Ein Baubericht von Michael Peter und Jörg Steegmüller
Der Beginn: Am Anfang stand die Idee,
und damit die Bereitschaft sich dem großen Wagnis gewachsen zu fühlen.
Schon vor 10 Jahren war es mein Wunsch ein genaues Abbild von
Yoda, den mein Idol Stuart Freeborn 1978 erschaffen hat nicht nur kompromisslos genau nachzugestalten, sondern ihn auch als voll funktionstüchtige Puppe zum Leben zu erwecken. Als ich 5 Jahre war, stand ich mit großen Augen vor einem Spielzeugregal auf dem ein Remus Buch mit einem Bild von Yoda zu sehen war.
Diese Begegnung hatte mein Leben nachhaltig geprägt.
Trotzdem mussten nochmal 8 Jahre vergehen, bis ich diesen seltsamen grünen Gnom bei einem Freund zum ersten Mal auf Video "lebendig" zu Gesicht bekam.
Mein erster Eindruck damals war: Oh, klar - das ist ´ne Puppe.
Ich war damals also noch gar nicht so euphorisch.
Kinder haben für manches eben schärfere Sinne als Erwachsene.
Star Wars begleitete fortan mein Leben. Ich begann mehr und mehr 30 cm große Star Wars Figuren und Kostüme zu bauen.
Und je länger das der Fall war, umso mehr lernte ich die Symbiose aus Frank Oz genialer Spieltechnik und Stuart Freeborns und Phil Tippets begnadeter Fähigkeit leblosen Modellen Seele einzuhauchen zu schätzen - bis ich begriff: Yoda, Chewbacca, Wampa, Chewbacca, Rancor, Jabba, Taun Taun - das ist das höchste Maß der Illusionskunst, die es gibt.
Ich hatte bis ich Star Wars kennenlernte schon ettliche Puppen, Modelle und ähnliches gebastelt.
Auch hatte ich kleine Trickfilmchen gedreht.
Aber eines hatte sich nach dem Kennen lernen von Star Wars bei mir manifestiert:
Der Wunsch das beruflich zu machen - und dafür zu leben!
Es vergingen 15 weitere Jahre in denen ich eine Grafik Ausbildung machte, meine Lehrer zum Abschluß in einem Hurra Deutschland-artigen Film als Puppen agieren ließ, mit meinem Vater als Schauwerbegestalter unterwegs war, 300 Star Wars-Figuren für meinen 70 minütigen Puppentrickfilm "Spielball der Mächte", für den ich Heinz Petruo als Sprecher von Darth Vader gewinnen konnte, baute, an der Film Akademie Ludwigsburg beschäftigt war und 5 Jahre lang hauptberuflich als Bildhauer und Modelleur in Deutschlands größter Firma für animatronisch-technische Figuren und Schaustücke beschäftigt war.
Nach Mitarbeit an Roland Emmerichs "Der Patriot" gründete ich im Jahre 2000 meine eigene Firma "Steegmüller-Skulpturen" und stellte meinen guten Freund, den Maskenbildner Dirk Rößler fest ein.
Kurz nach meinem Umzug ins heimatliche Stuttgart lernte ich Michael Peter bei einem
Star Wars Treff bei meinen Bekannten kennen.
Ich hatte einen begnadeten Modellbauer gefunden.
So ergab es sich, dass ich endlich das geeignete Fundament - und nach einem größeren Auftrag auch die Zeit dazu gefunden hatte - um das Projekt meiner geheimen Träume zu beginnen: Yoda!
Dirk und ich modellierten an Yodas Kopf, den Hände und den Füßen über zwei Monate lang herum. Wir studierten unzählige Bilder und die Filme, zählten alle Hautfalten, schauten nach den Details und durchforsteten alle Quellen bis wir nachvollziehen konnten wie alles beim Originalen Yoda funktionierte.
Eines Tages waren sowohl der Ausdruck als auch die Funktionalität der Puppe im Modell gewährleistet.
Als das der Fall war machten wir den Formbau, bauten Yodas Stock und Körper nach, und erstellten eine hochflexible Reproduktion von Yodas grüner Haut auf einer Art Schädel-Unterbau.
Als nun die Haut von Yoda zusammen mit der laminierten Stützschale fertig gestellt war, stand nun die Konstruktion einer geeigneten Bewegungsmechanik bevor.
