EU-Cantina hatte Gelegenheit, mit Dark Horse-Krieg der Sterne-Programmleiter Randy Stradley zu plaudern:
Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt, nahezu jede wichtige Epoche in der Geschichte des Kriegs der Sterne mitzugestalten. Randy Stradley ist als Programmleiter der Krieg der Sterne-Sparte bei Dark Horse Comics einer dieser Wenigen. Bereits seit den 1980er Jahren arbeitet er mit Krieg der Sterne-Comics und hat auch selbst einige Geschichten beigesteuert.
Herr Stradley, Sie haben zur Zeit angesichts der Ankündigung von Invasion und der Enthüllung des Titelbilds auf der Wonder-Con sicherlich viel um die Ohren.
Ehrlich gesagt auch nicht mehr als sonst, also ja, ich habe alle Hände voll zu tun. Glücklicherweise ist mein Assistent Freddye Lins wirklich gut darin, mich und unsere Comics auf Kurs zu halten. Aber ja, Jo Chens Titelbild für das erste Invasion-Heft ist wirklich toll. Auch das Bild für die Nr. 2 sieht gut aus. Ich wirklich froh, dass sie an Invasion arbeitet.
Sie sind Programmleiter für Krieg der Sterne bei Dark Horse. Was genau heißt das?
Mein offizieller Titel ist Verlagsvizeleiter, aber was für Krieg der Sterne-Fans sicher interessanter ist, ist meine Arbeit als Verantwortlicher für die Krieg der Sterne-Comicsparte bei Dark Horse. Das mache ich seit 2002. Neben meiner Arbeit als Herausgeber der meisten Comics, arbeite ich auch mit Dave Marshall zusammen, um die Handlungsziele und -linien für Knights of the Old Republic und, in gewissem Umfang, auch für unsere Onlinecomics für das anstehende Onlinerollenspiel The Old Republic festzulegen.
Reden wir über Star Wars: Invasion, die neue Comicreihe in der Zeit der New Jedi Order. Worum geht, was sollen Fans darüber wissen?
Seit unserer Ankündigung ist klargeworden, dass es zwei Gruppen von Fans gibt: Die eine Gruppe hofft, dass wir die bestehenden Romane adaptieren, die andere, dass wir genau das nicht tun. Letzterer Wunsch wird sich erfüllen.
Denn unsere Geschichte spielt zwar zur Zeit der Romane - wir setzen kurz nach den Ereignissen im ersten Roman der Reihe Vector Prime ein - und zeigt einige der Figuren aus den Romanen in Nebenrollen, aber wir konzentrieren uns auf vier Angehörige einer Familie vom Planeten Artorias und wie die Invasion der Yuuzhan-Vong ihr Leben verändert. Wir wollten nicht einfach Ereignisse aufgreifen, von denen bereits andernorts erzählt worden war und fanden, dass die Galaxis groß genug für bislang nicht erzählte Geschichten ist.
In Invasion haben wir es also mit der Familie Galfridian zu tun: Dem Vater Caled, der Mutter Nina, der Tochter Kaye und dem Sohn Finn. Jeder von ihnen wird am Kampf gegen die Invasoren beteiligt sein, und jeder wird unsere Leser mit seinem Schneid, seiner Persönlichkeit, seinen Fähigkeiten und seinem Mut überraschen, glaube ich. Figuren wie Luke, Leia, Han und die Solo-Kinder werden in der Reihe auftauchen, aber nur in Nebenrollen, in denen sie - hoffentlich - nicht mit der etablierten Kontinuität aneinandergeraten.
Invasion ist, zusammen mit The Old Republic und Dark Times eine von drei Geschichten, die das Onlineformat nutzen, um die Reihe in Gang zu setzen. Werden wir künftig mehr Onlinecomics zu sehen bekommen?
Das ist zumindest möglich. Bei diesen drei Reihen hatten wir einfach zum richtigen Zeitpunkt die Möglichkeit, damit online zu gehen. Für uns ist das jetzt ein Test, um herauszufinden, wie effektiv Onlinecomics dabei sind, Leser für unsere Heftserien zu begeistern.
Die beiden großen Comicreihen sind im Moment Legacy und Knights of the Old Republic. Wie steht es um diese Reihen? Sind Sie zufrieden mit ihrem Erfolg?
Zufrieden, sicherlich. Ich glaube, sie sind deshalb so erfolgreich, weil sie gut geschrieben und gut gezeichnet sind. Solange man seinen Lesern Figuren und Geschichten liefert, mit denen man sie in seinen Bann ziehen kann, wird man ein Publikum haben. Bei Krieg der Sterne besteht die Herausforderung darin, den Lesern das zu präsentieren, was sie nicht erwarten. Ich weiß, dass das kontraproduktiv wirkt, weil es große Massen von Fans gibt, die bestimmte Ereignisse unbedingt sehen wollen, aber man darf sich davon nicht beeinflussen lassen.
