Die Filmindustrie steht an der Schwelle eines gewaltigen Umbruchs, zumindest wenn George Lucas und Steven Spielberg Recht behalten. Die beiden Kinolegenden sprachen gestern an der Universität von Südkalifornien bei einer Podiumsdebatte über ihre Sicht auf die Filmwirtschaft und ihre Zukunft. Spielberg legte vor und sah schon aufgrund der begrenzten Aufmerksamkeitsspanne des Publikums massive Veränderungen voraus:
Aktuell investiert ein Studio lieber 250 Millionen in einen Film, weil es hofft, damit richtig Geld zu verdienen, als einige kleinere, interessantere, persönlichere Filme zu produzieren, die am Ende vielleicht unbemerkt untergehen. Es wird eine Implosion geben, wenn drei oder vier oder vielleicht sogar ein halbes Dutzend dieser Riesen-Filme komplett abstürzen, und das wird die allgemeine Grundhaltung radikal verändern.
Lucas stimmte seinem alten Freund zu und erklärte, es werde eine Welt geben, in der ein Kinobesuch ein Event sein werde, wie es heute ein Stadionbesuch ist:
Das wird dann dazu führen, dass es weniger Kinos gibt. Größere Kinos mit netten Annehmlichkeiten. Der Preis für eine Eintrittskarte wird entsprechend steigen, auf 50 oder vielleicht 100 oder 150 Dollar. Und das wird dann das sein, was wir als Filmgeschäft bezeichnen. Alles andere braucht nicht einmal mehr Fernsehsender, sondern läuft über das Internet. Für die Zuschauer wird es damit interessantere Angebote geben als im Kino. Die man noch dazu immer abrufen kann, wenn man es will. Gleichzeitig wird es aber ein Nischenmarkt sein, d.h. man kann dort Risiken eingehen und Konzepte wagen, die vielleicht nur eine kleine Zielgruppe ansprechen.
Alles was man braucht sind eine Million Zuschauer. Auf die ganze Welt gerechnet, ist das gar nichts. Und jetzt kann man damit Geld verdienen, was früher nicht der Fall war.
Spielberg sah den Übergang nicht ganz so krass:
Früher, als ich anfing Filme zu machen, war es so, dass meine Filme ein Jahr im Kino zu sehen waren, zumindest bei den richtig großen Erfolgen. Jäger des Verlorenen Schatzes war ein Jahr in den Kinos, E. T. noch vier Monate länger. Damals war die Gesamtlage einfach phantastisch.
Heute sind Filme zwei Wochen nach dem Kinostart im Hotel-Fernsehen zu sehen. Letzten Endes wird es dazu kommen, dass Filme an einem Tag im Kino und für den Hausgebrauch veröffentlicht werden, und dann wird es Preisvarianten geben: 25 Dollar für den nächsten Iron Man und vielleicht nur 7 für einen Film wie Lincoln.
Lucas meinte zu diesem Zeitpunkt, Filme wie Lincoln würden künftig nur noch im Fernsehen zu sehen sein, worauf Spielberg antwortete:
Wir standen kurz davor. Frag mal bei HBO: Wir standen so kurz davor.
Dennoch sieht Lucas die Lage insgesamt eher positiv:
Dies ist die beste Lage, die wir uns wünschen könnten. Natürlich ist das ein totales Chaos, aber aus diesem Chaos werden sich phantastische Dinge entwickeln. Und im Moment gibt es viele Möglichkeiten für junge Talente, in diese Branche hineinzukommen und zu sagen: 'Hey, ich denke, ich mache das jetzt mal, und keiner kann mich aufhalten.'
Denn all diejenigen, die jemanden früher aufgehalten hätten, sind tot.
Wer das nun alles für absurd hält, sollte nicht vergessen, dass Lucas noch vor 10 Jahren für seine Vorstellung ausgelacht wurde, die Zukunft des Kinos könnte digital und dreidimensional sein. Mit Zukunftsprognosen kennt sich der Mann allgemein recht gut aus. :-)
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@Darth Revan Lord der Sith und alle die, welche Kino mit einem Konzert vergleichen:
Ein Konzert lässt sich doch wirklich nicht mit einem Kinobesuch vergleichen. Wieso gehe ich in ein Konzert? Nicht in erster Linie weil ich mit vielen anderen Musik hören möchte, sondern weil ich die Band bzw. den Künstler LIVE sehen möchte.
