EPISODE 1 bringt einen Sith ins Spiel, der den Kampf mit dem Lichtschwert wahrlich meisterhaft versteht: Darth Maul.
Im Gefecht gegen Jedi-Meister Qui-Gon und dessen Schüler Obi-Wan hält sich seine Kampfkunst im Vergleich mit den zwei Jedi die Waage. Als Darth Maul alleine gegen Meister Qui-Gon kämpft, besiegt er diesen sogar, was zeigen mag, daß seine Fähigkeiten mit dem Lichtschwert über denen eines Jedi-Meisters stehen.
Als dann Qui-Gons Schüler Obi-Wan den Kampf mit Maul fortsetzt, ist es rein rechnerisch klar, daß dieser gegen den Sith nicht gewinnen kann. Genau so hat es George Lucas im Film umgesetzt: Obi-Wan wird von Maul in den schier endlos tiefen Schacht der Schmelzgrube befördert, verliert dabei sein Lichtschwert und kann sich nur mit Glück an einem Vorsprung festhalten.
Die weitere Umsetzung im Originalfilm jedoch läßt Darth Maul wie einen Anfänger aussehen, wobei Obi-Wan mit einem Sprung und einem Salto sicher im Rücken des Sith landet und das im Flug mit Hilfe der Macht aufgefangene Lichtschwert Qui-Gons zündet:
Darth Maul schaut starr vor Überraschung dabei zu, dreht sich dann noch zu Obi-Wan, um tatenlos den Todesstreich über sich ergehen zu lassen und zweigeteilt in die Tiefe des Schmelzschachtes zu fallen.
Diese ganze Aktion Obi-Wans - vom Sprung aus dem Schacht bis zum tödlichen Hieb - dauert drei Sekunden. Eine Ewigkeit, in der Darth Maul einfach nur verdutzt dreinschaut und keinerlei Aktion zur Abwehr einleitet, und das obwohl er die ganze Zeit schon sein Lichtschwert gezündet hat.
Sicherlich, die Aussichtslosigkeit, in der sich Obi-Wan befindet und eine beim Sith möglicherweise vorhandene Überheblichkeit können eine "Schrecksekunde" bei Maul durchaus bewirken, doch für einen Krieger seiner Klasse sollten zwei Sekunden, die ihm dann noch bis zum Verlust des Gefechts und seines Lebens bleiben, mehr als Ausreichend sein, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Besonders die letzte Sekunde, in der er Auge in Auge mit Obi-Wan tatenlos dasteht, ist nicht nachvollziehbar nach all den Kämpfen und Fähigkeiten, die dieser Sith bis dahin zeigte.
Warum das im Originalfilm so
umgesetzt wurde, läßt sich darauf zurückführen, daß George Lucas
diese drei Sekunden in fünf Schnitte visualisiert hat, oder anders
ausgedrückt fünf Kameraeinstellungen den Inhalt der Szene optisch
auflösen: Den Sprung aus dem Schacht, das Bewegen des am Boden liegenden
Lichtschwerts mittels der Macht, das Fangen und Zünden des Lichtschwerts
in der Luft, den Salto hinter den Sith, das Landen und den tödlichen
Hieb.
Doch Obi-Wans Aktion sollte so schnell ablaufen, daß Darth Maul nicht nur vom Überraschungsmoment, das spürbar unnatürlich in die Läge gezogen wirkt, sondern auch wirklich von der Schnelligkeit des Vorgangs überrumpelt wird. Schließlich ist Maul ein meisterhafter Kämpfer und Obi-Wan reift in diesem Moment vom Padawan-Schüler zum Meister der Jedi-Kampfkünste, er vollzieht sozusagen im wahrsten Sinn den Sprung zur Meisterschaft.
Wie ist dies im BDFC umsetzbar?
Nach einigem Betrachten der Originalszene wurde klar, daß mit nur einem Schnitt eine Lösung hierfür möglich ist. Durch das Herausschneiden der Teilszene, in der Obi-Wan im Rücken des Sith landet und seinen Hieb ausführt, wird die Aktion um die gefühlte zu lange Zeitspanne der Passivität Mauls gekürzt. Da wie im Original danach gleich auf Darth Maul geschnitten wird, dieser durch den Treffer zusammenzuckt, wird laut Filmsprache der tödliche Hieb, der jetzt nicht mehr zu sehen ist, durch Obi-Wan noch im Flug ausgeführt - also während seines Saltos in den Rücken des Sith.
Diese schnelle filmsprachliche Umsetzung läßt dem jungen Obi-Wan die Klasse eines Jedi-Meisters erreichen und gleichzeitig Darth Maul, diesem unglaublich geschickten Schwertkämpfer, ein würdiges Ende zukommen.
Zu sehen gibt es diese Umsetzung im BDFC-Trailer zu THE PHANTOM MENACE (2:45 Minuten (15,4 MB, WMV-Format)).
Bernd Dötzer, 31.8.2008