Zeitgleich begann das Portal langsam Gestalt anzunehmen. Im Mittelpunkt stand hierbei der Gedanke, der einst das SWU-Special begründet hatte: die Popularisierung verborgener Inhalte. "Das Konzept hatte sich bewährt", erklärt Aaron, "einige vergessene oder zumindest tief vergrabene Schätze waren richtig populär geworden, und so wollten wir darauf aufbauen, mit weiteren dynamischen Inhalte auf der Startseite."
JM-Talons Bildschirmpräsentation auf dem Treffen im März 2005 wurde zur Grundlage der Umgestaltungsbemühungen. Zunächst wurde dafür eine grafische Diskussionsgrundlage geschaffen, um die Vorstellungen der SWUler zu präzisieren. "Die erste Version stammte von mir und war lausig, sodaß sie schon bald von einer unseres damaligen Chefgrafikers [Cougar] ersetzt wurde.", erzählt Aaron. "Und der sind wir treugeblieben, mit einigen extremen Veränderungen zwar, aber doch bis zum Schluß."
Die zentrale Entscheidung, die Nachrichtenorientierung der Startseite hinter sich zu lassen, brachte dabei einige unerwartete Schwierigkeiten mit sich, insbesondere die, welche Inhalte an die Stelle der Nachrichten treten sollten. "Von etwas wegzugehen ist einfach", meint Aaron", "etwas zu finden, wohin man gehen will, ist schon schwieriger."
Zwei Zusatzinhalte für das Portal fanden sich sehr schnell: die Nachrichten der offiziellen Seite - seit langer Zeit ein Standardelement auf der SWU-Startseite - und die Inhalte der Literatursektion. Außerdem war klar, daß das neue Forum eine entscheidende Rolle spielen sollte. Relativ schnell kamen die große Wallpaper-Bibliothek und das Update-Kästchen hinzu, eine Funktion des ersten SWU, die in keiner späteren Version übernommen wurde. "Das Update-Kästchen ging mit SWU 2.0 verloren, und später haben wir es dann schlichtweg vergessen.", erinnert sich Aaron. "Gerade für kleinere Arbeiten an der Seite, die eine Meldung nicht wert waren, aber trotzdem eine Menge Arbeit machten, war das Update-Kästchen aber eine ideale Lösung." Wenig ernsthaft wurde für sehr kurze Zeit sogar überlegt, das Bild der Woche zurückzubringen, eine weitere verlorengegangene Funktion von SWU 1.0.
Schließlich entschied man sich aber lieber, die aktuellsten Beiträge des Lexikons auf die Portalseite zu stellen. "Das geschah hauptsächlich, weil uns die datenbankgestützten Inhalte ausgingen.", erklärt Aaron die Lage. "Dazu muß man wissen, daß die meisten unserer Inhalte lediglich als statische Seiten vorliegen. Viele umfangreiche Texte sind lediglich mit Überschrift und vagem Inhalt in der Datenbank hinterlegt, die seit SWU 3.0 das Grundgerüst der Seite ist, deshalb konnten wir sie für das Portal nicht nutzen. Uns blieb also nur das Lexikon, das Gästebuch, die Kontaktecke oder die Hidden Star Wars-Sektion, also wählten wir das kleinste Übel: unser Lexikon."
Zu diesem Zeitpunkt hatte das Lexikon seit Jahren ein Schattendasein geführt. War es in seinen Anfangstagen noch ein Aushängeschild von SWU, sank es über die Jahre auf der Prioritätenliste der SWUler nach unten und war Ende 2005 in sehr schlechtem Zustand. "Viele Einträge waren veraltet und von einigen besonders lustigen Leuten mit absurdem Müll bepflastert worden, der uns im Tagesgeschäft nicht aufgefallen war.", erinnert sich Aaron. "Aber wir mußten dringend Platz füllen, und das Lexikon hatte Inhalte dafür. Ein ähnlicher Gedanke führte zur Einrichtung des Kalenders."
Dieser wurde den Sommer hindurch mit Daten gefüttert und diente neben der Anreicherung des Portals einem weiteren Zweck: SWU weiter zu automatisieren, sollte eine Weile lang sonst nichts an der Seite getan werden können. "SWU ist für uns alle nur ein Hobby", erklärt Aaron, "auch wenn die meisten von uns, allen voran aktuell [JM-Talon] und [Kay Katarn] praktisch den Gegenwert eines Vollzeitjobs in die Seite stecken. Wir wollten uns ein wenig absichern, sollten wir einmal in die Situation geraten, eine Weile nichts mehr an der Seite ändern zu können."