Dort wird nicht einfach eine Musik-DVD abgespielt, der Künstler agiert mit dem Publikum, er improvisiert und er kann nur an einem Ort auf der Welt gleichzeitig auftreten.
Um ein Kinobesuch mit einem Konzert gleichzusetzen, müssten die Schauspieler vorort sein und live im Theater ihren Film vorspielen.
Weiterhin kostet nicht jeder Konzertbesuch 100 € & mehr. Häufig sind Karten schon für 25 € zu bekommen. Auch für einigermaßen bekannte Bands/Künstler.
Gleiches zählt übrigens für Besuche von Fußballspielen ....
Daher halte ich die Eintrittspreise von 100 € und mehr für Quatsch. Ebensowenig wird das Kino aussterben, zumindest in den nächsten 10-20 Jahren. Dafür sind die Einnahmen z.Z. einfach zu hoch.
@Aaron
Ich habe gestern gesucht aber nichts gefunden. Kannst du vielleicht einen Link zu Lucas' 3D Aussage posten?
TiiN
@Darth Revan Lord der Sith
Da ist mir Tiin zuvorgekommen, trotzdem sage ich´s selbst noch mal; ein Konzertbesuch mit einem Megastar live auf der Bühne ist doch schon etwas ziemlich anderes als ein Besuch im Kino; allein durch die Anwesenheit einer solchen berühmten Person.
So was lässt sich allenfalls mit einer Landespremiere eines heißersehnten Films vergleichen, bei der noch Regisseur, Schauspieler, Produzenten und Co. mit dabei sind; erst noch ein paar Dinge sagen, dann alle den Film gucken und im Anschluss noch ein großes Interview gegeben wird... und selbst dafür wäre mir ein Preis von ca. 100 Euro noch zuviel, schätze ich...
Gut, wenn es jetzt vllt. die Deutschlandpremiere von Episode VII wäre... und J. J. Abrams dort wäre... und die noch unbekannten Stars des Films... plus Effektmeister, Produzenten und Komponist John Williams himself... und als Zugabe noch GL persönlich... DANN könnte man darüber reden...
(... käme mir aber immer noch extrem teuer vor... so was ist dann wirklich nur für Riesen-Fans geeignet!)
STARKILLER 1138
Redakteur
Wenn ich mir so die Kino-Entwicklung ansehe, dann könnte es schon zu einem Exklusiv-Kino kommen. Derzeit werden Filme in Masse produziert und viele gleichen einander und nur mehr wenige sind etwas besonderes. Das ist schon eher der Grund, weshalb weniger Leute ins Kino gehen, weil einfach seltener der Gedanke auftaucht "Boah, den muss ich mir einfach ansehen" Da wartet man halt dann doch eher auf die billigere oder auch illegale Variante. Geld ist dann doch häufiger die Mainstream Ausrede, da man es oft für etwas ausgibt was dann nicht viel mehr hergibt. Das Internet ist hier wieder einmal ein zweischneidiges Schwert, welches zum einen die Werbung für Filme vereinfacht und fördert, aber auch zugleich Einnahmen verringern kann. Wie von Spielberg und Lucas erwähnt wird des öfteren nichts mehr gewagt, man bleibt deshalb eher bei alten, gleichen Werten und produziert diese in der Masse. Aber irgendwann ist dann auch mal der letzte Besucher davon gesättigt und das werden vor allem die Kinos spüren.
