Oliver Döring ist Regisseur und Autor der Hörspiele zu den Episoden I-VI, sowie zu den Hörspielen "Labyrinth des Bösen" und "Dark Lord", die auf den gleichnamigen Romanen basieren.
Anläßlich der bevorstehenden Veröffentlichung des "Dark Lord"-Hörspiels am 28. März führten wir erneut ein Interview mit Oliver..
Die Nachricht über die bevorstehende Veröffentlichung des neuen Hörspiels "Dark Lord" hat bei den Fans mal wieder große Vorfreude geweckt.
Gott sei Dank! ;-)
Die Veröffentlichung ist also nicht mehr lange hin, der vierte Teil von „Dark Lord“ erscheint im Mai. Ist die Endphase der Produktion stressig? Steht ihr aufgrund des Veröffentlichungstermins unter Zeitdruck?
Ja, sehr. Aber bei einer Hörspielproduktion dieser Größenordnung ist Druck etwas ganz Normales. Der Vertrieb muß seine Termine einhalten, die Händler warten, und die Fans sind (zum Glück) auch ganz ungeduldig. Hinzu kommt noch der persönliche Druck, die Fans und sich selbst nicht enttäuschen zu wollen. Diese Hörspiele sind grundsätzlich nie fertig - ich könnte an jedem Teil noch wochenlang nachbessern. Nur führt der Zeitdruck dazu, daß die Hörspiele irgendwann meiner Festplatte entrissen werden. Insofern kann ich George Lucas gut verstehen, daß er jede Gelegenheit ergreift, um an seinen Filmen nachträglich "Finetuning" vorzunehmen.
In unserem letzten Interview hast du uns erzählt, wie der Weg bis zum Beginn der Produktion von "Labyrinth des Bösen" aussah. Wie sieht denn der typische Ablauf der Produktion selbst aus? Unser letzter Kenntnisstand war, dass die Aufnahmesessions des Hörspiels Ende Oktober des letzten Jahres begonnen haben. Wie viel Vorbereitung stand davor und wie genau ging es nach den Aufnahmesessions weiter?
Nach dem Erstellen des Manuskripts überlege ich mir das Casting, dann übernimmt zunächst mein Kollege Pe Simon die weitere Arbeit. Er ist der 'Master Of Logistic' und organisiert die kompletten Aufnahmen, das heißt: Er bereitet sämtliche Scripts für alle Rollen vor, dann bucht er die Sprecher, die Studios (in Berlin, München und Köln) und das Hotel. Alles schön dicht, damit die Produktionskosten überschaubar bleiben. Ich weiß nicht wie, aber er schafft es immer wieder, daß unsere Aufnahmetage randvoll sind. Alleine diese Vorbereitung dauert mehrere Wochen. Im Studio haben wir dieses Mal gut vier Wochen verbracht, wobei wir neben DL noch mehrere Folgen einer anderen Hörspiel-Serie (Psycho-Cop) aufgenommen haben. Danach müssen die Aufnahmen tontechnisch aufbereitet werden, damit sie homogen klingen und untereinander kompatibel sind. Anschließend schneidet ein Tontechniker die einzelnen Takes nach einem gut strukturierten System in durchnumerierte und zugeordnete Samples. Dann komme ich wieder ins Spiel, suche und mixe aus den Samples das Beste heraus und mische alles mit den Effekten und der Musik ab.
Kann man pauschal sagen wie viel es etwa kostet, so ein Hörspiel zu produzieren und auf den Markt zu bringen?
Bestimmt, nur fragst Du da leider den Falschen, da sich noch weitere Kosten an die Produktion anschließen, die ich überhaupt nicht überschauen kann, wie zum Beispiel für Lizenzen, Promo oder das Presswerk. Aber ich glaube, daß eine CD eine nicht zu knappe 5-stellige Euro-Zahl verschlingt bevor sie in den Regalen zum Verkauf steht.
