Müssen wir reden?
Es geht seit einigen Jahren im öffentlichen Diskurs eine traurige Erzählung um über das Star-Wars-Fandom: Es sei toxisch, rassistisch, frauenfeindlich, gegen Neuerungen, gegen alles, das anders ist. Darsteller wie Kelly Marie Tran, Daisy Ridley, John Boyega, Ahmed Best, Hayden Christensen und Jake Lloyd werden als Kronzeugen für diese Sicht herangezogen, ganz zu schweigen von Autoren wie R.A. Salvatore, der dereinst Chewbacca töten musste, und Star-Wars-Vater (und schrulliger -Onkel) George Lucas, der 1999 wagte, Star Wars von Grund auf neu zu denken.
Dieser Tage ist es Moses Ingram, die Anfeindungen ausgesetzt ist. Auf Instagram erklärte die Reva-Darstellerin, sie habe Hunderte von beleidigenden, teils rassistischen Nachrichten erhalten. Lucasfilm reagierte auf Twitter und Facebook:
Es gibt mehr als 20 Millionen fühlende Spezies in der Star-Wars-Galaxis. Entscheidet euch dagegen, ein Rassist zu sein.
Wir sind stolz darauf, Moses Ingram in der Star-Wars-Familie willkommen zu heißen und sind gespannt darauf, wie sich Revas Geschichte entwickeln wird. Wenn jemand beabsichtigt, ihr das Gefühl zu geben, nicht willkommen zu sein, haben wir nur eines zu sagen: Wir wehren uns.
Dies ist die eine Wahrheit: Nein,
Wie auf Rassismus und Frauenhass zu antworten ist, darüber sollte also im Fandom und außerhalb Einigkeit herrschen: Wir sagen nein. Wir sagen: Halt, nicht hier und nicht anderswo. Wir schließen uns Lucasfilm an und sagen: Wir wehren uns. Wir schließen uns Ewan McGregor an und sagen: Das gehört nicht in unser Fandom.
A personal message from Ewan McGregor. pic.twitter.com/rJSDmj663K
— Star Wars (@starwars) June 1, 2022
Aber als Fans, die nicht auf den finanziellen Wert unseres Lieblingsuniversums schielen müssen, sagen wir gleichzeitig auch: Machen wir es uns nicht zu leicht, wenn sich Stimmen gegen Figuren oder Darsteller erheben. Denn wer seit Freitag in den sozialen Netzwerken, in Foren oder auch nur in den Whatsapp-Gruppen seiner jeweiligen Blase unterwegs war, wird dort allerlei Reaktionen speziell auch auf die von Moses Ingram verkörperte Figur gesehen haben. Wo Kritik geäußert wurde, richtete sich diese meist gegen empfundene Logikbrüche, gegen die Grundkonzeption der Figur, gegen ihre Darstellung innerhalb der etablierten Inquisitoren oder gegen ihre schauspielerische Darstellung. Mit Rassismus und Frauenhass hatten solche Äußerungen nichts zu tun, obwohl auch sie geeignet sein mögen, einen Schauspieler zu verletzen. Kritik aber muss jederzeit gestattet sein, nur persönlich verletzend darf sie nicht sein.
Und so könnte dies vielleicht ein Anlass sein, uns die Frage zu stellen, wieso ausgerechnet unser Fandom zu Überreaktionen zu neigen scheint. Sind Batman-, Bond- oder Marvel-Fans einfach entspanntere Menschen? Haben die religiös-mystischen Untertöne von Star Wars Schuld daran, dass mit religiösem Eifer bekämpft wird, was nicht ins etablierte Weltbild passt?
Oder ist es nicht vielleicht so, dass Star Wars ein inhärentes Ventil-Problem hat?
Nehmen wir ein beliebiges Element, das neu in ein Franchise geworfen wird, sagen wir eine nervige, laute, überdrehte Figur, die tendenziell in Baby-Sprache spricht und sich über ihr Happi-Happi-Frühstück mehr freut als darüber, dass sie einem großen Helden in einen großen Konflikt folgen darf. Wie reagieren andere Franchises darauf?
Wird Bruce Wayne diese Figur in einem neuen Batman-Film als Freund in Kindertagen angedichtet, steckt im Franchise selbst schon der Reparaturmechanismus, sollte die Figur zu aller Überraschung auf wenig Gegenliebe stoßen: 2, 3 Jahre später wird ein neuer Film gedreht, in dem ein neuer Bruce Wayne eine neue Variante seiner vertrauten Hintergrundgeschichte erhält, und der alte Film wird zum Kuriosum und über Jahre vielleicht ähnlicher Kult wie Batmans Haispray.
