Wenn die Gegenwart an Nachrichten nichts liefert - und aktuell tut sie das nicht wirklich (Realserie? Huhu, noch am Leben?) -, bleiben noch die Zukunft und die Vergangenheit als mögliche Informationsquellen. Nachdem allerdings auch drei Stunden tiefster Meditation über einer Kristallkugel - okay, einem Kristallschädel - keine brauchbaren Zukunftsinformationen erbracht haben (außer das unbestimmte Gefühl, dass George Lucas in etwa 20 Jahren erklären wird, er würde demnächst vielleicht möglicherweise revolutionär unerfolgreiche Filme machen wollen), bleibt die Vergangenheit, Hort abenteuerlicher Geschichten, großer Hoffnungen und prequelunbelasteter Kindheitserinnerungen. Und der Hoojibs. Nun ja...
Der langen Vorrede fehlender Sinn: Wir greifen mal wieder einen netten Artikel aus den Tagen der alten Republik auf, diesmal einen, den das amerikanische Time Magazine in seiner Ausgabe vom 6. März 1978 veröffentlichte. Thema damals, wie so oft: George Lucas, die Krieg der Sterne-Fortsetzungen und die Zukunft...
Das Galaktische Imperium des George Lucas
Der Eine oder Andere mag sich erinnern: Als wir Darth Vader zuletzt sahen, zog er sich gerade strauchelnd auf einen sicheren Stern zurück, und das böse Galaktische Imperium, das für den Moment von der rätselhaften Macht in seine Schranken verwiesen worden war, leckte seine Wunden und machte sich bereit für... Krieg der Sterne II, natürlich und die weiteren Abenteuer von Luke Skywalker. Schon jetzt hat die weltweite Suche nach exotischen, außerirdischen Drehorten begonnen, von den Urwäldern Zentralafrikas bis in die arktischen Weiten Lapplands. Die Dreharbeiten sollen nächsten Februar beginnen, und wenn alles gut geht, wird die Fortsetzung von Krieg der Sterne Weihnachten 1979 in die Kinos kommen.
Zusammen mit Luke wird auch Darth Vader zurückkehren - so bedrohlich wie eh und je -, genauso wie Prinzessin Leia, Han Solo, der Wookie (sic!) Chewbacca und die süßesten Roboter der Computerwelt Erzwo-Dezwo und Dreipeo. Außerdem wird es eine Reihe neuer Figuren "verschiedener Gattungen" geben, wie George Lucas es formuliert, sowie "Außerirdische, Roboter und andere, darunter auch Menschen". Und wie steht es mit Obi-wan-Kenobi (sic!), der Rolle, die Alec Guinness letzte Woche eine Oscarnominierung für den besten Nebendarsteller einbrachte? Lucas wird plötzlich sehr vage. "Obi-wans Aura wird auftauchen.", erklärt er vorsichtig, "sein Wesen sozusagen."
Wie immer sich die Macht aber auch auf das Galaktische Imperium auswirken mag, die kleine Erde hat sie jedenfalls so gut wie übernommen, und Lucas hat sich gewissermaßen sein eigenes galaktisches Imperium geschaffen. Krieg der Sterne I hat weltweit zwischen 300 und 400 Millionen US-Dollar eingespielt und ist damit der kommerziell erfolgreichste Film der Filmgeschichte geworden. Weitere 200 Millionen Dollar werden durch den Verkauf von Spielzeug, Tonträgern und den unzähligen anderen Krieg der Sterne-Gags und -Spielereien wohl noch dazukommen.
Mit seinem Anteil, ungefähr 80 Millionen Dollar, hat Lucas vier Unternehmen gegründet: Die Star Wars Corporation wird Krieg der Sterne II produzieren, sowie die 10 - in Worten: zehn! Zehn! - geplanten Fortsetzungen, Medway Productions wird andere Filme entwickeln, darunter eine Fortsetzung von Lucas' Erfolgsfilm American Graffiti von 1973. Sprocket Systems Inc. soll Spezialeffekte für die Krieg der Sterne-Filme liefern, sowie für jeden anderen Film, der derer bedarf, und Black Falcon Limited schließlich wird Bücher, Tonträger, Spielzeug und anderes Ablegermaterial zu Lucas' Filmen vertreiben.
Das Ziel seines kosmischen Firmenimperiums sei, so Lucas, schlicht und ergreifend Geld zu erwirtschaften, damit er und seine Freunde der Tyrannei der Studios entkommen und gute Filme machen können - oder zumindest die Art Filme, die er und seine Freunde mögen. Seine Erfahrung mit American Graffiti, bei dem Universal willkürlich fünf Minuten aus seiner Endfassung herausschnitt, hat Lucas traumatisiert. Er hat sich geschworen, dass ihm dies nie wieder passieren wird. "Es war kein Lucas-Film.", meint er verbittert. "Es war ein Film von mir, der vom Studio geändert wurde. Das ist nicht fair." Eine der ersten Aufgaben von Medway Productions wird es sein, American Graffiti neu in die Kinos zu bringen. Der Film wird, diesmal inklusive der geschnittenen fünf Minuten, ab Mai zu sehen sein.
"Ich versuche einfach nur, ein freier Mensch zu werden. Ich versuche, einen alternativen Filmproduktionsprozess zu etablieren, der mir - innerhalb gewisser Grenzen - mehr Freiheit gibt das zu tun, was ich möchte. Wir versuchen ein Unternehmen aufzubauen, das die Persönlichkeit und Individualität von Filmemachern respektiert. Nach all dem Glück, das ich gehabt habe, sehe ich es fast als etwas wie mein Schicksal an, in dieser Richtung Fortschritte zu erzielen." Schon jetzt hilft er seinem Freund Francis Coppola gratis dabei, dessen Epos Apocalypse Now zu arrangieren und den Film auf unter 4 Stunden zusammenzuschneiden.
Und wirklich ist der größte Teil von Lucas' neuem Reichtum nicht in seine Taschen gewandert, sondern in seine vielen Projekte geflossen. Sein Leben hat sich seit dem 25. Mai, als Krieg der Sterne mit Überlichtgeschwindigkeit auf die Kinoleinwände rauschte, hingegen kaum verändert. Noch immer fährt er seinen 1967er Camaro, noch immer trägt er die gleichen Jeans und Cordhosen, und noch immer läuft er in den gleichen abgelaufenen Schuhen herum. Wenn er sein Zuhause in San Francisco verlässt, um in die Filmlabors von Los Angeles zu fahren, wohnt er dort bei Freunden im wenig gefragten San-Fernando-Valley und meidet die Achse Beverly-Hills-Malibu, als ob es sich um feindliches Gebiet handelte, denn genau das ist es für ihn. Wenn sich etwas verändert hat, dann nur, dass er endlich sein Haus in San Francisco fertig eingerichtet hat, wo er und seine Frau Marcia - eine der bekanntesten Cutterinnen im Filmgeschäft - sich inzwischen einige ruhige Wochenenden gönnen.
Als Lucas an Krieg der Sterne arbeitete, erklärte er, er werde das Regiefach aufgeben, und dieser Ankündigung getreu sitzt bei Krieg der Sterne II Irvin Kershner (Der fabelhafte Mr. Flim Flam, ...die keine Gnade kennen) im Regiestuhl. "Ich habe immer gedacht", meint Lucas, "dass ich früher oder später wieder Regie führen werde und noch einen Film drehe. Aber das wird erst am Ende von [Krieg der Sterne] passieren, in etwa 20 Jahren." Doch nicht etwa 2001?
Tja, eine Odyssee im Weltraum war Episode I zweifelsohne. ;-)
Mehr aus den alten Tagen möglicherweise demnächst in diesem Theater. :-)
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