Ich habe in meinem Beruf als Modellbauer schon viele verschiedene Funktionsmodelle gebaut, darunter sind elektronisch hydraulisch gesteuerte Fahrzeuge und Anlagen und auch Fernferngesteuerte Modelle. Aber die Imitation von Leben war bis dato Neuland für mich. Umso lieber nahm ich von Jörg Steegmüller die Herausforderung an, eine solche Mechanik für Yoda zu entwerfen.
Nach mehreren Konstruktionszeichnungen, die anhand von Originalvorlagen bzw. Bildmaterial von ILM entstanden sind, baute ich die Mechanik komplett aus Messing auf.
Die meisten Teile sind verschraubt und zusätzlich verlötet da durch die Silikonhaut und die schnellen Bewegungen ( Lidschlag) enorme Kräfte auf die Mechanik wirken.
Dennoch musste alles sehr leicht sein um dem Puppenspieler den größtmöglichen Spiel-Komfort zu bieten.
Die Augäpfel haben eine dünne Acrylschale, in die wiederum handbemalte Kerne eingelagert sind. Diese Kerne wurden nach Bildmaterial aus "The Empire strikes back" bemalt.
Die komplette Mechanik ist über mehrere Umlenkhebel geführt um die Augen später vertikal und horizontal hin und her bewegen zu können.
Diese Bewegungen werden vom Puppenspieler von Hand bzw. mit dem Mittelfinger ausgeführt.
Im Gegensatz dazu schwingen die Augenlider über Bowdenzüge auf und ab bewegen sich im Wege-Verhältnis 2/3 oberes Lid zu 1/3 unters Lid.
Die Aufhängungen und Achslagerungen der Augen und deren Lidern ist der Schlüsselpunkt der ganzen Mechanik und sollte mich mehrere Nächte in der Werkstatt beschäftigen( Gruß an die Kollegen Stuart Freeborn und Nick Maley denen es nicht anders erging) .
Die Augenlieder haben nämlich nicht den selben Dreh- und Angelpunkt wie die Augachsen. Der Spalt zwischen Auge und Lid beträgt gerade mal 1mm und dieses Maß muss dasselbe sein wenn die Augen geschlossen oder offen sind. Andernfalls würde Yoda die Augen nicht aufmachen können da die Schalen am Auge reiben oder klemmten und damit hässliche Kratzer verursachen würden oder aber bei zu großem Spalt würden die klaffende Lücken zwischen Augen und Lidern das "Bilbo Beutlin" Syndrom hervorrufen…allerdings,, und das muss man honorieren, wäre dieser Effekt dann noch mechanisch gelöst und würde nicht aus Bits und Bytes bestehen wie so vieles in manchen Trashverfilmungen.
Die Bewegungen der Augenlieder sowie der Ohren und des rechten Armes mit dem Stock werden ausserhalb der Puppe von mir über Bowdenzüge ausgeführt und bewegt.
Jörg bewegt den Kopf, den Mund, die Augäpfel, die Stirn, die linke Hand und ahmt Yodas Stimme nach.
Die Bowdenzüge bestehen aus Nylonschläuchen in denen Stahldrähte gleiten. Diese sind an den zu bewegenden Teilen und an den Griffen, die der Spieler betätigt, befestigt.
Nach mehreren Tests der einzelnen Baugruppen ausserhalb des Kopfes wurde dann die Mechanik an die Stützschale angepasst und eingebaut.
Dann kam das Anpassen und aufbringen der Silikonhaut, die Bemalung, das Einstechen der Haare, und die Aufpolsterung von innen, für eine bequeme Spielbarkeit.
Nun war es so weit: Yoda schlüpfte in sein Mäntelchen und es konnte losgehen.
Yoda hat die Jedi Con 2004 in Düsseldorf mit einer Rede eröffnet,
war Quizmaster im Media Markt Wuppertal zur DVD Release der Saga,
hielt bei der Episode 3-Premiere im Stuttgarter Kino Gloria
mit Yodas deutschen Originalstimme vor Filmbeginn eine Ansprache,
und lief im Cinemavonfansfuerfans/fanwerke/makingyoda Wuppertal zusammen mit kostümierten Star Wars Fans zu Lifemusik über den roten Teppich ins Kino ein….
Yoda rockt!
… Chewbacca ist schon in Arbeit…
Baubericht | Fotos vom Bau der Puppe