Wie üblich bringen wir mittwochs den neuesten Blogeintrag über Heimwerker-Fragen in der Star Wars-Galaxis... Nein, natürlich nicht. Wie jeden Mittwoch gibt es auch diese Woche einen neuen Blogeintrag von Maya Bohnhoff, Autorin des Romans Holostar.
Die Realität steckt in den Schrauben und Nieten
Nein, ich meine damit nicht, dass die Realität von Star Wars und der weit, weit entfernten Galaxis in den mechanischen Mitgliedern des Ensembles steckt (Nun, tut sie vielleicht doch, aber das ist eine andere Geschichte).
Ich beziehe mich stattdessen auf etwas, was die Prosaautorin Anna Quindlen einmal gesagt hat und ich nicht mehr loswerden kann. Sie sagte, dass es in der Fiktion so ist, dass die "Realität in den Tellern steckt".
Mal ehrlich - niemand wäscht in Star Wars Teller ab, aber es gibt eine Menge Schrauben und Bolzen und so, glaube ich, lässt sich das übertragen. Was Anna meint, ist folgendes: Wenn man eine Geschichte schreibt, muss man mit dem Leser auf einer menschlichen Eben kommunizieren, denn die meisten von ihnen sind Menschen in dem Sinne, dass sie von diesem Planeten stammen (im Moment zumindest). Das bedeutet, dass man die kleinen, i-Tüpfelchen-Details richtig inbekommen muss.
Welche Details? Behalten wir die Frage im Hinterkopf.
Also Anna ist eine Prosaautorin. Sie arbeitet weder mit Droiden, Aliens, Raumschlachten oder bösen Imperien oder anders gesagt, sie schreibt nicht über viele Dinge, die es nötig machen, dass der der Leser seinen Unglauben vergisst. Star Wars-Romane - oder irgendwelche Sci-Fi oder Fantasy Bücher und Sub-Genre davon - enthalten aber viele Elemente, die ein willentliches Aussetzen des Unglaubens erforderlich machen. "Willentliches Aussetzen des Unglaubens" ist übrigens eine Idee des Lyrikers und Autors Samuel Taylor Coleridge, der damit den Einsatz von fantastischen und unrealistischen Elementen in der Literatur erklärte. Er war der Meinung, dass man als Leser bereit ist, solche Dinge zu akzeptieren, wenn sie funktionieren andernfalls nicht.
Die Realität in den Tellern, bzw. Schrauben und Nieten, setzte genau dort an. Damit Ihr glaubt, dass ein Jedi aus einem drei Kilometer hohen Gebäude springen und auf einer Plattform landen kann, die fünzig Stockwerke tiefer liegt, muss ich die Schrauben und Nieten schon sehr gut hinbekomme, um das Fantastische wieder auszugleichen.
Es ist beinahe das literarische Gegenstück von Ockhams Rasiermesser, das vereinfachend fordert, dass außergewöhnliche Behauptungen auch außergewöhnliche Beweise erfordern [Anmerkung des Übersetzers: Als Ockhams Rasiermesser wird die Aussage von William von Ockham bezeichnet, die besagt, dass bei zwei Theorien über ein Phänomen, die einfachere zu bevorzugen ist]. In der Fiktion braucht Außergewöhnliches gewöhnliche Gegengewichte. Man akzeptiert den oben genannten Himmelsstürmer einfach bessern, wenn die Schrauben und Nieten an anderer Stelle stimmen - z.B. wenn er eine glaubhafte Beziehung zu anderen Figuren hat, oder der Jedi-Kodex stimmig eingehalten wird, wenn er zu einem dreidimensionalen Charakter wird, der beständig ist, bzgl. dem, was ich über ihn erzähle. Wenn ich den Charakter nicht richtig entwickle oder er sich anders verhält, als ein Jedi es sollte, werdet ihr Euch nicht für seine Flugkünste interessieren mit denen er böse Killer-Ninja-Droiden bekämpft und sie schon gar nicht akzeptieren. Wenn er also dem Jedi-Sein in Sachen Schrauben und Nieten nicht gerecht wird, dann werdet ihr nicht für einen Moment glauben, dass er die Macht ausreichend gut beherrscht, damit er nicht zu einem Fettfleck auf dem Boden verkommt, wenn er aus einem Hochhaus auf Coruscant springt.
Die Schrauben und Nieten von Holostar sind also die Charakterisierungen, Beziehungen und Fakten der weit, weit entfernten Galaxis und die kleinen "mundanen" Dinge, die wir über Star Wars wissen. Auf diese Weise, werdet ihr willentlich glauben, dass Dash unglaubliches vollbringen kann, weil bei ihm die Schrauben und Nieten an der richtigen Stelle sind.
Hm, das klingt jetzt irgendwie komisch, oder? Wie auch immer, Ihr werdet trotzdem Euren Unglauben aussetzen, nicht wahr?
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