Die drei Cutter von Rogue One haben unlängst mit Yahoo Movies über ihre Arbeit am Film gesprochen. Herausgekommen sind dabei unter anderem spannende Neuigkeiten zum Umfang der Neudrehs, geschnittenen Szenen und dem Arbeitsprozess insgesamt:
Über den Schnittprozess
Es gab insgesamt drei Cutter bei Rogue One: John Gilroy, Colin Goudie und Jabez Olssen. Gilroy kam später hinzu, um mit frischen Ideen an die Arbeit zu gehen, Goudie hatte bereits an Gareth Edwards Debütfilm Monsters mit ihm zusammengearbeitet und entwickelte ab September 2014 ein Story-Reel für den Film. Zu dieser Zeit gab es noch kein Drehbuch, sondern nur eine detaillierte, in Szenen geteilte Ausarbeitung der Geschichte. Auf dieser Basis nahm sich Goudie "Hunderte Filme" vor und schnitt aus diesen de facto eine Vorversion von Rogue One zusammen, um zu klären, "wie viel Dialog sie tatsächlich im Film benötigten".
Als Beispiel für seine Arbeit nennt Goudie schon den Anfang des Films: "Es ist sehr leicht, eine Zeile wie 'Krennics Raumfähre landet auf dem Planeten' im Drehbuch zu haben, aber in anderen Filmen nimmt das vielleicht 2 bis 3 Minuten Zeit in Anspruch, in einem Star-Wars-Film aber höchstens 45 Sekunden bis eine Minute."
Gewisse Momente im Film wurden von Goudie vorgestoppt, um ein Gefühl zu entwickeln, wie lange die entsprechende Sequenz sein würde. "Es gab beispielsweise eine Sequenz, bei der sie in den Safe einbrechen. Dafür habe ich das Schließen der großen Tür aus Wargames verwendet, um herauszuarbeiten, wie lange es dauert, bis sich solch eine Tür schließt."
Insgesamt arbeitete Goudie etwa drei Monate an dem Story-Reel, das am Ende aus erklärenden Texteinblendungen, Konzeptzeichnungen und dem kleinen Ausschnitt aus anderen Filmen für das Timing bestand.
Die gleiche Methode wurde übrigens auch für Dialoge verwendet: Das Verhör von Jyn in der Rebellenbasis wurde anhand des Verhörs von Ripley in Aliens getimet.
In diesem Story-Reel kamen zudem Wischblenden und Musik von John Williams zum Einsatz. Nachdem der Film später abgedreht war, waren die allerdings beide nicht mehr nötig, um die richtige Atmosphäre zu schaffen und wurden deshalb fallengelassen.
Auf Basis des Story-Reels wurden dann mit dem Vorvisualisierungsteam von The Third Floor vorläufige Versionen der großen Actionszenen erstellt, also z.B. der Plattform auf Eadu, des Schildtors und der Schlacht von Scarif sowie der Flucht von Jedha, um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Einstellungen benötigt wurden und welche Kulissen gebaut werden mussten.
Der dritte Rogue-One-Cutter, Jabez Olssen, nahm seine Arbeit dann auf, als die Dreharbeiten losgingen und die Tagesaufnahmen vorbearbeitet werden mussten.Über die Arbeitsweise von Gareth Edwards
Gareth Edwards arbeitet gerne selbst als Kameramann, auch wenn es mit Greig Fraser einen hauptamtlichen Kameramann gab, der in vielen Szenen für die Kameraarbeit zuständig war. In Schlachtszenen nutzte Edwards die Kamera, um verschiedene Einstellungsvarianten auszuprobieren. Er ließ die Schauspieler dafür einzelne Dialogzeilen wiederholt durchgehen und bewegte sich dabei durch die Kulissen, um die besten Perspektiven zu finden. Im Schnitt wurden dann zumeist die letzten Einstellungen verwendet, da er dort seine Wunschblickwinkel gefunden hatte.Über die 360-Grad-Kameras
Im Grunde war nur die Stadt auf Jedha für 360-Grad-Aufnahmen ausgelegt. Bei klassischen imperialen Korridorszenen hingegen war auf der einen Seite der Korridor und auf der anderen nichts, weshalb 360-Grad-Drehs hier gar nicht in Frage gekommen wären.Die Nachdrehs
Von Anfang an war klar, dass es bei Rogue One, wie auch bei anderen Filmen, Nachdrehs geben würde. Im Laufe der Schnittarbeit wurde dann deutlich, was neu gedreht werden müsste. Bis zu einem gewissen Grad wurde die Geschichte im Rahmen dieser Nachdrehs neu konzeptioniert. Insbesondere zu Beginn des Films wurden Szenen hineingenommen und erweitert.
Neu gedreht wurde so z.B. die Einführung von Cassian Andor und Bodhi Rook, aber auch von Jyn, d.h. Cassians Gespräch mit dem Spion und Bodhis Weg durch die Wüste zu Saw Gerrera sowie Jyns Gefängnisaufenthalt. Ursprünglich gab es den Prolog und danach einen Schnitt vom kleinen Mädchen Jyn zu Jyn im Lagebesprechungsraum der Rebellen.Die Verwendung von Archivmaterial
Der Schauspieler von Gold 1, Angus MacInnes, lebt noch, weshalb es möglich war, neue Dialoge mit ihm aufzunehmen.Schnittherausforderungen
Besonders herausfordernd war für die Cutter der dritte Akt des Films sowie die Zerstörung Jedhas. Bei letzterer bewegten sich die Kamera, das Hologramm und der Todesstern, und alles musste aufeinander abgestimmt werden.
Bei der Schlacht von Scarif waren die vielen beweglichen Teile das größte Problem: Während vorher zumeist Aktion A logisch Aktion B vorausging - Galen auf der Plattform, Jyns Ausstieg aus der Raumfähre, etc. -, gab es zum Schluss spätestens mit der Ankunft der Rebellenflotte praktisch unendliche Möglichkeiten, Szenen aufeinander folgen zu lassen.Geschnittene Szenen
Es gibt eine Handvoll geschnittener Szenen, die aus Sicht der Cutter für die Allgemeinheit interessant wären, aber "nichts, wo man sich fragt, wieso das nur herausgeschnitten wurde". Rogue One war zudem kein Fall, wo - wie teils bei anderen Filmen üblich - 10 Minuten herausgeschnitten werden mussten, um den Film auf die vom Studio gewünschte Länge zu bringen.
Die Cutter betonen außerdem: "Es gibt keine mystische 4-Stunden-Fassung." Schon die erste Schnittfassung war kaum 10 Minuten länger als der fertige Film, wenn auch natürlich noch reichlich anders.
Seite 1 2 3
« vorherige Seite
Rieekan78
George Lucas
@Rieekan78
ok dann haben wir einander wohl etwas misstverstanden oder ich falsch aufgefasst
aber ja mit R1 bin ich ansonsten zufrieden. Gut wie du sagtest das 1/3 ist ein wenig schwierig, dafür macht meiner Meinung nach der Auftritt von Darth Vader das alles wieder gut, da hier endlich gezeigt wird, warum Darth Vader so gefürchtet wird. (Der Vader von Episode IV passt da so gar nicht ins Bild)
@Vadermort man kann hier ganz normal miteinander reden, wenn du damit nicht klar kommst, das es Reaktionen auf deine Posts gibt, dann sind solche News Seiten wohl eher nichts für dich. Bestimmt will dich hier auch keiner belehren.
Bendalor
Grundsätzlich sind die besseren Filme eher Literaturverfilmungen, nur geht das bei Star Wars ja eben nicht, deshalb schrieb ich ja, dass ich glaube, dass es besser ist, wenn Autor und Regisseur eine Person sind.
Es geht mMn um eine intensive Auseinandersetzung mit dem Stoff und nicht nur ein abgesteckter Part in einer Maschinerie.
Klar, auch bei Johnson besteht die Gefahr, dass er noch nicht reif ist für so ein Riesending.
@Bendalor:
Ich muss auch gestehen, dass ich die beiden Vader Auftritte in R1 genial fand.
Vaders "Zuhause" zu sehen, der Bacta-Tank und sein gnadenloses Gemetzel waren perfekt inszeniert (über die Notwendigkeit für die R1 Story kann man streiten) aber Junge, ich habe diese Szenen gebraucht. Man merkt da einfach wie stark die Sehnsucht nach den sehr starken Charakteren der OT ist.
(zuletzt geändert am 04.01.2017 um 15:15 Uhr)
Rieekan78
@ Rieekan78:
- "Grundsätzlich sind die besseren Filme eher Literaturverfilmungen"
Das kann man so wirklich nicht sagen. Ich finde es sogar eine größere Leistung, wenn man Stoffe erfolgreich fürs Kino entwickelt, weil diese tatsächlich Erzeugnisse für und ihres Mediums sind. So ist z.B. Lucas fürs Kino das, was Sir Walter Scott für den Roman war, ein Virtuose in seinem Medium mit einem intuitiven Verständnis dafür, was es ausmacht und was es alles sein kann.