Stößt Bond auf diese Figur, ist die Reaktion die gleiche: Es wird etwas ausprobiert, und es funktioniert oder funktioniert nicht, aber ein neuer Bond ist seit den Zeiten von George Lazenby eher Regel als Ausnahme.
Aber was geschieht in Star Wars? Wir haben eine Geschichte, eine große Kontinuität, und alles, was dieser Kontinuität beigefügt wird, bleibt ihr erhalten. Es gibt nicht 10 Varianten vom Treffen von Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi, sondern eine, in der die oben beschriebene Figur im Nebenraum sitzt und Anakin ein kleiner, teils anstrengender Junge ist. Wir haben eine Version seines Falls zur dunklen Seite, eine Version seines Todes, ein Universum, in dem alles genau auf diese eine Art geschieht.
Und das ist ein großes Geschenk und ein in diesem Umfang und dieser Komplexität einmaliges Werk. Aber es fehlt ihm jedes Druckventil, jede Chance, Geschehenes neu zu überdenken. Nicht alles ist perfekt, aber alles muss aus Fansicht konsumiert werden, weil alles Nachfolgende darauf aufbaut.
Erst vor wenigen Tagen gab die Präsidentin von Lucasfilm zu Protokoll, man wolle über die Sequel-Trilogie hinauswachsen und die Geschichte fortschreiben. Es ist nur recht und billig, dass dies getan wird. Aber es wird, und das lässt sich schon heute sagen, automatisch dazu führen, dass Fans, die Star Wars insgesamt lieben und in seiner Gesamtheit mitnehmen wollen, gezwungen sein werden, sich mit ungeliebten, ja abgelehnten Teilen der Erzählung auseinanderzusetzen, um die Fortführung noch zu begreifen. Und so gräbt sich Star Wars seine eigene Fallgrube, je weiter es sich ausdehnt.
Noch einmal: Nichts davon ist Rechtfertigung für Menschenhass, Rassismus, persönliche Anfeindungen oder – wie R.A. Salvatore dies dereinst erleben musste – gar Morddrohungen.
Aber die Grundkonstellation von Star Wars drängt zur Eskalation. Sie drängt, und in diesem Punkt ist Star Wars tatsächlich religionsartig, dazu, den einen, wahren Glauben an die eine kanonische Wahrheit zu leben oder ausgeschlossen zu werden.
Gesund ist das nicht. Und jenseits der wenigen, wenn auch laustarken Verlorenen im Fandom, die sich ein weißgepanzertes Imperium nicht allein in einer weit, weit entfernten Galaxis zum Ziel erkoren haben, sollten wir als Fans einmal reden. Über die Anpassbarkeit und Erweiterbarkeit eines auf Kanonizität ausgerichteten Universums. Über Ventile. Reparaturen. Und darüber, ob und wie ein in Vielfalt geeintes Fandom langfristig harmonisch ausgelebt werden kann.
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@OvO
Du hast natürlich auch recht. Diese nützt ja eh nichts Attitüde, wollte ich nicht zum Ausdruck bringen. Ich finde es nur heuchlerisch zu sagen: "Wieso führen wie diese Debatte erst jetzt?!"
Vor allem in einer Gesellschaft, welche sich diese ganzen Feinde sogar selber ran züchtet, weil sie das Thema komplett falsch angeht. Ob das Rassismus, Gleichberechtigung etc. ist. Anstatt es vernünftig zu machen, machen wir es mit der Brechstange und fördern die Entwicklung dieser Leute. Und dann reden wir im Jahr 2022 wieder einmal, über rassistische Kommentare im Netz.
Wird sich das je ändern? Nein. Wird es je besser? Nein. Werden wir das Thema irgendwann richtig angehen? Wahrscheinlich nicht. Weil wir das Kernproblem nicht verstehen wollen.
Tauron
Diese Debatte führen wir mindestens schon seit Beginn der französischen Revolution. Aber wahrscheinlich auch schon wesentlich länger. Sie hat ihre Form zwar immer wieder verändert, aber sie war immer da.
Und der Grund, warum sich daran im Grunde nichts ändert liegt imo darin, dass es eben auch Strukturen gibt, die aus der Spaltung der Gesellschaft ihren Nutzen ziehen und an einer friedlichen Gesellschaft nicht interessiert sind.
Aber wenn man da zu tief eintaucht, kommt man halt auch ganz schnell in diese V-Theoretiker Ecke. Und leider sind die wenigsten Menschen in der Lage zu erkennen, dass dieses Label dasselbe Spaltungs-Tool ist, wie diese Links und Rechts Geschichte.
