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Das letzte Stück eines jeden Star-Wars-Films ist immer etwas ganz Besonderes. Da macht auch dieser Titel keine Ausnahme. Aber dies hier ist nicht nur der letzte Titel eines Star-Wars-Films. Es ist der letzte Titel des letzten Filmes, es ist der musikalische Abschied von einer Saga, die Generationen gefesselt hat. Es ist der Abschluss einer Musik, die auch schon von Tausenden und Abertausenden Musikern gespielt wurde. Diese Saga hat so viele musikalische Themen hervorgebracht, sie ist musikalisch so außergewöhnlich aussagekräftig, dass man nicht einfach ein letztes Stück schreiben kann, um dann zu verschwinden. Ähnliches mag John Williams durch den Kopf gegangen sein - er schuf mit diesem Titel ein mehr als 13 Minuten langes Musikfeuerwerk der Extraklasse durch Star Wars. Aber fangen wir mit dem Anfang an.
Harfen, die ein Glissando nach dem anderen spielen, hoch und wieder herunter, Hörner, die von etwas besonderem künden, was da aufkeimt: Hoffnung - und diese beginnt zuerst einmal mit einer kleinen Prinzessin: Leia.
Wir hören das fantastische Thema Leias, sicherlich eines der faszinierendsten und schönsten Themen der Filmmusik überhaupt. Es klingt nicht ganz so wie in Episode IV. Das wäre auch nicht ganz richtig, wir haben es mit einem Baby zu tun - und so ist die Musik ganz sanft. Es erstrahlt nicht in voller Stärke und wird daher auch sehr sanft und lieblich von den Instrumenten vorgetragen. Ein Kompliment an die Musiker, sehr gut gemacht! Es folgt wieder das Glockenspiel - John Williams Harry Potter lässt grüßen.
Damit ist der Höflichkeit Genüge getan: Ladies first. Richtig: es folgt das Machtthema, Luke ist auch noch da. Auch hier wird das Thema sehr zart gespielt. Jede Düsternis ist übrigens weggefegt. In diesem Stück existiert hier kein Imperium. Die neue Hoffnung liegt auf zwei kleinen Babies, die Macht ist mit Ihnen. Williams schreibt manchmal mit seiner Musik Geschichten, er erzählt, was passiert. Das hier ist so eine Stelle.
Das Machtthema gewinnt an Stärke und an Brillanz und mündet in einem sehr kurzen, starken aber nicht gewaltigen Crescendo, bis in gewohnter Manier der Abspann folgt und das Star-Wars-Thema erklingt. Damit ist der Film zuende, der Soundtrack aber lange noch nicht. Es folgen noch fast 12 Minuten, die ein Best-Of-Star-Wars verkörpern. Zunächst einmal gibt es - wie immer zum Abspann üblich - das mächtige Star-Wars-Thema. Es wird sehr fröhlich und beschwingt vorgetragen. Es folgt dann Leias Thema, dieses Mal in der eher stärkeren Form, wie wir es aus der klassischen Trilogie kennen. Vorgetragen wird es von Streichern. Posaunen und Hörner begleiten es auf exzellente Weise. Leias Thema mündet schließlich in einem Rallentando, das dann das nächste Stück präsentiert. Gänsehaut, da bist Du wieder. Unser neuer Hit am Soundtrackhimmel ertönt mit dem neuen Thema, das wir in Battle of the Heroes zuerst hören durften. Und dieses Thema wird nun zelebriert, erst vom Chor, dann vom Orchester. Fallen lassen und genießen - nicht einmal, nein gleich mehrmals, immer wieder anders und immer wieder schön.
Es folgt wieder kurz das Machtthema. Das dient jedoch nur als kurzes Zwischenspiel, bevor das fantastische neue Thema noch einmal und noch einmal erklingen darf und den Boden für etwas Neues bereitet: in einer tollen Modulation wird wieder zu den flirrenden Streichern mit ihren Arpreggios übergeleitet, die schon so oft im Soundtrack für Überleitungen gut waren. Und dann folgt der nächste Hit.
Eine gigantische Throne-Room-Sequenz, die an Vitalität und Majestät kaum zu überbieten ist, bringt auf eine so herausragende Weise die Freude der Beteiligten herüber, an dieser fantastischen Aufnahme mitgewirkt haben zu dürfen, dass man am liebsten dieses Stück nie enden lassen möchte. Was hier folgt, ist bekannt. Der Zwischenteil der Throne-Room-Passage wird sehr getragen dargeboten und stellt die Eigenschaften dieses fantastischen Stückes auf eine großartige Weise heraus.
Weiter geht es in einer neuen Tonart, das Machtthema kommt von einer Oboe gespielt zurück. Dunkle Streicher begleiten pizzicato. Violinen etc. begleiten dezent und harmonisch. Dann greifen die Streicher das Machtthema selbst auf, Flöten begleiten die Streicher, schließlich mündet das Machtthema fast im ganzen Orchester. Es folgt erneut eine Rallentando-Passage, ein Crescendo, Tempo wird herausgenommen. Die Trommel begleitet die uns so bekannte Melodie, die Hörner breiten das Machthema aus. Williams spielt hier sehr stark mit dem Tempo, lässt die Musiker verharren und arbeit stark mit Betonung und Dynamik. Eigentlich macht man sich hier auf das Ende gefasst. Aber so schnell geht es nicht zu Ende. Quasi mittendrin markieren zwei sehr farbenfrohe, unisono dargebotene Töne, die sehr eindrücklich und außerhalb des Tempos erklingen, dass noch etwas kommt.
Star Wars endet nie - wir dürfen wieder das Star-Wars-Thema hören. Noch eindringlicher gespielt, noch emotionaler noch besser noch ansprechender. Aber es kommt, was nun einmal kommen muss: das Ende. Ein sehr langes Ritardando leitet den Schlusston ein, der von Kesselpauken begleitet wird und endet. Aber die Trommel hört nicht auf, sie wirbelt und sagt, dass noch etwas kommt. Und da kommt er: das Orchester noch mal mit dem Ton, erst sanft, dann lauter und intensiver werdend, um mit dem sprichwörtlichen Paukenschlag die größte Saga aller Zeiten zum Ende zu bringen.
Da habe ich nach dem ersten Hören einfach nur "Ja!" geschrien. Das ist es, er hat es gepackt. Das war Star Wars - Star Wars pur.
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