Auch die Autorenfilmer würde ich nicht grundsätzlich als Ideal bezeichnen. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Charlie Kaufmann z.B. ist ein ausgezeichneter Autor, aber seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michel Gondry hat einen weit zugänglicheren - und damit, finde ich, besseren - Film ("Eternal Sunshine of the Spotless Mind") hervorgebracht, als sein verkopftes Solo-Projekt "Synecdoche, New York".
"The Empire Strikes Back" ist ebenso ein naheliegendes Beispiel, das sogar das Autorenfilmer-Ideal - zumindest für Star Wars - ziemlich deutlich widerlegt. Was natürlich nicht bedeutet, dass ein versierter Autorenfilmer Star Wars nicht bereichern kann - wie gesagt, es kommt auf den Einzelfall an. Ich finde nicht, dass man da ein Rezept aufstellen kann, weder für Star Wars, noch für andere Filme.
(zuletzt geändert am 04.01.2017 um 15:25 Uhr)
George Lucas
Rieekan78
@ Rieekan78:
- "Man kann da nur subjektiv urteilen, aber meine liebsten Filme sind überwiegend vorher Bücher gewesen."
Das wird eher Koinzidenz sein, als Kausalität
Man müsste ja auch davon ausgehen, dass im Idealfall der Autor einer Literaturvorlage deren Verfilmung gleich mitbesorgt - zumindest wenn man, wie du, die Meinung vertritt, dass nur der Autor eines Werkes den Schlüssel für seine Interpretation besitzt. Ich wüsste z.B. gerne, was Tolkien zu Jacksons Version seines Herr der Ringe zu sagen hätte (aber nur als fun fact, nicht als Verständnisanleitung )
George Lucas
MaYo
@George Lucas:
"Man müsste ja auch davon ausgehen, dass im Idealfall der Autor einer Literaturvorlage deren Verfilmung gleich mitbesorgt - zumindest wenn man, wie du, die Meinung vertritt, dass nur der Autor eines Werkes den Schlüssel für seine Interpretation besitzt."
Wenn der Filmemacher deklariert, dass sein Film seine Interpretation des Romans ist, sehe ich da keine Schwierigkeiten...
Schriftsteller selbst sind ja im Regelfall keine Filmemacher und umgekehrt.
Rieekan78
TiiN
Prävisualisierung ist doch nichts ungewöhliches. Gerde abei Star Wars kommt es mehr auf das Tempo und das Gefühl an, da macht es schon mehr als Sinn einen Film im Vorfeld detaillierter zu planen um es dann entsprechend umsetzen zu können. Solange man den Luxus hat, spricht ja nix dagegen. Kann die Kritik daran nicht verstehen.
Ansonsten bin ich gerade den kleinen Szenen am Anfang des Films sehr dankbar, denn ohne sie hätten einige Charaktere gar kein vernüftiges Setup.
Mein großtes Problem in der Struktur des Films habe ich eher mit den Vader-Sequenzen und dem reingedrückten Cameo von C3-PO und R2-D2. Das sind für mich alles Dinge, auf die ich definitiv hätte verzichten können um den Übergang von Rogue One zu ANH irgendwie logischer und geschmeidiger erscheinen zu lassen. Mich würde da interessieren, wer dafür verantwortlich ist, denn das waren alles Dinge, die man ohne z.B. die Vader-Gemetztel-Szene z.B. hätte vermeiden können, Aber gut, jetzt muss ich wohl damit leben, dass Leia sich mit reichlich Bullshit zu Beginn von ANH vor Vader rechtfertigt.
Skeletor
@ Vadermort (dein Kommentar auf Seite 1)
"Yahoo Movies: Are there any deleted scenes or cut scenes that you’re really proud of that you’d like to see the light of day eventually?
Colin Goudie: Hmm.
John Gilroy: I don’t know. For me, no. I can’t think of anything.
Colin Goudie: There’s a handful that if people see them they’ll be like ‘oh that’s interesting’, but I don’t think there’s anything whereby you’d be like ‘why did they cut that out?’"
