Del Rey hat ein umfangreiches Interview mit Apocalypse-Autor Troy Denning veröffentlicht. Hier einige Auszüge:
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Die größte Enthüllung Ihres Romans ist, dass Abeloth mit Mortis in Verbindung steht und Luke den Besuch seines Vaters auf dem Planeten erwähnt. Was können Sie uns über diese Verbindung mit The Clone Wars erzählen und über Ihre Zusammenarbeit mit den The Clone Wars-Mitarbeitern?
Die Entwicklung von Abeloth begann mit dem Gedanken, dass sie mit den Himmelswesen in Verbindung stehen sollte. Ursprünglich hatten wir sie als Dienerin der Himmelswesen geplant, die - so war es angedacht - auf Abeloths Planeten im Schlund zuhause gewesen waren. Was wir nie wirklich vorhatten, war, die Himmelswesen selbst als Figuren ins Spiel zu bringen. Unser Konzept war vielmehr, dass Abeloth eine ihrer Dienerinnen war, die korrumpiert worden war. Zu dieser Zeit schrieben wir gerade Allies und Vortex und schickten wie wild Mails hin und her, die als Kopie immer auch an die Kontinuitätsverantwortlichen bei Lucasfilm gingen. Damals meinte einer von ihnen - ich glaube, es war Leland Chee - , "wisst ihr, sie arbeiten in The Clone Wars an etwas, das mit Figuren zu tun hat, die in gewisser Hinsicht Himmelswesen sind, also sollten wir das vielleicht überprüfen und uns abstimmen. Wir wollen schließlich nicht zwei verschiedene Typen von Figuren dieser Art, die durch die Galaxis rennen." Das war sinnvoll, weil man ja nicht mehr als ein Wesen will, dass mit dem Gleichgewicht der Macht betraut ist.
Wir waren etwas in Sorge, inwieweit uns das vor ein Problem stellen würde. Aber natürlich sagten wir Leland, dass wir im EU keine ungewollten Kopien schaffen wollten. Leland sprach also Dave Filoni darauf an und sagte ihm, woran wir arbeiteten, und Dave hat sich viel Zeit genommen, um uns in unserer Arbeit zu unterstützen. Ab diesem Zeitpunkt wollten wir die Macht-Wächter von Mortis nie wirklich als Himmelswesen bezeichnen, aber wir hielten sie dafür. Festlegen wollten wir das aber nicht, weil man das in Punkto Mortis möglichst vermeiden sollte, aber unser Konzept ging davon aus, dass sie Himmelswesen waren. Die Macht-Wächter nahmen damit die Rolle ein, die wir ursprünglich unseren Himmelswesen zugedacht hatten, sind aber keine Himmelswesen. Die Killiks sehen sie deshalb als das, was "Himmelswesen einmal werden". Sie selbst erinnern sich nur sehr vage an ihren Kontakt zu den Himmelswesen, da alle Erinnerungen durch jeden, der in ihr Kollektiv aufgenommen wurde, gefiltert wurden. Für uns hatte das den Vorteil, dass wir uns nicht darauf festzulegen brauchten, was die Himmelswesen genau sind. Und dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen können wir sie gedanklich nicht erfassen, und ich glaube, dass die Killiks das gleiche Problem haben. Ihre genaueste Erinnerung ist: Man kann nicht verstehen, was die Himmelswesen sind. Und zweitens: Ich will für die Kontinuität des Erweiterten Universums nicht festlegen, was die Himmelswesen genau sind. Ich will nur, dass sie irgendwo dort draußen sind und Abeloth etwas mit ihnen zu tun hatte.
Wurden Sie von Ihren Quasi-Vorgesetzten angewiesen, das wahre Wesen von Abeloth, den Macht-Wächtern und den Himmelswesen im Unklaren zu belassen, oder war das eine Entscheidung, die Sie zugunsten der Handlung getroffen haben?
Wir wollten bis Apocalypse alles möglichst mysteriös haben, weil Abeloth als rätselhafte, mächtige Gestalt am besten funktionierte. Sie ist mindestens so sehr Symbol wie echtes Wesen. Dieses Mysteriums wollten wir bewahren, da sie das Verständnis bloßer Sterblicher weit übersteigt. Wir wollten erklären, was erklärbar war, ohne deshalb festzulegen, dass sie sich über diesen verständlichen Teil definierte. Wir können Aspekte von ihr verstehen, aber nicht alles. Deshalb habe ich verstärkt ihre Geschichte dargelegt und nicht ihre Kräfte oder ihre wahre Natur.