Denn wenn man das tut und den Fans immer das gibt, was sie erwarten, werden sie irgendwann die Nase voll davon haben. Man braucht Autoren und Zeichner, die den Lesererwartungen immer mindestens einen Schritt voraus sind, um sein Publikum mit den Entscheidungen seiner Figuren und der Entwicklung seiner Geschichten kontinuierlich zu faszinieren und zu überraschen. Glücklicherweise habe ich eine tolle Gruppe von Autoren und Zeichnern.
Wie ist es, mit all diesen Autoren und Zeichnern zusammenzuarbeiten?
Ganz ehrlich: Ich könnte mit ihrer Arbeit nicht zufriedener sein. Natürlich würde ich mir wünschen, dass einige von ihnen ihre Abgabefristen etwas besser einhielten, aber ich weiß auch, dass es Zeit braucht, die Art Qualitätsarbeit zu erbringen, die unsere Fans erwarten. Meine Arbeit und die von Dave [Marshall] und Freddye [Lins] besteht zum Teil einfach darin, dafür zu sorgen, dass die Aufträge so vergeben werden, dass jeder Kreative Zeit hat, sein Bestmöglichstes zu leisten.
Wie sieht Ihr Verhältnis mit Ihren Kollegen bei Lucas Licensing aus? Wie entsteht ein Comicheft?
Sue Rostoni von Lucas Licensing muss sich bei jedem Projekt fünf Phasen ansehen und diese abnicken: Den Handlungsabriss, das Skript, die Bleistiftzeichnungen, die Tuschezeichnungen und die beschrifteten und kolorierten Seiten. Leland Chee, der Lucasfilm-Verantwortliche für Kontinuität, kann dabei immer mal wieder mit Informationen auftauchen oder Änderungen fordern. Meine Arbeit besteht zu einem großen Teil darin, bei jedem Skript dafür zu sorgen, dass Sue und Leland verstehen, was sie im fertigen Heft sehen werden. Auf diese Weise gibt es bei der Abgabe der Zeichungen keine bösen Überraschungen, und es ist nur sehr selten nötig, Seiten neu zu zeichnen. Unsere Zusammenarbeit verläuft sehr rund.
Letztes Jahr gab es mit Vector ein riesiges Krieg der Sterne-Crossover. Wie erfolgreich war Vector? Hätte aus Ihrer Sicht irgendetwas besser ablaufen können?
Vector war ein bedingter Erfolg. Unser Endspiel wurde dadurch etwas unterbrochen, dass The Clone Wars vorgezogen wurde und sich The Force Unleashed verzögerte. Im Endeffekt haben sich aber selbst diese Störungen unseres Veröffentlichungsplans positiv ausgewirkt. Wir versuchen immer eine etwa gleiche Zahl von Krieg der Sterne-Titeln zu veröffentlichen - gibt es zu wenige, setzen wir auch zu wenig ab, haben wir zu viele, müssen unsere Leser das ein oder andere Heft aus Geldgründen aussitzen.
Da die beiden The Clone Wars-Publikationen - die Bände und die Heftreihe - früher als erwartet herauskamen und The Force Unleashed etwa zur gleichen Zeit dazukam, haben sich die Vector-Fortsetzungen in Rebellion und Dark Times verzögert. Das gab uns allerdings die Zeit, uns Rebellion näher anzusehen und die in Sachen Kontinuität sehr dichtgedrängte Epoche unter die Lupe zu nehmen, auf die die Reihe unweigerlich zusteuerte. Ohne diese Verzögerung hätten wir nie die Entscheidung gefällt, stattdessen Invasion an den Start zu bringen.
Aber für Knights of the Old Republic und Legacy hatte Vector die erhofften positiven Auswirkungen. Die lange Flucht von Zayne Carrick in Knights of the Old Republic wurde zum Abschluss gebracht und Dank der Ereignisse in Vector konnte die Reihe eine neue Richtung einschlagen. Gleichzeitig hat der Abschluss von Vector den Status Quo der Sith in Legacy verändert und Möglichkeiten für neue, unerwartete Ereignisse geschaffen.
Heißt das, wir könnten ein weiteres Crossover zu sehen bekommen?
Nein, zumindest nicht sofort. Für die Zukunft will ich es nicht ausschließen, aber ich wüsste nicht, wie wir eine allumfassende, epochenübergreifende Geschichte erzählen könnten, ohne ein Handlungselement wie den Muur-Talisman zu verändern, und ich will keine Wiederholungen. Sollte einem unserer Autoren eines Tages eine neue Idee für ein Crossover einfallen, könnten wir allerdings darauf einsteigen.
Mit Invasion dringen Sie in eine Epoche vor, die Sie bisher - abgesehen von einer Geschichte der Chewbacca-Reihe und einer Geschichte in den Star Wars Tales - gemieden haben wie der Teufel das Weihwasser.
Das ist alles eine Frage der Logistik. Es ist inzwischen sehr viel leichter geworden, in dieser Epoche zu arbeiten, weil wir jetzt wissen, was dort in Sachen Kontinuität genau vor sich geht. Und das Wissen um die großen Ereignisse dieser Epoche ermöglicht es uns wiederum, unsere eigenen, unerwarteten großen Ereignisse zu schaffen. Anstelle von den Kontinuitäts-Wegpunkten dieser Epoche eingeschränkt zu werden, können wir sie als Ausgangspunkte neuer Abenteuer und neuer Geschichten verwenden.
Dark Horse hat sich nun auch The Clone Wars zugewandt, sowohl in Band-, als auch in Heftform. Werden diese Geschichten künftig in engerem Zusammenhang zur Serie stehen, anstatt wie bisher nur - sehr beliebige - Geschichten in diesem Zeitrahmen zu erzählen?
Das ist wahrscheinlich unmöglich zu sagen, solange die The Clone Wars-Saga noch läuft. Ernsthaft: Wer sich diese Geschichten mit der Einstellung vornimmt, dass nichts davon zählt, solange es nicht in die persönlichen Vorstellungen der Zeitlinie hineinpasst, ist nicht unser Zielpublikum. Jeder, der an der Serie und an den Comics arbeitet, gibt sein Bestes, um die bestehende Kontinuität nicht zu verletzen, aber ich kann Ihnen garantieren, dass es nie unser Endziel sein wird, zu Lasten guter Geschichten die Kontinuität aufrechtzuerhalten. Einige Ereignisse und Geschichten werden einfach nicht zu dem passen, was bisher erzählt worden ist oder was der ein oder andere über den Gesamtablauf vermutet hat. Es wird Anpassungen geben müssen, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach seitens der Fans.
Was halten Sie allgemein von der Kontinuität in der Epoche der Klonkriege? Die Fernsehserie hat da ja nun eine Menge Verwirrung hineingebracht.
Die Verwirrung tut mir leid, aber ich kann es nur wiederholen: Keine dieser Geschichten wurde mit der Absicht geschrieben, Lücken in der bestehenden Zeitlinie zu füllen. Wir wollen einfach nur gute Geschichten erzählen.
Wer eine innergalaktische Erklärung möchte, sollte sich diese ansehen: Das erste Kriegsopfer ist immer die Wahrheit. Das ist auf der Erde wahr, und es ist auch im Krieg der Sterne-Universum, wahr. Manchmal wird einem im Krieg die Wahrheit erzählt. Manchmal ist es die Wahrheit, die glattgebügelt worden ist, um besser verdaulich zu sein. Manchmal ist es ein Irrtum. Oder eine bewusste Fehlinterpretation der Wahrheit. Und manchmal wird einem auch eine faustdicke Lüge serviert.
Zu sagen, was was ist, ist erst nach Ende der Feindseligkeiten möglich, und häufig nicht einmal dann. Außerdem sollte man nicht vergessen: Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Damit gibt es in der Geschichte ein zusätzliches Motiv für Fehlinformationen. Die Klonkriege waren ein galaxisweiter Krieg, der auf Tausenden verschiedener Welten ausgetragen wurde. Genau zu sagen, wem, wann und wo was passiert ist, dürfte unmöglich sein.
Entschuldigung, ich versuche hier nur zu helfen.
Was ist Ihre Lieblingscomicfigur und wieso?
Das ist eine schwere Frage, weil es eine so große Auswahl gibt. Und weil ich so etwas ungern offen auspreche. Wenn ich es tue, wird einer meiner Autoren vielleicht beschließen, diese Figur umzubringen, bloß um mich zu ärgern.
Wenn ich wählen müsste, würde ich vermutlich Bomo Greenbark aus Dark Times wählen. Er ist das unglücklichste Wesen in der Galaxis, und trotzdem gibt er nicht auf. Ich muss ihn einfach mögen.
Legacy spielt ein Jahrhundert nach den spätesten aktuellen Romanen. Denken Sie, das ist für Serien wie Legacy of the Force und Fate of the Jedi eine Einschränkung?
Es gab ungefähr 57 Romane in den 25 Jahren zwischen Neue Hoffnung und dem Anfang der New Jedi Order. Das heißt, in den 90 Jahren zwischen den aktuellen Romane und Legacy ist wohl noch einmal Platz für dreimal soviele. Solange Del Rey und die Autoren nicht einfach anfangen, die offensichtlichen Lücken zwischen den beiden Zeitperioden zu füllen, sollte es genug Raum für neue Geschichten geben.
Also nein, ich denke nicht, dass die Legacy-Reihe die Romane stärker einschränkt, als die 19 New Jedi Order-Romane es bei Invasion tun.
Haben Sie eine Idee für eine Comicreihe oder auch nur ein Einzelheft auf Lager, die Sie gerne umsetzen würden?
Das kann ich doch nicht verraten! Sagen wir es so, wir haben noch mehr Material in der Hinterhand, aber vorstellen werden wir es erst in 8 Monaten.
Herr Stradley, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
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