Bei dem ganzen Material was man in den Trailern gesehen hat finde ich es doch sehr seltsam das die echt sagen "Nee mir fällt keine einzige Szene ein, von der es schade ist das sie nicht im Film ist"
oder das sie sagen "Ich denke es gibt keine szene wo die Leute denken würden warum diese rausgenommen worden ist". Das halte ich für totalen Unsinn denn mir würden so EINIGE szenen aus den Trailern einfallen bei denen ich mich jetzt schon frage warum zum Teufel das rausgenommen wurde (Vader im Death Star, mehr Vader und Krennic, "I rebel", etc.)"
Ich interpretiere die Interviewaussagen anders als du. Zum einen wurden die Cutter nach deren eigener Meinung gefragt, ob ihnen eine deleted Scene einfalle, auf sie aufgrund ihrer Mitarbeit am Film persönlich und subjektiv stolz sind. Beide verneinen das. Da kann man nichts machen: Wenn beide meinen, dass für sie ganz persönlich alle gut ist, dann ist es eben so.
Zudem gesteht Goudie ja ein, dass einigen Leute einige deleted Scenes durchaus interessant finden könnten. Seinen zweiten Satz (but I don’t think there’s anything whereby you’d be like ‘why did they cut that out?'" verstehe ich anders als du aber eher als vorsichtigen Hinweis, dass keine dieser Szenen der Filmhandlung eine völlig andere Richtung gegeben hätte - bspw. Szenen, in denen gezeigt wird, dass Saw Gerrera überlebt, oder Krennic nicht von Cassian, sondern von Vader getötet wird, oder gar ein alternatives Ende o.ä.
So verstehe ich jedenfalls die Aussagen der Cutter. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, weil mich das ein wenig beruhigt, dass mir keine geniale Szenen vorenthalten wurden.
@ George Lucas:
Danke für die schöne Analyse der Anfangsszenen von TFA. Genau solche wunderbar durchdachten und flüssigen Schnitte/Szenen vermisse ich in RO bisweilen.
PingPong
@ Rieekan78
Ja auf jeden Fall was ich bei ANH immer geil fand Zeit für ruhige Momente, und bei der Action etwas schneller aber so das man nie den Überblick verliert:
@ alle
Aber es war doch von Anfang klar sobald mal RO zum erstenmal sieht, wird sich die Sichtweise auf ANH ändern.... Ich weis noch wie ich das zu einem Kollegen sagte...
Aber gerade die Vader/Lea Szene wirkt jetzt irgendwie lustiger... Man Lea verärgert Vader so richtig ganz schön mutig die Kleine.... Und gerade der Angriff auf den Todestern wirkt für mich nach 40 Jahre fast und nach ca 1000 anschaue anders. Verzweifelter und der von RO Opfer gedenkend .... und das macht RO sehr gut
(zuletzt geändert am 04.01.2017 um 20:51 Uhr)
hollyhue
@Tiin:
"Junge Talente mit frischen Ideen - das ist durchaus ein sehr guter Weg. Man muss sie nur machen lassen."
Finde ich ja nicht so gut. Natürlich sollte es erstmal gar kein Kriterium sein, wie alt ein Talent ist, um einen guten Star Wars Film zu machen.
Ich bin der Meinung, dass junge Talente, ob beruflich oder kreativ, denen eventuell zuviele Mittel zur Verfügung stehen, zu experimentell werden. Der kreative Tatendrang will ungebändigt alles mögliche ausschöpfen und möglichst viele Konventionen kippen. Das nervt nicht nur ein bisschen, es ist auch riskant. So einen großen Fisch wie Star Wars würde ich vor allem in Hände geben, die sich schon mehrfach bewiesen haben. Der Vorteil bei erfahreneren Menschen ist, sie wissen was funktioniert und was nicht. Natürlich gibt es auch immer Naturtalente, die tolle Resultate aus dem Ärmel schütteln, wird aber nicht die Regel sein.
Vielleicht ist Edwards ja ein Beispiel für jemanden, der zu viele Möglichkeiten hatte und zu viel rumprobiert hat. Eine Unsicherheit, was funktioniert und was nicht, merkt man dem Film oder der Produktion schon an (Drehbuch, Schnitt, Nachdrehs, Soundtrack-Komponist,...)
Rieekan78
@Rieekan78:
Nachdem wir ja schon die echten Jahrgänge und Erfahrungen der meisten beteiligten (abgesehen von Edwards und Kameramann) geklärt haben und Lucas als Indie-Typ mit nur 2 Filmen vorher und deutlich jünger als Edwards nicht in deiner Argumentation zählt, da SW damals kein bestehendes Franchise war...
Der alte Lucas der damals diese Prequels gemacht hat. Der war A) alt B) erfahren in Blockbustern und Franchises (Indiana Jones z.b.) C) hat auch abseitiges Produziert (Howard the Duck, Land vor unserer Zeit) und D) Hat sogar Star Wars erfunden.
Hat mit dem "Der Vorteil bei erfahreneren Menschen ist, sie wissen was funktioniert und was nicht." da ja wunderbar funktioniert.
Ich glaube das große Probleme, dass ich mit deiner Altersargumentation habe ist, dass du Kreativität, Inspiration und handwerkliches Geschick zusammenfasst und daher als Erlernbar oder durch Talent beeinflussbar siehst.
Und da würde ich differenzieren. Handwerkliches Geschick kann man mit Erfahrung aufarbeiten. Inspiration und Kreativität ist aber weit schwammiger. Der kreativste Kopf kann mal mit schlechten Ideen kommen und der dümmste Langweiler eine geniale Idee in einem genialen Moment haben.
Jetzt haben wir also mindestens 3 Tatsachen die mehr von Tages/Jahresformen abhängen als vom Alter oder Erfahrungsschatz (Kreativität und Inspiration können sogar im Alter eher ausbrennen). Und dann ist ein Film halt keine One-Man-Show. Also müssten wir diese komplexe Tagesform noch auf knapp 100 Leute in den entscheidenden Funktionen bei einem Film übertragen.
Da ist mir nur das Alter oder die Anzahl der vorherigen Filme kein guter Indikator, Ratgeber oder Orientierungspunkt.
McSpain
@McSpain:
Was hast du immer mit George Lucas als die ultimative Referenz? Keine Ahnung warum er das Filmemachen über die Jahre verlernt hat, ist das jetzt dein einziges Argument?
Ich würde keine Einzelfälle als die Regel darstellen.
Der Vorteil von dem ich spreche, ist ja die Erfahrung, nicht das biologische Alter.
Es geht ja im Vergleich um die Paarung: Kreativität plus Erfahrung oder
Kreativität plus keine Erfahrung.
Zu Wissen, was funktioniert und was nicht, halte ich bei Schaffensprozessen für eine elementare Erfahrung, um funktionierende "Werke" zu kreieren.
Wie "unser" George Lucas ja schrieb, gibt es dann da einen kreativen jungen Kopf, der einen tollen unabhängigen Film geschaffen hat. Diesem Filmemacher wird jetzt eine große Produktion anvertraut, mit Riesenbudget. Dass da dann ganz andere Bedingungen herrschen (Zeitdruck, Erwartungen), können diesem Filmemacher natürlich sehr einschränken und plötzlich hat man ein unausgegorenes Werk, nichts Halbes und nichts Ganzes.
Ich würde das auch auf alle Bereiche ausdehnen. Erfahrung kann man nicht erlernen, man muss sie erfahren. Neulinge haben eben keine Erfahrung, ist ein Naturgesetz
Wenn man selber schon mal schöpferisch gearbeitet hat, schämt man sich ja auch meistens für seine frühen Werke...
Rieekan78
Ich bin mal so frei und frech und steige in die Alters-/Erfahrungs-/Kreativitäts-Diskussion ein.
Ich denke, dass selbst wenn beide Komponente vorhanden sind (Erfahrung und Kreativität), noch lange kein (sehr) guter Film dabei herauskommt. Mir fallen da die bereits von McSpain erwähnten Prequel-Teile der Star Wars Reihe ein. Aber auch Peter Jackson, der voller Kreativität steckt und mit dem Herrn der Ringe eine wunderbare Filmreihe geschaffen hat, hat meiner Meinung nach mit Hobbit-Trilogie sehr schlechte drei Filme abgeliefert. Ähnlich verschlechter haben sich meiner Ansicht nach die Harry Potter Filme von Teil 5 bis 8 - und bei denen war immer David Yates der Regisseur.
Ich befürchte, dass es gerade die jeweiligen Erfahrungen von Lucas, Jackson und Yates waren, weshalb deren nachfolgenden Filme schlechter wurden. Denn manchmal ist es gut, kreativ zu sein - aber eben nicht zu wissen, wie man seine Kreativität vollends in Wort und Bild umsetzen kann. Ich wäre sowohl in der Hobbit-Trilogie als auch in der SW PT an einigen Stellen sehr glücklich gewesen, wenn Jackson oder Lucas NICHT gewusst hätten, welche Special Effects-Möglichkeiten es gibt. Dann gebe es beispielsweise keinen grünen Flummi in Episode 2 oder ganze Szenen, die aufgrund von viel zu viel Computeranimationstechnik und peinlich-aufgesetzten Dialogen leblos wirken.
Und das ist nur ein Nachteil, wenn ein Regisseur viel Erfahrung hat. Mindestens ein weiterer - und nicht zu unterschätzender - ist, dass man als kleines "Rädchen" im Filmgetriebe, das am Film mitwirkt, sich nicht traut, einem "Meister seines Faches" zu sagen, wenn er mal einen weniger guten Job macht. Ich denke, unter anderem aus diesem Grund haben sowohl die PT als auch der Hobbit im Vergleich zu den Vorgängertrilogien stark an Qualität verloren.
Ich würde aber auch nicht jeden Jungsspund als kreatives Hirn hinstellen wollen. Ich denke, dass ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Oft sind gerade die Jungspunde diejenigen, die eher konservativ/traditionell an die Sachen herangehen (das meine ich nicht nur auf die Filmbranche bezogen), weil ihnen unter anderem die Erfahrung fehlt, um eigene Perspektiven entwickeln zu können.
Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja: Ich glaube, dass nach Edwards "Kreativität" und "Erfahrung" durchaus relevant ist, aber sich darin nicht mal ansatzweise erschöpfen sollte. Wie du @ Rieekan78 meiner Meinung nach treffend erwähnt hast, handelt es sich bei SW um ein verdammt riesengroßes Projekt, dass seinesgleichen sucht. Das kann dann - und hier folge ich dir @McSpain - sowohl den einzelnen Drehbuchautor wie Regisseur als auch alle anderen der hunderten Mitarbeiter überfordern. Und am Ende kommt es doch darauf an, wie gut alle guten Ideen zwischen hunderten Mitarbeitenden kommuziert werden und wie gut schlechte Ideen gemeinsam von hunderten Mitarbeitenden erkannt werden.
PingPong
@Rieekan78:
Puh. Peter Jackson, James Cameron, Michael Bay (ernsthaft jetzt), Tarantino, Rodriguez, (leider auch im kleinen Gefälle) Spielberg. Kevin Smith. Sam Mendes.
Mir fallen eine Menge gestandener Filmemacher ein, die mal eine Durststrecke hatten oder irgendwann nicht mehr auf dem Niveau ihrer Anfangszeit abgeliefert haben.
Lucas ist nur ein schönes Beispiel, weil man auf einer SW-Seite diese Karriere eigentlich universell gut kennt.
Und abseits des Wunschkonzertes wirst du einfach einen unglaublich Erfahrenen und nicht kreativ ausgebrannten Regisseur nicht für ein Star Wars Projekt gewinnen können. Nicht heute und nicht in den nächsten 10 Jahren. Erfahrene und kreativ heiße Filmemacher erfinden ihre eigenen Filmreihen und verwirklichen sich selbst und kein ausgenudeltes Sci-Fantasy-Franchise mit 40 Jahren Vorgeschichte und Erwartungshaltung auf dem Buckel.
(zuletzt geändert am 05.01.2017 um 14:27 Uhr)
McSpain
Mit Sicherheit hat auch jeder Kreative irgendwann mal seinen Zenit überschritten, oder verfällt in Wiederholungen, dieses Phänomen ist bei Musikern doch sehr deutlich zu beobachten.
Warum ein guter Regisseur bei einem seiner Filme mal schwächelt muss man wohl anstandshalber im Einzelfall beleuchten. Bei Jackson und Lucas ist vielleicht auch ein Problem, dass sie sich zu lange mit einer Serie befasst haben oder befassen mussten. Ich sage ja nicht, dass es nur einen Regisseur, für ein Franchise geben soll...
Auch sage ich natürlich nicht, dass NUR erfahrene Leute grandiose Werke erzeugen können, das habe ich jetzt aber doch auch schon mehrfach deutlich gemacht.
Es wird irgendwann eh schwierig auseinanderzuklamüsern, wer für was schlussendlich verantwortlich ist. Das "Kreative" kommt vom Drehbuchautor, die stilgeprägte Inszenierung kommt vom Regisseur und Kameramann, Struktur, Erzählfluss und Spannungsbogen vom Cutter, ikonische Darstellungen eventuell von charismatischen Schauspielern, Emotionalität vom Soundtrack, etc etc
Da kann man einen Roman einfacher beurteilen...
Rieekan78
Ben Kenobi 91
Seite 1 2 3
« vorherige Seite
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare