre Arbeit machen, und die Synchronisation findet nach dem Streik statt. Geht doch nur darum, die Produktionsschritte umzudrehen.
Sawru In
Redakteur
Klon Attentäter
Es ist richtig und wichtig, dass gestreikt wird. Gerade KI ist eine Bedrohung für Drehbuchautorinnen. Auch die Schauspielerinnen sind in den letzten Jahren schon mal mehr mal weniger durch Computer ersetzt worden. Ich erinnere nur an Tarkin in Rouge One.
Ein sehr schönes Video, was aktuell schon alles möglich ist gibts bei Behaind. Hier zu finden: https://youtu.be/waEr082LhH4
Ich denke die Sorgen der Gewerkschaften sind sehr begründet.
DomiWan Kenobi
@Sawru In:
Ok, habe das falsch verstanden.
Zum Thema:
Dass Andor jetzt, 1 Monat vor Ende der Dreharbeiten, vom Streik betroffen ist, ist natürlich sehr bitter.
Ich hoffe dieses Monat kann dann zügig nachgeholt werden, wenn der Streik vorbei ist.
Was KI betrifft, bin ich vor kurzem darauf gestoßen:
https://wonderdynamics.com/
(zuletzt geändert am 15.07.2023 um 09:15 Uhr)
Kaero
Hmm was die Gehälter angeht: Da in dem Fall die Zahlen so individuell sind, fällt es schwer ein Urteil zutreffen. Die Schauspieler, die 100k oder mehr pro Drehtag bekommen, braucht man eigtl. nicht drüber reden. Die, die das gewerkschaftliche Mindestgehalt von 1065 Dollar pro Drehtag bekommen, ja da hängt es halt stark von der Anzahl der Drehtage ab. Bei 20 Drehtagen im Jahr bleiben 1775Dollar pro Monat (Noch abzüglich Steuern und Versicherungen). Das ist schon eher Armut. Wobei sehr viele Leute in den USA in anderen Berufen das gleiche Honorar oder sogar noch weniger bekommen und eben das ganze Jahr lang arbeiten müssen. Wenn wir jetzt von 40-50 oder mehr Drehtagen im Jahr ausgehen würden, dann wird man auch nicht reich, aber 4438Dollar im Monat gehn dann schon.
Patrios
Schade. Jetzt kommt Star Wars X erst 2027 oder sogar 2028 in die Kinos.
Andererseits. Zurecht!
Bei den Gagen die die kleinen Schauspieler bekommen im Gegensatz zu den völlig übertriebenen Gagen der Stars. Und nicht zu vergessen der Studio-Bosse. vollkommen übertrieben
Ist euch mal bei Indy 5 aufgefallen, dass im Dialog mit Archimedes gar kein altgriechisch gesprochen wird sondern neugriechisch?
They must be taking the piss!
Want my money back!
Darth Bantha
@LordGalagus Ich sagte ja hängt stark von der Anzahl der Drehtage ab. Ob und wie viele da betroffen sind, kann ich gar nicht sagen, da mir dahingehend keine Zahlen vorliegen. Vielleicht hast du da genauere Angaben.
Natürlich ist es wünschenswert, wenn sich der Job für die Schauspieler auch lohnt. Andersherum muss man aber auch die Frage stellen, wie weit man das mit anderen Jobs vergleichen kann. Klar Schauspieler arbeiten nicht nur an Drehtagen. Aber wenn ich dann vill. nur ca. 350std. im jahr arbeite, ist es dann gerechfertigt ein Gehalt zuverlangen für das andere in anderen Berufen 2000std. im jahr arbeiten?
@DarthBatha Ja das gab es im gewissen Rahmen schon immer, aber ist natürlich der grösste Wahnsinn dabei. Ein Brad Pitt oder Tom Cruise verdienen pro Film dann mal eben so viel wie 2000 andere Schauspieler (und die haben dann im Zweifel nicht noch zusätzliche Einnahmen durch eigene Produktionsfirmen etc.). Und bei Produktionen, wo wir dann von Gewinnen (nicht Umsätzen) im 100 Millionen oder Milliardenbereich sprechen. Da wäre 1Million Ausgaben mehr, die eine Produktionsfirma für hundert Schauspieler hätte, nicht viel, aber 10000dollar für jeden Schauspieler selbst eben schon.
(zuletzt geändert am 16.07.2023 um 16:15 Uhr)
Patrios
@Patriots Ich denke du unterschätzt hier den Aufwand einer Schauspielerin ziemlich doll.
Zusätzlich sind in der Gewerkschaft laut Wiki nicht nur die klassischen Kinoschauspielerinnen sondern auch Fernsehschauspielerinnen, Journalistinnen, Sängerinnen, Tänzerinnen, Discjockeys, Synchronsprecherinnen, andere Film- und Fernsehschaffende und weitere in den Medien Berufstätige.
DomiWan Kenobi
Patrios
@Patrios:
Außerdem ist es ja nicht so, dass man sich zufrieden geben sollte, nur weil andere Branchen oder Berufsgruppen auch unverhältnismäßig schlecht und unfair bezahlt werden. Da wäre es eher vorzuziehen, dass auch die sich in Gewerkschaften formieren und für ihr Recht kämpfen.
Bei der Filmbranche (wie auch in anderen) ist der Unterschied zwischen den Leuten an der Spitze der Einkommenspyramide und denen ganz unten einfach viel, viel zu groß. Klar soll hohe Verantwortung für ein riesiges Unternehmen auf fair bezahlt werden und ich gehöre nicht zu denjenigen, die die Aufgaben oder Arbeiten eines Studiobosses jetzt als unbedeutend und klein bezeichnet, aber was da teilweise gezahlt wird, ist nicht verhältnismäßig.
Wie gesagt, gibt da noch ganz andere Branchen, wo die Leute meiner Meinung auch mal aufstehen sollten (Sport, insbesondere Fußball), aber das ist hier ja nicht Thema.
@LordGalagus Ja richtig, natürlich sollten alle Berufsgruppen fair bezalht werden. "Schaut andere bekommen auch zu wenig", darauf wollte ich nicht hinaus. Aber um zuerkennen, ob etwas fair bezahlt wird, kann man ja durchaus mal den Vergleich mit anderen Berufen suchen.
Man steigt ja schnell in den Reigen ein, wenn jemand sagt er bekommt zu wenig, nur wissen die meisten ja nicht mal wie viel Schauspieler nun bekommen. Damit ich mir ein faires Urteil bilden kann, ist es aber wichtig alle Fakten zu dem Thema zu kennen. Und da sind die besonderen Arbeitsstrukturen von Schauspielern eben schwierig zu bewerten. 1000dollar am Tag ist kurzfristug gesehn halt enorm, aufs Jahr betrachtet, wenn ich nur 5 Tage Geld bekomme, sehr wenig. Ist das ein persönliches Problem, muss man das einfach als Besonderheit des Jobs im Showbuisness sehen oder ist es wirklich allgemein fairer, wenn mehr gezahlt würde? Wären eher 5000dollar pro Tag, am Ende ein Jahresgehalt in ein paar Tagen, vill. für 3 gesprochene Sätze, gerechfertigt? Muss man wiederum beachten das Schauspieler an den Drehtagen 12-15std. hart arbeiten, sich 30 Tage vorbereiten, für 20000dollar Schauspielunterricht nehmen? Allein 50 Tage bei Castings verbracht, so viel Zeit sollte doch honoriert werden oder naja Bezahlung für Bewerbungsgespräche, wo gibts denn sowas?
Was nun "fair" ist, darüber kann man sicher streiten. Der Job sollte am Ende halt nicht in Armut enden, so viel ist sicher. Und ja das enorme Ungleichgewicht zwischen den 1%, die am Ende der Nahrungskette stehen und den kleinen Tagelöhnern, sollte auch mal mehr beachtet werden.
Patrios
Da wir offenbar jetzt mit diesem Forum in der Realpolitik angekommen sind, wollte ich mal anmerken, dass vielleicht der rechte Gouverneur von Florida letztlich verantwortlich für die Schließung des Galactic Starcruiser ist, was ich schade finde. Letztlich eine unter Bob Iger Führung verwirklichte Idee für Hardcore Star Wars Fans, die ich super fand.
Dem gewerkschaftlichen Tauziehen wünsche ich solidarisch trotzdem viel Glück und gerechte Entlohnung für die Künstler und Kreativen!
Xando
Josh D’Amaro hat bereits erklärt, dass Galactic Starcruiser eingestellt wird, weil er sich finanziell einfach nicht gerechnet hat. "It didn't perform exactly like we wanted it to perform, so we decided that we are going to sunset this in September."
Bereits Mitte letzten Jahres wurde berichtet, dass sich der Starcruiser schwer tut und nur selten ausgebucht wurde, was an den hohen Preisen liegen dürfte, die schon bei der Ankündigung kritisiert wurden.
Ende 2022 / Anfang 2023 wurden die Preise für Buchungen bereits reduziert. Aber auch das hat das Interesse nicht ausreichend befeuert.
PogoPorg
Also von innen sieht das ja genial aus, aber von außen so Lagerhallen Betonbunkerlook, spricht micht nicht so an. Und auch wenn ich gerne immersive Themenbereiche und Fahrgeschäfte etc. besuche, wenn ich ins Bett gehe, möchte ich schon lieber aus nem Fenster schauen, als auf nen Bildschirm, der mir das All vorgaukelt. Vielleicht wäre ich auch in echt nicht fürn Weltraum gemacht Und der Preis, klar man zahlt für die Optik und das Entertainment, aber naja alles andere sieht schon maximal nach Mittelmaß aus. Dann die Dollars doch lieber in nem normalen 5 Sterne+ Hotel verprassen. Wenn Disney aber die Einrichtung nun günstig loswerden will, können die ja schon mal nen paar Container zu mir rüberschicken
(zuletzt geändert am 18.07.2023 um 00:16 Uhr)
Patrios
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