Eigentlich sollte The Star Wars über Entertainment Weekly angekündigt werden, nun hat es dort immerhin für ein Interview mit dem Dark-Horse-Gründer Mike Richardson und Krieg der Sterne-Programmchef Randy Stradley über die neue Reihe, die Zusammenarbeit mit Lucasfilm und die Zukunft von Krieg der Sterne bei Disney gelangt:
The Star Wars zeigt eine neue Seite des Jedi-Universums, und noch dazu eine teilweise recht verstörende. Hat es lange gedauert, dieses Projekt auf den Weg zu bringen?
Stradley: Diesmal ging es sehr schnell, aber die Idee haben wir Lucasfilm erstmals vor 10 Jahren oder noch länger vorgestellt. Unsere damaligen Gesprächspartner dort haben das Konzept rundheraus abgelehnt: George wäre nie daran interessiert, hieß es, oder George würde es nie zulassen. Einige Zeit später stellte Jonathan Rinzler, einer der Herausgeber bei Lucasbooks, der immer wieder eng mit George zusammengearbeitet hatte, George das Konzept persönlich vor, und der war voll dafür. Entweder hat George also seine Meinung geändert, oder - und das halte ich für wahrscheinlicher - damals wollte niemand mit einer Idee zu George gehen, die dieser vielleicht ablehnen würde. Dies ist das erste Mal, dass George Lucas derart direkt an einem Projekt beteiligt ist. Er hat sich alle Figurenkonzepte und Fahrzeuge und Schauplätze angesehen und die ausgewählt, die ihm gefallen haben. Er manövriert uns visuell in die Richtung, die das Drehbuch genommen hätte, wenn es verfilmt worden wäre.
Dieses Drehbuch erinnert insgesamt an John Carter oder Flash Gordon...
Stradley: Visuell ist es meines Erachtens sehr viel dichter an Flash Gordon. Es wird nach wie vor Dinge geben, die eindeutig zum Krieg der Sterne gehören, aber es gibt auch eine Menge anderes Material. Luke Skywalker ist hier ein älterer General, Han Solo eine grüne Echse. Wookiees führen am Ende den Angriff auf die imperiale Kampfstation durch, die hier allerdings nie als Todesstern bezeichnet wird. Eine Menge ist anders, aber einige Punkte sind auch gleich geblieben.
Wie sind Sie bei der Auswahl der Künstler und der künstlerischen Gestaltung des Projekts vorgegangen?
Stradley: Wir haben eine ganze Weile nach dem richtigen Zeichner dafür gesucht, bis ich fast zufällig auf Arbeitsproben eines Künstlers namens Mike Mayhew stieß, der nebenbei bemerkt nicht mit Peter Mayhew verwandt ist. Aber sein Stil schien genau zu passen. George liebt Comics im klassischen Stil: Er ist ein Riesenfan von Jack Kirby und von Comics aus den 60er Jahren, und Mikes Zeichenstil und Erzählweise erinnert daran, auch wenn er insgesamt eine sehr moderne Linie verfolgt. Das war eine nette Kombination, und bislang gefällt George, was er gesehen hat, also sind wir natürlich begeistert.
Mike Mayhew muss allerdings nicht dieses gesamte neue Universum entwickeln, dafür habe ich eine ganze Armee von Comics- und Storyboard-Zeichnern angeheuert, die nun Fahrzeuge, Figuren und Schauplätze entwickeln.
Für Dark Horse ist der Krieg der Sterne ein großer Teil der Firmengeschichte und - zusammen mit Hellboy, The Mask, Concrete und 300 ein wesentliches Element Ihrer Erfolgsgeschichte.
Richardson: Wir hatten auch schon vor Krieg der Sterne Erfolge, aber kommerziell und finanziell ging es für uns mit Lizenzcomics wie Alien erst richtig los. Wir hatten damals diese Theorie, dass wir anders als Marvel und DC keine alteingesessenen Figuren hatten und es sich deshalb lohnen könnte, die Lieblingsfilme unserer Zielgruppe in Comicform fortzusetzen. Nachdem das einmal funktioniert hatte, haben wir uns unserem Lieblings-Lieblingsfilm zugewandt: Krieg der Sterne. Im Kino habe ich den ersten Film 19 Mal gesehen, ich bin immer wieder hingegangen, um ihn einfach noch einmal zu sehen. In Richtung Krieg der Sterne zu gehen, war also die natürlichste Sache der Welt. Damals hatte Marvel eine Weile damit gearbeitet, aber zu dem Zeitpunkt eben nicht mehr, und unser Erfolg hatte im Bereich der filmbasierten Comics die Karten neu gemischt.
Comics, die auf Filmen basierten, galten damals als zweitklassig oder waren überfrachtet mit Filmverweisen.
Richardson: Bis dahin waren solche Comics auch von zweitklassigen Leuten gemacht worden und das aus unserer Sicht auch nicht besonders gut. Der Gedanke war, dass der Filmtitel die Comics verkaufen würde, weshalb die eigentliche Geschichte keine besondere Priorität hatte. Natürlich gab es auch Ausnahmen - Walt Simonsons Alien war eine wirklich gelungene Adaption -, aber die Gesamtgeschichte der jeweiligen Filmwelt hatte nie jemand fortgeschrieben, und wenn, dann nicht sehr gut.
Wobei Marvel Ende der 70er mit seinen Krieg der Sterne-Comics in unerwartete Richtungen gegangen war: Han Solo wurde zum Revolverhelden, es gab diesen großen grünen Hasen...
Stradley: Man muss die Marvel-Reihe im Gesamtzusammenhang sehen. Sie wussten nicht, dass es einen zweiten Film geben würde oder in welcher Richtung dieser gehen würde, also machten sie einfach ihr Ding. Und zugegeben: Einige ihrer Entscheidungen wären uns nie in den Sinn gekommen.
Richardson: Was wir damals seltsam fanden, war, dass Marvel nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter offenbar beschloss, dass Krieg der Sterne vorbei war. Uns hingegen schien es, dass die Fans ohne neue Filme und ohne neue Produkte absolut heiß auf Neues waren. Sie wollten mehr Krieg der Sterne, nicht weniger. Wir haben uns also gefragt, wie wir uns den nächsten Film vorstellen würden, und das hat die Fans, die noch nicht bereit waren, Krieg der Sterne einfach aufzugeben, wirklich angesprochen.
Sie haben die Krieg der Sterne-Comics weggeführt von einer großen Saga und hin zu Abenteuern in verschiedenen Epochen mit verschiedenen Figuren. Lucasfilm plant jetzt offenbar Ähnliches mit seinen Ablegerfilmen, also glauben Sie, dass man sich Ideen aus Ihren Comics borgen wird?
Richardson: Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Ich meine, sicher, die Möglichkeit besteht und sie könnten es aus rechtlicher Sicht jederzeit tun, aber eigentlich will doch jeder seine eigenen Ideen umsetzen, gerade wenn es um Krieg der Sterne geht. Mir scheint es, dass jeder, der die Gelegenheit hat, an Krieg der Sterne zu arbeiten, irgendwo seine Fußspuren zu hinterlassen. Was ich für denkbar halte, ist, dass unsere Comics sich auf die kommenden Geschichten auswirken. Einige unserer Figuren wurden ja andernorts schon aufgegriffen, insofern liegt das Material vor, und die Fans werden es wiedererkennen.
Stradley: Ich habe mir den Eintrag von Crimson Empire auf Wookieepedia angesehen, und es fiel mir schwer zu glauben, was sich alles darum entwickelt hat. Alle Figuren und Geschichten sind jetzt Teil dieser riesigen Mythologie, und es ist absolut phantastisch, sich hinzusetzen und sich das alles durchzulesen. Da gibt es Figuren, die vielleicht auf 20 Seiten einer ganzen Reihe zu sehen waren, und nun haben sie ellenlange Hintergrundgeschichten.
Wie ist es für Sie als Erzähler, mit dieser enormen Menge und Dichte dieser Mythologie umzugehen? Ist das für Sie der Reiz des Ganzes oder wird es irgendwann erdrückend?
Stradley: Ich finde es toll. Und das Phantastische ist, dass es sich alles ganz natürlich aus Georges ursprünglichen Ideen entwickelt hat. Er hat damals ja nicht nur ein paar Figuren und eine Geschichte erfunden, sondern eine ganze Galaxis, und selbst in den ersten drei Filmen findet man eine enorme Menge an Verweisen auf andere Geschichten, die gerade irgendwo außerhalb des Films ablaufen. Es ist eine ganze Galaxis, und inzwischen ist es eine Galaxis mit einer 25.000jährigen Geschichte. Wie viele Geschichten kann man auf der Erde erzählen? Und was kommt heraus, wenn wir diese Zahl nehmen und sie mit den 100.000 bewohnten Planetensystemen der Krieg der Sterne-Galaxis multiplizieren?
Richardson: Irgendwann haben wir sogar versucht, alternative Dimensionen einzuführen und haben dabei eine Bauchlandung hingelegt. Wir wollten diese Welt noch größer machen, aber unsere Leser fanden ganz offenbar nicht, dass das wirklich nötig war.
Und wie ist die Zusammenarbeit mit Lucasfilm allgemein?
Richardson: Aus meiner Sicht war es immer eine großartige Partnerschaft. Sie vertrauen uns und haben uns immer viel Raum gelassen, um kreativ in die Richtung zu gehen, in die wir gehen wollten. Natürlich geschieht das immer unter ihrer Anleitung, und sie sorgen sich sehr um ihre Gesamtkontinuität, aber wir haben schon mit Vertretern anderer Marken darüber gesprochen, dem Lucasfilm-Modell zu folgen. Im Film ist es normalerweise ja häufig so, dass ein talentierter Autor oder Regisseur kommen und eigene Vorstellungen haben, und wenn diese dann die Kontinuität einer bestehenden Markenwelt zerstören, hat dies eben auch Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Marke.
Gibt es Beispiele, dass George Lucas persönlich Konzepte oder Philosophien der Comics beeinflusst hat?
Stradley: Wir hören nie direkt von George, aber Jonathan (Rinzler) zeigt ihm, woran wir arbeiten. Manchmal geben wir ihm drei oder vier Fassungen für etwas, und dann wählt er eine aus oder entscheidet, dass eine Alternativversion irgendwo im Hintergrund zu sehen sein soll. Außerdem höre ich natürlich Dinge von den Mitarbeitern von Lucasfilm, die uns Sachen sagen wie: "Das hier soll nicht veröffentlicht werden, aber es gefällt George richtig gut" oder "Ich kann Ihnen nicht sagen, wer es war, aber jemand hätte gern einige weitere Ausgaben dieses Werks".
Nach der Übernahme von Lucasfilm durch Disney ist das Lizenzkarussell in Bewegung geraten. Glauben Sie, dass die Comiclizenz demnächst wieder bei der Disney-Tochter Marvel landen könnte?
Stradley: Wir warten aktuell auf eine endgültige Aussage. Uns wurde gesagt, wir würden noch in diesem Jahr etwas zur Zukunft dieser Lizenz hören.
Richardson: In absehbarer Zukunft sind wir der Lizenznehmer, also läuft aktuell alles weiter wie gehabt. Es ist eben, was es ist. Wir wussten immer, dass wir diese Lizenz irgendwann einmal verlieren könnten. Wir sind darauf vorbereitet. Wir haben andere Marken, die den dann freigewordenen Platz füllen könnten, aber ein Grund, weshalb wir überhaupt einen Comicverlag aufgemacht haben, war Krieg der Sterne. Natürlich wäre es also finanziell enttäuschend, die Lizenz zu verlieren, aber persönlich wäre es noch viel enttäuschender.
Sollten Sie die neue Filmtrilogie nur noch als "interessierte Fans" miterleben, was würden Sie sich dann dafür erhoffen?
Stradley: Ich hoffe sehr, dass sie nicht nur Altbekanntes wieder aufwärmen, sondern dass ihnen klar ist, dass sie eine ganze Galaxis haben, die sie durchstreifen können und dass sie sich auch die Zeit nehmen, es zu tun. Gerade wenn man das Erweiterte Universum in Betracht zieht - und da meine ich auch unsere eigenen Comics -, muss man feststellen, dass das Altbekannte inzwischen wieder und wieder durchgespielt wurde und inzwischen nicht mehr exotisch reizvoll, sondern einfach nur durchgekaut ist. Ich hoffe deshalb, dass wir neue Geschichten, neue Planeten und neue Figuren zu sehen bekommen. Und ich glaube nicht, dass ich mir da große Sorgen machen muss. Sie werden sicher Neues machen, aber ich spiele dieses Spiel jetzt schon so lange, dass ich einfach immer wieder gesehen habe, wie die Leute Altes wiederkäuen wollen.
Richardson: Ja, es wäre wirklich toll, wenn sie an einem völlig neuen Punkt einsetzen würden. Vielleicht mit Rückbezug auf die alten Figuren, aber als echter, vollständiger Neustart. Sie haben tolle Filmemacher an Bord. Als Kathleen [Kennedy als Lucasfilm-Chefin] vorgestellt wurde, dachten wir sofort, dass da in Punkto Filmen etwas im Busch sein könnte. Und jetzt haben sie J. J. Abrams an Bord geholt. Ich glaube nicht, dass er sich auf das Wiederkäuen beschränken will, und da Kathleen beteiligt ist, sieht die Zukunft von Krieg der Sterne meines Erachtens sehr vielversprechend aus.
Einige weitere Konzeptbilder zu The Star Wars findet ihr auf EW.com.
Seite 1
Obi Wan 2012
Ich bin nicht ganz deren Meinung, dass in der neuen Triologie ein vollständiger Neustart sein sollte. Mir währe es schon einwenig wichtig wenn Episode VII auf die vorherigen Episoden auf-
baut. Aber, dass neue Planeten und Wesen oder was weiß ich auftauchen sollten, bin ich völlig
mit einverstanden.
General
Thrawn2013
Seite 1
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