Eucantina.net hat heute auf den Blog von Karen Traviss hingewiesen, die anlässlich des Erscheinens ihres neuesten Romans Order 66, einen Blogeintrag auf ihrer Seite, KarenTraviss.com, veröffentlicht hat. In diesem erzählt sie ein wenig darüber, wie es war, sowohl dieses spezielle Buch als auch die Reihe Republic Commando an sich zu schreiben. Hier die Übersetzung:
Versteckt auf off'nem Felde
In Ordnung, vielleicht waren es 107 Meilen zum Jeditempel. ( Danke, dass Ihr nicht fragt, warum die Munitionsanzeige vom Deece auf dem Cover von Order 66 107 anzeigt. Nein wirklich! ) Aber morgen wird das Buch erscheinen, auf das alle Republic Commando Fans gewartet haben, seit eine gewisse Jedi unangemessene Gefühle für einen gewissen Kommando-Klon entwickelt hat.
Ich habe das Ende von Order 66 vor vier Jahren geschrieben, als ich noch immer an Feindkontakt gearbeitet habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, ob es einmal mehr Bücher abgesehen von diesem einen geben würde, das dazu gedacht war, die Werbetrommel für das Spiel anzukurbeln, aber ich brauchte eine Vorstellung davon, wohin sich die Charaktere entwickeln würden, um sie überzeugend schreiben zu können. Die grundlegende Prämisse jedoch war so fesselnd, dass ich überzeugt davon war, dass sie eine eigene Serie tragen konnte. Die Jedis, unangefochtene Helden mit weißen Westen, beschmutzten sich durch die Ausbeutung von versklavten, menschlichen Wesen, ein ethisches Verbrechen so verlockend und voll von Dilemma, dass ich unbedingt wissen wollte, wo das ended. Und wenn man sich so sehr auf eine Geschichte einlässt, dann stehen die Chancen gut, dass man genug Leser findet, die einen auf dieser Reise begleiten.
Die naiven Kindersoldaten haben Kamino verlassen und wuchsen schnell auf. Sie fanden heraus, was die Republik ihnen antat und dass nichts daran ruhmreich war, dass es nicht fair war. Einige wenige Jedi kamen zu dem selben Schluss. Die Gruppe der Abweichler wuchs, vereint durch einen verbrecherischen und doch charismatischen Mando-Söldner und als ich schließlich am Ende von Order 66 angekommen war, der letzten Szene, schrieb sie sich selbst ganz anders. Ich musste meine ursprüngliche Wegplanung verwerfen, da sich die Figuren über vier Bücher hinweg so entwickelt und vervielfacht hatten, dass sich der gesamte Handlungsbogen verschoben hatte.
Das ist es, was ich mit 'Die Charaktere ans Steuer lassen' meine.
Ich denke man merkt, wenn ein Autor Figuren in ein Handlungsschema zwängt, dass sie unbedingt geschehen lassen wollen. So kann ich nicht arbeiten. Meine Geschichten fließen aus den Persönlichkeiten der Charaktere und wie sie reagieren und interagieren. Und die Charaktere kommen von der Art Person, die am wahrscheinlichsten diese Nische in einer Umgebung ausfüllen kann; Kal Skirata und die Cuy'val Dar, zum Beispiel, waren eine notwendige Verbesserung der grundlegenden Geschichte der Kaminoaner ( nicht gerade SAS-Material ) ( Anmerkung des Übersetzers: SAS = Special Air Service, britische Luftwaffenspezialeinheit und erste moderne Kommandoeinheit der Welt, Vorlage für alle nachfolgenden Kommandoeinheiten ), die Spitzensoldaten einer anderen Spezies trainieren sollten - Menschen. Ich konnte nicht glauben, dass die Fisch-Faschisten diesen Job machen konnten, also fragte ich bei Lucasfilm nach, ob ich den Plot von Attack of the Clones nachträglich ändern durfte, in dem ich eine bis dahin unbekannte, geheime Gruppe von Ausbildern einführte, die von außerhalb kam. Richtig harte Bastarde, die eine Elitetruppe trainieren konnten. Das war die einzige Möglichkeit, um Omega als eine authentische Spezieleinheit analog zu SAS/ SBS ( Anmerkung des Übersetzers: SBS = Special Boat Service, SAS-gleiche Spezialeinheit der britischen Marine ) darzustellen. Das war alles woran ich mich halten konnte - echte Kampfstrategien. Und da ich mich damals nicht wohl dabei fühlte amerikansiche Dialoge zu schreiben und ich die Klone durch verschiedene Sprachmuster und Akzente unterscheidbar machen wollte, gab mir dies auch die Möglichkeit einen Sergeant zu haben, der all die Slangwörter benutzte, die ich kannte.
Kal Skirata hat also seinen Ursprung in einer Notwendigkeit. Er musste auch Mandalorianer sein, denn Jango würde nur Söldner auswählen, bei denen er darauf vertrauen konnte, dass sie das Projekt geheimhalten würden. Und Ihr alle wisst, was dann passierte.
Dieses Wiesel entschied sich ein eigenes Leben zu haben und genau das tat auch die Mando-Kultur, aus der er stammte. Dies taten auch die Omega-Squad, die verschiedenen Jedi, die mit ihnen zusammenarbeiteten, vom ethischen und mutigen Bardan Jusik bis zur ernsten und von Selbstzweifeln geplagten Etain Tur-Mukan. Walon Vau und Mird habe ich spontan aus dem Hut gezaubert, als mich ein Kumpel bei LucasArts angeschrieben hat, um mich zu bitten einen Sergeant für eine Szene in Republic Commando zu erfinden, an dem noch gearbeitet wurde, als das Buch längst in der Druckerei war. Ich habe dieses Profil in fünf Minuten rausgehauen und weiß immer noch nicht genau, woher die beiden eigentlich gekommen sind.
Aber sie erwachten alle zum Leben. Ich habe keine Ahnung, wie einige von ihnen sich so schnell entwickeln konnten, oder auch nur wo einige von ihnen herkamen, aber mein Werkzeugkasten für psychologische Profile - eine Art geistiger Gallerie von Phantombildern von Persönlichkeitstypen - hat sie Buch für Buch ausgeschüttet und ich hatte eine wunderbare, furchterregende, aufregende, lustige, ärgerliche Zeit ihnen zu folgen und die Welt durch ihre Augen zu sehen.
Ich verstehe immer noch nicht, warum das nicht mehr Autoren tun. Warum lassen sie Figuren auf echten Personen basieren? Oder schlimmer: warum auf ihnen selbst? Welch größeres Abenteuer könnte es geben und welch bessere Lehre, als diese Reise mit völlig fremden zu unternehmen, die niemals die Fähigkeit verlieren dich zu überraschen?
Meine Charaktere haben sich so geändert, wie meine Wahrnehmung der Welt. Ihre moralischen Auseinandersetzungen, aus ihrem Blickwinkel, haben mich aufgeregt und aufgewühlt und sie haben mich gezwungen einige meiner eigenen Ansichten über grundlegende ethische Entscheidungen zu überdenken.
Ja, sie haben sich wirklich selbstständig gemacht, wie es alle guten Figuren sollten. Und nun, vier Bücher später, müssen sich einige von ihnen verabschieden. Aber das Leben und die Leben gehen weiter und wie grauenhaft auch immer die Ereignisse der letzten Tage der Klonkriege sein mögen, der zusammengewürfelte Skirata-Clan wird sich den Staub abklopfen und sich für den nächsten Kampf sammeln - diesmal unter dem Imperium. Der Krieg mag geendet haben, aber der richtige Kampf hat erst begonnen.
Ich wollte eigentlich nicht, dass das Buch auf die Weise endet, wie es das tut, falls Ihr vorhabt zu fragen. Ich bin tagelang mit einer Mischung on Orientierungslosigkeit und Trauer aufgewacht, nachdem ich das Manuskript fertig hatte. Es ist ja nur eine dumme Geschichte, nichts davon ist echt, nichts außer den grundlegenden menschlichen Wahrheiten darin. Aber wenn man lebendige Fiktion schreiben will, muss man das Leben dieser Figuren teilen, jeden Zentimeter auf ihrem Weg. Und darum tut es weh, wie das Erwachen nach einem Alptraum. Dein Körper und dein Hormonsystem verhalten sich, als würde das alles richtig passieren. Mit dem Rücken zur Wand zu schreiben, ist eben so.
Also, ja, ich hätte mir ein andere Ende für die Charaktere gewünscht. Aber die Geschichte hat sich einfach nicht so entwickelt. Die Figuren gingen nicht in diese Richtung. Wenn ich mich eingemischt hätte, wenn ich das Ruder übernommen hätte, dann wäre dabei nur die Erfüllung eines Wunschtraums herausgekommen, eine FanFiction wir ein Märchen, was die ganze Art meiner Arbeit zunichte gemacht hätte - welche bedeutet vollkommen reale und einzigartige Persönlichkeiten zu kreieren, zurückzutreten und getreu zu berichten, was sie sehen, denken und tun.
Es tut trotzdem weh. Und trotzdem werde ich fortfahren dies zu tun. Denn dies ist die Art durch die Geschichten geboren werden, in denen die meisten Gefühle widerhallen.
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