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Diese paar fehlenden Worte lassen die Morgengrauen-Szene in einem anderen Licht erscheinen. Der nebensächlich wirkende Charakter der Szene wandelt sich schlagartig zu einer visionären Aussage.
Der kleine Anakin Skywalker läßt spüren, daß er wirklich der Auserwählte ist, nicht nur, weil er Pod-Renner erfolgreich steuern kann oder verdeckte Bilder errät (Test im Jedi-Tempel). Spätestens zum Showdown hin wird klar, daß Anakins Vision richtig wahr. Er ist mehr, als nur ein guter Pilot oder Glückspilz.
Das Spekulieren macht natürlich besonders viel Spaß:
Wir wissen, daß Padmé bzw. Königin Amidala strikt gegen Gewaltanwendung ist. Und am Ende führt sie doch eine Armee in den Krieg…
Könnte nicht diese Vision Anakins sie dermaßen beschäftigt haben, daß, nachdem Anakins Fähigkeiten und Qui-Gons Vertrauen in den Jungen sich bestätigten und sich die Ereignisse ungeheuer dramatisch zuspitzten, sie in ihrer verzweifeltsten Stunde der Vision dieses Jungen Vertrauen schenkte?
Hat also erst dieser - uns vorenthaltener - Dialog Padmé bzw. Königin Amidala zu einer Heerführerin gemacht?
Wenn dem so wäre: War nicht Krieg der Schlüssel zur alleinigen Macht für Palpatine und hat somit Anakin passiv schon zu diesem frühen Zeitpunkt das Leichentuch der Dunklen Seite der Macht über die Galaxis gelegt?
Wäre Palpatine jemals Imperator geworden, hätten sich je die Dinge so für ihn entwickelt, wenn sich Padmé bzw. Königin Amidala ihrer ursprünglichen Maxime, nämlich niemals Krieg zu führen, treu geblieben wäre?
Ist Padmé die eigentlich Schuldige am KRIEG DER STERNE, hat sie sich nicht für Krieg entschieden, hat sie sich nicht von Senator Palpatine zu einem Mißtrauensvotum gegen Kanzler Valorum bewegen lassen, hat sie nicht den Jedi-Padawan Anakin Skywalker "vom rechten Weg abgebracht", mit ihm ein Verhältnis angefangen und ihn heimlich geheiratet? Bei all diesen Fragen haben Padmé anfänglich schwere Zweifel daran gehindert, gegen ihre Überzeugung zu handeln, bis sie sich schließlich bewußt gegen ihre Zweifel entschieden hat.
Padmé bzw. Königin Amidala, die immer ehrenvoll handelt, das Gute verkörpert, sich aufopfert, sie ist nach Außen hin im Vergleich zu Anakin, der im Verlauf der Episoden I bis III offenkundig zur Dunklen Seite der Macht wechselt, die Jedi und den Frieden zerstört, die Unschuldige.
Doch könnte es sein, daß nicht Anakin sondern Padmé die wirklich tragische Figur in den Prequels ist?
Eine restaurierte, komplette Morgengrauen-vor-dem-Podrennen-Sequenz wäre ein Kleinod, das die Tragik und den Handlungskomplex zwischen dem alles entscheidenden Schicksals-Trio Anakin - Padmé - Palpatine versteckt vorantreiben würde.
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