Insofern muss uns wohl nochmal der Himmel auf dem Kopf fallen, bis wir für weitere Einsichten bereit sind. Ganz so weit entfernt von September 1939 sind wir ja nicht mehr. Mal schauen, was wir diesmal draus machen. Alle guten Dinge sind 3, heisst es ja immer. Man darf also noch hoffen.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 19:36 Uhr)
OvO
@OvO
Insofern muss uns wohl nochmal der Himmel auf dem Kopf fallen, bis wir bereit für weitere Einsichten bereit sind. Ganz so weit entfernt von September 1939 sind wir ja nicht mehr. Mal schauen, was wir diesmal draus machen. Alle guten Dinge sind 3, heisst es ja immer. Man darf also noch hoffen
Wow, ich hoffe das war jetzt keine Verherrlichung des zweiten und ein Wunsch nach dem dritten Weltkrieg.
Tauron
OvO
Wie vor ein paar Seiten schon gesagt verurteile ich Rassismus scharf und dafür sollte es keinen Platz geben. Tatsächlich habe ich bzgl. Reva bzw. Moses Ingram noch keinerlei solcher Äußerungen gelesen. Vermutlich weil ich nur auf 2-3 Seiten zu diesem Thema unterwegs bin und diese frei davon sind. Ich habe kein Bedarf gezielt nach diesen Aussagen zu suchen, darauf kann ich gerne verzichten. Glaube aber natürlich, dass es sie gibt.
Unabhängig davon muss man aber auch mal festhalten, dass Figuren wie Jar Jar Binks, Rose oder Reva eines gemeinsam haben: Sie sind nicht sonderlich glücklich geschrieben.
Da hat der große Unmut mMn weniger mit der ethischen Herkunft zu tun, sondern viel mehr mit der Enttäuschung und der Erwartungshaltung eine gute Figur im lieb gewonnenen Star Wars Universum zu sehen. Daher sollte jede sachliche oder meinetwegen auch plumpe Kritik legitim sein. Sofern sie nicht rassistisch bzw. generell gesetzeswidrig ist.
Ein paar Leute haben es schon geschrieben: Die Star Wars Fanbase ist riesig. Es gibt sicherlich mehrere hundert Millionen Star Wars Fans und dass die Menschen nicht ausnahmslos die hellsten Geschöpfe sind, sollte leider bekannt sein. Da werden einige Leute in ihrer Enttäuschung solche Bemerkungen und Beleidigungen einbringen.
Sowas gehört verurteilt.
Ganz unabhängig davon muss sich Disney jedoch selbst hinterfragen, warum man solche platten Figuren wie Rose oder Reva schreibt.
Wer hat sich über Rosario Dawson als Ahsoka beschwert? Sogar die furchtbare Episode 9 hatte mit der Figur von Naomi Ackie eine neue und durchaus interessante Figur gehabt. Samuel L. Jackson als Beispiel mag ich gar nicht erst bringen...
Ich hoffe Disney versteckt das schlechte Figurenschreiben hinter solchen Vorfällen nicht.
Wobei abschließend nochmal hervorgehoben werden soll, dass rassistische Beleidigungen keinen Platz in der Gesellschaft haben sollten und nicht so rechtfertigen sind.
TiiN
@Byzantiner
Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Jetzt ist mir noch wichtig klarzustellen, dass ich jetzt gar nicht genau sagen wollte oder überhaupt könnte, ob jetzt du oder welcher Admin genau, in einem konkreten Fall so oder eben nicht gehandelt hat. Dafür fehlt mir einfach der Überblick in eure redaktionelle Struktur, wer wann für was zuständig ist. Fühl dich jetzt also mit meiner Kritik nicht rein persönlich angesprochen. Es war eher so ein allgemeiner Eindruck, dass zwar tatsächlich immer wieder gelöscht wurde, allerdings meist ohne konkreten Hinweis warum, oder dem Verweis auf off Topic, und, so erweckte es zumindest von außen den Eindruck, das auch nicht immer einheitlich gehandhabt wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass man entsprechende Beiträge, und wie bereits gesagt waren das ja nur selten krasse rassistische, homophobe oder frauenfeindiche Aussagen, sonder meist eher so unterschwellige Zwischentöne, nicht nur wortlos löscht, sondern öffentlich klar sagt warum da gelöscht wurde und das solche Beiträge hier nicht erwünscht sind. Natürlich ist das immer auch eine Frage, wo man selbst die Grenze zwischen "noch in Ordnung" und "schon über das Ziel hinaus" ziehen möchte und ich beneide euch sicher nicht um diese Aufgabe. Trotzdem ist der Eindruck entstanden, dass durch bestimmte User, deren merkwürdigen Ansichten man vielleicht schon früh einen Riegel hätte vorschieben können, eine sachliche und respektvolle Diskussion, wie sie hier ja früher sehr oft stattgefunden hat, nur noch schwer möglich war und deswegen User die früher sehr oft an solchen beteiligt waren, hier nicht mehr aufgetaucht sind. Aber ich finde es ausgespochen positiv, dass ich an deinem Beispiel sehe, wie offen und selbstkritisch ihr damit jetzt umgeht. Behaltet das bei und macht vielleicht manche Vorgänge noch transparenter und dann kann das auch wieder anders werden. Ich denke es ist kein Zufall, dass sich gerade unser diesem Editorial viele User wieder zu Wort gemeldet haben, die sich zuletzt sehr zurückgehalten haben.
CmdrAntilles
CC 09002
Oh ich wusste nicht, dass Moses nun auch von diesen Schlappschwänzen im Asocial Medium angegangen wurde. Dieser Marktplatz menschlichen Abschaums ist wirklich mit Vorsicht zu genießen. Irgendwie so als würde man auf einem dicht gedrängten Bahnhof die Gedanken von allen Leuten die da herumlaufen hören. Dummheit ist nicht auszurotten.
(zuletzt geändert am 02.06.2022 um 21:54 Uhr)
ionenfeuer
"Aber was geschieht in Star Wars? Wir haben eine Geschichte, eine große Kontinuität, und alles, was dieser Kontinuität beigefügt wird, bleibt ihr erhalten. Es gibt nicht 10 Varianten vom Treffen von Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi, sondern eine, [...]"
Ist eben leider nicht mehr so; es gibt Star Wars + Expanded Universe und dann gibt es seit 2012 Disney Star Wars (Schnittmenge sind I-VI + TCW). Also gibt es schon von den meisten Figuren mindestens zwei Versionen (Luke, der Großmeister des NJO vs. Luke der Blaumilchtrinker; für den Diebstahl der Todessternpläne gibt es drei z.B. Varianten). Dass tolle an Star Wars (EINE große Geschichte) haben wir schon 2012 verloren, deswegen gebe ich auf den Kanon gar nichts mehr. Und man hat ja eh bei Disney Star Wars so viele neue Ungereimtheiten ins Spiel gebracht (Kenobi macht es gerade mit jeder Folge schlimmer), dass man endlich einfach sagen sollte: "Vergesst den Kanon! Wir erzählen einfach irgendwelche Geschichten und fertig!"
Der ganze andere Blödsinn sollte eigentlich nicht der Rede wert sein. Mich interessiert nicht, wie viele weiße, schwarze, männliche oder weibliche Schauspierler mitspielen. Ich will einen guten Film sehen. Und wenn es gut gemacht ist, kann man auch über zwei Stunden nur einem Typen zusehen, der mit einem Volleyball redet, auch wenn der Film den schwachsinnigen Bechdel-Test nicht bestanden hat.
Und sachliche Kritik wird eben auch oft mit der Rassismus- oder Sexismus-Keule weggwischt. Hat sich irgendjemand über Samus Aran aufgeregt, die sicher der coolste Kopfgeldjäger unter den vielen Sonnen ist? Lisa Carol Fremont; Ellen Ripley (Alien); Die Braut (Kill Bill); Ellie Sattler (JP); Alice (RE); ... das sind nur ein paar starke, und vor allem gut geschireben Frauenfiguren und man könnte noch viel mehr aufzählen und in der Filmgeschichte auch noch viel weiter zurückgehen. Die (allermeisten) Leute regen sich nicht z.B. über Rey auf, weil sie eine Frau ist, sondern weil die Figur lahm und peinlich ist. Als sie in VIII vor dem Felsen stand und mit dem Lichtschwert wie Star Wars Kid 2.0 rumgefuchtelt hat... war nur einer ihrer Fremdschämmomente in der ST. Ich will damit nur sagen, die wenigsten stören sich zum Beispiel an starken Frauenfiguren, die gut geschireben sind. Wie auch immer.
Ich glaube das viel größere Problem ist, das relativ neue Denken, dass eine Figur so sein muss wie man selbst um sich mit ihr identifizieren zu können. Wenn ich Indiana Jones spiele bin ich er; wenn ich Tomb Raider spiele bin ich Lara Croft; wenn ich einen der Shaft-Filme ansehe, identifizere ich mich mit ihm; wenn ich mir Dirty Harry reinziehe identifiziere ich mich mit Harry Calahan. Und als wir als Kinder zum ersten mal Star Wars gesehen haben haben wir uns mit den erwachsenen Han, Luke und Leia identifizert, obwohl wir selbst noch keine Erwachsenen waren. Vielleicht bin da ja nur ein Einzelfall, aber Figuren, die mit einem selbst gar nichts zu tun haben sind oft die viel
ChrisAran
ChrisAran
@Chris Aran
Wer sagt, denn dass man sich mit den Figuren identifizieren muss? Ich halte nicht viel von dieser Aussage und glaube dass das gerne mit was anderem verwechselt wird, mit Visibilität. Von einer Abbildung im Proporz sind wir in der Kunstform Film und Serie natürlich weit entfernt. 60% der Weltbevölkerung leben auf dem asiatischen Kontinent, davon merkt man aber nicht viel. Eher selten mal ist ein Inder oder Pakistani der Hauptprotagonist in einer solchen Show, Leute aus Bangladesh und Sri Lanka findet man noch weniger und aus Indonesien kennt man Iko Uwais, thats it.