[...]
Mir hat Vestara in der Reihe sehr gut gefallen. Ihre Sichtweise war einer der interessantesten Teile der ganzen Geschichte. Was halten Sie von ihr?
Ich finde, dass sich Vestara wunderbar entwickelt hat. Sie war Christie [Golden]s Idee, und ich erinnere mich noch gut an den Moment, als sie diesen Vorschlag machte: Bens erste Freundin sollte eine Sith sein. Aaron und ich grinsten breit, und alle anderen wirkten merklich schockiert. Sie meinten, wir könnten das nicht wirklich machen, aber wir sprachen darüber, und wir Autoren waren wirklich von der Idee begeistert. Die Anderen machten sich hingegen einige Sorgen, aber am Ende fiel die Entscheidung, es zu machen, solange sie am Ende nicht zusammenbleiben. Und ich glaube, das war eine absolut richtige Entscheidung. Ich bin begeistert, wie sie sich als Figur entwickelt hat, wo sie am Ende stand und hoffe, dass sie uns als Hauptschurke noch lange Zeit begleiten wird.
Am Ende der Reihe hatte ich auf einen Kampf zwischen Vestara und Ben gehofft. War ihre Flucht immer geplant oder gab es eine Zeit, wo auch ihr Tod eine Möglichkeit gewesen wäre?
Ich versuche mich zu erinnern, ob wir sie jemals umbringen wollten. Es gab eine Reihe von Szenen in Apocalypse, die wir am Vormittag unseres ersten Treffens festlegten. Das Ende natürlich: Die Hochzeit war so oder so als Schlusspunkt gesetzt. Der andere Punkt war Vestaras Schicksal, dass sie weggehen und ihren eigenen Pfad beschreiten sollte. Ich weiß nicht mehr, ob wir sie je töten wollten, aber schon am ersten Tag stand fest, dass sie überleben und verschwinden würde, um vielleicht zu einem Dauerschurken zu werden.
Wieso wurde entschieden, dass Ben und Vestara nicht zusammenbleiben durften?
Wir wollten nicht die Luke-Mara-Geschichte kopieren. Es ist in Ordnung, das Echo einer Geschichte zu verwenden, aber sie einfach zu wiederholen, gefällt den Sith berechtigterweise nicht. Wenn man ein Echo aufgreift und in eine andere Richtung geht, kommt das für gewöhnlich besser an.
Und mir gefällt das Ende. Ich habe nie geglaubt, dass in Vestara eine neue Mara steckte. Sie war eine Sith, sie wurde als Sith erzogen. Ich glaube, in Ascension wurde ihr klar, dass sie nie eine Jedi werden würde. Dann war da die Szene, in der sie für Ben tötet und ihr klar wird, dass Ben unter ähnlichen Umständen nicht für sie töten kann und wird. Da weiß sie, dass sie nie wie Ben sein wird. Am Anfang von Apocalypse war ihre Entscheidung im Grunde schon gefällt. Was ich sehr früh zeigen wollte, ist, dass sie hoffte, Ben dazu bringen zu können, ein Leben zu führen, dass sie mit ihm teilen konnte. Sie hatte diese Vorstellung, dass Ben einmal kein Jedi sein könnte, aber schnell wurde ihr klar, dass er jeder Zoll ein Jedi war. Dafür liebt sie ihn, sie liebt, wer er ist, aber sie kann nicht bei ihm bleiben. Sie kann nicht sein, was er ist.
Vestara sollte Ben also dazu bringen, jemanden loszulassen, der sich grundlegend von ihm unterschied? Um den gleichen Punkt zu erreichen wie sein Vater vor ihm?
Genau. In Krieg der Sterne geht es immer wieder um Erlösung, und das haben wir bei Vestara auch immer wieder angesprochen: Wird sie erlöst werden? Aber Erlösung ist nur dann interessant, wenn sie nicht immer funktioniert. Nicht jeder kann erlöst werden, nicht jede Figur kann überleben. Man büßt jede Spannung ein, wenn man weiß, dass eine Figur immer dann, wenn sie in Gefahr gerät, überleben wird. Und bei der Erlösungsgeschichte von Krieg der Sterne sieht es nicht anders aus: Es muss Figuren geben, die nicht erlöst werden.
Wie genau hat es eigentlich die Hochzeit von Jag und Jaina ins Buch geschafft? Passierte das, weil sie lange genug zusammen waren und die Fans es offiziell haben wollten oder passierte es im Interesse einer noch kommenden Geschichte?
Ursprünglich sollte diese Hochzeit bereits am Ende von Invincible vorkommen, aber als wir mitten in der Reihe steckten, meinte ich: Moment, Jaina bringt ihren Bruder am Ende um und dann feiert sie Hochzeit? Das passte einfach nicht, und davon konnte ich meine Kollegen auch sehr schnell überzeugen. Eine Hochzeit ist natürlich eine positive Sache, und wir haben wirklich nach einem positiven Ende von Invincible gesucht, aber diese Variante schien uns zu billig zu sein, nach allem, was Jaina in dem Buch erleben musste.
Als wir also mit unseren Planungen für Fate of the Jedi anfingen, stand als einer der ersten Eckpunkte fest, dass Jag und Jaina am Ende verheiratet sein sollten. Einige Fans wissen, dass ich persönlich früher auf der Jaina-Zekk-Seite gestanden habe, und viele glauben, das habe damit zu tun, dass mir Zekk einfach besser gefällt. Der eigentliche Grund war aber, dass ich nicht wollte, dass Jaina ins Chiss-Imperium und später ins Restimperium zieht, weil ich sie nicht für Hauptgeschichten verlieren wollte. Sie ist eine wichtige Jedi, und schon seit langer Zeit wissen wir, dass sie eine immer wichtigere Rolle im Herzen der Jedi spielen wird. Wollten wir es uns deshalb wirklich antun, sie für jede neue Geschichte erst mühsam wieder zurückzuholen? Oder sie für Hauptgeschichten komplett zu verlieren? Nachdem wir aber einen Weg gefunden hatten, Jag selbst in die Hauptgeschichte zu holen, hat sich das Problem erledigt.
Und deshalb machte Luke Jag zum imperialen Staatschef?
Damals ging es vor allem darum, mit Blick auf die Legacy-Comics alles ins Reine zu bringen. Wir brauchten aber auch eine Lösung, die für die Romane funktionierte. Das war ein ziemlicher Balanceakt, weil wir mit zwei widersprüchlichen Zielen zu kämpfen hatten. Wir haben eine ganze Weile gebraucht, um für Jag eine gangbare Lösung zu finden.
[...]
Hat man Sie direkt angewiesen, mit Bens Vision gegen Ende des Romans auf die Legacy-Comics anzuspielen?
Visionen und Symbole sind immer Interpretationssache, und die Zukunft ist immer in Bewegung. Ich sehe diese Vision als eine von mehreren Alternativen, die passieren könnten. Mit der Vision spiele einfach nur auf diese Kontinuität in Legacy an, aber ich nur ein Autor und weiß nicht, wie und ob wir je vom Ende von Apocalypse bis zum Anfang von Legacy kommen werden. Und ich wäre erstaunt, wenn die Leute bei Lucasfilm eine klare Vorstellung von all dem haben, was in diesen 60 Jahren geschieht. [...]
Eine direkte Anweisung habe ich deshalb auch nicht bekommen, aber als Autor versuche ich immer, auf die Kontinuität, die andere Leute in anderen Zeiträumen geschaffen haben, einzugehen. In Dark Nest habe ich das beispielsweise mit den Informationen über Lukes Mutter im Speicher von R2-D2 getan, und das Ziel dabei ist immer, das EU mehr als großes Ganzes darzustellen. Die Gefahr dabei ist natürlich, dass vieles noch sehr vage ist und man nicht alles festlegen sollte.
Allana ist in Apocalypse gerade einmal 8, und trotzdem bekommt sie es ständig mit Kämpfen zu tun. Gab es Ihrerseits irgendwelche Bedenken, sie diesen Gefahren auszusetzen?
Wir wollten, dass sie als Persönlichkeit in der Handlung in Erscheinung tritt. Wir wollten sie nicht ständig beiseite wischen, wie das in den Bantam-Romanen mit den Solo-Kindern passierte. Also blieb uns keine Wahl, als sie mitzunehmen, wobei ich versucht habe, ihre Rolle realistisch darzustellen. Es ist ja nicht so, dass irgendwer schreit: Hey, wir brauchen einen Soldaten. Hol Deine Knarre, Allana, es geht los!
Wann immer sie ein Abenteuer zu bestehen hat, geschieht das, weil es unvermeidlich ist. In Apocalypse hat ihre Vision dazu geführt, dass sie in die Geschichte verwickelt wurde. Es gab keinen Generalplan, der vorgesehen hätte, sie pro Buch in eine Actionszene einzubauen, wir haben vielmehr versucht, alles möglichst natürlich darzustellen: Was würde passieren, wenn sie in Begleitung von Han und Leia unterwegs ist?
Sie scheint allerdings, genau wie die Solo-Kinder, auf ein Leben als Teil der nächsten Generation von Sternenkriegern vorbereitet zu werden.
Allanas Schicksal ist schon seit Dark Nest ein Thema. Ich habe versucht, das möglichst deutlich zu machen: Sie ist in der Macht ein besonderes Kind, sie wird einmal auf dem Thron des Gleichgewichts sitzen, und sie hat ein großes Schicksal. Die Solos versuchen, sie auf dieses Schicksal vorzubereiten. Sie sind nicht einfach nur ihre Verteidiger, sondern ihre Lehrer, die ihr zeigen, wie man ein gefahrvolles Leben überleben kann. Sie weiß, was ihr im Leben begegnen wird und versucht, sich möglichst gut darauf vorzubereiten. Und auch abseits unserer Handlung wird sie für ein Leben als schicksalsgewaltige Figur in Form gebracht.
[Spoiler-Ende]
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Ihr bislang einziger Einzelroman war Tatooine Ghost. Ziehen Sie es vor, lange, neunteilige Reihen zu schreiben?
Beides macht auf seine Weise Spaß. Bei Einzelromanen hat man die totale Kontrolle: Man weiß, was man will, und dieses Etwas ist in sich geschlossen, weil man der Einzige ist, der es entwickelt hat. Man muss sich nicht fragen, was andere davon halten werden, und deshalb ist es einfacher, Einzelromane zu schreiben. In der Gruppe planen wir die Handlung und die Entwicklung der Figuren zwar detailliert durch, aber auch wenn man sich einig ist, kann es passieren, dass der Autor, der die Geschichte direkt vor der eigenen liefert, zwar einerseits alle vorgegebenen Punkte einhält, andererseits aber etwas von den eigenen Vorstellungen abweicht. [...] Als ich Star by Star schrieb, wurde mir das Manuskript von Balance Point vorgelegt, und dort hatte sich Kathy Tyers genau an die Vorgaben gehalten. Sie schrieb genau den Roman, den sie schreiben sollte, aber ihre Interpretation ging in eine etwas andere Richtung als meine eigene. Damals hatte ich 400 Seiten meines Romans fertig und musste alles neu schreiben, weil die beiden Versionen nicht zusammenpassten.
Und so etwas passiert ständig, wenn man mit anderen Autoren eng zusammenarbeitet. Man muss viel stärker auf Koordination und Kontinuität achten. Das heißt allerdings nicht, dass es die Sache nicht wert wäre, im Gegenteil: Es macht großen Spaß. Die ganzen Kreativtreffen, die Abstimmungen, die Zusammenarbeit. Als Autor erlebt man das nur selten. Sich mit fünf oder sechs Leuten zusammenzusetzen, um über eine Geschichte nachzudenken, macht irrsinnig viel Spaß und bringt einen richtig in Schwung. Aber dieser Schwung sorgt gleichzeitig wieder für viel Zusatzarbeit und Koordinationsbedarf, weil jeder etwas anders tickt.
[...]
Wie wird Fate of the Jedi aus Ihrer Sicht in Erinnerung bleiben?
Ich sehe alle Bücher von Dark Nest bis Fate of the Jedi als die Jacen-Solo-Saga. Er ist die Triebfeder hinter allem, was passiert, seit er in Dark Nest vom Weg abkam, nachdem er von seiner fünfjährigen Reise zurückgekommen war, um Verantwortung für die ganze Galaxis zu übernehmen. Diese Hybris hat in Legacy of the Force zu seinem Fall geführt, und in Fate of the Jedi geht es um die Folgen seines Falls, die umfangreicher sind, als alle erwartet hatten. Wir hatten in Dark Nest noch eine persönliche Geschichte, die in Legacy of the Force mit dem zweiten galaktischen Bürgerkrieg zu einer gesellschaftlichen wurde. In Fate of the Jedi wurde schließlich eine spirituelle Geschichte daraus, in der Abeloth die Rolle des spirituellen Ungeheuers spielt, das jenseits unserer Vorstellungskraft existiert, als Kreatur der Mythologie. Auf diese Weise gibt es in diesen drei Buchreihen einen roten Faden, und ich wünschte, wir hätten all das von Anfang an so geplant, aber die Wahrheit ist, dass sich alles von selbst so entwickelt hat.
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Das komplette Interview findet ihr hier.
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