Ein neues Konzept muss her, mehr für die Gäste bieten, wie auch etwas ungewöhnliches Enthalten. Die 3D-Technik war ein erster Schritt in diese Richtung, jedoch ist es nicht jedermanns Sache, ich persönlich bin nicht so der Fan der 3D Brille. Dennoch hat es den ein oder anderen wieder in die Kinos zurückgeholt. Die Vorstellung, dass es ähnlich einem Konzert bzw. dem Theater werden könnte ist deshalb gar nicht so abwegig. Nur muss man sich einen Kinobesuch dann ganz anders Vorstellen, teilweise kann man so etwas schon erleben: Einige Kinos nehmen die Idee des alten Kinos wieder auf, wo ein Live-Orchester für den Soundtrack zuständig ist. In diese Richtung könnten solche neuen Kinobesuche mit einem Speisemenü, anstatt den üblichen Naschereien aufkreuzen. Die Filme, welche im Kino kommen sind, dann vielleicht weniger, glänzen aber dann durch einen guten innovativen Inhalt, wie auch ein Wiederaufstieg von Kulturfilmen wäre möglich. Lobbies für Pausen werden im großen Stil angeboten, um sich über das eben gesehene zu unterhalten. Diese genannten Beispiele allein sind nur Angebote aus der jungen Kino-Zeit, denn da war ein Kinobesuch auch etwas besonderes, wie ein Theater-, Opern- oder Konzertbesuch.
In Zukunft wäre da sicher sogar noch mehr Potential herauszuholen und die Leute würden dann auch den dementsprechenden Preis zahlen. Für mich ist die Vorstellung von Lucas gar keine Zukunftsmusik, da es historisch gesehen, ja bereits das Kino in diese Richtung gegeben hat. Wie schon erwähnt wurde ist die Zielgruppe eines solchen Kinos nicht mehr die breitgefächerte Masse, sondern die 1 Millionen, welche sich halt mal einen besonderen Tag im Kino gönnen möchte.
(zuletzt geändert am 14.06.2013 um 12:27 Uhr)
MendonC22
Ein Hauptproblem ist sicher auch, dass die Studios heute eine ganz andere Herangehensweise haben. Das spielt ein wenig aus Spielbergs ersten Satz an:
"Aktuell investiert ein Studio lieber 250 Millionen in einen Film, weil es hofft, damit richtig Geld zu verdienen [...]"
Die Studios produzieren nicht mehr primär Filme für das Publikum, sondern für ihre eigene Kassen. Das erkennt man vor allem daran, dass der Erfolg eines Films beispielsweise in den USA nur noch anhand seiner Box Office Zahlen gemessen werden und nicht (wie im Fernsehen oder im Internet) an den Zuschauerzahlen. In Deutschland ist das ein wenig anders. Hier gelten noch in erster Linie die Zuschauerzahlen. Allerdings geht hier dann passend Spielbergs Satz zu Ende:
"[...] als einige kleinere, interessantere, persönlichere Filme zu produzieren, die am Ende vielleicht unbemerkt untergehen."
Laut "Box Office Mojo" liegt "Star Wars Episode IV: Eine Neue Hoffnung" auf Platz 44 der finanziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Geht man allerdings nach den Zuschauerzahlen und beachtet die Inflation nicht, so landet er plötzlich auf Platz 2. Avatar, der in aller Munde als der "erfolgreichste Film aller Zeiten" gilt, liegt in Sachen Zuschauerzahlen lediglich auf Platz 14. Ich glaube einfach, dass da das Problem liegt. Was ist Erfolg, wer definiert es? Wenn es den Studios wirklich nur noch ums Geld geht, dann wird es wirklich irgendwann auf extreme Preise hinauslaufen, die sich nur noch eine Hand voll Leute leisten kann, am Ende aber trotzdem wieder Gewinn für die Studios abfällt.
Ob also weltweit 1 Millionen Leute für 100€ einen Film sehen oder 100 Millionen Leute für 1€ ist denen eigentlich egal, da es aber einfacher ist, eine kleinere Gruppe anzusprechen, wird es wohl darauf hinauslaufen.
(zuletzt geändert am 14.06.2013 um 13:10 Uhr)
Hier muss man sich aber viel Blödsinn anhören leider.
Filme finden eine immer grössere Verbreitung, Stichwort Handys u. Tablets. Will sagen Filme werden weltweit von immer mehr Menschen konsumiert. Vielleicht tun sich neue Vertriebswege auf, aber um Filme zu promoten wirds Kinos nach wie vor für die breite Masse geben und nicht einem elitären Kreis vorbehalten bleiben.
Zukunftsprognosen sind meist eh totaler Schwachsinn, da vielfach Wünsche Väter der Gedanken sind oder Schwarzseherei immer zulauf finden wird.