Da gibts tatsächlich Nachholbedarf auch im Sinne der Vielfalt. Und das scheint mir wichtiger, als das Abfrühstücken von solchen Floskeln wie Identifikationsfiguren.
Wookiehunter
@ Wookiehunter
Ich glaube das sich mit dem Charakter identifizieren bezieht sich nicht auf das äußere Erscheinungsbild. Sondern auf die Person, welche der Charakter ist. Ich kann mich zum Beispiel gut mit Rey oder Padmé identifizieren, obwohl ich ein Mann bin. Es ist einfach ihre Art in der ich mich wieder finde. genauso mit Obi-Wan oder Yoda.
Tauron
@Tauron
Das ist aber halt einfach kein Muss, sondern ein kann. Will ich mich mit dem Joker identifizieren? Ich hoffe nicht. Ich finde die Begrifflichkeit wird halt oft im Sinne eines Stellvertreters oder Avatars missbraucht. Auch wird gerne mangelnde Charakterisierung kritisiert, gerade bei Schurken. Dabei geht vergessen, dass Figuren auch einfach eine andere Bedeutung haben können und symbolisch für etwas stehen. Für mich verkörpert Palpatine schlicht das Böse, dazu brauch ich keine Charakterstudie der Figur Palpatine. Seine Rolle ist absolut klar und die Referenzen zum Teufel und dessen Korrumpierung und Verführung des Unschuldigen eindeutig.
Wie gesagt, die Sichtbarkeit von Menschen mit bestimmten Ethnien zu erhöhen ist mit dem nicht gleichzusetzen oder gar zu ersetzen. Insbesondere wenn dann die Vertretung das Bespielen eines Stereotyps ist, wie der nerdige Inder als Informatiker etc. Sogar die Deutschen werden regelmässig für stereotype Charaktere hergenommen und eine Zeit lang waren sie ein veritables Feindbild, z.B. in div. Bondfilmen. Weiter ist es problematisch, wenn People of Color quasi eine Alibi-Funktion erfüllen, um die Sünden einer weissen elitären Schicht reinzuwaschen und aus dem Kolonialismus eine Win Win Situation zu zaubern. So kann man problematische Inhalte auch hinter vermeintlich guten Absichten kaschieren. Zuletzt fallen mir da The Last Duel von Ridley Scott ein, der mit Relativierungen in problematischer Art und Weise arbeitet und Kingsman the Beginning. So, nun aber genug offtopic.
Wookiehunter
Etwas, was mich gerade sehr ärgert ist, dass die Serie bei Rotten Tomatos und Metacritic extrem mit schlechte Reviews zugebomt wird. Vor allem seit Ewan und sw.com ihr Statement veröffentlicht haben, wird die Serie hart gedownvoted.
Ich denke nicht, dass es Auswirkungen auf die Meinung der Allgemeinheit haben wird, oder auf die Streamingzahlen. Aber es ist halt extrem schade und unfair gegenüber von Cast und Crew. Diese Menschen haben keinerlei Respekt und Anstand, keinerlei Erziehung und offenbar ein extrem trauriges wertloses leeres Leben...
Würden sie mal die ganze Energie, die sie in den Hass der Serie stecken, in wichtige echte Probleme investieren.
Ganz ehrich: wer hätte bei dieser Serie gedacht, dass es so eskaliert?
KyleKartan
@KyleKartan
"Etwas, was mich gerade sehr ärgert ist, dass die Serie bei Rotten Tomatos und Metacritic extrem mit schlechte Reviews zugebomt wird. Vor allem seit Ewan und sw.com ihr Statement veröffentlicht haben, wird die Serie hart gedownvoted."
Dass Filme und Serien zunächst sehr hohe User-Bewertungen haben und diese nach 1-2 Wochen deutlich runtergehen ist doch nichts neues sondern ganz normal.
Weiterhin sollte man nicht außer Acht lassen, dass es diverse Kritik zu der Serie gibt, abseits von irgendwelchen ethischen Beleidigungen.
Insbesondere das Drehboch wird an vielen stellen stark kritisiert. Die Inszenierung bekommt auch öfters mal was ab.
Es ist wirklich nicht so, dass Obi-Wan Kenobi eine Serie frei von jeder sachlicher Kritik ist. Diese ist deutlich vorhanden, auch wenn man natürlich das zeigt, was viele Fans lange sehen wollten.
TiiN
@TiiN
Sehe ich auch so. Viele werden die Serie alleine schon deswegen nicht mögen, weil Obi Wan vor Episode 4 auf Darth Vader trifft. Zudem hat die Serie noch weitere mögliche storytechnische Probleme, die eventuell noch gut gelöst werden. Manchen ist das aber egal und geben der Serie trotzdem schon mal deswegen eine schlechte Bewertung.
AhS0Ka
"Müssen wir reden?"
Ja, müssen wir!
Ich gebe zu, nicht alle bisherigen Kommentare in diesem Thread gelesen zu haben, deswegen nur mal etwas grundsätzliches von mir: Kritisiert Drehbücher, wenn sie euch nicht gefallen, ist okay. Man kann und darf auch Darsteller kritisieren, wenn einen ihre schauspielische Leistung nicht zusagt, völlig in Ordnung.
Aber ich bekomme eine Vollkrise, wenn es auf eine persönliche, sexistische oder rassistische Ebene hinabsinkt. Das ist einfach nur bodenlos. Niveau ist keine Handcreme, liebe Hater. Das mal nur als Hinweis.
Und die Sätze "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen" und "Ich bin zwar kein Nazi, aber..." zählen nicht einmal für zwei Cent. Sie sind schlicht und ergreifend nur unsäglich peinlich und sagen sehr viel über den Urheber von solch geistigen Ergüssen aus.
JediSlaughterer
OvO
Eskaliert ist es schon vor Jahren, jetzt hat sich nur Lucasfilm selbst mal in die Schusslinie gestellt. Diese Dinge passieren an sonst schon seit dem Disney Deal und im extremen Maße seit TLJ. Daisy Risley wurde von Social Media getrieben, John Boyega ist im Grunde seit dem ersten Teaser Ziel von Anfeindungen geworden. Niemand braucht hier so tun als wäre das was Neues.
Byzantiner
Zum eigentlich Topic:
Nochmal von mir etwas aus eigener Sichtweise, oder einem persönlichen Standpunkt aus.
Das Thema wird auch nie beendet werden, weil diese Probleme immer falsch angegangen werden und di entsprechenden Feinde/Idoten ja sogar noch rangzüchtet werden. Und das immer von der Seite, die sich als die moralisch überlegene definiert. Wir bewegen uns mit Themen wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Gleichberechtigung in einem Teufelskreis, welcher von den idoten der hellen Seite immer wieder schön angeschoben wird. Man will einfach keine saubere Lösung für alle, sondern man will seine eigene Doktrin durchpeitschen, egal was es kostet.
Kommentare wie :"„Unter Kritikern der Quote werden sich, davon muss man ausgehen, viele Menschen finden, die eine Betonung von Diversität in der PR als penetrant empfinden.“ – Sorry, dann haben die mit ihrem neoliberalen Weltbild halt Pech gehabt. Wer es nervig findet, Frauen, People of Colour, Queers oder be_hinderten Menschen nach tausenden von Jahren endlich Gleichstellung zu ermöglichen, der soll doch bitte eine Zeitmaschine bauen und in eine Ära zurückreisen, in die er besser passt."
Nur ein Sith kennt nichts als Extreme. Man versucht gar nicht erst in Dialog zu gehen, sondern sagt diesen Menschen, friss oder stirb. Wunder sich dann aber das es zu Ablehnung kommt.
Solange die Gutmenschseite so unerbittlich ihr Weltbild durchpeitschen will, werden die Problem nicht verschwinden. Weil Feuer bekämpft man nicht immer mit Feuer.
Tauron
Hat zwar nur entfernt mit dem Thema zutun, aber da mich das Thema dazu brachte, darüber nachzudenken, wollte ich das auch nochmal hier loswerden.
Ich finde Star Wars hat eigentlich nie irgendwelche Fehler bei der Schauspiel-Besetzung gemacht. Auch die - abseits der Rassismus-Debatte - oft kritisierten Schauspieler wie ein Hayden Christensen oder ein Jake Lloyd haben mMn immer einen guten Job gemacht.
Wenn dann lagen die Probleme eher bei der Regie oder dem Drehbuch. Manchmal auch bei der Synchro. Oder möglicherweise auch daran, dass die Macher eine andere Vorstellung von einem Charakter hatten als die Fans und die Wahl sich daher suboptimal war.
Aber schauspielerisch war die Leistung mMn immer genau da, wo sie sein sollte.
(zuletzt geändert am 05.06.2022 um 17:16 Uhr)
OvO
@Tauron
Zitat: Solange die Gutmenschseite so unerbittlich ihr Weltbild durchpeitschen will, werden die Problem nicht verschwinden. Weil Feuer bekämpft man nicht immer mit Feuer.
Du meinst weil es die Jahrzehnte vorher ohne entsprechende Quote so gut geklappt hat zu einen Gleichberechtigung zu kommen? Eigentlich zeigt die Vergangenheit doch (leider) nur, dass es ohne entsprechende Vorgaben, zu keiner Veränderung kommen wird. Vielleicht ist der Ansatz ja gar nicht so verkehrt Menschen mit einer anderen Weltanschauung mit dem Ergebnis zu konfrontieren, damit sich irgendwann eine Gewohnheit einstellt und eine diverse Darstellung der Gesellschaft tatsächlich völlig normal geworden ist. Das es von ganz alleine dazu kommt, glaube ich nicht. Schon gar nicht solange Reaktionen wie die gegen Ingram immer noch in dieser Häufigkeit vorkommen. Ich verstehe auch nicht, was das mit "Weltbild durchpeitschen" zu tun hat. Das würde ja implizieren, dass es da zwei Meinungen geben kann. Aber das hast du doch, richtigerweise, selbst ausgeschlossen.
(zuletzt geändert am 05.06.2022 um 18:11 Uhr)
CmdrAntilles
5ivesVsTheSenat
@CmdrAntilles
Danke für die Aufnahme des Gespräches, ich würde gerne versuche meine Ansichten anhand einiger Beispiele zu untermauern. Das was wir hier nämlich erleben, ist eine Verhärtung der Fronten und keine Lösung des Problems.
Thema Quote: Wird eine Frauenquote in Führungsebenen für mehr Gleichtberechtigung sorgen? Nein, sie verschlimmert das ganze nur noch und ist für beide Geschlechter diskriminierend. Weil man gezielt auf das Geschlecht bei der Einstellung schaut. Damit hat die Quote, was Gleichberechtigung angeht, da schon versagt. Dann kommt hinzu, dass man Frauen hier von staatlicher Seite, die Fähigkeit aberkennt, es selber zu etwas zu bringen. Nach dem Motto: " Du armes Mäuschen schaffst es doch eh nicht alleine, weil du eine Frau bist, also muss dir der Staat da helfen". Erklär das mal einer die sich im Studium den Arsch auskugelt, dass sie sich eigentlich einen Lenz hätte machen können, denn dank Quote wird sie eh genommen. Das geht ja voll in die falsche Richtung. Bei der Einstellung geht es weiter. Zwei Kandidaten mit der gleichen Qualifikation, ein Mann und eine Frau. Der Mann hat hat mal als Beispiel 10 Jahre Berufserfahrung und würde die Firma bereichern, die Frau auch mit sehr gutem Abschluss, kommt frisch von der Uni. Die Quote regelt hier, die Frau muss genommen werden. Tut mir Leid Kumpel, aber du hast nen Penis, also wird das mit dem Job nix. Und das ist das Gleichberechtigung. Der Mann könnte jetzt mal sagen, ich sehe mich aber als Frau. Soweit geht dann Gendern auch nicht. Das treibt einen weiteren Keil in die Gesellschaft. Lösung: Geschlechtsneutrale Bewerbungen und die Person mit der besseren Qualifikation wird genommen. Und jetzt stell dir mal das Arbeitsklima vor, wenn jeder weis: Die da haben sie nur wegen der Quote genommen. Na danke, da geht man doch gerne auf Arbeit.
Teil 1/3
Tauron
Teil 2/3
Verschandlung der Sprache durch Genderspeach: Wer sich durch seine eigene Muttersprache diskriminiert fühlt, sollte sich erstmal fragen wieso? Ich könnte mich jetzt als Mann aufregen, dass es Muttersprache heißt. Mache ich aber nicht. Es gibt so etwas, dass nennt man Wortschatz, den kann man ziemlich leicht erweitern und Definitionen in Wörterbüchern auch. Dann ist eben ein Arzt eine Personen jeden Geschlechtes, welche einen medizinischen Beruf ausübt. Und schon kann man auf Arzt*innen verzichten. Von Grund auf die Definitionen an der Schule entsprechend unterrichten und in ein paar Generationen, fühlt sich durch grammatikalisch richtiges Deutsch, keiner mehr diskriminiert. Was machen wir aber? Unsere Sprache verschandeln und das auf Zwang. Und dann wundert man sich, dass über 2/3 der Leute das ablehnen und die Ablehnung weitergeben an ihre Kinder.
Diese nachweislich 2/3 Mehrheit, wird aber völlig ignoriert. Man will ja sein neues Weltbild, welches man als absolut richtig und Fehlerfrei ansieht, um jeden Preis durchpeitschen. Ohne Rücksicht auf die Meinung der anderen, den die sind in der Zeit stehen geblieben. Das manchen ihre Sprache allerdings gefällt und sie die Umstellung auf Sonderzeichen als stöend empfinden, interessiert halt nicht. Natürlich entwickelt sich Sprache weiter, aber immer von unten nach oben. Vor 20 Jahren hat keiner googlen gesagt um etwas im Internet zu finden. heute ist das Standard.
Tauron
Teil 3/3
Ja das Thema Rassismus ist so ein heißes Eisen, das man es am liebsten nicht mit der Kneifzange anfassen will. Die Schuld hierbei tragen die Menschen, welche glaubten aufgrund ihrer Abstammung anderen Völkern und Kulturen überlegen zu sein, was natürlich Blödsinn ist. Aber wie schaut es in unserer Zeit aus. Leider verbinde ich mit Star Wars da auch ein deutliches negativ Beispiel aus der ST. Hatte man Lando in Episode V noch als charmanten und eloquenten Charakter gezeichnet, hat man Finn leider das schwarze Klischee schlecht hin aufgedrückt. Armer John Boyega. In der Szene wo er mit Poe vom Zerstörer der ersten Ordnung fliegt, benimmt er sich typsich Gettho-Gangster mäßig und hat den people of color keinen Gefallen getan. Seine Reaktion auf den Abschuss der Raketen meine ich hier. Mir hat nur noch die Untergrundbeleuchtung am TIE-Fighte rund HipHop Musik gefehlt. Aber ich schweife ab.
Moses spielt Reva da zum Glück wieder ganz anders und vermeidet diesen schwarzen Typus. Richtig so. Was jetzt auf sie da nieder geht ist verachtungswürdig. Aber wie löst man das? Tja, wahrscheinlich wird man das nie lösen können, solange man diese Leute nicht aus der Anonymität des Internets zieht.
Aber auch hier muss man von klein anfangen. Ich saß heute in einem Zug, mit Menschen verschiedenster Kulturen. Links eine deutsche Familie mit kleinen Kindern, rechts ich vermute mal Pakistaner. Der kleine pakistanische Junge, hat dem deutschen Mädchen einen Keks angeboten. Einfach so von sich aus. Erziehung ist hier das Schlüsselwort. Man muss Menschen so früh wie möglich abholen und diese Kulturen und deren Vielfallt mischen. Sich die Chance geben von einander zu lernen und zu reifen.
Tauron
@Tauron
Ich versuch mal auf deine Argumente einzugehen und dir meine Sichtweise zu erläutern.
Zu Teil1:
Das ist ja ein Argument, welches immer wieder von Gegnern z.B. der Frauenquote benutzt wird. Natürlich ist eine Quotenregelung auf den ersten Blick erstmal ungerecht. Allerdings nur dann, wenn du von einem System ausgehst, indem zuvor alle die gleichen Voraussetzungen hatten. Denn es geht bei einer Quote erstmal nicht um gleiche Behandlung für alle, sondern und die Behandlung aller als Gleiche. Das soll bedeutet, dass wenn jeder das gleiche bekommt, es nur dann gerecht ist, wenn alle die gleichen Voraussetzungen haben bzw die Umstände für alle identisch sind. Wenn also Frauen und Männer nicht mit der gleichen Chancengleichheit starten, Frauen also ungleich sind, dann kann es tatsächlich gerechter sein, Menschen ungleich zu behandeln. Sozusagen wird die Ungerechtigkeit gleichmäßiger unter den beteiligten Gruppen aufgeteilt. Immerhin sprechen wir hier davon, dass bestimmte Gruppen, das sollte man gar nicht nur auf Frauen beziehen, über Jahrzehnte hinweg systematisch benachteiligt worden sind.
Dazu solltest du auch berücksichtigen, dass vermutlich niemand eine Quotenregelung als Lösung ansieht. Es ist ein Instrument um eingefahrere und starre Systeme aufzubrechen um eine Entwicklung in Gang zu setzen, in der sich das System auf lange Sicht dann wieder selbst, dann eber nur gerechter, regulieren soll.
Dein Lösungsvorschlag klingt natürlich theoretisch erstmal toll, aber eine praktische Umsetzung stelle ich mit auch wieder schwierig vor. Schließlich sprechen ja auch die nackten Zahlen einer Bewerbung nicht immer für alles. Ich möchte also auch in keiner Welt leben, in der Menschen zum Beispiel rein nach Schulnoten bewertet werden.
(zuletzt geändert am 05.06.2022 um 20:15 Uhr)
CmdrAntilles
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