Kotaku hat der Abwicklung von LucasArts einen umfassenden Hintergrundbericht gewidmet. Hier die wichtigsten Auszüge:
Direkt nach dem Kauf von Lucasfilm beraumte Disney-Chef Bob Iger eine Sitzung mit Vertretern aller Unternehmensbereiche an. Einem Anwesenden zufolge, erklärte er auf Nachfrage seiner neuen Mitarbeiter, alles solle wie gewohnt weitergehen. Sechs Monate später schloss Disney LucasArts. Alle laufenden Spieleprojekte wurden eingestellt. Alles wie gewohnt.
Ende 2011 erklärte der damalige LucasArts-Chef Paul Meegan, er habe sein Unternehmen umgebaut. Die Produktion verschiedener neuer Spiele sei angelaufen.
"Wir sollten Spiele machen, die unser Medium neu definieren und mit den Besten unserer Wettbewerber mithalten können, aber wir tun es nicht. Das muss sich ändern. Krieg der Sterne eignet sich ideal für eine ganze Reihe von Spielen. Es kann Spieler zusammenbringen und ihnen ein Mehr an Unterhaltung bieten."
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete LucasArts unseren Informationen zufolge an einer Reihe von Spielen, darunter Star Wars 1313, Star Wars: First Assault, ein Social Game namens Outpost, das eine Krieg der Sterne-Version von Farmville werden sollte, ein iOS-Spiel und ein Projekt, das von dem Splinter Cell-Macher Clint Hocking geleitet wurde.
Jedes dieser Spiele wurde in den folgenden Monaten stark verändert oder vollends gestrichen. 1313 wurde gleich mehrfach umgewidmet, First Assault zusammengestrichen. Outpost und das iOS-Spiel verschwanden komplett, Hocking verließ LucasArts, Meegan folgte eine kurze Zeit später.
Dennoch wollte LucasArts First Assault Ende September 2012 als XBLA-Spiel vorstellen. Jetzt im Frühling sollte es herauskommen, aber nur wenige Stunden vor der Ankündigung wurde vermeldet, dass die Entwicklung vorerst eingestellt worden sei. Eine Quelle sagte uns dazu: "Das kam wie aus heiterem Himmel. Wir hatten keine Ahnung, was vor sich ging."
Einige Monate später übernahm Disney Lucasfilm und damit auch LucasArts. "Was Disney uns damals sagte, war immer nur, alles liefe wie gewohnt weiter. Zu diesem Zeitpunkt verloren wir jeglichen Einblick in das, was auf der Leitungsebene vor sich ging."
Von da ab bis vor wenigen Wochen arbeitete LucasArts an drei Projekten: First Assault, 1313 und einem kleineren Projekt, das intern als "Version Zwei" lief [Das folgende Video aus diesem letzten Projekt findet ihr im Original bei Kotaku].
In First Assault gab es, wie wir vor einigen Wochen berichteten, keine Fahrzeuge. In "Version Zwei" hingegen schon.
Der Grund dafür ist, laut mehreren Quellen, dass die Entwickler von LucasArts "Version Zwei" letztlich in das mit Spannung erwartete Battlefront III verwandeln wollten, das seit mehreren Jahren von Studio zu Studio geschoben wird. Jetzt wollte LucasArts das Projekt selbst umsetzen.
Eine Quelle dazu: "Von Seiten der Spieler wird Battlefront III sehr lautstark gefordert. Wir hatten gehofft, es ihnen letzten Endes präsentieren zu können."
Doch in den letzten paar Monaten war die Arbeitsmoral bei LucasArts auf einem Tiefstand: Der Einstellungsstopp und die Streichung von Spieleankündigungen führten dazu, dass die Mitarbeiter keine Ahnung hatten, ob ihre Spiele jemals herauskommen würden.
Im Januar erklärte Disney-Chef Iger dann vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Newtown (Connecticut), dass man sich mit dem Problem von Gewalt in Videospielen befassen wolle.
Die Entwickler von LucasArts hörten es mit Sorge, arbeiteten sie doch an einem First-Person-Shooter und einem gewaltintensiven Action-Adventure.
"Es war uns klar, dass wir von Disney als ungewolltes Stiefkind gesehen wurden. Wir waren nur wegen unserer Mutter interessant, d.h. in unserem Fall wegen der Filmrechte."
Dann schloss Disney das Spielstudio Junction Point, das unter anderem Epic Mickey entwickelt hatte. Erneut ging die Besorgnis bei LucasArts um: "Es ist klar, dass sich Epic Mickey 2 nicht gut verkauft hat, aber sie haben auch versucht, ein Musical daraus zu machen. Auch bei dieser Schließung hatten wir keine Ahnung, was vor sich ging."
Einer Quelle zufolge gab es zwei weitere Ereignisse, die den LucasArts-Beschäftigen Sorgen machten: Im März tauchten online Informationen über das noch immer nicht offiziell angekündigte Spiel First Assault online auf. Als Disney dies nicht als Steilvorlage für Marketingaktionen nutzte, war den LucasArts-Entwicklern klar, dass es nicht gut um sie stand.
Am Tag nachdem Videomaterial aus First Assault online verbreitet worden war, gab es bei LucasArts eine Sondersitzung. "Dort hieß es, wenn so etwas noch einmal vorkomme, würden rechtliche Maßnahmen ergriffen. Und niemand wollte sich mit Lucas- und Disney-Anwälten herumschlagen, also konnte niemand öffentlich bestätigen, dass dieses Zeug tatsächlich von uns kam."
Ein zweites Warnzeichen war, dass den LucasArts-Mitarbeitern vor der Game Developers Conference Ende März eingeschärft wurde, was sie sagen konnten und was nicht. First Assault-Entwickler durften bestätigen, dass sie an einem First-Person-Shooter im Krieg der Sterne-Universum arbeiteten, aber sie durften den Titel nicht bestätigen, auch wenn dieser längst in aller Öffentlichkeit diskutiert wurde.
Zu diesem Zeitpunkt machten bereits Gerüchte die Runde, dass LucasArts abgewickelt werden könnte. Einer Quelle zufolge, wurden diese Gerüchte von der Firmenleitung vor der GDC angesprochen, aber weder bestätigt, noch dementiert.
"Vielen von uns war allerdings sehr klar, wohin es ging, und wir nutzten die GDC, um uns bei anderen Unternehmen vorzustellen", erklärt die Quelle.
Vergangene Woche kam dann das Aus für LucasArts. Eine Quelle über die mögliche Zukunft der letzten Projekte bei anderen Entwicklern: "Disney erklärt, man wolle [First Assault] bei anderen Studios vorstellen, um zu schauen, ob es jemand fertigentwickeln möchte, aber wir halten das für wenig wahrscheinlich."
In LucasArts-Kreisen geht immerhin ein Gerücht um, das bislang nicht bestätigt werden kann und demzufolge Electronic Arts daran interessiert gewesen sein soll, LucasArts zu kaufen. Nach den schlechten Verkaufszahlen von SimCity und dem Abgang von EA-Chef John Riccitiello Ende März sollen diese Pläne aber fallengelassen worden sein. EA erklärte zu diesen Gerüchten: "Die gesamte Spieleindustrie verändert sich aktuell sehr stark, während wir versuchen, effizientere Unternehmensstrukturen aufzubauen, um Spiele auf beliebten neuen Plattformen wie Mobilgeräten und Konsolen zu vertreiben. EA plant aktuell keine größeren Übernahmen."
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Thrawn2013
Das Video sieht gut aus, weil man dieses Spiel gerne spielen möchte - nicht weil es wirklich state of the art wäre. Und so ein Video sagt auch gar nichts darüber aus, wie weit die Entwicklung denn nun wirklich war. Bei keinem der genannten Spiele kann man sicher sagen, dass sie in den nächsten Monaten fertigzustellen gewesen wären. Ergo, der Artikel ändert nichts an meiner Meinung, dass die Schließung von LucasArts nachvollziehbar ist. Dass es "schmutzig" ablief ist nicht schön - aber auch dies liegt etwas in der Natur der Sache.
Dass Disney nur "Star Wars" wollte, ist doch klar. Die haben aber auch nie behauptet, dass sie das Unternehmen als Filmfirma halten wollten, die ein Spektrum an unterschiedlichen Filmen produziert. Ein "Red Tails 2" haben die nie in den Raum gestellt. Lucasfilm ist nun eine reine "Star Wars"-Produktionsstätte - von ILM und SkywalkerSound vielleicht mal abgesehen. Die produzieren "Star Wars"-Filme und vermarkten sie. Sonst nichts. Damit kann ich sogar leben. Denn neben den hoffentlich guten Filmen umfasst die Vermarktung ja auch das Lizenzgeschäft für Bücher, Comics und eben auch Video-Games. Und wenn sich Lucasfilm auch unter Disney weiter verantwortungsvoll um diesen Aspekt kümmert, bekomme ich alles, was ich mir wünsche.
Da waren jetzt eine Menge "wenn"s drin. Aber dass sie bemüht sein werden, die Filme gut zu machen, ist ja wohl selbstverständlich. Und dass man eine zugkräftige Marke nicht in den Ausverkauf schickt, sondern das Franchise durch entsprechende Lizenzen breit aufstellt, weiß Disney auch. Dafür benötigt man aber nicht den wenig erfolgversprechenden Klotz "LucasArts" am Bein. Games werden zukünftig - genau wie Bücher und Comics - unterlizensiert. Und wenn man dies gewissenhaft macht und das Franchise pflegt, sollte das auch funktionieren. Insofern gibt es noch keinen Grund hier schwarz zu sehen.
Der einzig besorgniserregende Aspekt in der Meldung ist in der Tat, die Aussage über Gewalt in Video-Games. Aber - wie hier schon von vielen herausgearbeitet - darf man diese Worte nicht auf die Goldwaage legen. Trotzdem alles bitter: Ich hätte nämlich lieber früher als später mal ein "StarWars"-Spiel ab 18 spielen wollen...
Darth Jorge
Ich erinnere mal daran, dass Star Wars (zumindest ursprünglich in der OT) ein Kinderfilm ist. Gewaltdarstellung ist stark begrenzt, selbs wenn Gliedmassen abgeschlagen werden fließt kein Blut und man sieht die Stümpfe kaum. Ich stimme hier Aaron und DerAlteBen zu, das Gewalt-Argument sollte man nicht allzu ernst nehmen.
Das mit Battlefront 3 ist etwas anderes. Es ist schon eine Ironie sondersgleichen, dass ausgerechnet LA auf die Fanwünsche hört und ernsthaft an dem Spiel arbeitet. Ob daraus wirklich was geworden wäre, wissen wir nicht, vielversprechende Videos gibt es zu viele gescheiterten Projekten... 1313 ist ein Beispiel dafür, aber auch TFU (das war mMn einfach nur schlecht und hat LA zeitmässig Probleme bereitet). Das Video sieht jedoch ziemlich gut aus, und vor allem viel näher am Gameplay als der 1313-Cinematic-Trailer. Das ist bitter.
Und ich stimme noch in einer anderen Sache DerAlteBen zu: dieser Text liest sich wie die Berichte von Ex-Free Radikal Arbeitern über die finale Phase ihres Unternehmens. Da sind viel Emotionen drin und die Schilderungen daher wohl übertrieben, aber so sehr die Schließung auch gerechtfertigt ist, Disney hat das ganze wohl ebenso schlecht gehandhabt wie LA mit Free Radical damals. Man lässt die Menschen nicht einfach so am Tropf hängen, man muss sofort Klartext reden wenn einem deren Arbeit nich gefällt. Das ist traurig.
@ Charade und MasterOfForce:
Es ist Ansichtssache, ob man die LA-Spiele der letzten Jahre für gut oder schlacht befindet, umstritten sind sie aber allemal, und vor allem: sie sind nicht der einzige Grund für die Schließung der LA-Entwicklungsabteilung. Das war einfach ein chaotischer Haufen, das beginnt damit, dass sie damals TFU nur ziemlich verspätet fertiggekriegt haben, die Tatsache dass nur noch für Konsolen entwickelt werden und man dann zurückgerudert ist, da sind die Vorstände, die einer nach dem anderen hingeschmissen haben, da sind die in der News genannten Projekte die entweder eingestampft oder mehrmals neu ausgerichtet wurden weil sie nicht wussten, wie sie mit ihnen weitermachen sollen. Und das ist nicht erst seit kurzem bekannt, die Infos über dieses Chaos kommen seit Jahren nach und nach an die Öffentlichkeit.
Da lief definitv eine Menge schief. Und angesichts der Menge an Leuten, die die Schließung der LA-Entwicklungsabteilung beklagen, würde ich nicht von "Meinungsnachplappern" reden... Den Vorwurf könnte man ebensowenig begründet umdrehen.
(zuletzt geändert am 12.04.2013 um 11:16 Uhr)
Darth Revan Lord der Sith
@ Darth Revan Lord der Sith:
Umstritten waren sie in der Tat ... aber mir kam dieser sensationalistische Stammtisch-Ausruf von Rogan etwas in den falschen Hals ... schliesslich hat LucasArts auch noch "Republic Commando" und die Special Editions zu Monkey Island entwickelt ... die sowohl von Publikum wie auch Kritik positiv aufgenommen wurden. Es ist einfach schade um die Leute...
Absolut lesenswert ist auch dieser Artikel hier:
http://www.polygon.com/2013/4/11/4210356/lucasartss-eulogist-looks-back-at-on-the-poetry-of-goodbyes
In der OT ist Blut geflossen, alles andere zählt nicht! Aber bei der Gewalt-Aussage gebe ich dir trotzdem recht, man muss die auch im Kontext verstehen ... was hätte er denn schon angesprochen auf das Attentat sagen wollen? Der Gewalt als Bestandteil von Star Wars wird er aber niemals den Kampf ansagen. Auch wenn es natürlich passen würde, dass das eingestellte "1313" als sehr erwachsenes, äusserst gewalttätiges Spiel geplant war.
Kurz:
Sowas massen- und kindertaugliches wie Battlefront wird garantiert wieder mal erscheinen ... aber ich bin etwas beunruhigt, da man zurzeit echt nicht abschätzen kann, ob unter Disney jemals sowas wie "KOTOR" veröffentlicht werden könnte... also Spiele für die erwachsenen Fans der Franchise.
Charade
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