Nach seiner Red Tails-Interviewtour ist nun George Lucas' 3D-Runde dran. Dem Hollywood-Reporter stand er nun zu einigen interessanten Fragen Rede und Antwort:
Gibt es in der 3D-Version von Die dunkle Bedrohung Änderungen an den Figuren oder der Handlung?
Veränderungen sind nichts ungewöhnliches. Bei den meisten Filmen gibt es bei der Veröffentlichung Änderungen. Aber aus irgendeinem Grund glaubt jeder, sobald ich die kleinste Änderung vornehme, dass dies das Ende der Welt wäre. Diese ganze Sache zwischen den Filmemachern und den Studios, wobei die Studios Änderungen vornehmen könnten, ohne es den Regisseur des Films auch nur wissen zu lassen, ist etwas, das mich sehr beschäftigt.
Meine Aufgabe besteht darin, zu versuchen, den bestmöglichen Film zu machen - und die aktuell beste Version ist die Blu-ray-Version. Genau die wurde nun in 3D konvertiert, aber es ist nur eine Konvertierung. Wir haben keine weiteren Änderungen vorgenommen als diese.
Wenn die Leute wegen Ihrer Filme fanatisch reagieren, wie fühlen Sie sich da? Wenn man da an das Thema Yoda-Puppe und CG-Yoda denkt oder die Frage, wer nun zuerst geschossen hat, Han Solo oder Greedo...
Nun, es ist kein religiöses Ereignis. Ich hasse es, den Leuten das zu sagen. Es ist ein Film, nur ein Film. Bei dieser Debatte darüber, wer in Episode IV zuerst geschossen hat, Greedo oder Han Solo, habe ich versucht, die Verwirrung zu beseitigen, aber das hat die Leute offensichtlich aufgeregt, weil sie wollten, dass Solo als eiskalter Killer rüberkommt. Das ist er aber nicht. Die ganze Szene bestand aus Nahaufnahmen, und es war verwirrend, wer wem was angetan hat. Ich habe deshalb eine weitere Totale hineingenommen, die klargemacht hat, dass Greedo zuerst geschossen hat, aber alle wollten glauben, dass es Han war, weil sie glauben wollten, dass er Greedo einfach niedergeschossen hätte.
Mit Yoda war es die gleiche Sache. Wir haben damals versucht, Yoda in Episode I digital umzusetzen, aber zeitlich hat das nicht hingehauen. Und die Technik gab es nicht her, also mussten wir eine Puppe benutzen, aber die war nicht so gut wie ein CGI-Effekt. Mit der Neuveröffentlichung haben wir also wieder den CGI-Yoda hineingenommen, genau wie es ursprünglich gedacht war.
Wenn man sich im Vergleich Blade Runner ansieht, wurde der hundertmal umgeschnitten, und es gibt all diese verschiedenen Versionen des Films. Bei Krieg der Sterne gibt es im Grunde nur eine Version, die im Laufe der Zeit immer weiter verbessert wird.
Kunst ist immer auch Technik, und die Technik wird jedes Jahr besser. Egal ob man nun von der Bühne, der Musik oder der Malerei spricht, überall gibt es mit der Zeit neue technische Antworten, und weil Filme so technisch geprägt sind, sind die Fortschritte auch offensichtlicher.
[...]
Wie steht es um Indiana Jones 5? Steven Spielberg ließ verlauten, dass er auf eine Antwort von Ihnen wartet.
Ich weiß, und eigentlich sollte ich in diesem Moment daran arbeiten, aber stattdessen rede ich hier mit Ihnen. (lacht)
Soviel also zur Welt aus Sicht des George Lucas...
Einige weitere Einblicke in den aktuellen Stand von Krieg der Sterne findet ihr hier.
Update
Über Lucas' jüngste Geschichtsfälschung wäre nicht viel zu bemerken, gäbe es nicht Leute, die ihm glauben würden. Unser Kollege Michael Heilemann tut das glücklicherweise nicht. Stattdessen hat er in der Han-Greedo-Frage einfach mal Fakten zusammengestellt, inkl. diese drei Fassungen der Szene. Die klar machen, dass hier nie irgendetwas unklar war und Lucas auch nichts klargestellt hat:
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@all:
Hierzu eine kleine, korrigierende Ergänzung: Unter "Weltkulturerbe" fallen lediglich Bauwerke, allerdings gibt es sehr wohl Schrift-, Bild-, Ton- und Filmmaterial, das man als "Weltdokumentenerbe" der UNESCO klassifiziert. Dazu zählen übrigens neben Fritz Langs "Metropolis" auch "Der Zauberer von Oz". Ob es Star Wars jemals in diese Liga schaffen wird, ist fraglich. Analogien und Anlehnungen gibt es immerhin zu beiden dieser Filme.
Selbst wenn Star Wars irgendwann einmal in die Liga eines "Weltdokumentenerbes" erhoben werden würde, bedeutet das jedoch nicht, dass die Saga damit zum kollektiven Gemeingut würde. Lucas bleibt nach wie vor der geistige Eigentümer der Saga. Mehr noch: Laut der US-amerikanischen Gesetzgebung ist ein Urheber sogar verpflichtet, für den Schutz seines geistigen Eigentums Sorge zu tragen, da er sonst die Rechte daran verliert.
Der "People vs. Georg Lucas"-Streit scheint mir daher eher prinzipieller Natur zu sein: GL ist nicht bereit, sich dramaturgische Fehler einzugestehen, denn die Han/Greedo-Szene macht tatsächlich keinen Sinn und ist lediglich auf die damals in Mode gekommene "political correctness" zurückzuführen. Steven Spielberg hat hingegen aus diesem Fehler dazugelernt und wird E.T. in der alten Kinofassung auf Blu-Ray herausbringen.
(zuletzt geändert am 12.02.2012 um 01:47 Uhr)
DerAlteBen
Wer sich darüber beschwert, daß man sich über die Änderungen aufregt, ist in meinen Augen ein Mitläufer und/oder versteht einfach nicht, was es für jemanden bedeuten kann, ein Stück Kindheit zu verlieren.
"Öööh, laßt ihn doch..." Wenn ich so einen Scheiß schon lese...
Natürlich das nur ein Film. Erst einmal. Aber es war ein genialer Film, ein FIlm, der eine Generation prägte und Einfluß hatte auf tausende Filme danach.
Und gerade deshalb ist es so verwerflich, daß Lucas seine Fans, die ihm dies alles erst ermöglicht haben, so blöd dasitzen läßt.
Ich empfehle wirklich jeden die hier schon öfter genannte Doku "The people vs. George Lucas", denn hier wird sehr gut auf die einzelnen Befindlichkeiten eingegangen und auch sehr schön dargestellt, warum GL in vielerlei Hinsicht nicht Recht hat und manchmal sogar einfach nur lügt.
Kompliziertes Thema... Leider scheint Lucas nicht zu verstehen, dass es nicht um eine Szene geht - er hat damit die Figur verändert und damit die Geschichte. In Ep IV ist Han ein knallharter Söldner, das war der Ausgangspunkt, erst gegen Ende des Films wandelt er sich, was eine wichtige Szene in der gesamten Saga ist. Dass er sich wegen seiner Freundschaft zu Luke dafür entscheidet das richtige zu tun. Wenn er vorher eigentlich ein lieber Kerl war, ist diese Wandlung abgewertet.
Solo ist Teil der Unterwelt und sitzt einem Kopfgeldjäger gegenüber, der ihm sagt, dass er sterben wird - wieso sollte er also nicht zuerst schießen? Er wird von einer Waffe bedroht. Dass Greedo auf diese Entfernung daneben schießt, ist einfach unglaubwürdig und schadet so der gesamten Geschichte, zieht die Situation und Jabba insgesamt ins Lächerliche. Sprich, die Arbeit ist schlechte Qualität und damit muss Lucas leben. Tatsächlich ist er derjeniege, der herumjammert und nicht eingestehen kann, dass er einen Fehler gemacht hat. Um das Beispiel der Mona Lisa aufzugreifen - der Bart hätte sie nicht besser gemacht, sondern schlechter. Auch wenn der Erfinder von etwas daran arbeitet kann es schlechter werden.
Die Star Wars Filme gehören nicht Lucas, er hat sich entschieden sie mit der Öffentlichkeit zu teilen (und dadurch Erfolge und Ruhm erlangt), also muss er auch damit zurechtkommen und sich anhören, wenn es negative Kritik gibt. Niemand kann sich ausschließlich die Rosinen herauspicken auch kein George Lucas oder sonstiger Unterhalter. Wenn ihm das nicht passt, sollte keine Filme veröffentlichen. So einfach ist das.
Ronen Tal-Ravis
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