Der Kalender sollte als automatisches Lebenszeichen funktionieren und außerdem die Geburtstagsmeldungen ersetzen, die in nachrichtenarmen Zeiten gelegentlich als Lückenfüller verwendet worden waren.
Eine Frage kam während der Portalentstehung seltsamerweise gar nicht zur Sprache, nämlich die nach einem tatsächlichen Redesign. "Das [Episode-III-Design] sollte zunächst nur einige Tage oder Wochen online bleiben, aber am Ende fanden wir es schöner als das alte Blau und hörten ähnliches in unserem Gästebuch und in Mails, also beließen wir es dabei. Während der Arbeit am Portal wurde diese Entscheidung meiner Erinnerung nach nie in Frage gestellt, wir sind einfach dabei geblieben. Bis uns ein Jahr später das Rot auf den Geist ging und wir zu einem dezenteren Design zurückkehrten."
Den Startzeitpunkt des Portals bestimmten die Fortschritte am Forum. Als dieses publikumsreif war, trat Aaron im Auftrag seiner Kollegen an Moderatorkandidaten heran, die als Kommentatoren einen kühlen Kopf und wachen Verstand bewiesen hatten. Die meisten Angesprochenen sagten gerne zu, am Forum mitwirken zu wollen und sind bis heute ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Forums geblieben.
"Die [Moderatoren] legen seit Forenstart eine fantastische Arbeit hin.", meint JM-Talon begeistert, "als Prellbock erhalten sie Ordnung im Forum aufrecht. Sie bekommen ihr Fett weg, bleiben ruhig und sachlich und arbeiten verdammt viel. Ich bin jedem und jeder sehr, sehr dankbar. Toll ist auch der Altersschnitt, der "alte" und "neue" Fans auch unter den Moderatoren vereint. Hätte es diese Moderatoren nicht gegeben, wäre das Forum nach sehr kurzer Zeit wieder von dieser Seite verschwunden." "Ich bin froh, daß wir so ein Team von Moderatoren bei uns auf der Seite haben", meint auch Kay Katarn. "Bei den ganzen Leuten, die sich aus purer Langeweile registrieren, um im Forum Unfrieden zu stiften, da sie ganz offensichtlich nichts besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, braucht es so ein starkes Moderatoren-Team. Ohne sie, wäre ein Forum wie es das unsrige sein soll nicht denkbar."
Das klingt wenig begeistert? Wie ist heute die Stimmung im Team, was hält man vom eigenen Forum?
Aus Aarons Sicht ist das Forum im Kern ein Erfolg: "Als erweiterte Kommentarfunktion, als die ich das Forum im Grunde nach wie vor betrachte, war das Projekt äußerst erfolgreich. Als Benutzer-Lockmittel ebenfalls. Dazu kommen weitere Positivfaktoren, die Entwicklung einer Community beispielsweise und natürlich unser Neuzugang [Kay Katarn] (der seinerzeit aus den Reihen der Foren-Community rekrutiert wurde). Gibt es Negatives? Sicher. Das Strafpunktesystem ist im Detail nicht immer perfekt, die Benutzer sind es auch nicht immer, so einiges ließe sich noch bessermachen. Kommt Zeit, kommt Rat.", meint er, und auf in den Anfangstagen häufige Kritik anspielend fügt er an: "Die Traumvorstellung, daß ein Themenforum demokratisch organisiert werden kann - wirklich demokratisch, nicht demokratisch wie die Deutsche Demokratische Republik -, ist allerdings reiner Irrsinn. Ohne eine Hausordnung geht es nirgendwo lange gut, und wo eine Ordnung ist, muß es Ordnungshüter geben, die durchgreifen können, wenn es nötig ist, gerade in einem so anonymisierten Raum wie dem Internet. Sonst redet man heute über Star Wars, morgen über Astronomie und übermorgen hat man ein Rollenspiel auf Alpha Centauri. Bei einem Blog nicht uninteressant, bei einem Forum keine gute Idee."
Zur Kritik an der SWU-Forenpolitik äußert sich auch Darth Duster: "Oft mißverstanden, ist unsere Politik in Sachen Forum lediglich der Versuch, eine freundliche und legale Diskussionsplattform auf möglichst hohem Niveau zu bieten.", erklärt er. "Dazu gehören einige Grundregeln, die unsere User einfach akzeptieren müssen, viele aber nicht wollen. Mal etwas überspitzt dargestellt, müssen wir zu Fragen wie 'Warum darf ich keine Links zu illegalen Videos posten?' oder 'Warum wurde mein Beitrag gelöscht? Ich hab User XYZ doch nur einen Arsch genannt' eigentlich nichts sagen, oder? Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, daß sich an den guten Ton und an das Gesetz gehalten wird."