Welche Technik steckt hinter so einer Produktion? Ihr werdet sicher viel mit Computern arbeiten. Gibt es die klassischen Tonbänder dabei noch? Vielleicht kannst Du kurz mal umreißen, wie sich die Produktion von Hörspielen im Laufe der Zeit durch neue, technische Errungenschaften verändert hat…
Als ich vor gut 15 Jahren beim Radio anfing war es mein erster Job, aus einem armseligen, an unzähligen Stellen geflickten und zerfransten Tonband, einem sogenannten B-Band (war schon eher ein C-Band), wieder ein gebrauchsfähiges A-Band zu machen. Auch wenn ich keine Sekunde von damals missen möchte, halte ich es für einen großen Zugewinn, daß heutzutage niemand mehr so etwas tun muß. Das Tonband ist aus unserem Produktions-Prozeß völlig verschwunden, was nicht heißt, daß die analoge Technologie unausgereift wäre - im Gegenteil. Aber die digitale Technik bietet für mich einige große Vorteile. Ich kann mit dem entsprechenden digitalen Equipment qualitativ sehr hochwertig Arbeiten. Der Schnitt ist erheblich präziser als früher, digitale Effekte leisten zum Teil Enormes. Das Wichtigste ist jedoch, daß durch die Digitalisierung ungeheure Kosten gespart werden können. Für ein SW-Hörspiel hätte ich früher ein großes Tonstudio mit vielen Bandmaschinen gebraucht. Heute kann ich alles in einem vergleichsweise kleinen Büro produzieren. Digital zu arbeiten heißt vor allem sehr schnell, effektiv und kostengünstig zu arbeiten.
Wie habt ihr die Reaktionen auf "Labyrinth des Bösen" mitbekommen und aufgefasst? Waren die Reaktionen wie erwartet oder sogar besser?
Als ich mit dem fertigen Master von Teil 1 zu WortArt ging, waren alle ganz aufgeregt. Gleich mehrere Mitarbeiter von WortArt wollten die CD hören. Darunter war auch der Chef, Alex Stelkens. Alex versteht - vorsichtig ausgedrückt - nicht viel von Krieg der Sterne. Nun, beim Hören des ersten Teils von LdB sackte er von Minute zu Minute tiefer in seinen Sessel. Es gab im Hörspiel mehrere Stellen, bei denen ich mit irgendeiner Art von Reaktion gerechnet habe - ein Lächeln, ein Zucken vielleicht. Aber sein Gesichtsausdruck war wie eingefroren. Als wir fertig waren, schreckte er hoch wie aus einem Alptraum und meinte: "Oli, klingt toll, aber ich hab nix verstanden! Du hättest genausogut das Telefonbuch von Tokio vertonen können!" Die anderen, allesamt ebenfalls Krieg der Sterne-Nieten, versuchten zumindest, ihr Entsetzen zu verbergen. Ich war am Boden zerstört und dachte nur: 'Klasse! Jetzt hast Du alles in den Sand gesetzt! Niemand wird verstehen, worum es in LdB geht!' Teil 2 & 3 habe ich dann nur noch zu WortArt geschickt. Anschließend habe ich für ein paar Tage in der Schweiz Deckung gesucht. Als die ersten positiven Rezensionen im Internet auftauchten, fiel mir ein ganzer Steinschlag vom Herzen. Heute behauptet Alex, er habe ja gleich gesagt, daß die Hörspiele funktionieren. ;-) Mal Scherz beiseite - auch wenn Alex sich nicht gut mit Krieg der Sterne auskennt, ist er doch sehr stolz darauf, Krieg der Sterne zu haben. Er hat sich sehr über die vielen positiven Resonanzen gefreut und will auch unbedingt weitermachen.
Die Romane "Labyrinth des Bösen" und "Dark Lord" haben in etwa den gleichen Umfang und doch bekommen wir bei "Dark Lord" eine CD-Länge mehr. Woran liegt das? Ließ sich "Labyrinth des Bösen" einfach besser kürzen?
Wir haben bei LdB gar nicht viel weggelassen. Die Sequenz mit den Xi Char mußte gekürzt werden, da die Entwicklung der komplizierten außerirdischen Sprache das Budget gesprengt hätte. Ansonsten ist LdB sowohl als Roman als auch im Hörspiel eine sehr dynamische Geschichte, in der sich die Ereignisse überschlagen. Es ist wie eine Abenteuer-Sammlung, die sich allesamt um die bekannten Charaktere drehen. Bei DL werden völlig neue Helden eingeführt. Die Geschichte ist etwas dialoglastiger und braucht besonders im Mittelteil mehr Zeit. Mir kommt es vor, als würde die Krieg der Sterne-Saga hier kurz Luft holen, denn nach den dramatischen Ereignissen von Ep. III werden die Dinge neu geordnet. Wir bewegen uns nun viel mehr im Universum der klassischen Trilogie, und ich finde es wahnsinnig spannend, daß diese Epoche etwas genauer beleuchtet wird. In DL geht es zwar hauptsächlich um Darth Vader und den Überlebenskampf der letzten Jedi, aber wir erleben auch die Grundsteinlegung für die Rebellion. Mir war bereits beim Lesen klar, daß DL umfangreicher werden würde als LdB. Der große Vorteil bei DL ist, daß vermutlich sogar Alex Stelkens verstehen wird, worum es geht.
