HOLONET-NACHRICHTEN DER REPUBLIK
Der Vierakter mit dem Titel Der Betrug des Vosdia Nooma, läßt sich sowohl als Stück der Volksbelustigung, wie auch als harte politische Aussage lesen. Aufgeladen mit Allegorien und Symbolen, unterstützt das Stück Farrs promilitärischen Standpunkt. Farr finanzierte die Produktion selbst, arbeite die Handlung azs und fungierte schließlich auch als Ausführender Produzent.
Der Betrug versetzt den Zuschauer zurück in die feudale Ära Rodias, in das Städtchen Yusk. In der Titelrolle ist Chooru Delb zu sehen, der einen unterwürfigen Bauern spielt, dessen Tochter von einem tragischen Käferbiß vergiftet wird. Das zieht die Aufmerksamkeit und das Mitleid der Dorfbewohner auf sich. Als alle, vom ärmsten Leibeigenen bis zum reichsten Großgrundbesitzer unter seinem Dach verdammelt sind, beginnt Nooma beiläufig von seinen politischen Idealen zu sprechen.
Am Anfang des zweiten Akts, hat Noomas Charme seine magische Wirkung bewiesen: er wird zum Freiherrn von Yusk ernannt. Sein Kabinett füllt er mit seinen engsten und ältesten Freunden, ungeachtet ihrer Fähigkeiten in Regierungsangelegenheiten. Nooma zieht von seinem Hof in die Mitte der Stadt. In diesem Moment kommt ein charismatischer Soldat auf den Feldern der Bauern an. Der Soldat (gespielt von Branchenneuling Deebo Chak) ist entsetzt, als er hört, wieviel Getreide jeder Bauer als Steuer an den Freiherrn zahlen muß. Er fordert die Bauern auf, mehr für ihre eigenen Familien zu behalten. Die Stadtbewohner von Yusk haben nichts zu essen, ihr Hunger wird schlimmer. Sie fordern Nooma auf, einzuschreiten. Delbs schauspielerische Leistungen sind in diesen Szenen wirklich beeindruckend, wenn er erkennen muß, daß er, nun, da der einer echten Krise gegenübersteht, unfähig ist, eine Entscheidung zu fällen. Er wendet sich statt dessen seinem Kabinett zu. Dies führt zu einer unpassenden Szene voller Situationskomik, in der sich die Kabinettsmitglieder über mögliche Lösungsvorschläge streiten.
Am Ende des zweiten Akts ist Nooma am Ende. Er verläßt das Kabinettsgebäude, um seiner Verantwortung zu entfliehen. Im Mondlicht geht er durch Yusk und trifft auf einen Paladin. Er vertraut sich dem Paladin (großartig dargestellt von Fosin Dreed) an und beichtet seine Sünden. Als er die Probleme beschreibt, die Yusk heimgesucht haben, merkt der Paladin an, daß ihn die Unruhe an frühere Taten eines alten Kampfgefährten erinnern, eines Soldaten im Ruhestand, der schlichte Bauern um ihr Korn betrügen will. Er bietet die Dienste seiner kleinen Gruppe Kämpfer an, um dem Problem mit den Soldaten und den Bauern Herr zu werden. Aus Angst, eine solche Entscheidung zu treffen, lehnt Nooma ab.
Angesichts von Senator Farrs po-militärischen Ansichten, ist es nicht schwer zu erraten, welchem Schicksal sich Yusk nach Noomas Unfähigkeit, das Angebot des Paladins anzunehmen, gegenübersieht. Die nächsten beiden Akte zeichnen sich vor allem durch den typischen Hang der Rodianer zur Darstellung von Gewalt aus. Die Bauern werden von dem Soldaten zum Aufstand getrieben. Während sie das Stadtzentrum ausplündern, ißt sich der Soldat sich an ihrem Korn satt. Rodianische Bühneneffekte waren nie zuvor so realistisch. Holographische Bilder lassen aus verschiedenen Winkeln die Enthauptungen und Verstümmelungen vor dem schockierten und heimlich faszinierten Auge des Zuschauers vorbeiziehen.
Obwohl die Dialoge tradionell gestelzt klingen und der Symbolismus überdeutlich ist, kann das Stück dennoch mitreißen und wird sowohl unter den Anhängern, wie auch unter den Gegnern der Mobilmachungsverordnung Diskussionen auslösen. Senator Farrs schamloser Gastauftritt als Yusks allwissendes Orakel ist allerdings ein ernsthafter Fehltritt und könnte den Erfolg seines gesamten Projekts gänzlich unterminiert haben. Da der Auftritt der Handlung nicht weiterhilft, ist es die Hoffnung dieses Kritikers, daß diese Szene nur für die Eröffnungsnacht bestimmt war.
Die mitreißenden Darstellung von Chaks überraschend beredsamem Soldaten und Dreeds Paladin, sind Grund genug, die vierstündige Gesamtdauer des Stücks zu ertragen. Delbs Titelrolle wird ihm für alle Zeit einen Ehrenplatz unter den Großen des Theaters sichern, hat er es doch erreicht, die gewöhnlichen Bühnenstücke rodianischer Politik zu überwinden und Zuschauer aller Couleur zu betören. Es wäre ein in der Tat delikater Gedanke, ihn für eine galaxisweiten Holofassung des Stücks zu besetzen.
Der rodianische Humor behagt nicht jedem Zuschauer und spielt im Betrug dankenswerterweise keine große Rolle. Bis zum Bersten gefüllt mit platten politischen Vergleichen, reichen jene kurzen Momente jedoch aus, um einem Schauer über den Rücken zu jagen.
Das Gezänk zwischen dem dreiäugigen Lord Becherwirbel und der puder-gesichtigen Lady Heißeluft in den Kabinettszenen ist nur unnötig, sondern geschmacklos.
Das rodianische Drama war noch nie für seine subtilen Züge bekannt, doch die letzten Akte des Betrugs zeichnen sich durch so verwirrende Metaphern aus, daß sie auf ihren Abwegen oft nirgends hinführen. Als Delb in einer Blutlache nach dem Paladin sucht, verfällt er in eine tränenreiche Mahnpredigt, in der er die Vergiftung seiner Tochter gesteht, obwohl wir – welch Paradoxon! – im ersten Akt dabei sind, als sie von einer Distelniss gestochen wird.
Der Betrug des Vosdia Nooma ist in den Äquator-Stadtbühnenzu sehen. Eine simultane Holoübertragung auf Kanal RES23 steht für alle Kern- und Mittelrandempfänger bereit.
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