Mark Hamill ist im Moment unterwegs, um über seine Rolle als Tempelritter Talus in Knightfall zu sprechen. Mit Den of Geek unterhielt er sich dabei aber auch über seine Sicht auf seine berühmteste Rolle:
Hamills komplizierte Gefühle bezüglich des Schicksals der Figur, mit der er am meisten in Verbindung gebracht wird, sind seit der Veröffentlichung von Star Wars: Die letzten Jedi im Dezember 2017 mehrfach Thema von Schlagzeilen gewesen. „Die Sache ist die: Luke hat sich so sehr zwischen der ersten Trilogie und der letzten Trilogie verändert. Und das hat mir dann Probleme bereitet, denn ich hatte mir geschworen, dass ich nicht mehr über die Filme sprechen werde, weil ich es für wichtig halte, dass das Publikum sie sieht. Mein Problem war, dass ich damals nichts mit den sozialen Medien zu tun hatte, wo man etwas sagt und es in 24 Stunden um die Welt geht! Wenn ich Fragen auf Papier beantworten würde, würde ich mir hier und da sagen: Oh, das liest sich ein wenig zu heftig, oder: Ich sollte das nicht so sagen. Aber ich habe die Tendenz, nur zu reden und zu reden und zu reden und zu reden, und dann beginnen Leute mit dem Rosinenpicken. Und so kommt es vor, dass ich etwas lese und mir dabei denke: Was für ein Idiot hat das hier nur wieder gesagt? Und dann wird mir klar: Oh, das war ja ich selbst. Denn so wird es dann möglich, ausgewählte Kommentare von mir aus dem Kontext zu reißen und damit zu belegen: Mark hat Star Wars gehasst. Aber habe ich das wirklich?”
Hamills Haltung zu diesem Thema ist vernünftig und unparteiisch. Er hebt hervor, dass Meinungsverschiedenheiten auf seine tiefe Bindung zur Saga und ihren zahlreichen Fans zurückzuführen sind. Als Fan selbst versteht er das gut. „Ich habe Star-Wars-Fans einmal als leidenschaftlich beschrieben, ich habe gesagt, sie haben Meinungen, von denen sie nicht abgehen, und sie haben eine Art Anspruchsdenken, weil sie so viel Zeit in diese Figuren und Geschichten investiert haben. Und dabei wurde mir bewusst, dass mich das alles auch selbst beschreibt. Das kann einem Schwierigkeiten bereiten, weil man selbst die Geschichten ja nicht kontrollieren kann. Ich bin so etwas wie ein Musiker. Ich lese die Musik und versuche, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu spielen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass ich die Melodie mag, aber das ist ja auch nicht mein Job.”
Disney-Chef Bob Iger bekannte vergangenes Jahr gegenüber dem Hollywood Reporter, dass der Veröffentlichungsrhythmus der Star-Wars-Filme zu eng gewesen sei. Das sieht auch Hamill so: „Damals bei uns lagen drei Jahre zwischen den Filmen. Jetzt sind es zwei Jahre und dazwischen kommt noch ein weiterer Film (Rogue One, Solo) heraus. Ich habe den Leuten von Disney gesagt: Ernsthaft jetzt? Han Solo kommt fünf Monate nach unserem Film heraus? Macht doch mal eine Pause! Und sie sagten, na ja, wir müssen das Veröffentlichungsfenster für Mary Poppins offenhalten.” Er tut empört: „Ich kann es mir leisten, mich darüber zu beklagen, denn was sollen sie mit mir machen? Mich feuern?”
Einige Entscheidungen wurmen ihn jedoch immer noch. Han Solos Schicksal zum Beispiel schockiert ihn nach wie vor: Von seinem eigenen Sohn und Lukes Neffen, dem mächtigen Krieger der dunklen Seite Kylo Ren (ehemals Ben Solo) im ersten Film der Trilogie erschlagen zu werden. „Ich dachte mir nur, Luke wird seinen besten Freund nie wieder sehen. Man sieht sowas ja aus einer egozentrischen Perspektive. Ich habe damals schon gesagt, dass ich es für einen großen Fehler halte, dass diese drei Menschen nicht wieder zusammenkommen. Und ich schätze, ich lag damit falsch, weil es niemanden außer mir zu interessieren scheint! Ich möchte betonen: Mich interessiert es, aber dem Publikum insgesamt war es offenbar egal. Luke, Han und Leia werden nie wieder zusammen sein, und ich werde wahrscheinlich nie wieder mit Harrison zusammenarbeiten. Die zweite Sache war, dass sie mich umgebracht haben. Ich dachte: Oh, okay, mein Tod sollte dann wohl im letzten Teil passieren. Denn darauf hatte ich gehofft, als ich zurückkam: Kein bloßer Gastauftritt, sondern ein Vertrag für die ganze Trilogie. Und was habe ich bekommen? Das Ende von VII ist der Anfang von VIII, d.h. ich bin in einem Film! Sie haben mich schön hereingelegt.”
Doch Hamill hat seinen Frieden mit allen unerfüllten Erwartungen gemacht. „Hey, ich habe nie erwartet, dass ich zurückkommen würde. Wir hatten einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Deshalb habe ich ja gesagt: Wieso sollte man daran etwas drehen? Aber es ist nichts, was mich noch umtreibt, denn es geht um die neue Generation, und genau so sollte es auch sein”
Auf einige Änderungen hat Hamill dann aber doch bestanden: „Ich sollte einfach an 3PO vorbeilaufen und ihn gar nicht zur Kenntnis nehmen. Ich sagte: Das kann ich nicht machen. Und [Regisseur Rian Johnson] meinte: Na gut, dann geh zu ihm rüber und mach, was Du willst. Also ging ich rüber und machte, was ich wollte. Im Drehbuch stand es ja auch: Vergiss die Vergangenheit, töte sie, wenn Du es musst. Das machen sie schon ziemlich gut.”
Im Dezember wird die noch namenlose Star Wars: Episode IX die Geschichten des neuen Trios Rey, Finn und Poe abschließen. Bestätigt wurde bereits, dass Carrie Fisher - deren plötzliches Ableben 2016 ein verheerender Schlag für alle an den Filmen Beteiligten und für die Fans auf der ganzen Welt war - im Film auftauchen wird und zwar in Form von Material, das von den vorangegangenen Filmen übriggeblieben ist. „Harrison spielte im ersten Sequel eine große Rolle, im zweiten Teil war ich das, und im dritten sollte es Carrie sein. Ich bin froh, dass sie einen Weg gefunden haben, diesen Plan umzusetzen, und etwas sagt mir, dass sie begeistert wäre, dass sie Jahre, nachdem sie uns verlassen hat, noch einmal einen Erfolgsfilm hinlegen wird, dann so war sie. Ich denke, das würde ihr gefallen. Aber nichts wäre besser, als sie hier zu haben.”
Er spricht mit großer Zuneigung über seine langjährige Freundin Carrie Fisher und beschreibt sie als unverwüstlich und unvergesslich. Sie schlug auf den Tisch und rief, „Ich mache mit”, als George Lucas mit ihr und Hamill beim Mittagessen über eine neue Trilogie sprach. Hamill selbst riet ihr da noch, an ihrem Pokerface zu arbeiten. Ihre Antwort? Pointiert wie eh und je fragte sie, wie viele gute Rollen Frauen in ihren 50ern in Hollywood noch bekommen könnten.
Hamill selbst scherzt, dass er Ford zunächst als seine Ausstiegsklausel betrachtet hatte, weil er ihn für „zu reich und zu übellaunig” hielt, um noch einmal in die Filmreihe zurückzukehren. Sobald er wusste, dass sein alter Freund unterschrieben hatte, war ihm aber klar, dass „ich eingezogen worden war”.
„Carrie war einfach immer zum Schabernack aufgelegt. Wenn ich zur Arbeit ging und sie an diesem Tag auch da war, ging ich immer direkt zu ihrem Wohnwagen. Über die Jahre hatten wir uns aufeinander eingespielt. Sie konnte sich darauf verlassen, dass ich nichts von ihr wollte oder sie ausnutzen würde, sondern nur bei ihr sein wollte, weil es Spaß machte, mit ihr herumzuhängen.”
Hamills Karriere war reich und vielfältig. In den letzten Jahren zeichnete er sich durch viel gelobte Voiceover-Arbeiten in Trick- und Videospielproduktionen aus. In so unterschiedlichen Rollen wie dem Joker in Batman: The Animated Series und Detective Mosley in den klassischen Gabriel-Knight-Point-and-Click-Adventures von Sierra konnte er seine Bandbreite unter Beweis stellen. „In einem Realfilm würde ich nie als Joker besetzt werden. Ich bin nicht groß genug! Ich müsste zumindest so groß sein wie Jeff Goldblum. Doch sobald es um Synchronrollen geht, kommt es nicht mehr auf das Aussehen an, sondern nur auf die Stimme. Endlich konnte ich Akzente verwenden. Ich dachte vorher immer, es gäbe eine Art ungeschriebene Regel, dass nur Meryl Streep mit Akzent sprechen darf!”
Seine berüchtigste Rolle hat Hamill wohl in Kevin Smiths Komödie Jay und Silent Bob schlagen zurück gespielt als Superschurke mit einer sehr speziellen Fähigkeit. „Gerade jungen Leuten sage ich dazu immer, dass ich das Drehbuch falsch gelesen habe und dachte, ich spiele den ClockKnocker.”
Vor allem aber hat sich Hamill in seiner langen Karriere seine ansteckende Begeisterung für die Popkultur bewahrt, die seit seiner Kindheit Teil seines Lebens ist. „Ich bin so dankbar dafür, dass ich als Erwachsener das tun konnte, was ich schon als Kind geliebt habe. Meine Mutter hat damals immer gesagt: Ja, Liebling, das ist eine sehr gute Imitation von Daffy Duck, aber Cartoons nachzumachen, wird Dir im Leben nicht weiterhelfen. Da habe ich ihr recht gründlich das Gegenteil bewiesen.”
Der Musterknabe seiner Familie ist aus Sicht von Hamills Vater allerdings wohl sein Bruder, der Arzt geworden ist. Wenn Hamill jedoch voller Emotionen über die vielen kranken Kinder spricht, deren Leben er im Laufe der Jahre mit Krankenhausbesuchen etwas fröhlicher gemacht hat, ist unübersehbar, dass dieser lustige, großzügige Mann genau dort ist, wo er im Leben sein sollte. Luke Skywalkers Reise mag fast vorbei sein, aber Mark Hamills vielfältige Karriere wird uns weiterhin beeindrucken.
Die zweite Staffel von Knightfall startet im März in den USA.
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