Die Filmindustrie steht an der Schwelle eines gewaltigen Umbruchs, zumindest wenn George Lucas und Steven Spielberg Recht behalten. Die beiden Kinolegenden sprachen gestern an der Universität von Südkalifornien bei einer Podiumsdebatte über ihre Sicht auf die Filmwirtschaft und ihre Zukunft. Spielberg legte vor und sah schon aufgrund der begrenzten Aufmerksamkeitsspanne des Publikums massive Veränderungen voraus:
Aktuell investiert ein Studio lieber 250 Millionen in einen Film, weil es hofft, damit richtig Geld zu verdienen, als einige kleinere, interessantere, persönlichere Filme zu produzieren, die am Ende vielleicht unbemerkt untergehen. Es wird eine Implosion geben, wenn drei oder vier oder vielleicht sogar ein halbes Dutzend dieser Riesen-Filme komplett abstürzen, und das wird die allgemeine Grundhaltung radikal verändern.
Lucas stimmte seinem alten Freund zu und erklärte, es werde eine Welt geben, in der ein Kinobesuch ein Event sein werde, wie es heute ein Stadionbesuch ist:
Das wird dann dazu führen, dass es weniger Kinos gibt. Größere Kinos mit netten Annehmlichkeiten. Der Preis für eine Eintrittskarte wird entsprechend steigen, auf 50 oder vielleicht 100 oder 150 Dollar. Und das wird dann das sein, was wir als Filmgeschäft bezeichnen. Alles andere braucht nicht einmal mehr Fernsehsender, sondern läuft über das Internet. Für die Zuschauer wird es damit interessantere Angebote geben als im Kino. Die man noch dazu immer abrufen kann, wenn man es will. Gleichzeitig wird es aber ein Nischenmarkt sein, d.h. man kann dort Risiken eingehen und Konzepte wagen, die vielleicht nur eine kleine Zielgruppe ansprechen.
Alles was man braucht sind eine Million Zuschauer. Auf die ganze Welt gerechnet, ist das gar nichts. Und jetzt kann man damit Geld verdienen, was früher nicht der Fall war.
Spielberg sah den Übergang nicht ganz so krass:
Früher, als ich anfing Filme zu machen, war es so, dass meine Filme ein Jahr im Kino zu sehen waren, zumindest bei den richtig großen Erfolgen. Jäger des Verlorenen Schatzes war ein Jahr in den Kinos, E. T. noch vier Monate länger. Damals war die Gesamtlage einfach phantastisch.
Heute sind Filme zwei Wochen nach dem Kinostart im Hotel-Fernsehen zu sehen. Letzten Endes wird es dazu kommen, dass Filme an einem Tag im Kino und für den Hausgebrauch veröffentlicht werden, und dann wird es Preisvarianten geben: 25 Dollar für den nächsten Iron Man und vielleicht nur 7 für einen Film wie Lincoln.
Lucas meinte zu diesem Zeitpunkt, Filme wie Lincoln würden künftig nur noch im Fernsehen zu sehen sein, worauf Spielberg antwortete:
Wir standen kurz davor. Frag mal bei HBO: Wir standen so kurz davor.
Dennoch sieht Lucas die Lage insgesamt eher positiv:
Dies ist die beste Lage, die wir uns wünschen könnten. Natürlich ist das ein totales Chaos, aber aus diesem Chaos werden sich phantastische Dinge entwickeln. Und im Moment gibt es viele Möglichkeiten für junge Talente, in diese Branche hineinzukommen und zu sagen: 'Hey, ich denke, ich mache das jetzt mal, und keiner kann mich aufhalten.'
Denn all diejenigen, die jemanden früher aufgehalten hätten, sind tot.
Wer das nun alles für absurd hält, sollte nicht vergessen, dass Lucas noch vor 10 Jahren für seine Vorstellung ausgelacht wurde, die Zukunft des Kinos könnte digital und dreidimensional sein. Mit Zukunftsprognosen kennt sich der Mann allgemein recht gut aus. :-)
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