Auch JM-Talon steht dem Projekt mit gemischten Gefühlen gegenüber: "Wir sind stolz darauf, daß wir hier etwas geschaffen haben, das in sehr kurzer Zeit sehr große Ausmaße angenommen hat.", meint er einerseits. "Stolz sind wir auch darauf, daß sich hier eine Community gebildet hat, wo im Gegensatz zu sehr vielen Foren im Netz ein vernünftiger Umgangston herrscht. Es gibt Ausnahmen und die Moderatoren können auch nicht zaubern, aber im Großen und Ganzen paßt das wirklich."
Auf der anderen Seite beobachtet JM-Talon eine Mentalitätsveränderung bei manchen SWU-Besuchern: "Eine andere Erfahrung, die wir machen mußen, war der Umgangston einiger Besucher: einigen Menschen geht mittlerweile jedwedes Mitgefühl und Verständnis dafür ab, was es bedeutet, eine solche Seite zu betreiben. Beschimpfungen und Angriffe sind zur Tagesordnung geworden. Während die Jahre 2000 bis 2003 von einer sehr positiven Stimmung geprägt waren, hat es sich damit in den letzten 2 Jahren irgendwie erledigt. Natürlich gibt es auch heute noch nette Besucher, aber es kommt nur noch selten vor, daß sich jemand für eine beantwortete Mail oder ähnliches bedankt. Ungleich mehr Personen beschimpfen uns und sind mit nichts zufrieden. Irgendwie wird total vergessen, daß man sich auf einer Seite bewegt, die mittlerweile so groß ist, daß ein eigener Server nur sie beherbergt und daß dieser Server bezahlt werden muß. Vergessen wird auch, daß hier täglich mehr als 10 Leute einen Großteil ihrer Freizeit opfern. Das frustriert manchmal sehr. Meine persönliche Lektion war, daß man damit leben muss. Manchen Personen ist nicht zu helfen. Sie scheinen keinen anderen Lebenszweck zu haben, als unproduktiv herumzuhängen und auf alles zu schimpfen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Auf die Idee, daß unsere Kapazitäten schlicht begrenzt sind und daß wir nur das tun können, was wir schaffen, kommen viele nicht."
Kay Katarn teilt JM-Talons Kritik: "Es ist manchmal mehr als nur enttäuschend: Wir stellen den Leuten kostenlos eine riesige Plattform zur Verfügung, und nicht nur, daß manche Besucher das nicht wirklich zu würdigen wissen, nein, eben die von JM-Talon erwähnten 'Beschimpfungen und Anfeindungen' sind in den letzten Monaten nicht gerade weniger geworden. Das ist eben der große negative Aspekt der Internetanonymität. Manch einer, der vielleicht ein ganz unscheinbarer Mensch ist, meint anonym hinter dem Bildschirm den 'großen Macker' raushängen lassen [zu können]."
Gleichzeitig sieht Katarn das Forum aber auch als funktionierende Fanplattform: "Ich glaube, mit diesem Forum ist etwas geschaffen worden, [das] vielen Leuten etwas bedeutet. Ich sehe im Forum täglich immer wieder dieselben User, die sich in ihrer Freizeit auf unserer Seite bewegen und sich im Forum mit ihren Mit-Fans austauschen. Es [ist] schön, daß es so viele Menschen gibt, die sich hier gerne rumtreiben."
Und Cougar meint: "Die Integration des Forums war ein gewagter und großer Schritt für SWU. Einerseits ist ein Forum sehr schön und bewegt viele User zum Wiederkommen, andererseits hat man mit einem Forum auch immer sehr viel Administration und Ärger am Hals." So gilt auch Cougars Anerkennung dem Moderatorenteam: "Ich respektiere die Arbeit der zahlreichen Moderatoren und Admins im SWU-Forum sehr."
Anders als das Forum, wurde das Portal weitestgehend einhellig als positive Bereicherung der Seite aufgenommen, wenn es selbstverständlich auch kritische Stimmen gab. "Es ist richtig, es gab Kritiker. Wer sich den Portaldiskussionsthread im Forum ansieht, wird das sehen.", meint Aaron. "Unabhängig davon war das Portal aus meiner Sicht aber ein voller Erfolg. SWU präsentiert sich seither als Fanportal und inhaltliche Star-Wars-Plattform. Gleichzeitig haben wir unsere Kernkompetenz bei den Nachrichten nicht vernachlässigt und sie auch und gerade visuell in den Mittelpunkt gestellt."