Zum anstehenden Verkaufsstart von Matthew Stovers jüngstem Krieg der Sterne-Roman Luke Skywalker and the Shadows of Mindor am 30. Dezember hatte SWBooks.co.uk Gelegenheit, mit dem Autor zu plaudern:
Herr Stover, können Sie uns einen Überblick über sich und Ihre Arbeit geben?
Mit 17 habe ich anfangen, Bücher zu schreiben, mit 33 habe ich angefangen, sie an Verlage zu verkaufen und jetzt, mit 46, habe ich fünf eigene und fünf Lizenzromane geschrieben. Nächstes Jahr werde ich, so Gott will, sieben Lizenzromane geschrieben haben und mit meinem sechsten eigenen Roman fast fertig sein.
Luke Skywalker and the Shadows of Mindor ist Ihr erster Krieg der Sterne-Roman seit Ihrer Romanadaption von Episode III - Die Rache der Sith. Wie ist es, in die weit, weit entfernte Galaxis zurückzukehren?
Ich habe sie nie verlassen. Den Vertrag für den Roman, der jetzt Luke Skywalker and the Shadows of Mindor ist, habe ich 2006 unterzeichnet, kurz nach der Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe von Die Rache der Sith. Aufgrund gesundheitlicher Probleme, habe ich nur sehr lange gebraucht, den Roman zu schreiben.
Was hat Sie bewogen, zu Krieg der Sterne zurückzugehen?
Eine Badewanne voller Geld. Der britische Autor Samuel Johnson hat gesagt: "Nur ein Dummkopf hat je aus einem anderen Grund geschrieben, als für Geld." Ich gebe mir sehr, sehr große Mühe, meinen Status als Nicht-Dummkopf aufrechtzuerhalten. Die Tatsache, daß es großen Spaß macht, für Krieg der Sterne zu schreiben, ist da nur ein Bonus.
Luke Skywalker and the Shadows of Mindor spielt in den frühen Jahren der Neuen Republik, einer Epoche, die in jüngster Zeit kaum Beachtung gefunden hat. War das einer der Gründe, weshalb Sie sich für diese Zeit entschieden haben?
Absolut. Es gibt diesen Zeitraum von etwa vier oder fünf Jahren, der noch nicht Sekunde für Sekunde durchgeplant worden ist. Trotzdem waren Kontinuitätsprobleme das wohl größte Hindernis bei der Entwicklung des Romans. Wer sich mit Luke, Han und Leia auseinandersetzt, bekommt es mit Figuren zu tun, deren ganzes Leben bereits - mehr oder weniger - in bemerkenswertem Detailreichtum erzählt worden ist. Zu meinen Aufgaben bei diesem Buch gehörte es, den Luke Skywalker aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu nehmen und zu zeigen, wie und warum er zu dem Luke Skywalker aus Das Dunkle Imperium wurde. Das hat sich als weit schwieriger erwiesen, als ich erwartet hatte.
Ihre früheren Krieg der Sterne-Romane, Traitor (Verräter) und Shatterpoint (Mace Windu und die Armee der Klone) zählen zu den Romanen, die unter den Fans die größten Kontroversen ausgelöst haben, da viele Fans aus ihnen eine moralische Mehrdeutigkeit herausgelesen haben. Sie selbst haben in früheren Interviews erklärt, es gäbe diese Mehrdeutigkeit nicht. Stört Sie unter diesen Umständen die Fehlinterpretation der Fans?
Ach was. Sie haben ihre Meinung, ich habe meine. Wir sind uns einig, uns nicht einig zu sein.
In einer Umfrage der Webseite TheForce.Net über die 100 besten Werke des Erweiterten Universums sind Ihre drei Krieg der Sterne-Romane alle unter den besten 10 gelandet: Shatterpoint auf Platz 9, Traitor auf Platz 3 und Ihre Romanadaption von Die Rache der Sith auf Platz 1. Die Fans schätzen Ihre Arbeit und die darin thematisierten Konzepte also offenbar. Macht Ihnen das Hoffnung, daß zumindest einige Fans Ihre Werke verstanden haben?
Oh, ich bin mir ziemlich sicher, daß die große Mehrheit der Fans meine Werke sehr gut verstanden haben. Nur mögen sie eben nicht alle. Was immerhin auch allein ihre Entscheidung ist.
Sie schrieben in Ihrem Blog vor kurzem, daß Luke Skywalker and the Shadows of Mindor Ihr Versuch sei, das Erweiterte Universum zu seinen Wurzeln, in die Zeit vor Zahn zurückzuführen und dabei insbesondere Erinnerungen an Ihre Lieblingswerke zu wecken, die Han-Solo-Romane von Brian Daley. Sind Sie der Meinung, daß das Erweiterte Krieg der Sterne-Universum in den letzten 20 Jahren vom rechten Weg abgekommen ist?
Nein, überhaupt nicht. Und ich hoffe, daß meine Äußerungen auch nicht so aufgefaßt worden sind. Ich habe lediglich versucht, auf die ungezügelte Energie von Groschenromanen zurückzukommen, die Daleys Han-Solo-Trilogie und Fosters Splinter of the Mind's Eye aufgezeichnet hat (gar nicht zu sprechen von seiner legendären Romanadaption von Neue Hoffnung). Das soll nicht heißen, daß sich das EU seither grundfalsch entwickelt hätte. Ich wollte nur ein Buch schreiben, das sich eher in Richtung Schundliteratur geht. Immerhin habe ich drei brutale und deprimierende Romane in Folge geschrieben. Es war Zeit, für etwas Neues.
Ihre früheren Krieg der Sterne-Romane haben sich durch das körperliche und seelische Leiden ihrer Hauptfiguren ausgezeichnet. Wird dieses Thema auch in Luke Skywalker and the Shadows of Mindor zum Tragen kommen?
Ich hoffe mal nicht. Ich meine, sicher wird in diesem Roman gelitten - wenn niemand leidet, gibt es keinen Grund, wieso ein Held kommen und die Dinge zum Besseren wenden sollte, richtig? Und manchmal mag es geschehen, daß der Held selbst gerettet werden muß... Aber so tief in die gequälte Seele einer Figur einzudringen, frißt eine Menge Seiten, und ich hatte es in dem Roman mit einer großen Zahl von Charakteren zu tun: Luke, Han, Leia, Chewbacca, C-3PO, R2-D2, Lando, Fenn Shysa, die Piloten des Renegatengeschwaders, einige alte Freunde aus anderen Werken... Und das sind nur die Guten. Dazu kommen die diversen Feinde, Nebenfiguren, ein paar exotische Nichtmenschen, und plötzlich ist das Buch voll. Bei Ein-Mann-Romanen wie Traitor und Shatterpoint ist das eine Sache, aber sich einer solchen Vielzahl von Figuren ähnlich konzentriert anzunehmen, würde nach einem Roman der Größenordnung von Krieg und Frieden verlangen. Und dieses Buch soll einfach nur einer altmodischer Weltraumopernthriller werden. Ich hoffe, ich habe dieses Ziel erreicht.
Außerdem haben Ihre früheren Krieg der Sterne-Romane mehr Gewaltszenen enthalten, als man sie traditionell in Krieg der Sterne erwarten würde. Wird das auch in Luke Skywalker and the Shadows of Mindor wieder der Fall sein?
Keine Ahnung. Ich nehme was kommt (die Baseball-Version von "Fragen Sie nicht mich, ich arbeite hier nur."). Ich glaube nicht, daß meine Krieg der Sterne-Romane besonders viel Gewalt enthalten oder besonders drastisch sind. Oder anders ausgedrückt: Wer meine Krieg der Sterne-Bücher für übermäßig gewalttätig hält, sollte meine Romane Heroes Die, Blade of Tyshalle und Caine Black Knife lesen. Dann weiß er, wie drastische Gewaltdarstellungen wirklich aussehen.
Sie haben als Charakterautor die Gabe, in Figuren hineinzuschlüpfen. Wie sehen Sie sich unter diesem Gesichtspunkt in Luke Skywalker oder Prinzessin Leia?
Das ist eine scheinbar einfache Frage, die nach einer extrem komplexen Antwort verlangen würde. Sagen wir also einfach, daß ich und Luke nicht viel gemein haben und belassen wir es dabei.
In einem Interview aus dem März 2001 erklärten sie, daß "jeder lebende Fantasy-Autor J. K. Rowling auf Knien danken und ihr die Füße küssen" sollte, weil sie eine neue Generation junger und alter Leser an das Science-Fiction-/Fantasy-Genre herangeführt hat. Sind Sie beinahe acht Jahre, fünf Filme, Tonnen von Merchandise und drei Harry-Potter-Bücher später noch immer dieser Ansicht?
Habe ich wirklich etwas vom Füßeküssen gesagt? Das klingt so gar nicht nach mir. Ich habe da sicher an einen anderen Körperteil gedacht. Aber in Ordnung: Manchmal ändere ich meine Meinung. Ein- oder zweimal in meinem Leben habe ich sogar zugegeben, daß ich mich geirrt habe. Hier allerdings nicht. Warten wir nur einmal, bis all die Potter-Kinder ihren Hochschulabschluß gemacht und sich eine Stelle gesucht haben und dann anfangen, nach neuem Lesestoff zu suchen. Die Hälfte von ihnen wird vermutlich nie einen anderen Fantasyroman kaufen, vielleicht sogar drei Viertel. Trotzdem blieben damit immer noch 7 3/8 Phantastilliarden fantasy-hungrige Leser. Abgerundet.
Außerdem erklärten Sie damals, daß "jede Fiktion eine Untergattung der phantastischen Literatur" sei und "Science-Fiction und Fantasy mehr sein sollten als Junk Food". Glauben Sie, daß sich die Einstellung der Leser gegenüber dem Science-Fiction- und Fantasy-Genre in den letzten 8 Jahren geändert hat, oder ist es immer noch nur "Junk Food"?
Es ist es noch immer und wird es immer sein. Für jede Serie wie Firefly gibt es Dutzende wie Charmed - Zauberhafte Hexen. Gibt man einem Affen die Wahl zwischen Brokkoli und Schokolade, wird er sich immer für Schokolade entscheiden. Der Trick besteht nicht darin, die Leute davon zu überzeugen, daß sie Zeug lesen oder sehen sollten, das "gut für sie" ist - sie also nicht dazu zu bringen, Brokkoli zu essen, wenn sie Schokolade wollen -, sondern dem Brokkoli den Geschmack von Schokolade zu verpassen. Einige Staffeln lang (Staffeln 4 und 5, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht), war Buffy - Im Bann der Dämonen nicht nur das unterhaltsamste Stück Fernsehen, das es gab, sondern hat sich auch - so eloquent wie elegant - einigen existentiellen Fragen mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit gewidmet - ohne dabei jemals aus dem "Action-Girl gegen Monster"-Rahmen zu fallen.
Brokkoli, das schmeckt wie Schokolade - eine Idee, die die Welt verändern könnte. Oder zumindest der Karriere eines SF-Autors mittleren Alters helfen könnte.
Ohne Frage ist das phantastische Genre durch die wachsende Beliebtheit von Science-Fiction und Fantasy im Fernsehen - mit Serien wie Battlestar Galactica, Smallville und Lost - und in Filmen wie Der goldene Kompaß, Der Sternwanderer, I, Robot und Minority Report in ein neues goldenes Zeitalter eingetreten. Sehen Sie da eine Teilung des Publikums, oder entdecken die Fans von Film- und Fernsehprojekten auch die literarische Seite des Genres?
Nein, abgesehen von der leichten Vergrößerung des Publikums von Lizenzwerken, die einen Großteil meines Einkommens als Autor ausmachen. So gut wie alle Fans der phantastischen Literatur sehen sich auch zumindest einige der Fernsehserien und Filme an, aber das Gegenteil ist nicht einmal entfernt der Fall. Das aktive Lesen steht in scharfem Kontrast zum passiven Fernsehen. Um Erzählliteratur zu lesen, muß man aktiv mit seiner Phantasie all das schaffen, was Fernseh- und Filmzuschauer auf einem silbernen Tablett serviert bekommen.
Es wurde einmal gesagt - und ich bin nicht sicher, daß es jemals wissenschaftlich bewiesen wurde -, daß der menschliche Körper beim Schlafen mehr Kalorien verbrennt als beim Fernsehen. Das Genre der phantastischen Literatur hat verglichen mit dem phantastischen Genre an sich ein sehr kleines Publikum, und das wird auch immer so bleiben.
Glauben Sie, daß die wachsende Popularität des phantastischen Genres nur ein Strohfeuer sein und die Zuschauer in andere Genres abwandern könnten?
Ich bezweifle das. Je besser die digitalen Effekte werden, desto billiger wird die Produktion von phantastischen Projekten, von Harry Potter bis Akte-X. Was wir erleben werden, sind Mischproduktionen, durch die andere Genres auf phantastisches Gebiet geschoben werden. Wir haben schon eine Menge Vampirdetektive gesehen, wir haben Anwaltsserien gehabt, in denen die Hauptfigur psychische Fähigkeiten hatte. Es wird nicht lange dauern, dann macht jemand eine Seifenoper über Klans unglaublich mächtiger Dämonen, die um größeren Einfluß in der Hölle wetteifern.
Was haben Sie als nächstes auf dem Programm?
Das Übliche: Einige Lizenzprodukte, dann den großen Abschluß der Caine-Reihe. Ich habe eigentlich immer mehr Arbeit, als ich tatsächlich leisten kann, auch wenn am Ende dann doch alles fertigwird.
In Ihrem Blog haben Sie geschrieben, daß Luke Skywalker and the Shadows of Mindor ein Verkaufsschlager werden wird: Vorahnungen oder haben Sie Machtfähigkeiten?
Sowohl, als auch.
Letzte Frage: Wenn Sie einer beliebigen fiktionalen Person gegenübertreten und ihr eine Frage stellen dürften, wer würde es sein, und welche Frage würden sie stellen?
JHWH. Ich würde Ihn gerne fragen, ob das Alte Testament Ihn ungerecht darstellt, oder ob Er tatsächlich jedes Wort unterschreiben würde.
Herr Stover, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Weitere Informationen über Luke Skywalker and the Shadows of Mindor findet ihr hier in unserer Literatursektion.
Informationen über die deutsche Version gibt es hier.
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