Während die meisten Fans Woche für Woche geduldig auf neues Material zu The Clone Wars warten, hat ein Fan aus Bayern beschlossen, selbst für neues Material zu sorgen. Sein Name ist Jan, er ist 15 Jahre alt, und schon seit der Grundschulzeit begeistern ihn Trickvarianten aller Couleur, von traditioneller Stop-Motion bis zu aktuellen Computeranimationen. Uns stand er zu seinem bemerkenswerten Hobby Rede und Antwort:
Jan, wie bist Du zu Krieg der Sterne gekommen?
Fan bin ich schon seit dem Grundschulalter. Die erste Episode, die ich sah war, glaube ich, Episode 6. Danach ist es wohl so abgelaufen wie bei den meisten Star Wars-Fans: Ich war begeistert und wollte mehr sehen.
Wie war Dein erster Eindruck von The Clone Wars?
Ich weiß noch, als ich den ersten Trailer sah und begeistert war, wie authentisch die Leute von Lucasfilm-Animation General Grievous hinbekommen hatten. Und auch wenn die Kritiken für den The Clone Wars-Pilotfilm nicht so gut waren, mir hat er gefallen.
Trotzdem kann ich gut verstehen das einige Leute ihn zu kindisch fanden und die Animationen noch nicht kinoreif, aber dafür wird die Serie immer besser und besser. Ich finde es toll, wie sie sich mittlerweile entwickelt hat. Manchmal mag sie zwar Geschichten erzählen, die einigen Fans nicht gefallen, aber jede Serie hat gute und schlechte Folgen. Ich persönlich halte The Clone Wars für eine der besten Fernsehserien überhaupt, denn sie ist sehr unterhaltsam, für eine Fernsehserie erstaunlich gut animiert und im Vergleich zu vielen anderen Sendungen im deutschen Fernsehen wesentlich niveauvoller und qualitativ hochwertiger. Und schließlich ist es Star Wars, das sollte eigentlich schon als Argument genügen.
Inzwischen erstellst Du selber The Clone Wars-Animationen. Wie bist Du dazu gekommen?
Ich beschäftige mich schon seit dem Grundschulalter mit dem Drehen von Filmen. Zum Animieren bin ich durch meinen Bruder gekommen. Der hat zwar beruflich und hobbymäßig mit dem Filme- und Animationsmachen nicht so viel am Hut, aber in manchen seiner IT-Zeitschriften wurde ab und zu mal etwas über diverse Animationsprogramme berichtet. Diese Artikel hatte er mir dann immer gezeigt und ich hab dann auch manche dieser Programme ausprobiert. Also erstmal ein herzliches Dankeschön an meinen Bruder Andreas! Seither habe schon Vieles ausprobiert.
Die erste Art von Animationen, die ich erstellt habe, waren Stop-Motion-Animationen mit Lego-Figuren, so genannte “Brickfilme”. Irgendwann später habe ich dann ein Flash-Animationsprogramm ausprobiert und schon da ein paar kleinere Star Wars-Animationen gemacht.
Etwas später bin ich dann auf die kostenlose Version eines Bewegungs-Simulationsprogrammes namens endorphin gestoßen. Ein solches Programm alleine ist zwar zum Erstellen von Filmen nicht so sehr geeignet, aber mir hat es zu diesem Zeitpunkt gereicht. Mit endorphin habe ich dann meine ersten TCW Modelle erstellt, allerdings nur aus Würfeln und Kugeln zusammengesetzt. Mehr Modelliermöglichkeiten gab es dort nicht wirklich.
Und wieder einige Zeit später habe ich dann Blender ausprobiert, ein professionelles 3D-Animationsprogramm ist, das ich immer noch für meine Animationen benutze. Eingearbeitet habe ich mich irgendwann im Jahr 2009, und seitdem lerne ich immer mehr dazu und versuche immer bessere Animationen zu machen, nicht nur zu Star Wars, sondern auch zu anderen Themen.
Ab und zu drehe ich Live-Action-Videos, in welche ich manchmal Animationen einbaue, und auch für ein paar Schularbeiten oder für Freunde habe ich schon Animationen erstellt. Aktuell plane ich, mit einem animierten Kurzfilm für einen Wettbewerb zu beginnen, und ich habe mehrere Modelle für ein Computerspiel erstellt. Das Projekt war nicht von mir, aber ich habe eben ein wenig mitgeholfen.
Insgesamt hat sich herausgestellt, dass sich 3D-Animationen am besten dazu eignen, meine Ideen zu verwirklichen, denn dieses Medium gibt jemanden mit einem geringen Budget wie mir die meiste kreative Freiheit. Sicher, das kostet auch eine Menge Zeit, aber wenn man Spaß an so etwas hat, investiert man diese doch gerne.
Könntest Du Dir vorstellen, nach der Schule in diesem Bereich zu arbeiten?
Auf jeden Fall! Ich versuche zur Zeit ein Praktikum bei einem Fernsehsender zu bekommen, und wenn es mir dort gefällt, werde ich versuchen, dort eine Ausbildung als Mediengestalter für Bild und Ton zu beginnen.
Mein Traumberuf wäre es natürlich, irgendwann bei Lucasfilm-Animation zu arbeiten oder noch besser bei ILM. Man darf ja träumen.
Wie genau gehst Du an eine Animation heran?
Die Erstellung eines 3D-Modells beginnt meistens mit einer viereckigen Fläche - oder manchmal auch mit einem Kreis, Würfel, Zylinder oder ähnlichem -, an die weitere Flächen angehängt werden. Die Ecken, Kanten und Flächen lassen sich verschieben, drehen, skalieren, zuschneiden, kopieren usw., und so formt sich so nach und nach ein dreidimensionales Gitternetzmodell.
Wenn das Modell fertig ist und alle benötigten Details eingearbeitet wurden, texturiere ich das Ganze. Vorher muss ich das 3D-Modell “zerschneiden” und auf ein 2D-Bild ausbreiten. Danach kann ich das Modell im 3D-Raum anmalen und das wird dann auf das 2D-Bild übertragen oder ich male direkt das 2D-Bild an, je nachdem wie es am komfortabelsten ist. Die Texturen aus The Clone Wars sind recht einfach nachzuahmen, da diese ja schon im Original einen gemalten Stil haben. Während der Texturierung nehme ich auch Materialeinstellungen vor, z.B. hinsichtlich der Stärke des Glanzlichtes, Transparenzen, Spiegelungen, Helligkeit, Schatten und so weiter.
Jetzt folgt das Rigging: Dabei bekommt das Modell ein virtuelles Skelett, damit es später bewegt werden kann. Ich lege dabei fest, wo sich die Gelenke befinden und wie sie sich verhalten sollen, wenn man die Figur in verschiedene Posen bringt. Dieses Skelett kann am Ende sehr komplex ausfallen, weshalb das Rigging durch bestimmte Hilfsmittel möglichst vereinfacht werden sollte, denn je besser das Rigging gemacht ist, desto einfacher ist es später, die Figur in verschiedene Posen zu bringen und diese zu animieren.
Wenn ich zum Beispiel die Hand einer Figur öffnen will, wäre es sehr umständlich wenn ich jeden einzelnen Knochen der Finger in die richtige Position drehen müsste. Deshalb wird in der Regel noch ein Extraknochen eingerichtet, welcher die komplette Hand automatisch schließt, also die Fingerknochen alle automatisch in die richtige Richtung dreht, wenn man diesen kleiner skaliert, und die Hand wieder öffnet, wenn man ihn größer skaliert.
Damit kommen wir zur Animation: Hierbei wird bestimmt, wann in der Animation die Figur welche Pose haben soll. Dies geschieht mit Hilfe von sogenannten Keyframes. Der Keyframe ist in der Regel als einzelner Punkt in der Timeline der Animation zu sehen, der eingespeichert hat, in welcher Position sich bestimmte Knochen einer Figur bei diesem Einzelbild befinden.
Wenn sich also zum Beispiel der Arm einer Figur während der Animation von oben nach unten bewegen soll, dann bringe ich die Figur zuerst in eine Pose, in der sich der Arm oben befindet und setze einen Keyframe. Dann gehe ich in der Animation ein paar Einzelbilder nach vorne und bewege/drehe den Arm soweit, bis er sich in der Position befindet, die er am Ende der Bewegung haben soll, also in diesem Fall bis er nach unten zeigt. Dort setze ich einen weiteren Keyframe. Die Bewegung des Armes für die Einzelbilder dazwischen wird automatisch berechnet.
Das Prinzip ist an sich also recht simpel, die Schwierigkeit liegt aber darin, die Bewegungen realistisch aussehen zu lassen, und dazu muss man wissen, wie sich die Körperteile eines Menschen bei einem bestimmten Bewegungsablauf wann, wie, wohin und in welcher Geschwindigkeit bewegen würden. Hilfreich ist es dabei, einfach mal ein paar der Bewegungsabläufe von sich selber oder seinen Mitmenschen zu beobachten. Es ist erstaunlich, was man da alles für Kleinigkeiten entdecken kann.
Nun kommt die Beleuchtung hinzu: Dabei lassen sich verschiedene Lichtquellen im 3D-Raum platzieren und für diese verschiedene Einstellungen vornehmen, beispielsweise Helligkeit, Farbe oder Schatten. Ein gut aufgestelltes Beleuchtungsset kann viel zum Realismus und vor allem zur Atmosphäre beitragen. Bei meinen The Clone Wars-Animationen achte ich darauf, möglichst dunkle Stellen vor hellen zu haben oder umgekehrt, also z.B. den Hintergrund möglichst dunkel zu halten, wenn die Figur im Vordergrund relativ hell beleuchtet sein soll oder eben umgekehrt, mit dunkel beleuchteten Figuren im Vordergrund und einem hellen Hintergrund. Das verstärkt die Silhouette der Figur. Dieser Trick wird auch von den The Clone Wars-Machern angewendet.
Jetzt fehlen noch die Effekte, also Rauch, Nebel, Explosionen, Funken, Blitze usw.
Für viele der Effekte können das Partikelsystem, bzw. verschiedene Simulationsfunktionen von Blender verwendet werden.
Als letztes nehme ich noch kleinere optische Nachbesserungen vor, wie z. B. Kontraständerungen, Farbbalance, Glow-Effekte, Tiefenunschärfe, usw.
Und ganz zum Schluss muss die Animation nur noch gerendert werden. Dabei werden die einzelnen Bestandteile eines Einzelbildes der Animation, also Geometrie, Texturen, Beleuchtung, usw., zu einem Bild zusammengefügt und der Verlauf des Lichtes und die daraus resultierenden Schatten und Reflektionen berechnet. Jedes Einzelbild einer Animation muss einzeln gerendert werden, und alle zusammen werden dann am Ende zu einem Video zusammengefügt. Das Rendern kann Minuten, Stunden, Tage oder gar Wochen dauern, je nachdem, wie komplex die Animation ist und welche Hardware man zur Verfügung hat.
Kannst Du uns einen ungefähren Eindruck davon geben, wie lange Du beispielsweise für einen Droiden brauchst?
Das lässt sich nur schwer sagen. Ich arbeite nur ab und zu, wenn ich Lust und Zeit habe, an meinen Modellen und Animationen, also entstehen die Modelle so nach und nach über einen längeren Zeitraum und mit vielen Pausen. Dazu kommt, dass ich meine Modelle immer mal wieder überarbeite. Ich habe bisher keine Blueprints, also genaue Seiten- und Front-Ansichten eines Modells, als Referenz benutzt, sondern nur Bilder direkt aus der Serie. Da auf diesen Bildern die Perspektiven und Posen der Modelle immer anders sind, ist es schwer, sie genau nachzumodellieren, und ich muss immer mal wieder etwas nachbessern, wenn mir eine Ungenauigkeit auffällt. Also wirklich fertig ist ein Modell bei mir nie.
Planst Du, irgendwann von Klonen und Droiden zu Menschen oder Außerirdischen weiterzugehen?
Außerhalb von meinen The Clone Wars-Animationen habe ich schon Menschen modelliert. Ich denke, dass ich früher oder später auch für meine The Clone Wars-Animationen mal etwas mit einem “richtigen” Gesicht modellieren werde, aber im Moment ist nichts geplant.
Hast Du am Ende das Ziel, einen kompletten Kurzfilm daraus zu machen?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe sogar schon damit angefangen, d.h. die ersten 30 Sekunden sind schon fertiggestellt, aber im Moment muss ich dieses Projekt leider für eine Zeit lang pausieren, da mir ein Wettbewerb dazwischen gekommen ist, für den ich einen anderen Kurzfilm machen möchte. Ich kann also nicht sagen, wann mein The Clone Wars-Kurzfilm fertig wird. Wenn ich ehrlich bin, kann ich nicht einmal sagen, ob er überhaupt fertig wird, denn nächstes Jahr werde ich definitv weniger Freizeit haben als bisher. Aber ich werde sehen, was sich machen lässt. Es wäre schließlich schade, wenn ich so viel Zeit in meine Modelle stecke, nur um damit ein paar Videos von wenigen Sekunden Länge zu machen.
Jan, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast und viel Erfolg bei allen kommenden Projekten!
Auf Youtube sind Jans weitere Animationen zu sehen.