Spielberg und Lucas haben ihren Zenit mMn schon längst überschritten und erinnern an Molyneux und Spector aus der Gamesbranche, die Ansprüche stellen, die sie längst selbst nicht erfüllen können.
Vielleicht wird man in Zukunft nach dem Kinobesuch gleich die Möglichkeit kriegen den Film legal auf sein Handy zu laden, oder was sonst noch alles möglich ist.
Man kann Filme um diese Auswertungsmöglichkeiten bereichern, aber deswegen werden alte Formen der Konsumation selbiger nicht gleich Aussterben.
Wookiehunter
@Wookiehunter
Es stimmt, dass sich durch den Fortschritt Filme immer mehr verbreiten und auf mehreren Plattformen gesehen werden können. Aber genau diese Entwicklungen unterstützen eigentlich die Aussage, dass weniger Leute ins Kino gehen, da sie sich die Filme sowieso auf einer anderen Plattform ansehen können. Und um Werbung für einen Film zu machen ist schon lange, das Kino in den Hintergrund gerückt, wenn man sich nur Ansieht wie viele Trailer im Youtube zur Verfügung stehen oder wie viele Seiten es gibt die Filme bewerten.
Außerdem kann man ja bereits selbst sehen, dass die Kinobesucher im Durchschnitt weniger sind wie früher. Meistens bekommt man einen Kinosaal nur mehr bis zur Hälfte voll, es sei denn es ist eine Premiere oder eine neuer Ableger eines bereits erfolgreichen Films.
Zuletzt bleibt noch anzumerken, dass weder Spielberg noch Lucas von einem Aussterben des Kinos sprechen und auch ich es nicht prognostiziere. Aber, das Kino wie es derzeit ist, wird sich in Zukunft ändern um mit den neuen Medien konkurieren zu können. Ich sehe deshalb eher eine Weiterentwicklung des Kinos, als ein Aussterben dieser Variante Filme zu sehen. Und diese wird sich preislich, wie Lord Galagus erwähnt, anpassen müssen um den Gewinn für die Produzenten auszugleichen, weshalb ich auch vermute, dass die Masse zu Beginn wohl eher zurückschreckt.
Natürlich wird diese Entwicklung nicht von heute auf morgen eintreffen, aber über die nächsten Jahre könnte es mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Richtung gehen. Wobei ich dem positiv entgegen sehe und nicht negativ.
(zuletzt geändert am 14.06.2013 um 22:14 Uhr)
MendonC22
Wenn man von einem Zeitraum in den nächsten 30 Jahren spricht, wohl kaum. Jetzt kommen ja erst mal neue Ton und Bildformate, neue Märkte und, und, und.
Fussball kann man heut auch auf mehr Medien erleben, deswegen wird das Stadion nicht leerer.
Wenn mal wieder qualitativ bessere Filme laufen, dann kommen auch die Zuschauer wieder. Wobei die Filme immer gesamthaft genug einspielen.
Disney hat wohl nicht 4 Mia. rausgehauen, damit sich nur noch ein kleiner Teil die Filme im Kino anschaut. Und die Ticketpreise sind schon ziemlich am Limit, die werden nicht sprunghaft ansteigen, denn dann bleiben die Leute erst recht weg.
Wookiehunter
@ Wookiehunter
"Fussball kann man heut auch auf mehr Medien erleben, deswegen wird das Stadion nicht leerer."
Vollkommen richtig!
Kurzes Off-Topic mit einem geschmeidigen Übergang zum Topic:
Trotz neuer Medien und Plattformen, auf denen sich jedermann Fußball zu Gemüte führen kann, boomt die Bundesliga seit langer Zeit, jedes Jahr werden neue Zuschauerrekorde verzeichnet.
Warum ist das so? Wenn ich in Dortmund auf der Südtribüne stehe und mir für "meinen" BVB die Seele aus dem Leib brülle, denke ich zu keiner Sekunde: Ach , was wäre das jetzt schön, dieses Spiel zu Hause im Fernsehen zu sehen. Mit 80000 anderen, die genauso bekloppt sind wie man selbst das Live-Erlebnis zu teilen, ist unvergleichlich. Dies habe wohl nicht nur ich erkannt, sondern viele Millionen weitere Fans offenbar auch.