Ganz gezielt zurück zu „Dark Lord“: Muß jede Auswahl der Synchronschauspieler, die nicht bereits an den Filmen gearbeitet haben, von Lucasfilm abgesegnet werden? Gab es einen Fall, in dem Lucasfilm Veto gegen eine Besetzung eingelegt hat?
Nein. Lucasfilm war sehr zufrieden mit dem Casting bei LdB, und daher glaube ich, daß wir bei DL eine Art Vertrauensvorschuß hatten. Auch die ersten beiden Teile von DL wurden wieder mit viel Zustimmung genehmigt. Die Besetzung wurde dabei sogar besonders positiv hervorgehoben.
Gibt es eine Besetzung, auf die Du ganz besonders stolz bist? Die Nachricht, daß ihr Tarkin tatsächlich mit Friedrich Schoenfelder besetzen konntet, der Tarkin ja auch schon in Episode IV synchronisiert hat, war für uns z.B. der Knaller...
Ich hoffe, daß es hier und da kleine Highlights gibt, die den Kenner erfreuen werden. Gerade mische ich zum Beispiel eine Szene mit Mas Ammeda ab. Er hat zwar nur eine kleine Rolle, wird aber wie im Film von Roland Hemmo gesprochen. Und das klingt echt toll. Wir haben wieder viel Wert auf ein möglichst originalgetreues Casting gelegt.
In dem kürzlich veröffentlichten Produktionsvideo spricht Pe Simon, Produktionsleiter und Regieassistent, davon, daß es ein Verbrechen wäre, nicht noch weitere Krieg der Sterne Hörspiele zu produzieren. Das finden wir auch. Verrätst Du uns, welche Geschichten Du für weitere Hörspiele in Betracht ziehst? Viele Fans würden z.B. auch gerne noch mal in den Genuß der Helden aus der Klassischen Trilogie kommen… Wird die Entscheidung darüber bei Dir liegen, oder wird es eine Gemeinschaftsentscheidung?
Es gibt eine ganze Reihe toller Geschichten, die in Frage kämen. Leider muß ich Euch mit Details noch etwas auf die Folter spannen. Es gibt Ideen, aber entschieden ist noch nichts. Mich würde allerdings eine Comic-Adaption reizen. Die Arbeit wäre ein wenig anders als bei einer Roman-Adaption, und ich sehe noch größere Möglichkeiten, mein kreatives Potential auszuspielen. Wenn etwas entschieden wird, erfahrt Ihr es sofort!
Bei einer Hörspielproduktion passieren doch sicher ein paar lustige Versprecher. Haben wir die Aussicht darauf, vielleicht irgendwann mal in den Genuss einer solchen Sammlung zu kommen?
Für die Sinclair-Hörspiele haben wir einige sehr witzige Versprecher gesammelt und veröffentlicht, und die Fans lieben so was. Bei Krieg der Sterne gibt es allerdings noch nicht genügend Material. Man kann witzige Versprecher einfach nicht planen, und irgendwie hat es bislang nicht hingehauen.
Zum Abschluß hast Du die absolute Freiheit: Wenn Du noch irgendein nettes Anekdötchen hast, oder Dir noch irgendwas unter den Nägeln brennt, dann immer raus damit…
Mir brennt tatsächlich etwas unter den Nägeln: Ich hatte mich sehr auf die Jedi-Con in Düsseldorf gefreut, doch leider war nicht die Macht mit mir, sondern die Grippe. Pe und ich hatten bereits alles geplant und vorbereitet, und ich bin mir sicher, daß wir einen spaßigen und informativen Auftritt hingelegt hätten. Mir tut es sehr leid, daß alles im letzten Moment von uns abgesagt werden mußte, und sollte es irgendwann noch mal zu einer Einladung einer Jedi-Con kommen, verspreche ich, mich einen Monat im voraus nur von Zitronen zu ernähren!
Oliver, vielen Dank für das Gespräch!
Eine Hörprobe des Hörspiels zu "Dark Lord" könnt Ihr Euch hier herunterladen.
Bestellen könnt ihr das komplette Hörspiel unter folgenden Links: