Wie wir am Montag, nicht ganz ernsthaft, berichteten, feierte das berühmt-berüchtigte Holiday Special in dieser Woche sein 30. Ausstrahlungsjubiläum. Die offizielle Seite hat diesen runden Geburtstag eines der seltsamsten Erzeugnisse des Krieg der Sterne ernster genommen als wir und eine Holiday Special-Themenwoche durchgeführt.
Dabei ist viel Erstaunliches zutagegefördert worden, das einen zweiten Blick wert wäre, aber wir können euch in deutscher Sprache aus Gründen schierer Masse leider nur einen kleinen Ausschnitt davon präsentieren: Ein Interview, das 1996 mit einem der Autoren des Holiday Special geführt wurde, und das interessante Einblicke in die Entstehung dieser selten geliebten und oft gehaßten Ikone des jungen Kriegs der Sterne bietet:
Der erste Drehbuchentwurf zum Star Wars: Holiday Special stammte aus der Feder von Lenny Ripps und seinem damaligen Partner Pat Proft, nach Vorschlägen von George Lucas. Das fertige Drehbuch wurde später den Produzenten Ken und Mitzie Welch übergeben, die tiefgreifende Änderungen vornahmen. Seither haben sowohl Ripps, als auch Proft an zahlreichen erfolgreichen Projekten gearbeitet. Ripps wirkte an Tim Burtons Kurzfilm Frankenweenie (1984) mit, sowie an Familie Feuerstein - Der Film und Casper. Proft arbeitete mit Zucker, Abrahams und Zucker an der Police Academy- und Die Nackte Kanone-Reihe.
Wie kam es, daß Sie am Holiday Special mitwirkten?
Lucasfilm ging zu 20th Century Fox, und die wandten sich an Smith-Hemion Productions, weil diese Firma für ihre hochwertigen Fernsehsendungen bekannt war. Pat Proft und ich hatten früher schon für Smith-Hemion gearbeitet und wurden für das Projekt wegen unserer Arbeit an Captain & Tenniel ausgewählt, ein Programm, das Comedy mit Musikeinlagen verbandt.
Gab Lucasfilm Ihnen die Geschichte vor?
Ja. Pat und ich setzten uns einen Tag lang mit George Lucas zusammen. Er nahm sich einen Bogen Papier und fragte, "wie lang ist ein Fernsehfilm?". Dann schrieb er diese Zahl auf und meinte, "jetzt schreiben wir auf, wie wir jede Minute dieser Zeit füllen werden". Das war der einzige Tag in meinem Leben, an dem ich glatt vergessen habe, mittagzuessen.
Damals wog ich 150 kg - heute bin ich Hunderte Pfund leichter - und war eine Freßmaschine, die an diesem Tag vergaß zu essen. Es war faszinierend. George hatte eine Vision. Der erste Regisseur des Holiday Special wollte diese Vision umsetzen. Ich weiß nicht, wieso er ersetzt wurde. Er war ein guter Mann, ein guter Regisseur, aber die Vision änderte sich. Das Special verwandelte sich eher in eine Musikkomödie.
Wie sah George Lucas' ursprüngliche Vorstellung aus?
Ich glaube, er wollte eine süßliche und sentimentale Sicht auf die Festtagszeit, und daraus wurde dann, denke ich, etwas Rührseliges, was, glaube ich, nicht seiner Vorstellung entsprach. Ich will nicht für ihn sprechen, aber ich finde, es wurde ziemlich dämlich. [...]
Es hat nicht zusammengepaßt. Die Ideen ware in Ordnung, aber ich glaube, sie gehörten einfach nicht in den gleichen Raum. Interessant war, daß Lucas über Krieg der Sterne sprach, als wäre es eine wirkliche Welt. Er sagte Dinge wie, "wißt ihr, Han Solo ist mit einer Wookiee verheiratet, aber wir können das nicht sagen". Das war vor [30] Jahren, also mag ich mich täuschen.Kommentar von StarWars.com
So unglaublich es klingen mag, aber es gibt Indizien, die dafür sprechen, daß Ripps sich nicht irrt. Pat Proft bestätigt seine Version, und in einer frühen Version von Krieg der Sterne aus dem Januar 1975 lebt Han Solo mit einem pelzigen, weiblichen Wesen zusammen, das, bzw. die er küßt. Außerdem erinnert sich Proft daran, daß Lucas erzählt habe, Han sei von Wookiees aufgezogen worden, etwas das in Laurent Bouzereaus Buch Star Wars: The Annotated Screenplay bestätigt wird.Das war eine ganze Welt, über welche die Zuschauer nur wenig wußten. Es war für mich, als gab er uns Einblicke in die Geschichte. Er kannte diese ganze Welt, eine Welt, die wir vielleicht nie kennen werden. Es war, als habe er die Sphinx gefunden und würde nur kleine Teile davon zeigen, während er Alles hatte.
Er schafft nicht nur biographische Hintergründe, sondern historische Abläufe und Zusammenhänge. Es war bemerkenswert. Ich hoffe, daß ich als Autor aus dieser Begegnung gelernt habe. Wenn man sich eine Figur ansieht, dann besteht sie nicht nur aus dem, was auf den Drehbuchseiten geschieht, sondern es gab sie schon, bevor man sie geschaffen hat. Er war einer der interessantesten Menschen, die ich je kennengelernt habe, weil er soviel Leidenschaft und Konzentration mitbrachte. Ich habe später ein Drehbuch für Steven Spielberg überarbeitet (Casper) und einen Tag mit ihm verbracht. Er war genauso. Leidenschaftlich und konzentriert. Er wußte, um was es ging, obwohl es noch nicht realisiert worden war. Und die gleiche Gabe, macht die Beiden offen für neue Ideen. Sie haben nichts Egoistisches an sich.
Wie ging es nach dem Treffen weiter?
Wir machten uns an die Arbeit und entwickelten auf Basis von Georges Vorgaben einen Handlungsabriß, der dann auch angenommen wurde. Wir haben ihn nicht noch einmal getroffen, und Pat und ich schrieben auch nicht die endgültige Fassung. Stattdessen wurden Autoren engagiert, die sich eher mit dem Schreiben für Varieté-Programme auskannten. Stilistisch änderte sich das Projekt dadurch, verglichen mit unserer Version.
Blieb George Lucas' Geschichte grundsätzlich gleich? Ging es immer darum, daß Chewie anläßlich des "Lebenstages" nach Hause wollte?
Das war die Geschichte. Eine Neuinterpretation von Thanksgiving: Zuhause, Familie und Tradition. Ich habe das als Thanksgiving-Film in einem stellaren Kontext gesehen. Später wurde es dann weniger cinematisch und eher fernsehhaft. Es war die Geschichte von George Lucas, aber nicht seine Vision.
Einer der interessanteren Aspekte des Holiday Special, ist der Mangel an Gewalt.
Ich weiß noch, wie wir über das Familienfernsehen sprachen. Man muß sich dabei vor Augen führen, daß das, was damals als gewalttätig galt, heute als Lappalie abgetan wird. Wir sorgten ganz bewußt dafür, daß keine Gewalt vorkam.
War es eine Herausforderung, Krieg der Sterne ohne Gewalt zu schreiben?
Im Rahmen des Holiday Special nein, nicht wirklich. Aber auch wenn es keine Gewalt gab, hätte es mehr Spannung geben müssen. Ich denke, eine dramatischere Version wäre möglich gewesen, ohne ins Melodramatische abzurutschen.
Smith und Hemion sind großartige Produzenten von gutem Charakter. Ich glaube, und ich mag mich täuschen, daß ihre Vorstellung sich nicht mehr der von Lucas deckte. Jeder, der an diesem Projekt mitwirkte, hatte vor dem Film großen Respekt, eben weil es mehr als nur ein Film war: Krieg der Sterne war beinahe literarisch, eine neue Ikone. Vielleicht hatten wir zuviel Ehrfurcht davor. Das ist immer ein Problem, wenn man die Vision eines anderen Menschen zu interpretieren versucht.
Welcher Aspekt Ihrer Arbeit am Special hat Ihnen am besten gefallen?
Der Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit Lucas. Er war einer der interessanten Menschen, die ich je kennenlernen durfte.
Neben diesem, hat die offizielle Seite weitere Interviews gesammelt, mit dem ersten Regisseur des Special, mit seinem endgültigen Regisseur, mit dem Darsteller von Chewbaccas Sohn Lumpy und mit Krieg der Sterne-Legende Ralph McQuarrie, der nicht nur die großartigen Konzeptzeichnungen der klassischen Trilogie schuf, sondern auch am Holiday Special Anteil hatte.
Daneben hat sich die offizielle Seite nach Sammlerstücken rund um das Holiday Special umgesehen und die aktuelle Malanleitung Chewies Familie gewidmet.
Den vielleicht faszinierendsten Bericht aber, hat sie sich für heute aufbewahrt: einen Blick in die Lucasfilmarchive, auf der Suche nach allem, was vom Holiday Special überlebt hat. Eine traurige Nachricht an dieser Stelle: Lumpys Bantha-Puppe ist nicht dabei, dafür aber erstaunlich viele andere Schätze aus dem vielleicht umstrittendsten Teil des Kriegs der Sterne.
Seite 1
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare