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Der Anfang ist gesetzt - da gibt es keine Experimente. Wir sehen Star Wars - und das sollen wir auch hören. Das Star-Wars-Thema braust durch das Orchester. Die hohen Bläser tragen das Thema mit Kraft - oder sagen wir doch: Macht - und Freude nach nach draußen, begleitet von beschwingten Streichern, es folgt der ruhigere Zwischenteil, und dann dürfen sich die tiefen Bläser des London Symphony Orchestra des Themas widmen. Das Schlagzeug begleitet das Ganze kraftvoll und präsentiert uns den Star-Wars-Sound, der seit fast 30 Jahren die Welt begeistert. Nach knapp 1:15 Minuten ist der Boden bereitet - wir sitzen in einem Star-Wars-Film, wir haben das Thema gehört und dann folgt Die Rache der Sith. Während wir bisher in den Filmen nach dem Star Wars-Thema ein Decrescendo zu hören bekamen, das vorsichtig in den Film führte, ist uns das dieses Mal nicht vergönnt. Es herrscht Krieg. Wir befinden uns in einer Schlacht, mitten in einer Schlacht - und anders als in Eine neue Hoffnung wird das auch so gezeigt.
Die Musik von Die Rache der Sith startet so, wie sie uns durch einen Großteil des Soundtracks begleiten wird: marschartig. Markante Rhythmen, leicht dissonant vorgetragen von Bläsern (hohes Blech), die sich mit den tiefen Registern (vor allem Streicher) des Orchesters ein leicht wildes und immer leicht ins Dissonante driftende Frage-Antwort-Spiel liefern. Struktur und Sicherheit bietet die Trommel, die auf den Beat wirbelnd für einen Marschrahmen sorgt - eine Schlacht eben. Chaos, Misstöne, Militär, Tod, Krieg - wir sind drin in der Handlung. Diese Struktur wird fortgeführt, aber in den Vordergrund tritt das Macht-Thema, das sehr gedehnt von Posaunen und tiefem Blech vorgetragen wird. In Off-Beat-Einwürfen begleiten Trompeten das Thema, dazwischen gibt es mehrere Glissandi der hohen Holzregister des Orchesters. So entsteht eine chaotische Atmosphäre, die nur durch die Macht zusammengehalten wird. Offensichtlich hören wir hier die Begleitung von Jedi in der Schlacht - und so ist es im Film dann ja auch. Nachdem das Macht-Thema durchgeführt würde, folgen Melodiefragmente, die ständig das alte Spiel weiter treiben: Frage - Antwort. Dieses Spiel steigert sich in einem sehr rhythmischem Crescendo, dann geht es wieder leise weiter, im Vordergrund sind mehr die Streicher und dann sind wieder die Bläser gefragt. Die Schlacht geht weiter. Es kommt zu seinem recht deutlichen Bruch in der Taktstruktur. Die Pauke ist Rahmen einer 6/8- oder 6/4-Taktstruktur und gibt mit Schlägen auf 1 und 5 sehr dumpf, aber zugleich nachhallend und auch nachdrücklich die Linie vor. Diese, den Rhythmus etwas sprengende Figur wird von tiefen Streichern begleitet, die auf den Schlägen sehr staccato-artig Akkorde zur Begleitung spielen. In diese Geradlinigkeit stoßen Figuren im tiefen Blech, die konträr dazu sehr hektisch und direkt auftreten und von Figuren im hohen Blech und auch im Holz abgelöst werden. Mal stehen mehr die Streicher im Vordergrund, mal mehr die Bläser. Später folgt ein etwas melodischerer, oder sagen wir lieber tonalerer Part mit einem sehr zügigen Streichermotiv, das nach wie vor von Einwürfen aus dem Blech begleitet wird. Es gibt mehrere Stellen, wo sich das Ganze in einem Crescendo auf einen Höhepunkt steigert, um dann wie in einer Schleife quasi von vorn zu beginnen.
Diese sehr funktionale funktionale Stück endet auf einmal fast plötzlich, es wird leiser um dann in zwei längeren Töne zu verhallen.
Nun, wir hören hier mehr als 7 Minuten lang eine Schlacht, durch die sich unsere Protagonisten bewegen. Wir hören Chaos, Hektik - und am Schluss sind wir am Ziel, wir lassen die Hektik und das Chaos hinter uns. Die Schlacht ist nicht zu Ende. Wir entfernen uns nur von ihr. Es ist funktionale Musik - Filmmusik, die das Geschehen auf der Leinwand begleitet. Dies gelingt Williams perfekt.
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