Und mit dem Kino verhält es sich ebenso. Okay, natürlich ist es nicht live, aber die unmittelbare Reaktion des Publikums mitzuerleben, kommt dem relativ nahe. Auch wenn ich im Kino sitze habe ich nicht den Gedankengang: Naja, ist ja ganz nett, aber was würde ich drum geben, den Film auf ´nem Bildschirm statt auf der großen Leinwand zu sehen.
Das Kino an sich wird sich in Zukunft wandeln, soviel steht außer Frage, daß es aber irgendwann völlig verschwinden wird, halte ich schlichtweg für nicht möglich.
(zuletzt geändert am 15.06.2013 um 00:04 Uhr)
Anakin 68
Wookiehunter
Anakin 68
Wookiehunter
Wie ich in meinem ersten Kommentar auf Seite 2 schon schrieb, ist in meinen Augen ein Konzertbesuch nicht mit einem Kinobesuch zu vergleichen und das gleiche gilt auch für Fußball. Man hat keine Protagonisten live vor sich, das ist etwas ganz anderes. Weiterhin fehlt die Einmaligkeit.
Und eine Frage an MendonC22
Wie kommst du darauf, das es immer weniger Kinozuschauer gibt? Meine Recherchen endeten zwar nicht so umfangreich, zeigten aber, das seit ein paar Jahren die Anzahl der Kinobesucher wieder steigen. Der Einbruck in den 2000er kann auf die Raubkopien zurückzuführen sein, was ich auf Seite 1 der Kommentare schon angesprochen habe, wieso dies nicht mehr so extrem ist.
Und wieso viele Säle nur halb voll sind? Ganz einfach, weil das gleiche Kino über 9 weitere Säle verfügt und ein paar Kilometer weiter das nächste Kino mit 10 Sälen bereit steht.
TiiN
@Tiin
Ich gebe dir recht, dass die Saal-Anzahl auch so seine Auswirkungen zeigt und ein Saal dann weniger voll wirkt. Aber nach 2004 ist die Zahl der verkauften Kinotickets um 10 Mio. (in Deutschland) gesunken und steigt nicht mehr wirklich wieder an. Dafür braucht es ja nicht unbedingt Raubkopien als Grund, wie man einigen Kommentaren entnehmen kann, bevorzugt so mancher das Heimkino oder scheut jetzt schon die Preise.
@Wookiehunter
Ja neue Technologie im Kino ist eine dieser positiven Entwicklungen, aber mit ihr kommt, dann sicher wieder ein Preisanstieg. Es gibt viele Leute die das gar nicht freuen wird
Aber letztendlich will ich auch zustimmen, dass es eine Welt ohne Kino nicht eintritt, solange wir nicht einen großen Technologie Verlust erleiden oder kurz vor dem Aussterben stehen.
MendonC22
Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Lucas und Spielberg haben nicht behauptet, dass das Kino vollkommen aussterben wird, sondern lediglich, dass es sich zu einem Nischenmarkt entwickeln wird, das sich nicht mehr die breite Masse leisten kann, sondern eben nur noch elitäres Zielpublikum. Diese Entwicklung lässt sich angesichts der zahllosen Video-on-Demand-Services in Bereichen des Internets, des Heimkinos oder des Smart-TVs wohl kaum bestreiten. Ein aktueller Blockbuster kostet bei SkyAnytime gerademal ein paar Euro und lässt sich jederzeit abrufen. Ich denke daher, dass Kino und VoD in Zukunft koexistieren werden, aber eben mit dem Unterschied, dass ersteres nur noch ein elitäres Zielpublikum erreichen wird, letzteres hingegen die breite Masse.
Wenn man diese Entwicklung konsequent durchdenkt, führt dies zu einer paradoxen Umkehrung der derzeitigen Verhältnisse: Während sündteure Blockbuster in allen erdenklichen VoD- und Direct-to-DVD-Diensten gnadenlos für die breite Masse verramscht werden, wird man für Nischenfilme, die nur wenige Leute interessieren, sehr teure Kinokarten bezahlen müssen.
(zuletzt geändert am 15.06.2013 um 11:05 Uhr)
DerAlteBen
Die erste Aussaga Spielbergs deckt sich mit dem letzen Satz Lucas' aus dieser sieben Jahre alten News:
http://www.starwars-union.de/nachrichten/7771/George_Lucas_Die_Zeit_der_Blockbuster_ist_vorbei/
Man schaue sich nur die Riesenflops vom Vorjahr Battleship und John Carter an, oder aktueller Jack the Giant Slayer und After Earth. Noch mehr solcher Flops innerhalb eines Jahres und ein Umdenken findet statt (bzw ein Paradigmenwechsel wird kommen müssen, schon alleine wegen der VFX-Krise).
Weil einige meinen die Zuschauerzahlen steigen stetig. Das Gegenteil bzw. eine Stagnation ist der Fall. 3D und andere zusätzliche Preistreiber (HFR) kaschieren das im Moment noch.
Kaero
@MendonC22
Ich habe mich nochmal rangesetzt und nach den Kinobesucher zahlen in Deutschland geschaut
Es deckt sich weitestgehend mit deinen Aussagen, lässt aber auch andere Schlüsse zu.
2004: 157 Mio. Kinobesucher in Deutschland
2005: 127 Mio. (Das Star Wars Jahr )
2006: 137 Mio.
2007: 125 Mio.
2008: 129 Mio.
2009: 146 Mio.
2010: 127 Mio.
2011: 130 Mio.
2012: 135 Mio.
Wie du sagtest wurden 2004 am meisten Kinobesucher gezählt. Anschließend ging es deutlich Berg ab. Aber wie man sieht schwanken die Zahlen recht stark. Im Jahr 2009 es einen sehr starken Wert. Nach dem Rückfall 2010 stiegen die Zahlen nun schon über zwei Jahre an. Ich bin auf 2013 gespannt.
Aber es ist auch nicht so, das bis 2004 die Zahlen top waren. Auch in den Jahren davor verhielt es sich ähnlich:
1991: 120 Mio.
1992: 106 Mio.
1993: 130 Mio.
1994: 133 Mio.
1995: 125 Mio.
1996: 133 Mio.
1996: 143 Mio.
1997: 149 Mio.
1998: 149 Mio.
1999: 153 Mio.
2000: 178 Mio.
2001: 164 Mio.
2002: 149 Mio.
Mich überrascht es selbst, das die Auswirkungen der Raubkopien für meinen Geschmack nicht so deutlich auffallen.
In meinen Augen würde ich den ganzen Spaß so interpretieren: Die Kinodichte hat in Deutschland stark zugenommen. Die Filmdichte aus Hollywood wohl noch viel mehr. Die Peaks von 2000, 2004 und 2009 hängen eher mit dem Filmprogramm zusammen und werden immer wieder mal auftreten.
Die Zuschauer in Deutschland haben die hohen Preise weitestgehend angenommen, vermutlich auch der großen Filmauswahl geschuldet.
Ich sehe zumindest in den Zahlen der letzten 20 Jahre keinen konstanten Rückgang.
Im übrigen wurde 2012 der höchste Umsatz in der bisherigen Kinogeschichte @Deutschland erwirtschaftet: über 1 Mrd. 3D sei dank.
Fraglich ist natürlich auch, ob man die Zahlen aus Deutschland für die ganze Welt gleichsetzen kann
Quelle: FFA (Filmförderanstalt)
TiiN
@TiiN:
Mit Zahleninterpretationen diese Art sollte man vorsichtig sein, da diese andere Entwicklungen ausblenden. Man darf nicht vergessen, dass die Produktionskosten für Blockbuster in diesem Zeitraum erheblich gestiegen sind (sprich: die 200 Mio. $-Grenze bereits schon überschritten haben). Im selben Zeitraum sind die Kasseneinnahmen aber stagniert. Daraus ergibt sich ein erhebliches Defizit für die Filmindustrie. Lucas hat Recht: Auf Dauer kann das nicht gutgehen.
DerAlteBen
@DerAlteBen
Mir ging es primär um die Zuschauerzahlen und ob die Leute heute noch so häufig ins Kino gehen wie vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren
Die Rekordeinnahmen im Nebensatz hatte ich nur so reingepackt. Sicherlich muss man für die Wirtschaftlichkeit viele weitere Faktoren berücksichtigen.
Aber zum Verweis von Kaero auf Lucas' Aussage mag ich auch noch etwas sagen:
Meiner Meinung nach vergleicht Lucas dort beinahe zwei paar Schuhe.
Diese 200 Mio. Produktionen sind doch weniger für ihre Oscarnominierungen bekannt.
1 2007 300.000.000 Fluch der Karibik 3
2 2010 260.000.000 Rapunzel
3 2007 258.000.000 Spider-Man 3
4 2009 250.000.000 Harry Potter 6
5 2010 250.000.000 Harry Potter 7.1
6 2011 250.000.000 Harry Potter 7.2
7 2012 250.000.000 John Carter
8 2012 250.000.000 Der Hobbit I
9 2013 250.000.000 Iron Man 3
10 2012 248.000.000 Men in Black 3
Das sind angeblich die teuersten Filme aller Zeiten. Wer ist dafür für seine Oscars(oder Nominerungen) bekannt? Keiner. Wen überrascht das? Niemanden.
Blockbuster in diesem Sinne sind doch schon lange nicht mehr bei den Oscars gefragt. Da gehts viel mehr um Anspruch.
Daher glaube ich ihm, das die Produktionskosten für Oscargewinner in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht sonderlich hoch ausfallen werden, aber mich überrascht das auch nicht.
Man müsste sich halt mal anschauen, was für Filmstudios für einen Gewinn im Vergleich zu Ausgaben erzielen und das mit den Werten von vor 10 und 20 Jahren vergleichen. Falls jemand solche Zahlen hat, gerne her damit
TiiN
@TiiN:
Dass die Filme, die du aufzählst, nicht für ihre Oscars bekannt sind ist schon klar. Ich beziehe mich nur auf Lucas letzten Satz: Ich verstehe ihn so, dass er mit durchschnittlichem Film alle Filme meint, nicht nur die unabhängigen Filme.
Vielleicht ist 15 Mio zu wenig gegriffen, aber dass die Kosten drastisch sinken werden ist klar.
Die Filmstudios kriegen in den USA nur 50% der Einnahmen, im Rest der Welt in der Regel 65%. Deswegen wird es bei den gigantischen Budgets immer schwerer Profit einzufahren.
http://www.boxofficemojo.com/studio/
Hier findet man den Marktanteil und die Einnahmen der Studios.
Oft rechnen die aber auch sehr fantasievoll, so haben sie bei Harry Potter und der Orden des Phönix einen Verlust errechnet:
http://charlyschweiger.com/warner-trickst-und-harry-potter-macht-verlust/
Kaero
@TiiN:
Ich habe mir die Zahlen zu den Top 10 der kostenintensivsten Filme aus der imdb geholt und deren Produktionskosten (links) mit dem Umsatz (rechts) gegenübergestellt. Die Zahlen beziehen sich auf Millionen-Dollar-Einheiten:
Fluch der Karibik 3: 300/309
Rapunzel: 260/200
Spiderman 3: 258/336
Harry Potter 6: 250/302
Harry Potter 7.1: 250/294
Harry Potter 7.2: 125/380
John Carter: 250/73
Der Hobbit: 180/303
Iron Man 3: 200/396
Men in Black 3: 225/179
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Sehr hoch budgetierte Filme (Fluch der Karibik 3) konnten ihre Produktionskosten nur sehr knapp einspielen. Die am niedrigsten budgetierten Filme (Der Hobbit, Harry Potter 7.2) konnten ihre Umsätze im Vergleich zu den Kosten verdoppeln. Fast ein Drittel aller Filme konnten die Produktionskosten nicht wieder einspielen (Rapunzel, Men in Black 3, John Carter).
Im Vergleich zu damals: Star Wars: ANH wurde mit einem Budget von 11 Mio. $ gedreht und spielte 770 Mio. $ ein (nicht inflationsbereinigt). Kurzum: Heutige Blockbuster können im besten Falle ihre Einnahmen verdoppeln, sind aber zu 30% ein Verlustgeschäft.
(zuletzt geändert am 15.06.2013 um 14:02 Uhr)
DerAlteBen
@DerAlteBen
Ich verlasse mich lieber auf Zahlen, als auf das Gewäsch von Lucas und Spielberg. Die Kinobetreiber werden immer mehr fürs gleiche Geld bieten müssen, um mithalten zu können. Solche Preise für ein Kinoticket wären dann der letzte Sargnagel. Abgesehen davon gesellen sich zu der Kinoauswertung noch diverse andere Einkünfte dazu, wie die ganzen Auswertungen. Mal ehrlich erklär mir mal, warum ein Studio auf eine Kinoauswertung verzichten sollte, macht es doch einen beträchtlichen Anteil am Gesamtergebnis aus.
Das ist alles Käse, Blockbuster die nicht rentieren, mögen das ein oder andere Studio in den Ruin reissen und zwei neue tun dann auf.
Demnächst lesen wir noch im Kaffeesatz, um zu prognostizieren.
(zuletzt geändert am 15.06.2013 um 14:11 Uhr)
Wookiehunter
DerAlteBen
@DerAlteBen
Danke für die Zahlen. Aber es scheint mir, als hättest du nur die Einnahmen aus den USA genommen und nicht die weltweiten?
MIB3 hat z.B. weltweit laut Box Office Mojo 624 Mio US Dollar eingespielt.
http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=mib3.htm
Bei 180 Mio Kosten würde dies immer noch einen deutlichen Gewinn bedeuten.
Wenn ich nun mal die goldene Regel von Kaero vor langer Zeit rauskrame, das man ungefähr das dreifache der Produktionskosten als Ausgaben rechnen muss, wurden 540 Mio. US Dollar ausgegeben und es blieben 84 Mio US Dollar Gewinn
Wobei ich das mit dem grob dreifachen an Produktionskosten noch nicht so ganz leicht schlucken mag
Aber evtl. wolltest du auch auf etwas anderes hinaus, was mir gerade nicht so deutlich wurde und hast deshalb nur die Einnahmen aus den USA genommen?
TiiN
@TiiN:
Stimmt, die Zahlen beziehen sich auf die USA, nicht weltweit. Das dürfte allerdings nichts daran ändern, dass High-Budget-Movies ein Risikogeschäft sind und bleiben, was sich an John Carter wohl am deutlichsten zeigt. Lucas dürfte daher recht haben, schließlich weiß der Mann, wovon er spricht.
DerAlteBen
Zusatzeinnahmen von Merchandising??? Ich rede von DVDs und Blurays. So rendieren sogar Filme, die im Kino nicht Bombe liefen. Aber wenn sie gar nicht im Kino laufen, dann fehlen diese Einnahmen eben auch.
Nochmal diese Schwarzseherei sollte man eher wegen der Qualität der Filme betreiben, da sehe ich die Baustelle und nicht im Vertriebssystem.
Wookiehunter
Ich denke, wir sollte Lucas nichts in den Mund legen. Er hat weder behauptet, dass das Kino verschwinden wird, noch dass High-Budget-Produktionen keinen Gewinn abwerfen würden. Seine Aussage ist wohl eher als Warnung zu verstehen: Wenn die Filmindustrie weiterhin auf ein paar "Je teurer, desto besser"-Filme setzt, dann erhöht sich die Gefahr, dass irgendwann einmal ein Mega-Flop ein Vakuum in der Filmindustrie erzeugt.
DerAlteBen
Also eine Industrie ist nicht mit ein paar Studios gleichzusetzen. Prognosen sind immer etwas sehr statisches und vergessen darob, dass eine Entwicklung unter dynamischen Gesichtspunkten zu betrachten wäre. Wissen wir wie die Welt übermorgen ausschauen wird, nein.
Also, und als Warnung hast du es wohl nicht verstanden, den du redest ja auch von Prognosen und Tendenzen. Tendenzen sind keine Warnungen sondern Marschrichtungen die auf Fakten basieren. Ich erkenne jetzt absolut nicht, was mich glauben lassen sollte, dass in den nächsten paar Jahrzenten so gewaltige Veränderungen betreffs der Kinolandschaft stattfinden werden.
Nochmal ich schliesse nicht prinzipiell Veränderungen aus, aber in dem Umfang, wohl kaum und dabei bleibts.
Wookiehunter
DerAlteBen
DerAlteBen
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